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Veröffentlicht am 25.07.2022

Überzeugender Cozy-Crime

Mord in Montagnola
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Inhalt: Kaum kehrt Moira, Übersetzerin und frisch getrennt, nach Jahren in das Tessiner Dörfchen Montagnola zurück, wird ein Toter in einer Nevèra, einem der dort typischen historischen Eiskeller, gefunden. ...

Inhalt: Kaum kehrt Moira, Übersetzerin und frisch getrennt, nach Jahren in das Tessiner Dörfchen Montagnola zurück, wird ein Toter in einer Nevèra, einem der dort typischen historischen Eiskeller, gefunden. An den polizeilichen Ermittlungen beteiligt ist auch Moiras Jugendliebe Luca Cavadini, inzwischen leitender Rechtsmediziner des Kantons, der sie bald als Dolmetscherin um Hilfe bittet. Die Befragungen in der Dorfgemeinschaft gestalten sich schwierig, doch bald wird klar, dass es im beschaulichen Tessin nicht gar so friedlich zugeht, wie es zunächst den Anschein hat.

Im ersten Krimi der neuen Reihe "Mord in Montagnola" begleitet der Leser/die Leserin die Protagonistin Moira, die mehr durch Zufall in die Ermittlungsarbeit gerät. Mit einem angenehmen und gut verständlichen Sprachstil deckt Moira ein Geheimnis nach dem nächsten auf. Die Protagonistin ist mir dabei auf Anhieb sympathisch gewesen. Sie wirkt nahbar und steht mit beiden Beinen im Leben. Auch die Begleitfiguren wie ihren ulkigen Vater, auf den man gefühlt immer aufpassen muss, und ihre Jugendliebe Luca sind gut gelungen. Die Kombination ist erfrischend und es gibt immer wieder lustige Situationen zum Grinsen. Der Kriminalfall selbst ist eher gemütlich gestaltet worden, auch wenn es die ein oder andere spannende Passage gibt. Mir hat vor allem das angenehme Urlaubsflair und die immer wieder aufkommenden knisternden Momente zwischen Moira und Luca gefallen. Die Ausgewogenheit der einzelnen Bestandteile des Krimis hat mich überzeugt und ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Teil!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Endlich Neues von Klufti!

Affenhitze (Ein Kluftinger-Krimi 12)
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Inhalt: Zefix ... was für eine Hitze! Eigentlich viel zu schwül, um vor die Tür zu gehen. Aber Kluftinger hat keine Wahl: Er muss in der Tongrube ermitteln, in der Professor Brunner vor einiger Zeit das berühmte Skelett ...

Inhalt: Zefix ... was für eine Hitze! Eigentlich viel zu schwül, um vor die Tür zu gehen. Aber Kluftinger hat keine Wahl: Er muss in der Tongrube ermitteln, in der Professor Brunner vor einiger Zeit das berühmte Skelett des Urzeitaffen "Udo" ausgegraben hat. Nun wurde Brunner verscharrt unter einem Schaufelbagger gefunden. Der Wissenschaftler, der mit seinem Fund beweisen wollte, dass die Wiege der Menschheit im Allgäu liegt, hatte viele Feinde. Kluftinger hat deshalb gleich mehrere Verdächtige im Visier, darunter die Mitglieder einer obskuren Sekte. Aber auch privat muss sich der Kommissar um ein Observationsobjekt kümmern: Die Tagesmutter seiner kleinen Enkelin verfolgt höchst seltsame Erziehungsansätze. Grund genug, ihr genauer auf die Finger zu schauen und Flugstunden mit Doktor Langhammer und seiner neuen High-Tech-Drohne auf sich zu nehmen. Doch der Probeflug gerät gefährlich aus dem Ruder ...



"Affenhitze" ist der neue Kriminalroman rund um Kommissar Kluftinger des Autorenduos Klüpfl und Kobr. Ich habe alle Kluft-Romane gelesen und mehrfach gehört und bin ein großer Fan des kauzigen Kommissars. Auch dieser Roman war wieder sehr unterhaltsam und gespickt mit dem besonderen Humor der Autoren. Kluft gerät von einer peinlichen Situation in die nächste - und genau deshalb muss man ihn lieben. Mit von der Partie sind die "übliche Verdächtigen", die Romane sind einfach Kult! Viel zu lange werde ich nun auf den nächsten warten müssen - aber es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 23.05.2022

Endlich wieder Lost!

