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Veröffentlicht am 09.05.2022

Die Ängste der Gesellschaft und ihre verschiedenen Blickwinkel

Unter Träumen
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Unter Träumen von Kathrin Wildenberger ist der dritte Teil einer Reihe über die Ereignisse der Leipziger Montagsdemonstrationen, Freunden, die daran teilnehmen und deren weiteren Lebensverläufen. Es handelt ...

Unter Träumen von Kathrin Wildenberger ist der dritte Teil einer Reihe über die Ereignisse der Leipziger Montagsdemonstrationen, Freunden, die daran teilnehmen und deren weiteren Lebensverläufen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um die Freunde Ania und Bernd und Anias Schwester, Brit. Alle drei stammen aus dem gleichen Ort im Südharz.
Nun hat Bernd den Weg des Suizids genommen und Ania wird mit seinem Tod und ihrem vergangenen Leben konfrontiert. Gleichzeitig kommt sie zurück in ihr Heimatdorf, erlebt das Umfeld in dem sie aufgewachsen ist und sieht, dass viele Dinge nicht so positiv sind, wie sie es annahm. Die Fassade bröckelt. Eine Zeit, über einiges nachzudenken.

Ich hatte Schwierigkeiten in das Buch hineinzufinden. Allerdings habe ich auch die ersten beiden Teile der Reihe nicht gelesen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich alle Zusammenhänge verstand und in die Geschichte hereinfand. Somit kann ich sagen, dass auch Personen, die nur dieses Buch kennen, es dennoch problemlos lesen können. Es benötigt nur ein paar Seiten Geduld.
Die Beschreibung von Anias Heimatdorf finde ich absolut passend. Es spiegelt für mich das typische Dorfleben wider, das Getuschel, das Beobachten und die Ein- und Ausgrenzungen, welche Person zu welchem Personenkreis gehört.
Anias Familie finde ich auch spannend dargestellt. Ich habe hier viele Parallelen zur Pandemielage der letzten Monate gefunden. Die Verunsicherungen, die verschiedenen Meinungen, das „Menscheln untereinander“ und das Handeln, welches sich aus den verschiedenen Haltungen ergibt. Diese Darstellungen gefielen mir wirklich gut.
Ich empfand es für mich auch, dass mit der Geschichte des Romans eine gewisse Düsternis einhergeht. Ania lässt ihr Leben Revue passieren, erkennt das Auseinanderdriften in verschiedenen Bereichen und hinterfragt ihre bisherigen Annahmen zu ihrem Leben, aber speziell auch dem Leben von anderen, vor allem, dem ihrer Familienangehörigen und ihrer besten Freundin Suse.

In einigen Bereichen fand ich die Geschichte immer etwas schwierig nachvollziehbar. Es erfolgten mehrere Zeitsprünge, die dargestellt waren, also, bei denen der Leser die Daten nachvollziehen konnte und es erfolgten auch Zeitsprünge innerhalb eines Kapitels, die nicht extra dargestellt waren. Da war es manchmal schwierig zu folgen.

Ania selber ist ein sehr angenehmer Mensch. Sie ist offen und herzlich, hinterfragt die Dinge und bildet sich objektive Meinungen, was ich sehr gut finde. Sie weiß, was sie vom Leben zu erwarten hat und ist dennoch ein Unruhepol. Sie scheint aber trotz ihrer inneren Unruhe und ihrer Zerrissenheit mit ihrem bisherigen Leben zufrieden zu sein.

Ich habe aber auch das Gefühl, dass es in Anias Familie auch einige Geheimnisse oder Ungereimtheiten gibt, die weder Ania erfährt, noch der Leser, sodass es für mich einen gewissen Spannungsbogen gab, der sich durch das Buch zog. Irgendwelche Fragen taten sich in meinem Kopf beim Lesen immer auf und wurden auch im Nachhinein beantwortet.

Bernds Sicht auf die Dinge und das Leben fand ich besonders. Er wirkte für mich, als sähe er diese aus der Sicht seiner Kamera, mit allen unschönen Seiten. Das fand sich für mich auch so in seinen Tagebüchern wieder. Eine sehr realitätsnahe Art!

Ein gut zu lesender Roman für alle die, die Gegenwartsromane mögen, die gesellschaftliche und zwischenmenschliche Sachen behandeln, sie darstellen und hinterfragen und keine geschönten Darstellungen des Lebens und des Miteinanders präsentieren.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Der Anfang eines steinigen Weges

Die Frauen vom Reichstag: Stimmen der Freiheit
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Dr. Marlene von Runstedt ist Anfang 30, ledig und promovierte Juristin. Sie arbeitet in der Rechtsberatung für Frauen in der Kanzlei ihres Vaters, ganz im Sinne ihrer verstorbenen Mutter. Als promovierte ...

