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Veröffentlicht am 02.08.2022

Der Mut der Ohnmächtigen

Die karierten Mädchen
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Als junge Hauswirtschaftslehrerin übernimmt Klara mehr oder minder schnell die Rolle der Leiterin eines Kurheimes für schwindsüchtige Kinder in Oranienbaum, das zugleich Ausbildungsstätte für junge Mädchen ...

Als junge Hauswirtschaftslehrerin übernimmt Klara mehr oder minder schnell die Rolle der Leiterin eines Kurheimes für schwindsüchtige Kinder in Oranienbaum, das zugleich Ausbildungsstätte für junge Mädchen in allen Belangen der Hauswirtschaft ist. Gebeutelt von der Weltwirtschaftskrise bleibt Klara nichts anders übrig, um das Fortbestehen der Einrichtung zu retten, als mit der aufsteigenden Macht der Nationalsozialisten einen Pakt zu schließen und das Heim zur Finanzierung unter staatliche Obhut zu stellen. Sie wird zuerst Leiterin dieser zum ersten Frauenbildungsheim umgewidmeten Hauses und später einer noch größeren Einrichtung mit dem Auftrag, die jungen Mädchen ganz im Sinne des nationalsozialistischen Frauenbildes zu erziehen, obwohl sie selbst das Ideal einer frei denkenden, selbständigen und für ihren eigenen Unterhalt sorgenden Frau verkörpert. Verschärft wird ihr innerer Konflikt noch dadurch, dass sie ein kleines Baby jüdischer Herkunft bei sich aufnimmt und sich als ihre Mutter ausgibt, was bei zunehmender Verfolgung der Juden durch die Nazis für sie und das Kind immer gefährlicher wird.
Klara ist eine bewundernswerte Frau: Noch als 90jährige blinde Frau, die ihre Erinnerungen auf ein Tonband diktiert, um mit sich und ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen, lebt sie allein und meistert ihren Alltag in ihrem norddeutschen Reihenhaus selbständig. Als junge Frau wagt sie ein kühnes Doppelspiel, indem sie sich mit Nazi-Größen wie Heinrich Himmler einlässt, ohne deren Ideologie zu teilen und dabei gleichzeitig alles zu tun, um ihr kleines Mädchen vor dem Zugriff der Verfolgung zu schützen. Schon in dieser Zeit kämpft sie mit ihrem Gewissen, ihren Schuldgefühlen, sich dem verbrecherischen Treiben der Nazis nicht deutlicher in den Weg zu stellen und z. B. die Untaten der Reichsprogromnacht nur in ohnmächtigem Schrecken zu beobachten. Das Buch setzt sich ohne moralische Belehrung mit der schwierigen Frage nach Schuld und moralischem Handlungsspielraum auseinander und zeigt am Lebenslauf der Protagonistin den inneren, bis zum Lebensende nicht gelösten Zwiespalt auf, den Deutsche, die nicht Täter, aber auch nicht überzeugte Nazis waren, vielfach gespürt haben dürften. Eingekleidet in eine mitreißende Geschichte, die viel über die Rolle der Frau und die Frauenbildung in Zeiten des Nationalsozialismus vermittelt, gelingt es dem Roman, dem Leser das Schicksal der Figuren nahezubringen. Bei aller Bewunderung für die Figur der Klara treiben auch ihn die Fragen nach Verantwortung, nach Schuld und nach Handlungsmöglichkeiten um. Auch wenn man sich als ohnmächtig empfindet, weil es zu spät zum Handeln ist, bleibt dennoch die Frage, ob man gleich zur Leiterin einer Erziehungsanstalt werden muss, die die Naziideologie unschuldigen Generationen einimpft, wenn man doch sieht, dass es kaum möglich ist, darin den Keim kritischen Denkens zu legen. Oder ist der Lebensentwurf von Klaras Freundin Susanne, die sehr früh die Abscheulichkeit der nationalsozialistischen Ideologie erkannt hat, aber sich in Ermangelung einer alternativen Tätigkeit als Erzieherin in der damaligen Zeit entschließt, in der „zweiten Reihe“ zu verharren, eine bessere Alternative?
Gespannt erwartet der Leser die Fortsetzung der Geschichte von Klara, auch in der Hoffnung, eventuell noch Antworten auf diese Fragen zu bekommen.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Paralleluniversen

