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Veröffentlicht am 15.07.2022

Schöner Start

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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„»Mia. Ein schöner Name, modern und elegant. Er passt zu Ihnen.«
Sie stimme in sein Lachen ein, dabei wurden ihre Augen noch schmaler. »Deswegen habe ich ihn mir ausgesucht. Eigentlich heiße ich nämlich ...

„»Mia. Ein schöner Name, modern und elegant. Er passt zu Ihnen.«
Sie stimme in sein Lachen ein, dabei wurden ihre Augen noch schmaler. »Deswegen habe ich ihn mir ausgesucht. Eigentlich heiße ich nämlich Minna, aber wer will schon wie ein Polizeifahrzeug heißen.«“ (S.54)

Dieses Buch hat mich aus zwei Gründen angesprochen: meine Nichte heißt Minna und ich nähe gerne Kleidung. Die Protagonistin ist anfangs Näherin in einem kleinen Betrieb, führt aber später einen eigenen Laden als Schneiderin und Designerin. Als sie mit ihrer Mutter Ida, der jüngeren Schwester Adele und dem Bruder Hermann nach Düsseldorf kommt, ändert sich ihr beschauliches Leben schlagartig. Nach den furchtbaren Nachkriegsjahren, gibt es wirtschaftlich endlich wieder einen Aufschwung und Mia schwingt mit. Hermann zieht schnell mit seiner Frau Mariechen in eine eigene Wohnung und Addi bekommt nach der Schule eine Anstellung als Hausmädchen bei einer wohlhabenden Familie.
Minna lernt derweil den wohlhabenden Fred Molitor kennen und heiratet ihn trotz der Warnung ihrer Mutter über kleine Männer mit braunen Augen und trotz der Ablehnung seiner Mutter aufgrund ihrer Herkunft.
Als Mia Molitor eröffnet sie bald ihre eigene Schneiderei, um sich die Zeit zu vertreiben. Denn ihr größter Wunsch nach eigenen Kinder bleibt leider aus. Dafür folgt sie ihrer Leidenschaft und jede wohlhabende Frau aus Düsseldorf trägt ihre Designerkleider.
Mia selbst sieht aus wie ein Filmstar und benimmt sich auch so. Deswegen ist Fred ihr von Beginn an verfallen, obwohl sie größer ist als er. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, ist geradeheraus und hat ein Funkeln in ihren grauen Augen, dem er nicht widerstehen kann.
Die Protagonistin Minna ist ein fesselnder Charakter. Sie erlebt viel und entwickelt sich in den 27 Jahren der Handlung zusehends. Trotzdem bleibt sie immer sie selbst, was mir gut gefallen hat. Der Filmstar steckt in Minna auch in schwierigen Zeiten.

Der erste Teil der Mütter-Trilogie handelt zwar hauptsächlich von Minna, bezieht aber viele andere Personen mit ein. Es geht um das Schicksal der ganzen Familie, um Freunde und Bekannte durch alle Zeiten. 1924 ist Minna 19 Jahre alt und das Buch endet sechs Jahre nach dem zweiten Weltkrieg im Juni 1951.
Obwohl im Prolog ein Familiengeheimnis erwähnt wird, habe ich durch die packende Erzählweise dieses völlig verdrängt, bis es im Epilog wieder Nennung fand. Dort wurden Anspielungen auf dieses Rätsel gemacht, aber gelöst wird es wahrscheinlich erst in den beiden Folgebände. Der zweite Band Hanne erscheint im Januar 2023 und handelt von Mias Tochter.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Fesselnd

Rekursion
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„Lewis, bei allem Guten, was die Technik leisten kann, sie scheint uns momentan nicht allzu wohlgesonnen. Nimm das als Zeichen und halte dich lieber zurück […]“ (S. 123)

Dieses Buch habe ich in einer ...

„Lewis, bei allem Guten, was die Technik leisten kann, sie scheint uns momentan nicht allzu wohlgesonnen. Nimm das als Zeichen und halte dich lieber zurück […]“ (S. 123)

Dieses Buch habe ich in einer Bücherbox vom Selfpublisher Verband erhalten. Ich war von der Aufmachung des Klappentextes und dessen Inhalt nicht besonders angetan, trotzdem wollte ich dem Buch eine Chance geben. Und ich bin wirklich froh darüber, denn nach nicht mal 30 Seiten war ich gefesselt. Der Schreibstil hat mich sofort gepackt und das Thema versprach, sehr unterhaltsam zu werden.
Auf der Homepage des Autors nennt er sein Buch einen „Tech-Thriller mit Science-Fiction-Elementen“ und das beschreibt das Buch perfekt.

