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Veröffentlicht am 20.04.2022

Rätsel um einen toten Highlander

Das Grab in den Highlands
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Ziemlich viele Themen bringt Douglas Skelton in seinem Buch "Das Grab in den Highlands" um die schottische Reporterin Rebecca Connolly zusammen: Leichen in historischer Tracht an historischen Orten, Rechtpopulisten, ...

Ziemlich viele Themen bringt Douglas Skelton in seinem Buch "Das Grab in den Highlands" um die schottische Reporterin Rebecca Connolly zusammen: Leichen in historischer Tracht an historischen Orten, Rechtpopulisten, ein Stadtteil, der sich gegen den Zuzug eines verurteilten Sexualstraftäters stellt, organisierte Kriminalität, toxische Männlichkeit, Machokultur und der Niedergang der Zeitungskultur. Das ist dann auch bei 432 Seiten Länge mitunter etwas viel, um allen Themen gerecht zu werden und am Ende stiften einige Details eher zusätzliche Verwirrung als sich in den Plot einzufügen, lenken im Gegenteil von den tatsächlichen Hintergründen ab.

Auf dem historischen Schlachtfeld Culloden wird die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden, in Highlander-Tracht, durchbohrt von einem Highlander-Schwert. Reporterin Rebecca stößt eigentlich nur auf den Fall, weil sie Chauffeursdienste für den befreundeten Fotografen Chaz leistet - die beiden berichteten eigenttlich von einer Kundgebung in einem eher übel beleumdeten Stadtteil von Inverness, auf der Mo Burke, die Mutter eines kriminellen Familienverbands, gegen den Zuzug eines Pädophilen auf die Straße ging. In einem widerwillig gewährten Interview erfährt Rebecca, dass das Thema Missbrauch für Mo ein sehr persönliches ist.

Eingeschoben in die Handlung sind Rückblenden aus der Sicht eines namen- und geschlechtslosen Kindes, das von einem Mann regelmäßig missbraucht wird, während die übrigen Familienangehörigen das Geschehen ignorieren. Um wen es sich handelt, darüber lässt der Autor die Leser lange Zeit grübeön und sorgt dafür, dass stets mehrere Interpretationsmöglichkeiten bestehen.

Ob Douglas Skelton eine Medienvergangenheit hat, weiß ich nicht, aber er schildert das Dilemma der Printbranche ausgesprochen realitätsnah: Die Kürzungen und der Personalabbau, die Content-Manager, die an die Stelle von Redakteuren sehen, die neuen Entscheider, die Klickzahlen generieren wollen und es gar nicht gerne sehen, wenn Reporter vor Ort recherchieren statt am Telefon Informationen abzufragen und sich der nächsten Fließbandproduktion zuzuwenden. Auch die Konkurrenz von Journalisten verschiedener Medien um Exklusivinformationen, dass Spannungsverhältnis zwischen Medienvertretern und Ermittlern, die sich einerseits brauchen und andererseits misstrauen - doch, das entspricht schon sehr dem "richtigen Leben".

Die Kriminalbeamtin Valerie Roach verkörpert diese Ermittlerseite, ähnlich wie Rebecca eine Frau, die sich immer wieder mit Macho-Kultur innerhalb des eigenen Berufsstands behaupten muss. Bei den vielen Fäden des Plots wirkt "Das Grab in den Highlands" mitunter fast überfrachtet. Besonders die atmosphärische Schilderung der Highlands und der verschiedenen Gegenden von Inverness hat hier überzeugt. Nebenbei gibt es auch noch Hintergründe der schottischen Geschichte, bei denen der berühmte "Bonnie Prince Charlie" gar nicht so gut weg kommt. Mich hat der Ausgang überrascht, ich hatte eine etwas andere Konstellation überlegt. Douglas Skelton hat es auf jeden Fall geschafft, beim Lesen Hochlandnebel, Heidekraut und das kehlige schottische Englisch vor meinem inneren Auge (und Ohr) entstehen zu lassen.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Mord im Kloster

Ostseekreuz
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Eine Auszeit im Kloster gegen Bürnout oder zur Sinnsuche - das erfreut sich zunehmender Beliebtheit, vor allem, wenn es nicht mit den Gelübden von Armut, Keuschheit und Gehorsam verbunden ist. In Eva Almstädts ...

