Tolle Familiengeschichte, die zum Nachdenken anregt.
SchwesternzeitenMerle und Hannah sind Zwillingsschwestern. Viele Jahre sind vergangen als sie sich das letzte Mal gesehen haben. Hannah verbrachte die vergangenen Jahre im Ausland, ist nun zurückgekehrt, aber traut sich ...
Merle und Hannah sind Zwillingsschwestern. Viele Jahre sind vergangen als sie sich das letzte Mal gesehen haben. Hannah verbrachte die vergangenen Jahre im Ausland, ist nun zurückgekehrt, aber traut sich nicht zu ihrer Familie. Merle, ganz die Strebsame, hat ihr Studium beendet und arbeitet nun als Referendarin an einer Schule.
Durch einen Zufall entdeckt Oma Sophie ihre Enkelin Hannah wieder in Deutschland. Sie versucht eine Zusammenführung der beiden Mädchen zu organisieren. Doch das läuft richtig schief.
Schuldzuweisungen, fehlende Kommunikation, unterdrückte Gefühle begleiten die Familie in den nächsten Wochen. Hinzu kommt, die Vergangenheit kehrt irgendwann immer zurück und so scheint sich die Geschichte zu wiederholen.
Anke Schläger ist mit diesem Buch über eine Familie, die es nicht schafft, offen miteinander umzugehen, eine wunderbare Geschichte gelungen, die zum Teil zum Nachdenken anregt.
Sie hat einen flüssigen und kurzweiligen Erzählstil, der durch kurze und prägnante Sätze gestaltet ist. Oftmals war mir gar nicht bewusst, wie schnell ich mich durch das Buch bewegte und mit seinen Charakteren mitfieberte.
Jeder dieser Hauptcharaktere, seien es die jüngeren Zwillinge, als auch die älteren Zwillinge und Rainer, der Vater von Merle und Hannah, hat Ecken und Kanten und die hat die Autorin gut herausgehoben. Ich fand, man konnte auch durch die Geschichte hindurch eine Entwicklung der Charaktere verfolgen. Sie fingen an, ihre Handlungen und Meinungen zu hinterfragen und damit ebneten sie den Weg zum Reden. Gleichzeitig mauerte jeder von ihnen nach einem Fortschritt immer wieder, sodass es mir vorkam, dass zwei Schritt vorwärts, immer einen Schritt rückwärts nach sich zog.
Weiterhin empfand ich eine Zweiteilung des Buches. Bis Ende Kapitel 16 las es sich als Familiengeschichte, mit Mitgliedern, die auf der Suche nach ihren Wurzeln sind. Ab Kapitel 17 jedoch kam langsam die Familiengeschichte zu Vorschein. Hier entwickelte sich die Geschichte als sehr gefühlvoll, in Teilen würde ich sogar sagen, es war „harter Tobak“. Aber diese Zweiteilung fand ich toll. Sie macht dieses Buch und vor allem diese Familie aus.
Als negativen Aspekt, der mich aber nicht so sehr gestört hat, empfand ich die Schnelligkeit mit der sich die Beziehungen von Hannah und Merle entwickelten. Aber die Art und Weise wie die beiden Männer mit den Schwestern umgingen, machte das für mich wieder wett.
Der zweite negative Aspekt war für mich Idas Tochter. Sie war hochnäsig und passte sogar nicht zu ihrer Familie.
Richtig gut gefiel mir, dass die Protagonisten in der Gegenwart ihre Geschichten aus der Vergangenheit erzählten und es keine Zeitsprünge in Form von Rückblenden gab.
Auch das Aufgreifen des Krieges und seine historische Bedeutung hat Anke Schläger sehr gut dargestellt.
Alles in allem ein sehr emotionaler Roman, vor allem mit vielen starken Frauen!
Eine klare Empfehlung an alle, die gerne Familienromane lesen und aus dem Nachwort der Autorin kann man sich auch noch das Ein oder Andere zu Herzen nehmen. Das ist nämlich wunderbar geschrieben.