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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2022

Tolle Ergänzung

Das Erbe des Weißen Wolfs
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Ich habe, zugegebenermaßen, oft Schwierigkeiten mit dem Fantasy Genre. Einiges liebe ich heiß und innig, während ich Vieles, das hier seine Blüten treibt überhaupt nicht mag. Die Bücher der Hexer Reihe ...

Ich habe, zugegebenermaßen, oft Schwierigkeiten mit dem Fantasy Genre. Einiges liebe ich heiß und innig, während ich Vieles, das hier seine Blüten treibt überhaupt nicht mag. Die Bücher der Hexer Reihe waren mir bisher noch vollkommen unbekannt und auch die Serie habe ich erst relativ spät für mich entdeckt, diese dann aber um so mehr gesuchtet.

In der vorliegenden Sammlung haben 11 polnische Autorinnen und Autoren eine Homage an Andrzej Sapkowski geliefert und neue Geschichten rund um Geralt und Yennefer geschaffen. Jeder von ihnen folgt natürlich einem eigenen Antrieb und legt seinen einigen Stil in die Geschichte, das macht die Sammlung sehr vielschichtig.

In der Natur der Sache liegt es nun auch, dass nicht jede Geschichte mich gleichermaßen begeistern konnte. Während einige sich sehr eng an die Vorlage halten, könnten andere auch in einem völlig eigenen Universum stattfinden. Während ich von einigen Autoren gern noch viel mehr gelesen hätte, haben andere nur wenig bei mir zurück gelassen. In der Summe allerdings muss ich sagen, dass das Buch eine sehr gute Zusammenstellung enthält und gerade für mich als Neuling eine schöne Einstimmung und Ergänzung war. Fans können sich hier die Wartezeit auf die nächste Staffel verkürzen.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Gedankenspiel

Galatea
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Pygmalion ist ein Bildhauer aus der griechischen Mythologie, dessen Geschichte einst von Ovid erzählt wurde. Pygmalion wünscht sich die perfekte Frau, erschafft sie aus Marmor und die Göttin Venus höchstselbst ...

Pygmalion ist ein Bildhauer aus der griechischen Mythologie, dessen Geschichte einst von Ovid erzählt wurde. Pygmalion wünscht sich die perfekte Frau, erschafft sie aus Marmor und die Göttin Venus höchstselbst erhört sein Flehen und erweckt die namenlose Schöne zum Leben. Madeline Miller gibt in ihrer kurzen Erzählung dieser Schöhnheit einen Namen und ersinnt eine Geschichte nach der Geschichte.

Ich liebe Kurt Tucholskys Satz " Und darum wird beim Happy End, im Film gewöhnlich abjeblendt ". Treffender könnte man den Inhalt der Geschichte nicht beschreiben, denn die Autorin erzählt, was passiert sein könnte, nachdem Pygmalion seine perfekte Frau bekommen hat und wie diese sich nun bei der ganzen Sache fühlt, auf ein Podest gestellt, idealisiert und dazu verdammt, die Perfektion in Person zu sein.

Die Autorin betreibt hier ein sehr interessantes Gedankenspiel und hinterfragt gleichzeitig das idealisierte Frauenbild, das bei vielen Männern bis heute vorherrscht. So sollen sie Reinheit und Unschuld verkörpern, gleichzeitig aber ihrem Gatten vollumfänglich zur "Verfügung" stehen und wenn sie dem Ideal nicht mehr entsprechen, ist es dem Mann freigestellt über ihr weiteres Schicksal zu verfügen.

Die kurze Erzählung ist natürlich Fiktion und jetzt sicher auch keine Weltliteratur, aber sie bietet viel Raum für die Interpretation eines klassischen Werkes und regt natürlich zum Nachdenken an, über das Frauenbild der Antike, aber auch der Moderne.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Ironische Selbstreflexion

Lecko mio
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Auch Weltenbummler werden alt und wenn man, wie Helge Timmerberg Schriftsteller ist, dann philosophiert man darüber in einem Buch und teilt so seine Gedanken über das Altern mit der Welt.

Ich habe über ...

Auch Weltenbummler werden alt und wenn man, wie Helge Timmerberg Schriftsteller ist, dann philosophiert man darüber in einem Buch und teilt so seine Gedanken über das Altern mit der Welt.

Ich habe über die Jahre einige von Timmerbergs Büchern gelesen, mit viel Begeisterung, denn seine Art zu schreiben hat mich immer schon mitgenommen. Auch hier ist man sofort drin in seinem Kopf, der zugegebenermaßen oft ziemlich wirres Zeug von sich gibt, aber eben auch total witzig und oft auch durchaus tiefgründig. Die Lektüre gleicht einem wilden Ritt, atemlos versucht man Schritt zu halten mit den bunten Gedankenbildern.

Timmerberg geht hier mit sich selber ins Gericht, kennt seine Fehler und Schwächen genau und bringt sie dem Leser mit einer gehörigen Portion Selbstironie näher. Man erfährt viel persönliches über den Autor, wenn er mit kleinen Anekdoten aus seinem Leben erzählt. Auch im Alter bleibt sich der Autor treu, erzählt unverblümt von seinem Drogen - und Alkoholkonsum, oder seinen Problemen mit dem Gendern. Natürlich kann man ihm jetzt Ignoranz vorwerfen, zu laschen Umgang mit kontroversen Themen, Homophobie, ein nicht mehr zeitgemäßes Frauenbild, allerdings muss ich sagen, der Mann ist siebzig, ein Virtuose auf dem Gebiet der Reiseliteratur, er darf eine eigene Meinung haben, er darf sein Rebellenimage weiter pflegen, er tut dies eh mit einem Augenzwinkern und dafür mag ich ihn.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Idylle? Nur auf den ersten Blick!