Eine Auszeit im Kloster gegen Bürnout oder zur Sinnsuche - das erfreut sich zunehmender Beliebtheit, vor allem, wenn es nicht mit den Gelübden von Armut, Keuschheit und Gehorsam verbunden ist. In Eva Almstädts "Ostseekreuz" sucht auch ihre Serienheldin Pia Korittki hinter Klostermauern inneren Frieden. Sie ist im 17. Band der Reihe um die Lübecker Ermittlerin zwar nicht ausgebrannt, wohl aber traumatisiert von den Folgen einer Entführung, in der die Kommissarin selbst das Opfer war. Zudem schwebt sie noch immer in Gefahr, ist der Täter doch immer noch hinter ihr her und bedroht auch ihren sechsjährigen Sohn.

Klar, dass es in einem Krimi eher nichts mit der inneren Einkehr wird. Zum einen sucht in einem zweiten Erzählstrang Pias Kollege und Liebhaber Marten als Zielfahnder nach dem Entführer - da kommt es durchaus zu Action-Szenen. Zum anderen ist auch das Kloster in Ostseenähe trotz aller Abgeschiedenheit nicht der ersehnte Ort des Friedens.

Die anderen Klostergäste haben alle ihre eigene Agenda, die nicht immer mit der vor allem ihre Ruhe suchenden Pia in Einklang stehen. Zum anderen sorgt der Tod eines Mönchs für das Ende des klösterlichen Friedens. Schon bald steht fest: Bruder Zacharias wurde ermordet. Als "verdeckte Ermittlerin" unterstützt Pia ihre Kollegen, die den Fall offiziell untersuchen. Als es zu einem weiteren Todesfall kommt, ist der Klosterurlaub für alle Beteiligten endgültig nicht mehr die ruhige Auszeit...

Bei Mord hinter Klostermauern denke ich zwar immer zuerst an den "Namen der Rose", doch auch Eva Almstädt gelingt es, Klosteratmosphäre und Spannung zusammen zu bringen. Die Verbindung von weltlichem und spirituellen Raum, von Tradition und alten Sünden, die Schilderung des klösterlichens Gemeinschaftslebens mit seinen Herausforderungen für jeden Einzelnen - das ist spannend und mit Gespür für Atmosphäre geschrieben, Unter den Klosterbrüdern gibt es Exzentriker, Miesepeter und Suchende. Dabei verzichtet Almstädt auf Karikierendes, sondern lässt die Mönche (fast) als Menschen wie du und ich erscheinen, die keineswegs nur heilig über den Dingen stehen.

Auch ohne den Vorgängerband gelesen zu haben (was sicher nützlich gewesen wäre), konnte ich den Bezügen zu Pias Entführung und die daraus entstandenen Konsequenzen gut folgen. Die Kommissarin ist eine sympatische Protagonisitin, die mit ihrer ruhigen und beharrlichen Art, ihrer Gründlichkeit und dem durchaus vorhandenen Durchsetzungsverögen glaubwürdig wirkt. Die Krimihandlung in ein Kloster zu verlegen statt in szenetypischer Locations sorgt für eine besondere Atmosphäre. Dabei überzeugen besonders die Beschreibungen des jahrhundertealten Gebäudes und seiner Umgebung. Ostseekreuz hat mich überzeugt - und nebenher Lust auf Klosterurlaub gemacht. Wenn auch im richtigen Leben möglichst ohne Leichen.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Zerrissene Familien

TEAM HELSINKI
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Man muss schon ein bißchen dabei bleiben bei der Lektüre von "Team Helsinki" von A. M. Ollikainen, einem schreiben Ehepaar. Denn in dem finnischen Krimi um den Fund einer Leiche in einem Container wechseln ...