Ein unendlich kurzer Sommer
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Lale steigt in einen Zug und fährt bis zur Endstation. Sie landet auf einem Campingplatz. Es ist Sommer. Sie ist am Ende der Welt.
Christophes Mutter ist gerade gestorben. In einem Buch findet er beim ...

Lale steigt in einen Zug und fährt bis zur Endstation. Sie landet auf einem Campingplatz. Es ist Sommer. Sie ist am Ende der Welt.
Christophes Mutter ist gerade gestorben. In einem Buch findet er beim Aufräumen einen 38 Jahre alten Brief seiner Mutter an den Mann, der eigentlich sein Vater ist. Er steigt in ein Flugzeug und fliegt ans Ende der Welt, auf einen Campingplatz.
Gustav ist ein alter Mann, er sitzt am Ende der Welt auf einem Campingplatz und ist froh, dass er seine Ruhe hat. Bis zwei Menschen auftauchen in einem Sommer, der das Leben aller verändern wird.
Was als leichte Sommerlektüre beginnt endet als tiefgründige, aber auch tieftraurige Geschichte über das was man vom Leben lernen kann, vor allem von dem nicht gelebten Leben. Aber trotz aller traurigen Zwischentöne findet das Buch immer wieder zu einer locker leichten, heiteren Sommerstimmung zurück, den die Autorin dem Leser mit vielen Stimmungsbildern schmackhaft, fühlbar, hörbar und überhaupt mit allen Sinnen wahrnehmbar macht. Beim Lesen kommen immer wieder Erinnerungen hoch an eigene verbrachte Sommer, deren ganz eigene Stimmung plötzlich ganz präsent wird.
Auf einem Campingplatz mit seinen herrlich schrägen, skurrilen, aber umso liebenswerteren Figuren ereignen sich Dinge, die den Leser zum Schmunzeln, zum lauten Lachen, aber auch zum Nachdenken und zum Traurigsein bringen. Das Paralleluniversum an Ende der Welt wird immer wieder heimgesucht von den Einbrüchen der Wirklichkeit. Oder ist es das Paralleluniversum, das in die Wirklichkeit einbricht, um zu zeigen, dass die Wirklichkeit nicht vorgegeben ist durch das Vergangene, sondern manchmal einen guten Schubs in die Zukunft braucht, um neue Wege zu beschreiten.
Eine herrliche Sommerlektüre mit Tiefgang! Gut zu lesen mit den Füßen in einem See auf einem Campingplatz am Ende der Welt! Aber Achtung: Das Paralleluniversum könnte auch der eigenen Wirklichkeit einen guten Schubs geben!

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Ein absolut lesenwertes, starkes Buch!

Wellenflug
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"Das faszinierende Doppelporträt zweier höchst unterschiedlicher Frauen", schreibt die Schriftstellerin Julia Franck über den Roman "Wellenflug" von Constanze Neumann, einen Roman, der auf historischen ...