Einsame Entscheidung
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An der wunderschönen Algarve kann man es sich gut gehen lassen. Doch die Idylle trügt: In einem Ferienhaus wird ein englischer Tourist tot aufgefunden, seine Begleiterin ist spurlos verschwunden. Mit dem ...

An der wunderschönen Algarve kann man es sich gut gehen lassen. Doch die Idylle trügt: In einem Ferienhaus wird ein englischer Tourist tot aufgefunden, seine Begleiterin ist spurlos verschwunden. Mit dem Verdacht einer Beziehungstat, beginnen der „Alemaho“ Kommisssar Lost und das Team der Policia Judicaria mit den Ermittlungen. Schnell stellen sie fest, dass hier jedoch Profis am Werk waren und plötzlich haben sie es mit einem gefährlichen Gegner zu tun.

„Einsame Entscheidung“ ist bereits der fünfte Band der Kriminalreihe rund um den Kommissar Leander Lost und spielt erneut an der Algarve. Diesmal ist es Mitte Juni, die Sonne strahlt vom Himmel und die Touristensaison steht vor der Tür. Ich habe mich riesig auf den neuen Fall mit dem besonderen Kommissar gefreut – schließlich musste ich 2 Jahre warten! Ab Seite 1 fühlte ich mich wieder „wie zu Hause“. Dem Autor ist mit den Protagonisten ein großer Wurf gelungen, denn sie ergänzen sich hervorragend und bilden ein harmonisches Ermittlerteam: Der deutsche Kommissar Lost mit Asperger-Syndrom, der lässige Carlos Esteves und die pfiffige Graciana Rosado. Ich habe es genossen, das Team auf der Dachterasse von Gracianas Eltern wiederzutreffen und sie bei den Ermittlungen zu begleiten. Schnell wurde ich erneut vom Wortwitz und dem andersartigen, etwas verschachtelten Schreibstil des Autors in den Bann gezogen. Mir hat wieder sehr gut gefallen, wie humorvoll und liebevoll Leanders Denkweise und die Art zu erleben dargestellt wurde.

Der Kriminalfall selbst nimmt schnell an Spannung zu und die Ereignisse überschlagen sich. Hierbei erfährt der Leser mittels wechselnder Perspektiven diverse Details, was ich sehr gelungen fand. Dennoch erschien mir der kriminalistische Hintergrund von Anfang an überraschend durchschaubar und brachte für meinen Geschmack leider auch keine große Wendung mit sich. Das bin ich aus den vorherigen Bänden anders gewohnt. Nichtsdestotrotz habe ich den Roman als fesselnd empfunden und nicht zuletzt die zwischenmenschlichen Momente ausgekostet. Vor dem Hintergrund der tollen Charaktere spielte der für mich durchschaubarere Kriminalanteil eine untergeordnete Rolle. Ich freue mich schon auf Band 6 und hoffe, dass ich nicht zu lange darauf warten muss!

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Von kleinen Momenten, die ein ganzes Leben verändern können

Boy meets Girl
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Eigentlich dachte Nora, mit Anfang 50 stehe sie im Leben genau dort, wo sie immer sein wollte. Eine erwachsene Tochter, der Traumjob als Paartherapeutin, ein Ehemann und ein großer Freundeskreis. Doch ...

Eigentlich dachte Nora, mit Anfang 50 stehe sie im Leben genau dort, wo sie immer sein wollte. Eine erwachsene Tochter, der Traumjob als Paartherapeutin, ein Ehemann und ein großer Freundeskreis. Doch irgendwie fehlt ihr etwas, das sie gar nicht so genau benennen kann. Nachdem sie den Ehebetrug ihres Mannes aufdeckt, wird ihr klar, dass sie schon seit Jahren nur passive Beobachterin ihres eigenen Lebens ist. Mit frisch erwachter Neugier stürzt sie sich in Situationen mit alten und neuen Bekannten und versucht, ihr Leben neu auszurichten.