Man muss schon ein bißchen dabei bleiben bei der Lektüre von "Team Helsinki" von A. M. Ollikainen, einem schreiben Ehepaar. Denn in dem finnischen Krimi um den Fund einer Leiche in einem Container wechseln die Zeit- und Erzählperspektiven - dabei führen die Autoren ihre Leser durchaus auch auf manche falsche Fährte. In der Schlussphase des Buches gibt es dafür auch klärende Aha-Momente.

Zerrissene, disfunktionale Familien, in denen Geheimnisse ausgeschwiegen werden, Alkohol- und Drogenmissbrauch - es ist durchaus skandinavisch-düster in diesem Auftakt einer Reihe um die Kriminalbeamtin Paula, die gerne mal zu Alleingängen neigt und manche Schnellentscheidung später bedauert - was sie allerding auch menschlich macht.

In "Die Tote im Container" ermitteln Paula und ihre Kollegen im Umkreis einer Unternehmer- und Mäzenatenfamilie, nachdem in einem deren Firma gehörenden Container die Leiche einer toten Frau aus Namibia gefrunden wurde. Der Container, in den Wasser eingeleitet wurde, sollte Teil eines Kunstprojekts sein, das von der Familienstiftung finanziert wurde. Dass die Familie nicht nur über Jahre Ländereien in Namibia besass, sondern auch einen aus dem südafrikanischen Land stammenden Adoptivsohn hat, wirft Fragen nach Verbindungen zu der Toten auf.

Es dauert eine ziemliche Weile, bis die Spannung in Gang kommt und der eine oder andere private Nebenstrang, der vermutlich Grundlagen für künftige Bände legen soll, ist dabei nicht besonders hilfreich. Wenn sich am Ende der Plot erschließt, ist das allerdings durchaus spannend gelöst.Dabei werden gleich ein paar weitere Geheimnisse gelüftet, die die Autoren auch in Zukunft weiter beschäftigen dürften.

"Team Helsinki" hat mich vielleicht nicht vor Begeisterung vom Hocker gerissen (wobei die Messlatte nach meinen letzten Skandinavien-Krimis ausgesprochen hoch war), ist aber durchaus solide Krimikost.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Verschwundenes Filmsternchen

Nordwestnacht
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Mit "Nordwestnacht"hat Svea Jensen bereits den dritten Küstenkrimi um die bayrische Kripo-Beamtin Anna Wagner und ihren norddeutschen Kollegen Hendrik Norberg geschrieben. Ich erinnere mich, dass ich ...

Mit "Nordwestnacht"hat Svea Jensen bereits den dritten Küstenkrimi um die bayrische Kripo-Beamtin Anna Wagner und ihren norddeutschen Kollegen Hendrik Norberg geschrieben. Ich erinnere mich, dass ich vom Serienauftakt mäßig angetan war, da der Fokus einfach zu stark auf dem Privatleben der gerade eingeführten Serienfiguren lag. Im dritten Fall des Teams in Sankt Peter-Ording ist die Balance ausgeglichener, auch wenn das Private weiterhin eine große Rolle spielt.

Eine größere Role spielt diesmal der junge Polizist Nils Scheffler, der im Team ein bißchen die Rolle des begeisterungsfähigen Welpen hat. Sein Enthusiasmus ist noch größer, da er diesmal als Kontaktbeamter und Mann vom Fach zu den Dreharbeiten einer Filmserie abgestellt wurde und sich ziemlich in die neue Co-Hauptdarstellerin Julia verguckt hat. Das 22 Jahre alte bisherige Seriensternchen soll die Serie verjüngen und neue Zuschauerschichten anziehen, allen Streaming Trends zum Trotz. Die bisherige weibliche Haupdarstellerin, Mitte 50, fürchtet, sie solle ausgebootet werden. Und plötzlich ist Julia verschwunden.