Hamdraht
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Die Uhren ticken anders im beschaulichen Südburgenland und nun hat ein Zugereister hier mitten im Nirgendwo ein Wellnesshotel eröffnet. Die Gäste sollen hier entschleunigen und sich mit Kräuter-Küche, ...

Die Uhren ticken anders im beschaulichen Südburgenland und nun hat ein Zugereister hier mitten im Nirgendwo ein Wellnesshotel eröffnet. Die Gäste sollen hier entschleunigen und sich mit Kräuter-Küche, oder Blaufränkisch-Bädern verwöhnen lassen. Die Einheimischen stehen dem natürlich skeptisch gegenüber und als es direkt beim Probelauf eine Leiche gibt, beginnt die Fassade zu bröckeln.

Hamdrath ist bereits der zweite Gartenkrimi von Martina Parker, ich habe den Vorgänger nicht gelesen und für die in sich abgeschlossene Geschichte war das jetzt auch nicht unbedingt nötig. Der Leser trifft hier viele bekannte Gesichter rund um Journalistin Vera und die Mitglieder im Club der grünen Daumen. Die Figuren, die die Autorin hier geschaffen hat sind so wunderbar skuril und besonders. Großartig ausgebaute Charaktere, liebenswert, teils bitterböse, sympathisch, unsympathisch, manchmal etwas überspitzt und vielleicht auch etwas Klischee, aber eben im positiven Sinne und nie drüber.

Die Autorin hat eine sehr mitreißende Art zu schreiben, manchmal sind ihr die Worte dabei etwas ausgeufert. Ich habe dafür totales Verständnis, geht mir persönlich auch oft so. Leider hatte das Buch für mich dadurch ein paar unnötige Längen und ein bisschen Straffung hätte ich hier besser gefunden. Jedem Kapitel sind kleine Weisheiten vorangestellt, hier erfährt der Leser wissenswertes und witziges aus der Tierwelt. Witziges Detail, allerdings für mich nicht halb so amüsant, wie die Gedanken einer Wasserleiche, die in kurzen Zwischenspielen zu Wort kommt. Der Humor hier ist ganz meins und macht den Krimi aus.

Endlich wieder ein Krimi, der sich abhebt von der Masse, voller hintergründigem Humor, trotzdem aber spannend mit hinreißenden Figuren und viel Lokalcholorid. Ich werd mir jetzt schnellstmöglich den ersten Teil besorgen.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Das reizend kann täuschen

Lauter reizende alte Damen
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Tommy Beresford besucht seine Tante Ada in ihrer Seniorenresidenz. Die alte Dame hat so ihre Eigenheiten, ist spitzzüngig und nicht unbedingt umgänglich, gerade Tommys Frau bekommt das zu spüren. Aus diesem ...

Tommy Beresford besucht seine Tante Ada in ihrer Seniorenresidenz. Die alte Dame hat so ihre Eigenheiten, ist spitzzüngig und nicht unbedingt umgänglich, gerade Tommys Frau bekommt das zu spüren. Aus diesem Grunde bleibt sie allein im Salon zurück und kommt hier mit einer anderen, reizenden Bewohnerin ins Gespräch. Ein Gespräch, dass Tuppence ins Grübeln bringt und bald einige Kreise zieht.

Tommy und Tupperence Beresford bilden ein weiteres Ermittlerduo im Krimiuniversum von Agatha Christie. Es macht allerdings den Anschein, als gingen diese Beiden gegenüber den Berühmtheiten Miss Marple und Hercules Poirot etwas unter und tatsächlich gibt es hier einige Unterschiede. Die Beiden sind ein Ehepaar und der Leser lernt sie schon in recht jungen Jahren kennen, auch bringen sie beruflich einen gewissen Hintergrund in die Geschichten ein, den sie arbeiten während des Krieges im Auftrag der britischen Regierung beim Geheimdienst. Ihre Fälle sind daher auch öfter politisch angehaucht, oder im Spionagebereich angesiedelt. Mich hat das bei früheren Büchern etwas abgeschreckt, war mir meist zu kompliziert und die richtige Krimispannung fehlte mir.

In diesem Buch sind die Titelhelden bereits gealtert und gerade Tuppence hadert damit etwas, das ist dann auch der Grund, warum sie sich so in das Verschwinden der alten Dame aus dem Seniorenheim hineinsteigert. AC schöpft hier wieder aus dem Vollen und legt Spuren, gibt Hinweise, schürt Verwicklungen und verwirrt so nicht nur ihre Hauptfigur erfolgreich, sondern zeitweise auch den Leser. Das Buch ist, passend zu den Figuren, etwas anders aufgebaut als ihre anderen Krimis. So fehlt zb am Ende die typische Zusammenkunft, um den Mörder zu entlarven.

Mit der Auflösung des Falls erstaunt die Autorin, löst viele der losen Enden und bringt Ordnung ins Chaos. Die Auflösung ist mir persönlich jetzt vielleicht nicht ganz lückenlos, aber letztlich raffiniert erdacht und spannend umgesetzt.

Agatha Christie gilt nicht ohne Grund als die Queen of Crime. In diesem Buch sieht man wie sie ihre Art zu schreiben an ihre verschiedenen Ermittlerfiguren anpasst. Es wird so nie monoton für den Leser und man entdeckt seine Lieblingsautorin vielleicht nochmal ganz neu. Ich auf jeden Fall.

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