Marc Jensen ist Wissenschaftler und beschäftigt sich mit den kleinsten aller Teilchen, die so klein sind, daß sie sich schneller als Licht bewegen und damit in der Zeit nach hinten reisen können. Er widmet sein ganzes Leben dieser Forschung und verpasst dadurch nicht nur das Aufwachsen seiner Tochter. Eines Abends hat er ein Gefühl, daß es eine Durchbruch geben wird. Und tatsächlich erhält er eine Nachricht, die er nicht ganz zuordnen kann. Doch sie zwingt ihn zum Handeln und ändert alles.

Was nach einer langweiligen Wissenschaftsabhandlung klingt, ist ein spannender Thriller, der das schlimmste aus der Technologie herausholt. Sei es ein „Smart-Home“ oder ein Hochsicherheits-E-Auto, nichts ist vor Fehlfunktionen sicher. Und Marc Jensen befindet sich mitten zwischen toten Kollegen und der Entführung seiner Tochter. Sein Feind ist nicht greifbar und überall. Es passiert so viel gleichzeitig und nebenbei, daß es schwierig ist, alles in Worte zu fassen, ohne zu viel von der Handlung zu verraten.
Rekursion hat mich überrascht und ich kann jedem Physiker, Sci-Fi-Fan, Thriller-Leser und Technik-Liebhaber empfehlen, dieses durchweg spannende und fesselnde Buch zu lesen.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

spannender Auftakt, vielseitige Charaktere

Die Stadt der Dolche
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„Ein Geistlicher hatte Qulan einmal gesagt, Träume seien Botschaften von Göttern. Qulan hatte ihm entgegnet, dass er immer träume, wenn er am Vorabend Käse gegessen habe, und ihn gefragt, ob er daraus ...

„Ein Geistlicher hatte Qulan einmal gesagt, Träume seien Botschaften von Göttern. Qulan hatte ihm entgegnet, dass er immer träume, wenn er am Vorabend Käse gegessen habe, und ihn gefragt, ob er daraus schließen könne, dass Käse ein Gott sei.“ (S. 465)

Ich frage mich nach dem Buch, wer diesen deutschen Titel ausgewählt hat. Der englische Titel „City of a Thousand Faces“ passt besser zu dem Buch, da es aus der Sicht von vielen verschiedenen Charakteren aus der dritten Person erzählt wird und unterschiedliche Schicksale in der Stadt beschrieben werden. Die Doppeldeutigkeit des Titels ist klasse, wohingegen Die Stadt der Dolche auf viel Blut schließen lässt. Auch wenn der Tod an jeder Ecke in Tumanbay lauert, ist es doch eine wohlhabende und glamouröse Stadt.

Jeder kann alles werden in Tumanbay, sogar Sklaven können eine hohe und angesehene Stellung am Hof haben. So sind die Brüder Qulan und Gregor einst als Sklaven in die Stadt gekommen und nun Meisterspion und General des Sultans. Sie haben die Aufgabe, Tumanbay und den Sultan vor der nahenden Gefahr durch die selbsternannte Königin Maya zu beschützen. Doch dazu müssen sie eine Armee ausheben und die Spione ausfindig machen.
Ibn Bai ist ein Sklavenhändler, der kürzlich nach Tumanbay gezogen ist und auf seine Frau und Tochter wartet. Bei seinem Weg vom Hafen nach Hause kommt er an einem anderen Händler vorbei, der zwei blauäugige Sklaven anbietet. Ibn Bai erkennt sofort, wie besonders diese beiden sind und kauft sie dem Händler ab, um später im Palast einen guten Preis für sie zu bekommen.
Als die Erste Ehefrau Shajah eine neue persönliche Sklavin braucht, sieht Gregor, der Meisterspion, darin eine Chance, das neue blauäugige Mädchen für sich zu rekrutieren, um Shajah auszuspionieren.
Sie alle sind Spielfiguren in einem Spiel, von dem sie nichts wissen.

Durch die unterschiedlichen Personen und ihre Geschichten wird es in Tumanbay nicht langweilig. Es ist interessant, wie sich alle begegnen und miteinander zu tun haben, ohne zu wissen, daß sie zu einem Spiel um den Thron gehören. Dabei wird die Atmosphäre in der Stadt wunderbar eingefangen, während die Politik im Palast das Geschehen immens beeinflusst.
Insgesamt ist Die Stadt der Dolche nicht nur unterhaltsam und spannend, sondern auch abwechslungsreich.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Die Protagonisten passen besser in unsere Zeit

Die magischen Buchhändler von London
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„Kein Zauberer kannte je
Die seltsame, seltene Magie
die die behandschuhten Buchhändler hüten
Doch ihre Geheimnisse teilen sie nicht“ (S. 34)

Susan stammt aus dem ländlichen Barth und zieht kurz nach ...