„Boy meets Girl“ ist der erste Roman, den ich von der Autorin Julia Holbe gelesen habe. Ohne richtige Erwartungen hat dieser Roman mich ab der ersten Seite vollständig abgeholt und absorbiert. Ich war von der atemberaubenden Leichtigkeit trotz der Intensität und Melancholie des Romans vollkommen fasziniert. Schon lange hat mich ein Roman nicht mehr so gefesselt wie dieser. Besonders gut gefallen hat mir der direkte und offene Schreibstil der Autorin, der mich in die Gedankenwelt der Protagonistin eingeführt hat, als sei ich die Paartherapeutin, der alles geschildert wird. Hierdurch erlebte ich als Leserin alles sehr intensiv mit. Trotz des leichten Tons und der dahinfliegenden Seiten lebt der Roman zeitgleich von einer melancholischen Schwere und erzählt von den kleinen Momenten des Alltags aber auch von den sich nur kurzzeitig öffnenden Türen oder verpassten Chancen, die alles verändern könn(t)en. Dies geschieht so unglaublich real und lebensnah, dass ich das Gefühl habe, diese Geschichte hätte nahezu Jedem/r genauso passieren können. Auch, wenn ich das Handeln der Protagonistin Nora nicht an allen Stellen nachvollziehen konnte und mich zuletzt fast nervte, weil ich selbst vermutlich anders agiert hätte, hat mich der Roman sehr vereinnahmt. Eine gelungene Darstellung von den kleinen Momenten, die ein ganzes Leben verändern können und sicherlich nicht der letzte Roman, den ich von dieser Autorin gelesen haben werde.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Stark

Tell
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Der Autor Joachim B. Schmidt hat die Sage rund um den Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell neu aufgelegt und modernisiert. In kurzen Sequenzen mit wechselnder Perspektive erlebt der Leser Tells Geschichte ...

Der Autor Joachim B. Schmidt hat die Sage rund um den Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell neu aufgelegt und modernisiert. In kurzen Sequenzen mit wechselnder Perspektive erlebt der Leser Tells Geschichte aus der Sicht diverser Figuren.

Obwohl mir der rasche Tempowechsel zunächst erschwerte, den Überblick zu behalten, sorgte er für einen intensiven Sog. Ich konnte den Roman kaum noch aus den Händen legen. Die Figuren sind vielfältig gestaltet und jede Bevölkerungsschicht ist vertreten. Hierdurch erhält der Leser einen guten Einblick in damalige Verhältnisse. Darüber hinaus ermöglicht die Schilderung aus Sicht der Figuren einen emotionalen Zugang zu der Sage rund um Wilhelm Tell. Wilhelm Tell selbst tritt bei Joachim B. Schmidt als grimmiger, nahezu aggressiver Anti-Held auf, weshalb ich anfangs große Schwierigkeiten hatte, die Lektüre für mich anzunehmen. Für mich war Wilhelm Tell stets der strahlende Held. Im Laufe der Geschichte habe ich die Art und Weise der Erzählung und Darstellung aber als sehr raffiniert und interessant kennen gelernt. Denn der Roman erweitert die Sage von Wilhelm Tell um mehrere Ebenen. Insbesondere durch die wechselnden Perspektiven wird gezeigt, was für ein Mensch hinter dem Nationalhelden Wilhelm Tell steckt bzw. gesteckt haben könnte. Der Held wurde nachfolgend zum Menschen und deutlich nahbarer. Dies eröffnet neue Perspektiven und hat mir ausgesprochen gut gefallen, denn der Roman setzt sich hierdurch stark von Schillers Werk ab. Durch die Neuinterpretation der Sage und den modernen, eindringlichen Sprachstil wird Wilhelm Tell meines Erachtens auch jüngeren Generationen nahe gebracht. Etwas vermisst habe ich allerdings tiefere Einblicke in die historischen und politischen Begebenheiten, was aber sicherlich Geschmackssache ist.

Fazit: Ein zusammenfassend sehr Sog ausübender, starker Wilhelm Tell Roman, dessen moderne Neuinterpretation ihn auch der jüngeren Generation zugänglich macht.

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