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Veröffentlicht am 18.04.2022

Bewährtes und Bekanntes in neuem Gewand

Vantastic Kitchen
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Die vegane Küche brummt..und das hier im doppeldeutigem Sinn, denn Anina Gepp verlegt kurzerhand ihren Wohn- & Lebensraum von der stationären Wohnung in den Campervan und ist so am Puls der Zeit.

Auch ...

Die vegane Küche brummt..und das hier im doppeldeutigem Sinn, denn Anina Gepp verlegt kurzerhand ihren Wohn- & Lebensraum von der stationären Wohnung in den Campervan und ist so am Puls der Zeit.

Auch die Tatsache, dass im Van nun mal das Platzangebot eher begrenzt als geräumig ist, ist nicht gerade neu. Wo also setzt man an, um das sprichwörtliche Rad neu zu erfinden und die Leser;innen dermaßen zu begeistern, dass aus dem Kochbuch ein echter Schlager wird ? Diese Frage habe ich mir gestellt, denn ich vermisse hier wirklich Innovation, Überraschungsmomente und Pep, der mich vollkommen von diesem Buch überzeugt.

Aber so ganz springt der Funke der Begeisterung nicht über, denn viele Rezepte erleben hier ein Comeback aus bereits gelesenen veganen Kochbüchern, nur dass hier ein paar kulinarische Abwandlungen vorgenommen werden. Zwar wird mit minimalem Aufwand maximaler Genuss produziert, aber mir fehlt der Kick, das Alleinstellungsmerkmal, um komplett von den Rezepten überzeugt zu sein. Der Omnia ist bei Camper:innen ein absolutes Muss und er erfährt hier ein Revival, da er zum viel benutzten Kochutensil wird.

Die Rezepte sind simpel in der Zubereitung, einfach erklärt und bieten Kochtopfneulingen und bereits geübten Kochlöffelschwinger:innen die ein oder andere Inspiration. Die Foodfotografie dient als Appetitanreger, um Lust auf die fertigen Gerichte zu machen.

Allerdings ist dieses Buch ein sehr geschickt geplanter Werbefeldzug der Autorin, um auf sich selbst aufmerksam zu machen. Das Buch ist von vorne bis hinten durchgestylt und zeigt eine ziemlich sterile und perfekte Welt, die ich so vom Camping her nicht kenne. Im weißen Kleidchen mit perfekt sitzender Frisur, bei strahlend schönen Sonnenschein vor Postkartenkulisse...das wirkt unglaubwürdig. Der Fokus scheint hier mehr auf den Eigeninszenierung statt auf der veganen Küche mit ihren vielfältigen Möglichkeiten zu liegen, die mit wenigen Handgriffen im Camper umgesetzt werden können.

Schade, da liegt viel ungenutztes Potenzial auf der Straße :(

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Irgendwo, auf der Welt, gibt's ein kleines bisschen Glück und ich träum davon in jedem Augenblick (Lilian Harvey)

Was wir Glück nennen
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Jordis ist Restauratorin und ihr nächster Auftrag führt sie nach Lüneburg, um sich dort im Rathaus bei den Instandsetzungsarbeiten Hand an zu legen. Das Rathaus ist kein unbekannter Ort, denn bereits ihr ...

Jordis ist Restauratorin und ihr nächster Auftrag führt sie nach Lüneburg, um sich dort im Rathaus bei den Instandsetzungsarbeiten Hand an zu legen. Das Rathaus ist kein unbekannter Ort, denn bereits ihr Urgroßvater und ihre Großmutter haben in den frühen 1960er Jahren mit dem Blick fürs Wesentliche und handwerklichem Geschick einige Restaurationsarbeiten dort ausgeführt. Aber nicht nur die alten Gemälde faszinieren Jordis, sondern auch ein Familiengeheimnis, dem sie auf die Spur kommt...


Jan Steinbach rührt mit "Was wir Glück nennen" kräftig die Werbetrommel für die ARD-Telenovela "Rote Rosen" und verbindet seine eigene Geschichte geschickt mit einem kostenlosen Marketing für die Stadt Lüneburg. So oft, wie beides im Buch genannt wird, ist dies schon recht auffällig.

Die Handlung erstreckt sich über zwei Erzählstränge und lässt die Leser:innen eine Zeitreise in die frühen 60er Jahre des letzten Jahrhunderts unternehmen, in denen Beatles, Bienenkorbfrisur und das Motto Kinder, Küche, Kirche für die weibliche Bevölkerung noch sehr in den Denkweisen der Köpfe fest verankert ist.

Vater Hansen ist ein vehementer Verfechter des Patriachats und übersieht dabei das Wohl und die Träume seiner Kinder. Während Monika nicht nur ein Händchen für die Restaurierungen besitzt, sondern auch ihr Herz für diesen wundervollen Beruf schlägt, verbietet ihr Hansen senior das öffentliche Auftreten und die Zurschaustellung ihres Könnens. Vielmehr zwingt er Sohn Wolfgang seinen Willen auf und merkt dabei nicht, wie unglücklich ihn das alles macht.

Der Autor zeichnet ein sehr realistisches Sittengemälde und belebt dieses mit sehr authentischen Figuren, die die Lesenden auf ihre Lebensreise mitnehmen.

Der Sprung in das Hier und Jetzt zeigt deutlich, wie sich nicht nur die gesellschaftlichen, sondern auch beruflichen Aspekte für Frauen verändert haben und ermöglichen den Leser:innen Jordis zu begleiten.