"Das faszinierende Doppelporträt zweier höchst unterschiedlicher Frauen", schreibt die Schriftstellerin Julia Franck über den Roman "Wellenflug" von Constanze Neumann, einen Roman, der auf historischen Begebenheiten beruht.
Treffender könnte man es nicht auf den Punkt bringen, dabei haben die beiden Frauen aber doch mehr gemein, als ihnen beiden bewusst und der einen lieb ist. Beide, Anna und Marie, kommen aus einfacheren Verhältnissen, beide erleben den Aufstieg in die Welt der gehobenen Gesellschaft, die eine fühlt sich dazu eher berechtigt, der anderen will Anna dies nicht vergönnen. Beide erleben das Auf und Ab des Lebens: von den äußeren Umständen her könnten beide ein glückliches Leben führen, aber beide haben mit den Widrigkeiten des Schicksals zu kämpfen. Anna, die Tochter eines aufsteigenden jüdischen Stoffhändlers, der seinen Weg über Leipzig nach Berlin macht und seine Töchter dort als gute Partien verheiratet, heiratet in die Familie Reichenheim ein, ebenfalls Juden und Tuchhändler, die das Leben der Berliner Oberschicht bestimmen. Anna lebt in einem prachtvollen Haus, besucht Bälle und Theater, lernt reiten und muss doch immer wieder herbe Schicksalsschläge hinnehmen. Auch ihr Sohn macht ihr das Leben nicht leicht, ist er doch der einzige ihrer zahlreichen Kinder, der sich nicht ihrem Willen fügt, sondern seinen Neigungen folgt, die ihn in das Berliner Nacht- und Lotterleben führen und für die Arbeitswelt eher untauglich erscheinen lassen. Er verprasst ein Vermögen bei Glücksspielen und bringt den Ruf der Familie in Gefahr.
Die andere, Marie, lernt eben diesen Heinrich kennen als Gardobrière in einem Varieté. Das kleine Mädchen vom Lande, aus Burg bei Magdeburg, das mehr vom Leben wollte und sich auf in die Großstadt Berlin machte, um dort ihr Glück zu suchen, wird zu Heinrichs rettendem Anker. Ihm, dem von der Familie wegen seiner Spielsucht und Betrügereien, aber vor allem wegen seiner Liebe zu einer unstandesgemäßen Frau nach Amerika Verbanntem, folgt sie, lebt mit ihm dort sein unstetes Leben, duldet seine Affären, seine Sprunghaftigkeit, wenn er von Job zu Job und Stadt zu Stadt zieht, reist im wieder nach Berlin hinterher, als die Pflicht, für das Vaterland im Ersten Weltkrieg zu dienen, ihn ruft. Immer in der Hoffnung, Gnade vor den Augen der Familienmatriachin Anna, Heinrichs Mutter, zu finden, aufgenommen zu werden in den Familienkreis.
Im zweiten Teil des Romans rückt die Figur der Marie immer stärker in den Mittelpunkt, Anna wird zu einem Schatten, der allerdings Maries Leben stets dunkel überzieht und auch Heinrichs Leben bestimmt. Diese Marie, die die Missachtung der Familie ihres Mannes ertragen muss, meistert ihr Leben an der Seite ihres sprunghaften Ehemannes mit Bravour. Immer wieder in völlig neue Lebensumstände geworfen, immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, richtet sie sich in diesem Leben immer wieder und immer wieder ein, macht das Beste daraus, findet ihre Inseln des Glücks. Marie benötigt keine aufgetürmten Frisuren und überbordenden Hüte, die für sie die Machtstellung Annas in der Familie demonstrieren, als Ausruck von Größe. Sie ist eine stille, aber starke Helden und, wenn sie auch schon nicht die Anerkennung ihrer Schwiegermutter erlangen kann, so doch die des Lesers für ihren Lebenswillen, ihren Pragmatismus, ihren Einsatz für ihre kleine Familie, ihre kleine Welt, die zunehmend mit der größeren Welt um sie herum auf Kollisionskurs gerät, als der Nationalsozialismus ihre jüdische Familie bedroht.
Die verschiedenen Schauplätze des Geschehens - die jüdischen Viertel der Tuchhändler in Schlesien, das jüdische Leben im aufsteigenden Berlin um die Jahrhundertwende, die Ozeanüberquerung auf einem Schiffsdampfer 1. Klasse, die mondäne Großstadt New York und das beschauliche Erie in Pennsylvania, die Sommerreise Heinrichs und Maries ins Mittelmeer und nach Italien sowie die Rückkehr in ein von Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit bedrohtes Deutschland sowie das Aufkommen der "braunen Rotte" und deren Untergang in Dresden - schildert die Autorin so atmosphärisch dicht und greifbar, dass der Leser mit auf die Reise geht und die unterschiedlichen Stimmungen der unterschiedlichen Stationen auf der Lebensreise - insbesondere Maries - hautnah miterlebt und sich einfühlen kann in ihr Leben. Er spürt das brodelnde Berlin der Jahrhundertwende, die Größe und Lebendigkeit und Enge New Yorks, die kalten Winter und lauen Sommer in dem ruhigen, weiten Erie und den rauchigen, nebligen Herbst in Dresden.
Der Roman rührt an, nicht durch große Gefühle und Dramatik, nicht durch viele emotionale Worte, sondern gerade durch die ruhige, klare, kraftvolle Darstellung. Die Zeiten in Deutschland werden finster - wie sollten sie auch anders werden für einen Juden aus wohlhabender Familie, auch wenn er seine vaterländische Pflicht geleistet und diese mit dem Eisernen Kreuz vergolten bekommen hat. Aber gerade weil die Autorin darauf verzichtet, die Grausamkeiten und Greultaten zu beschreiben, die Parolen der Braunen herausschreien zu lassen und die zunehmende Zuspitzung der Lage für die Juden in Deutschland immer nur in Nebensätzen andeutet, wird diese Finsternis für den Leser um so bedrohlicher greifbar. Er muss die Schrecknisse nicht noch einmal in aller Deutlichkeit hören, er benötigt nur die Andeutung, den kurzen Verweis und die Bangigkeit und Schwere der Protagonisten legt sich auch auf sein Herz.
Genauso still und stark wie seine Heldin Marie klingt der Roman zum Ende aus - und hinterlässt doch großen Nachhall im Leser.
Ein absolut lesenwertes, starkes Buch!

