spannender, vielseitiger Auftakt in Interria
Die Lichtstein-Saga 1: AquilasLiv hat ihr bisheriges Leben in der Welt der Menschen verbracht, nicht ahnend, dass sie eigentlich eine andere Heimat hat und eine Aufgabe auf sie wartet, die viel größer ist, als einen Schulabschluss ...
Liv hat ihr bisheriges Leben in der Welt der Menschen verbracht, nicht ahnend, dass sie eigentlich eine andere Heimat hat und eine Aufgabe auf sie wartet, die viel größer ist, als einen Schulabschluss zu machen und sich danach einen passenden Beruf zu suchen. Als sie ohne jegliche Vorbereitung in Interria erwacht, hält sie ihre neue Umgebung und die Dinge, die ihr erzählt werden, zunächst für einen Traum. Völlig verrückt und unglaubwürdig klingen für Liv all die Sachen, die es fernab der Erde geben soll. Doch schnell muss sie feststellen, dass weder sie noch die anderen um sie herum ihren Verstand verloren haben. Es gibt Interria, es gibt Wesen, die sie bisher nur aus Geschichten kannte und vor allem gibt es eine sehr reale Bedrohung, die im Schattenreich lauert und nur darauf wartet, die Welt in Düsternis zu stürzen.
Der Aufenthalt auf der Erde ist zu Beginn der Geschichte nur kurz und gibt einen kleinen Einblick in Livs bisheriges Leben, in dem nicht alles so war, wie die Siebzehnjährige es sich selbst gewünscht hätte. Wie ihre Zukunft nun aber aussehen wird, das hätte sie sich wohl selbst auch niemals zusammenträumen können. Als Liv im mittelalterlich wirkenden Interria ankommt, hat sie berechtigterweise eine Vielzahl an Fragen, da ihr die Existenz der fremden Welt und all der Wesen, die es gibt, völlig unbekannt war. Das gibt auch den Lesern die Möglichkeit sehr früh im Buch einen groben Abriss über die Hintergründe, den Aufbau der Welt und das Engelslicht zu erfahren. Im Verlauf der Geschichte gibt es dann noch weitere Details, die die Welt noch komplexer machen und mehr Einblicke in verschiedene Dinge und auch die unterschiedlichen Völker gibt, die in Interria beheimatet sind. Es deutet sich auch an, dass man in den nächsten Bänden dazu noch einiges mehr erfahren wird, denn es ist noch längst nicht alles entdeckt und erklärt.
Die Welt, in die man eintaucht ist interessant und facettenreich aufgebaut, es gibt Verschiedenes zu entdecken und die Erklärungen sind flüssig in die Handlung mit eingebunden und werden passend zu den Erlebnissen der Figuren mitgeliefert. So wird man nicht überladen mit Informationen und kann nach und nach mit Liv und den anderen die faszinierenden und teilweise auch unheimlichen Seiten der Natur und der dort lebenden Wesen kennenlernen. Umso weiter man im Buch kommt, umso spannender und turbulenter wird die Geschichte, ich wollte den Band gar nicht mehr aus der Hand legen. Es gibt verschiedene Herausforderungen und Hürden zu meistern, auch wenn nicht hinter jeder Ecke ein neues Problem lauert. Stellenweise kann man auch einfach Interria und die Figuren kennenlernen, was ich genauso interessant fand wie zum Beispiel die actionreiche Passage gegen Ende des ersten Bandes. Und auch die unterschiedlichen Emotionen der Protagonisten rücken immer wieder in den Fokus, schließlich gibt es genug Grund zum Aufgewühlt- oder Verunsichertsein, für Freude, Trauer, Neugier und zahlreiche andere Empfindungen. Freundschaft und Liebe spielen im Buch ebenfalls eine Rolle, auch wenn sie kein wirklich zentrales Thema sind, und sind gut in die unterschiedlichen Erlebnisse und Abenteuer integriert, ohne ihnen dabei die Show zu stehlen. Trotzdem wird klar, wie wichtig diese Bindungen für die Charaktere sind und wie viel Kraft sie daraus ziehen können.