Dr. Marlene von Runstedt ist Anfang 30, ledig und promovierte Juristin. Sie arbeitet in der Rechtsberatung für Frauen in der Kanzlei ihres Vaters, ganz im Sinne ihrer verstorbenen Mutter. Als promovierte Juristin kann sie zur Zeit des Buchs (1918/1919) noch nicht eigenständig arbeiten und ist immer auf das Wohlwollen ihres Vaters bzw. die Unterstützung von dessen Partner Max von Emden angewiesen.
Als 1918 das Wahlrecht für Frauen eingeführt wird, sieht Marlene darin ihre Chance die Rechte der Frauen als Parlamentarierin zu vertreten. Auf dem Weg dahin begegnet sie ihrer ehemals besten Freundin, der Schauspielerin Sonja Grawitz, die heutzutage ihre Konkurrentin ist und ihrer Jugendliebe Justus von Ostwald.

Das Cover des Buches und sein Titel haben mich neugierig gemacht und angesprochen.
Vom Titel des Buches und dem Klappentext her hatte ich mir eine Geschichte über Marlenes Weg in den Reichstag und die Herausforderungen erwartet, die ihr anschließend dort begegnen. Das Buch handelt jedoch von Marlenes beruflicher und politischer Entwicklung bis zum Einzug in den Reichstag und den ersten Monaten, jedoch nicht mehr.
Marlene ist als selbstbewusste, intelligente und gut aussehende Frau dargestellt. Ich empfinde sie als Respektsperson und Vorbild. Sie wird mit ihrer Art auch von den Männern um sie herum sehr geschätzt, allen voran ihrem Vater und dessen Partner, Max von Emden. Nur im Umgang mit Justus von Ostwald wird Marlene manchmal sehr naiv dargestellt. Sie verfällt ihm immer wieder, entgegen jeder Vernunft.
Justus von Ostwald wirkt oftmals wie der typische Junker aus der Zeit und nimmt Marlenes Belange auch nicht immer für voll. Auch finde ich, wirkt es, als rate er Sonja Granits zum Schritt in die Politik, um sich von ihr zu befreien. Er wirkt auf mich nicht ganz aufrichtig.
Wunderbar dargestellt, fand ich Max von Emden. Er liebt Marlene und respektiert sie absolut. Sicher hat er manchmal auch ein bisschen zu viel Beschützerinsinkt und stellt sie deswegen als etwas naiv dar. Ich denke, das ist jedoch seinen Gefühlen geschuldet.

Die Autorin schildert auch sehr gut die derzeitige politische Lage, die Unruhen, die Lage der Frauen, deren Ansehen und die Meinung der Männer zu Frauen in Berufen und in der Politik.
Es ist interessant und gleichzeitig bedauernswert zu sehen, welchem Kampf sich Frauen unterziehen musste bis zum Frauenwahlrecht und der Ausübung politischer Ämter.

Für mich ein toller historischer Roman, mit guten Einblicken zur Politik nach dem 1. WK und der beginnenden Weimarer Republik. Vor allem aber ein toller Roman über bemerkenswerte, junge Frauen, die bedacht ihren Weg gehen.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Das Auf und ab des Lebens

Wellenjahre
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Melyn, 26, lebt in Cardiff, arbeitet auf einer Animal Farm und befindet sich in einer vermeintlich glücklichen Beziehung. Doch durch einen Zufall kommt heraus, dass sie nicht die einzige Frau an der Seite ...

Melyn, 26, lebt in Cardiff, arbeitet auf einer Animal Farm und befindet sich in einer vermeintlich glücklichen Beziehung. Doch durch einen Zufall kommt heraus, dass sie nicht die einzige Frau an der Seite ihres Freundes ist.
Daraufhin verlässt sie Cardiff für geplante 2 Wochen und flieht zu ihren Eltern. Da diese sie momentan nicht aufnehmen können, bringen sie sie zu ihrer strengen und unnahbaren Großmutter Gloria. Hier beginnt eine Reise in deren Vergangenheit und die beiden Frauen kommen sich näher als Melyn jemals vermutet hätte.

Ein leicht zu lesendes Buch, dass mich zu keiner Zeit gelangweilt hat und immer begeistert hat. Unterschiedlicher als Melyn und ihre Großmutter können Menschen gefühlt nicht sein, aber dennoch sind sie sich ähnlicher als vermutet.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, da der historische Abriss immer kurz und knapp dargestellt wird und nicht langatmig übertrieben. Außerdem finde ich es besser, wenn die Kapitel in Büchern kurz und knapp und nicht ellenlang sind. Auch das finde ich an dem Stil der Autorin so toll.
Begeistert hat mich die Beschreibung der Landschaften und die Darstellung der typisch walisischen Begriffe. Das fand ich zum Teil auch sehr amüsant.
Auch fand ich die Erklärung, die irgendwann im Buch kam, zum Titel des Buches super schön und absolut nachvollziehbar. Ich denke, dabei kann sich so mancher wiederfinden.