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Von Menschen und Pinguinen

Miss Veronica und das Wunder der Pinguine
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Muss man erst 86 Jahre alt werden, um reden zu können, wie einem der Schnabel gewachsen ist, auch wenn man kein Pinguin ist? Oder liegt es daran, dass einem das Leben in diesen 86 Jahren immer wieder übel ...

Muss man erst 86 Jahre alt werden, um reden zu können, wie einem der Schnabel gewachsen ist, auch wenn man kein Pinguin ist? Oder liegt es daran, dass einem das Leben in diesen 86 Jahren immer wieder übel mitgespielt hat und man sich von Gott und der Welt im Stich gelassen fühlt?
Letzteres trifft sicherlich auch auf Veronica McCreedy zu. Die alte bärbeißig-bissige Lady fragt auf ihrem schottischen Landsitz, den sie ganz allein bewohnt, was von ihrem Leben bleibt, wenn sie nicht mehr ist, und muss feststellen, nicht viel. Auch wenn sie sich nach den Worten ihres Vaters bemüht, dass es Menschen gebe, die die Welt schlechter machten, solche, die keinen Unterschied machten, und solche, die die Welt besser machten, zu den letzteren zu gehören, muss sie feststellen, dass das Müllsammeln auf Spaziergängen an der schottischen Küste, sie nicht ganz dazu qualifiziert. Als sie im Fernsehen davon hört, dass die Pinguine bald zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehören werden, beschließt sie, ihr nicht unbeträchtliches Vermögen einer Forschungsstation in der Antarktis zu vermachen. Allerdings nicht ohne einen Haken: Sie will selbst dorthin reisen, um sich vor Ort zu überzeugen, dass ihr Geld auch einer lohnenswerten Sache zukommt, falls sich nicht doch irgendwo noch ein Nachkomme und damit Erbe ihres Besitzes auftreiben lässt. Ja, falls …
Die Geschichte, wie die Pinguine Veronicas Herz erweichen – und schließlich nicht nur die Pinguine – und sie sich entschließt, ihre lange streng verschlossene Lebensgeschichte zu enthüllen, ist schon herzerwärmend und aufgrund der Ecken und Kanten ihrer Heldin nicht über Gebühr rührselig emotional. Immer wieder holen ihre schroffe Art und ihr vom Leben geschulter Sinn für schonungslose Offenheit und ein gewisser Sinn für Pragmatismus den Leser auf den Boden der Realität zurück. Ihr „Gegenspieler“ diesbezüglich ist der kleine Pinguinwaise Patrick oder auch Pip, der nicht nur Veronicas Herz erobert, sondern auch das der Leser, denn Tiere lügen nicht, sind nie falsch, sondern bedingungslos offen und zugewandt. Auch die anderen Charaktere des Romans wachsen dem Leser jeder auf seine Weise ans Herz und er ist beruhigt zu lesen, wie sich zum Ende hin alles in Wohlgefallen auflöst.
Der Stil der Autorin ist klar und warm, aber nicht kitschig oder sentimental. Sie schreibt lebhaft, locker und leicht, ohne Phrasen und schwülstige Lebensweisheiten. Der Leser fühlt sich stets gut unterhalten, und er kommt in seiner eigenen hektischen Alltagswelt für die Momente des Lesens immer einmal wieder zur Ruhe, wenn er abtaucht in die Welt von Veronica und den Pinguinen.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Schöne Strandbadlektüre