Es ist für mich nicht das erste Buch der Autorin und wieder hat Nadine Erdmann es bereits auf den ersten Seiten der Geschichte geschafft, mich komplett in die Story eintauchen zu lassen. Der Schreibstil ist sehr flüssig, mitnehmend, vielseitig und detailreich. Durch anschauliche Beschreibungen konnte ich mir sowohl die Welt, als auch die Figuren sehr gut vorstellen und man bekommt schnell ein Gefühl für die Umgebung, die Schauplätze und die zahlreichen unterschiedlichen Charaktere und Wesen. Die Mischung der Figuren hat mir sofort wieder gut gefallen. Jeder bringt seine Ecken und Kanten und seine Vorgeschichte mit, die sich auf unterschiedliche Art und Weise in der Geschichte wiederfinden bzw. einen Einfluss darauf nehmen. Es ist eine bunte Mischung, die gleichzeitig aber auch harmonisch und einfach stimmig wirkt. Ich mag auch die Art, wie die Autorin Ironie, Sarkasmus oder freundschaftliches Necken in die Geschichte mit einfließen lässt. Denn selbst wenn die Figuren sich auch mal gegenseitig aufziehen oder mal ein Spruch kommt, der auf Schwächen oder begangene Fehler hindeutet, ist es nie wirklich beleidigend oder herablassend – zumindest nicht wenn nicht gerade Feinde anwesend sind.
Einige der Charaktere kennen sich schon eine Weile, da wissen sie, womit sie ihren Gegenüber ärgern können und worauf diese besonders gut anspringen. Trotzdem schwingt auch viel Vertrauen und Zusammenhalt mit und man spürt, dass die Kerntruppe gemeinsam durch dick und dünn gehen und bedingungslos füreinander einstehen würde. Liv stößt neu zu der Gruppe und muss sich erst mal einfinden. Dabei stehen ihr einige sehr hilfreich zur Seite, andere preschen ein wenig rasch vor und bringen sie damit ziemlich durcheinander oder sorgen für sehr verständliche Überforderung. Auch da spiegelt sich wieder, wie unterschiedlich die Figuren angelegt sind und dass jeder seine Eigenschaften mit einbringen kann. Schön war auch, dass man nicht nur von Liv sondern auch von den anderen schon einiges erfährt. Ihr bisheriges Leben unterscheidet sich deutlich von dem von Liv und all die Erfahrungen und Erlebnisse haben die Figuren natürlich geprägt. Dabei wird allerdings auch an verschiedenen Stellen angedeutet, dass es da noch viel mehr zu erfahren gibt und die Charaktere teilweise vielleicht nicht mal selbst wissen, welche Geheimnisse sie noch mit sich herumtragen. Das erzeugt zusätzliche Spannung und macht sehr neugierig auf die Fortsetzung, die ich bestimmt bald lesen werde, damit ich weiß, wie es mit dem Cliffhanger weitergeht.
Fazit
Ein toller Auftakt der High-Fantasy-Reihe, der einen schönen Einblick in die abwechslungsreiche Welt Interria mit all ihren verschiedenen Wesen gibt und gleichzeitig neugierig macht auf all das, was es noch zu entdecken und erfahren gibt. Mit einer facettenreiche Figurenmischung, verschiedenen Bindungen zwischen den Charakteren, anstehenden Abenteuern und Herausforderungen, Spannung, einer Vielzahl an unterschiedlichen Gefühlen, detaillierten, bildhaften Beschreibungen und einem flüssigen Schreibstil schafft Autorin Nadine Erdmann eine mitnehmende Kombination, die mich komplett überzeugt hat. Ich freue mich schon auf den nächsten Ausflug nach Interria.