„Kein Zauberer kannte je
Die seltsame, seltene Magie
die die behandschuhten Buchhändler hüten
Doch ihre Geheimnisse teilen sie nicht“ (S. 34)

Susan stammt aus dem ländlichen Barth und zieht kurz nach ihrem 18. Geburtstag nach London. Bevor ihr Studium an der Kunstakademie beginnt, möchte sie übergangsweise in Pubs arbeiten, Geld verdienen und nebenher ihren Vater suchen. Ihre Mutter ist meistens geistig woanders, sodaß Susan nur wenige Anhaltspunkte für die Suche nach ihrem Vater hat. Der erste auf ihrer Liste ist auch der offensichtlichste, da sie zu Weihnachten immer ein Paket von „Onkel Frank“ bekommen hat. Doch gerade, als sie sich aus dem Haus von Frank Thringley stehlen wollte, trifft sie auf Merlin und die Überreste von Frank. „»Was zum Teufel geht hier vor?«
»Das kann ich hier nicht erklären.« Merlin trat ans Fenster und schob es hoch.
»Warum nicht?«
»Weil wir beide sterben werden, wenn wir hierbleiben. Komm.« Er stieg aus dem Fenster.“ (S. 17)

So stolpert Susan in eine magische Welt voller verborgener Wesen, mit Buchhändlern, die an einer Hand einen Handschuh tragen und ein Arsenal an altmodischen Waffen mit sich führen. Sie ist ein pragmatischer Typ, mit DocMartens an den Füßen, einer Stacheligelfrisur und übergroßen Bandshirts.
Merlin ist ein extravaganter Charakter, der nicht nur dickköpfig ist, sondern auch einen eigensinnigen Modegeschmack besitzt. Er ist sich nicht sicher, ob er nicht doch lieber weiblich wäre, weswegen er beim zweiten Treffen mit Susan einen Rock trägt. Seine linke Hand ist immer von einem Handschuh verdeckt und er versteckt Waffen in allen möglichen Taschen.

Die Geschichte spielt im London 1983, was vor allem durch alte Autos mit genauer Typbezeichnung und fehlende Mobiltelefone auffällt. Ansonsten würde Merlin wunderbar in unsere Zeit passen, egal ob als Mann oder in Frauenkleidern.
Obwohl Susan ein starker weiblicher Hauptcharakter ist, ist Merlin ihr ebenbürtig und keinesfalls übertrieben schwach; eine nette Abwechslung zu einigen aktuellen Geschichten.

Die magischen Buchhändler von London ist nicht nur zauberhaft und unterhaltsam, sondern auch spannend und witzig. Alle Charaktere sind originell und ihre Handlungen nachvollziehbar. Mir hat die Kombination der Alten (mythischen) und Neuen Welt mit den Buchhändlern gut gefallen, obwohl sie für meinen Geschmack zu wenig mit Büchern zu tun hatten.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Schöner zweiter Teil

Falkenreiter - Das Kind des Magiers
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Alex Suche nach dem Tau, ihrem Vater und somit auch nach ihren Wurzeln, geht in diesem zweiten Teil der Falkenreiter-Reihe nahtlos weiter. Hagos wurde vom König festgenommen und weilt wieder in seinem ...

Alex Suche nach dem Tau, ihrem Vater und somit auch nach ihren Wurzeln, geht in diesem zweiten Teil der Falkenreiter-Reihe nahtlos weiter. Hagos wurde vom König festgenommen und weilt wieder in seinem silbernen Turm in Rekadom, während der König weiter nach den verbliebenen Blenderbälgern suchen lässt.
Zerra hat sich ebenfalls in Rekadom als aktuelle Falkenreiterin und königliche Spionin niedergelassen. Schnell stellt sie fest, daß das Leben in dieser fast verlassenen Stadt nicht so glamourös ist, wie sie es erhofft hat. Stattdessen muss sie sich den Dämmerungskreaturen und dem weinerlichen König stellen. Zu allem Überfluss kommt die stellvertretende Falknerin ihr auf die Schliche.
Alex’ und Benns Reise führt sie zunächst weg von Rekadom, zurück in das Turmhaus von Großmutter Nella Lau. Auf dem Weg begegnen sie vielen bekannten Geschöpfen, verweilen an gefährlichen Orten und versuchen immer wieder der Gefangenennahme durch den König zu entkommen. Am Ende bekommen sie Hilfe von unerwarteter Seite.

Manchmal frage ich mich, ob die Klappentext-Verfasser das Buch überhaupt gelesen haben. Die „Geheimnisse der Falkenreiter“ sind nicht nur längst bekannt, sondern auch unwichtig. Warum diese Bücher überhaupt Falkenreiter heißen, ist mir unbegreiflich.
Aber das hat nichts mit der Geschichte zu tun, denn sie ist spannend, manchmal gruselig und am Ende fügt sich alles zusammen. Besonders die Zusammenfassung, wie es nach dem Buch mit den Charakteren weiter geht, hat mir sehr gefallen.

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