Nils glaubt an einen Stalker, doch von dem hat keiner von Julias Kollegen gehört. Als ein Produktionsasssistent, der ebenfalls neu im Filmteam ist, ermordet aufgefunden wird, steigt die Nervosität: Hat es jemand auf die Filmleute abgesehen? Gibt es Verbindungen zwischen dem Toten und der verschwundenen Schauspielerin? Was ließ vor Jahren eine Jugendclique zerbrechen, der auch Julia angehört hatte?

Jugendwahn und Jahrmarkt der Eitelkeiten, ein tragischer Vorfall aus der Vergangenheit und aufgestaute Gefühle spielen in "Nordwestnacht" eie Rolle. Zwischen Ermittlungen und privaten Verwicklungen könnte der Spannungsbogen etwas straffer gespannt werden, Die Beschreibungen vin Sankt Peter Ordings Stränden und Umland hingegen lassen Urlaubsshensucht aufkommen. Alles in allem ein solider Küstenkrimi insbesondere für Nordseefans.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Putzfrau ermittelt mit Herz und Schnauze

Mord und Wischmopp (Mord und Wischmopp 1)
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Nich lang rumreden, sondern gleich anpacken - das prägt die Menschen im Ruhrpott und auch Pamela Schlonski, Reinigungsfachfrau und alleinerziehende Mutter aus Hattingen, bildet als Titelfigur in Mirjam ...

Nich lang rumreden, sondern gleich anpacken - das prägt die Menschen im Ruhrpott und auch Pamela Schlonski, Reinigungsfachfrau und alleinerziehende Mutter aus Hattingen, bildet als Titelfigur in Mirjam Munters Cozy-Krimi "Mord und Wischmopp" keine Ausnahme. Die Frau sagt, was Sache ist - ob es um Teenagertochter Leia (benannt nach der Star Wars-Prinzessin, aber Pamela, mit Mädchennamen Ewing, wurde schließlich nach der "Dallas"-Serienfigur benannt), ihre Klienten oder den aus Bremen ins Ruhrgebiet gezogenen spröden Kriminalkommissar Lennard Vogt geht.

Kein Wunder also, dass die putzmuntere Putzfrau nicht die Fassung verliert, als sie im Fotoklub nicht nur dreckige Kaffeebecher, sondern auch die Leiche des Klubvorsitzenden findet. Dass der Kommissar sie dann aber gleich wieder los werden will - nee, das findet Pamela nicht gut. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Ahse und ihrem besten Freund Totti geht sie selbst Ahnungen und Hinweisen nach und ist dabei so manches Mal schneller als die Polizei.

In den verschiedenen Ostfriesland-Krimis ist ja immer wieder von Ruhrgebietlern die Rede, die es an die Küste, ihrem langjährigen Urlaubsgebiet, verschlagen hat. Hier ist es nun Nordlicht Vogt, der der Liebe wegen den umgekehrten Weg gegangen ist. Leider ist die Beziehung gescheitert, der Kulturschock dagegen geblieben. Schon der Gegensatz zwischen dem schweigsamen Norddeutschen und den patenten Ruhris, die mit ihrer Meinung grundsätzlich nicht hinter dem Berg halten, ist ein roter Faden, der sich durch den eher humorvollen als blutigen Roman zieht.

Es ist insgesamt ein typischer Cozy, der auch auf ein paar Klamaukelementen nicht verzichtet, wobei die Autorin klare Sympathien für das Ruhrgebiet und seine Menschen erkennen lässt und viel Lokalkolorit einfließen lässt. Mord und Wischmopp ist eine nette kleine Unterhaltung für Zwischendurch. Könnte ich mir auch gut als Hörbuch vorstellen.

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