Kurz und knapp, auch dieses Buch ist ein wunderbares zum Abschalten und genießen.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Einfühlsamer, historischer Roman

Signorina Vivaldi
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Anna Maria dal Violin ist eine Geigenschülerin, deren herausragende Begabung früh erkannt wird. Da sie in einem der bekanntesten Waisenhäuser Venedigs, dem Ospedale della Pieta lebt, welches sich der musischen ...

Anna Maria dal Violin ist eine Geigenschülerin, deren herausragende Begabung früh erkannt wird. Da sie in einem der bekanntesten Waisenhäuser Venedigs, dem Ospedale della Pieta lebt, welches sich der musischen Erziehung von Kindern widmet, wird diese Begabung auch entsprechend gefördert.
Der Roman begleitet das Leben von Anna Maria, dessen Auf und Abs, zwischenmenschliche Konflikte, die innere Unsicherheit, Freundschaften, die große Liebe und vor allem die Liebe zu Musik und ihre ganz besondere Beziehung zu Vivaldi. Er ist für sie die Vaterfigur, die sie leitet und fördert. Beide entwickeln eine ganz besondere Beziehung zueinander.

Dieses Buch ist wunderbar geschrieben. Die Begeisterung zu Musik, ihre Intensität und ihr Erleben werden durch Verena Maatman eindrucksvoll dargestellt. Ich fühle mich oftmals dazu animiert, Vivaldis Musik nebenher zu hören, um das Gelesene noch besser untermalen zu können.

Der Charakter der Anna Maria ist auch ein sehr besonderer. Sie ist ein sehr harmoniebedrüftiger Mensch, aber gleichzeitig sehr zielstrebig. Die Art, wie sie ihre Freundschaften und Konflikte angeht, ist sehr besonnen und beispielhaft.

Interessant war auch die Lebensweise bzw. der Auftrag des Ospedale della Pieta mit ihren figlie del Coro. Dieses System, welches dahintersteckte und in gewisser Weise auch schon als sozial bezeichnet werden kann, ist spannend gewesen.

Für alle die, die sich für Musik begeistern und auch gerne einen einfühlsamen Roman lesen, ist dieser Roman eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Sehr gute Handreichungen und Denkweisen für eine gute Führungs- bzw. Leitungsperson

Leiten auf Weiblich
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Leiten auf Weiblich beschäftigt sich mit der eigenen Persönlichkeit, dem Umfeld, dem Gegenüber und der Spiritualität der eigenen Person. Viele erfolgreiche Frauen und auch Männer kommen zu Wort und erklären ...

Leiten auf Weiblich beschäftigt sich mit der eigenen Persönlichkeit, dem Umfeld, dem Gegenüber und der Spiritualität der eigenen Person. Viele erfolgreiche Frauen und auch Männer kommen zu Wort und erklären ihre Sichtweisen, ihre Erfahrungen und vor allem Tipps und Tricks, die ihrer Meinung nach eine erfolgreiche Leiterin ausmachen.

Das Buch hat mir gut gefallen. Sehr viele Ansätze oder auch Beschreibungen kamen mir durchaus bekannt vor und sind auch sehr gut für mich in Zukunft nutzbar. Ich denke, ich werde auch noch öfter in dieses Buch hineingucken, um mir bestimmte Dinge vor Augen zu führen, als auch in meinen Alltag als Führungskraft zu integrieren.

Es gibt ein paar Aspekte, die mir nicht so gut gefallen bzw. gefehlt haben.
Im Buch werden viele religiöse Ansätze angesprochen. Da ich kein religiöser Mensch bin, ist das für mich mitunter schwer oder gar nicht nachvollziehbar gewesen.
Ich hätte mir auch das Thema Kommunikation etwas ausführlicher gewünscht.
Ebenso hätte ich mir gewünscht, dass auch Frauen aus dem Bereich der öffentlichen Verwaltung, der Bundeswehr, Polizei oder Feuerwehr (muss ja nicht aus jedem Bereich sein, aber ein Bereich davon würde schon reichen) zu Wort kommen und über ihre Erfahrungen berichten. Aber ich denke, dass ist lediglich subjektiv, je nachdem aus welchem Metier man kommt.

Ich glaube aber auch, dass viele Bereiche, die in diesem Buch angesprochen werden nicht nur für Frauen interessant sind, sondern auch für Männer.

Alles in allem ein sehr schönes Buch, das gerade Frauen am Anfang ihrer Karriere lesen und sich das Ein oder Andere zu Herzen nehmen sollten.
Es ist m.M.nach hauptsächlich auf Frauen in der freien Wirtschaft anwendbar, weniger für den öffentlichen Dienst, da dies nochmal eine ganz andere Welt ist.

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