Das Strandbad am Wolzensee
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Luisa von Rochlitz lebt mit ihrer Familie im Sommersitz am Wolzensee. Der Zweite Weltkrieg hat der Familie Vermögen, Grundbesitz und Wohnhaus von den russischen Besatzern genommen. Das Familienoberhaupt ...

Luisa von Rochlitz lebt mit ihrer Familie im Sommersitz am Wolzensee. Der Zweite Weltkrieg hat der Familie Vermögen, Grundbesitz und Wohnhaus von den russischen Besatzern genommen. Das Familienoberhaupt und der jüngste Bruder haben den Krieg nicht überlebt. Luisas Mann ist schwer traumatisiert und verwundet aus dem Krieg heimgekehrt. Ihr älterer Bruder gilt noch als vermisst. So nimmt Luisa mit Hilfe ihrer Schwiegermutter die Geschicke der Familie in die Hand. Sie muss Geld verdienen, um neben ihrem Mann auch ihre eigene Mutter, ihre Schwägerin und deren Sohn über die Runde zu bringen. Langsam geht es im Deutschland zu Beginn der 50er Jahre wieder aufwärts. Von daher kommt Luisa auf die Idee am Wolzensee ein Strandbad zu eröffnen, das ihrer Familie das Überleben sichern sollen. Mit viel Kreativität und Geschäftssinn und mit der tatkräftigen Unterstützung des handwerklich begabten Paul Rößler stürzt sie sich in die neue Aufgabe gegen immer wieder neue Widerstände. Gibt es für Luisas Träume eine Zukunft? Und gibt es für sie die Chance auf ein wenig Glück in dieser für ihre Familie nicht einfachen Zeit?
Es gelingt der Autorin mit ihren Beschreibungen des Treibens am Wolzensee auf der einen Seite die herrlich unbeschwerte Zeit eines Kindheitssommers heraufzubeschwören: Badevergnügen, Treetbootfahren, erfrischende Brause in heißen Sommern – und das alles vor einer landschaftlich reizvollen Kulisse eines unberührten Fleckchens Natur. Auf der anderen Seite packen den Leser aber die immer aufs Neue packenden Wendungen des Schicksals der Bewohner am Wolzensee. Die Figurenkonstellation ist geschickt gewählt, dass Spannung, Drama und Gefühl die Handlung stets weiter vorantreiben und der Leser sich von der Geschichte packen lässt. Lediglich gegen Ende wird es mir dann doch ein wenig zu melodramatisch und die den Jahreszeiten so sehr verpflichtete heimelige Atmosphäre geht ein wenig im Sturm der Gefühle und dem Hin- und Hergeworfensein der Protagonisten unter. Hier wäre unter Umständen Weniger mehr gewesen. Aber auf jeden Fall gute Unterhaltung für die Stunden auf der Liegewiese, wenn man sich ab und an eine Abkühlung im See gönnen kann.

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