Fachspezifische Recherche zur Thematik und das geschickte Umsetzen in eine fließende Handlung, die mit liebevollen Charakteren bestückt ist, sind die Markenzeichen von Jan Steinbach. Wäre da nicht der kostenlose Werbefeldzug für die bereits erwähnte Fernsehserie und das Stadtmarketing Lüneburg, es hätte ein wirklich toller Roman werden können.

So vergebe ich 3 Sternchen, da mir die Grundidee des Buches sehr gut gefällt, Evergreens von Trude Herr und Catherina Valente zum Mitsummen verleiten und die ruhmreiche Zeit des Star Clubs in Hamburg wieder lebendig wird,.

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Ein Herz für Tiere

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
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Da ihr die Welt des Studiums noch nicht offen steht, widmet sich Emma ganz dem Wohlergehen der Tiere im kaiserlichen Tierpark von Schönbrunn. Jedes Tier, egal ob Zebra, Giraffe oder Orang-Utan, liegt ihr ...

Da ihr die Welt des Studiums noch nicht offen steht, widmet sich Emma ganz dem Wohlergehen der Tiere im kaiserlichen Tierpark von Schönbrunn. Jedes Tier, egal ob Zebra, Giraffe oder Orang-Utan, liegt ihr am Herzen und Emma ist mit Herz und Seele dabei, wenn es darum geht, dass es ihren Schützlingen gut geht. Aber seit Beginn des Ersten Weltkrieges wird die Hege der Tiere immer schwieriger, denn männliche Tierpfleger gibt es nicht mehr, da diese alle an der Front für Kaiser und Vaterland kämpfen. Auch die Futterrationen werden immer dürftiger, da eine ganze Nation hungert und so für die Versorgung der Tiere nicht mehr viel Verständnis übrig bleibt. Als Tierarzt Julius im Zoo seine Tätigkeit aufnimmt, beginnen sich die Ungereimtheiten zu häufen und auch Emmas Herz schlägt außer Takt.....

Beate Maly nimmt für ihren Start in die Schönbrunn-Saga perfekte Zutaten, um einen bodenständigen Schmöker mit Herz aus ihrer Feder fließen zu lassen. Als Kulisse dient ihr das historische Wien im frühen 20. Jahrhundert, der Tierpark Schönbrunn mit all seinen liebenswerten tierischen Bewohnern und natürlich Emma, die die Leser:innen von sich begeistern kann.

Ihre Tierliebe spricht aus jeder Zeile und die Lesenden spüren deutlich, wie sehr ihr das Wohlergehen eines jeden Tieres des Tierparks am Herzen liegt. Auch kann Emma mit ihrer warmherzigen Art überzeugen und ist ein Vorbild, wenn es darum geht, die eigenen Träume nicht nur zu träumen, sondern auch zu leben.

Ihr Vorgesetzter von Kochaus dagegen ist ein echter Schmierlappen, der sich bisher erfolgreich vor einem Einsatz an der Front gedrückt hat. Seine Machenschaften und sein aufdringliches Wesen führen dazu, dass ich ihm geradezu eimerweise meine Antipathie entgegen schleudere, da ich ihn absolut nicht verknusen kann. Er dreht und wendet sich wie ein Aal, nur um zu seinem Ziel zu gelangen und ist sich für keine Intrige zu schade.

Julius bleibt zu Beginn noch ein bisschen blass, kann aber dann aufholen und schleicht sich langsam in die Herzen der Leser:innen. Seine körperlichen und seelischen Narben, die der Krieg hinterlassen hat, werden in Form von wiederkehrenden Albträumen von der Schreibenden in die Geschichte eingeflochten und geben einen kleinen Einblick in sein Gefühlsleben. Auch die Auseinandersetzungen mit seiner Mutter lassen tief blicken, zeichnen sie doch ein sehr deutliches Bild der sittlichen und moralischen Vorstellungen zur damaligen Zeit.

Aber so schön das Gesamtpaket auch ist, fehlt doch das Quäntchen, um hier vollends in Begeisterungsstürme auszubrechen. Vieles läuft einfach zu glatt, zu unaufgeregt und wenn doch mal eine Hürde zu nehmen ist, löst diese sich quasi im Handumdrehen in Wohlgefallen auf. Zwar sind blitzen immer wieder einmal die Schwierigkeiten in der Tierversorgung während des Krieges auf und auch die Not der Hunger leidenden Bevölkerung wird öfter mal angesprochen, aber um ganz und gar authentisch zu sein, fehlt mir der tiefer gehende Blick in die Zusammenhänge. Aus den historischen Fakten hätten man hier ein solides Grundgerüst bauen können, auf dass sich nicht nur die Romanze stützt, sondern bei dem es vor allen Dingen darum geht, wie sehr sich die Sichtweise auf das reine "Begaffen" eines Tieres bis hin zur artgerechten Gestaltung seines Geheges im Zoo, sowie die Förderung des Spiel- & Entdeckertriebes im Verlauf des Buches verändert.

So bliebt ein recht solider Eindruck übrig, der noch viel Potenzial zur Entfaltung hat.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Verliert leider den Bezug zum Titel

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Dot hat nach dem Selbstmord ihres Vaters das wirkliche Leben gegen die Arbeit im Fundbüro eingetauscht. Es scheint, als würden mit den kleinen und größeren Fundstücken immer wieder neue Geschichten Einzug ...

Dot hat nach dem Selbstmord ihres Vaters das wirkliche Leben gegen die Arbeit im Fundbüro eingetauscht. Es scheint, als würden mit den kleinen und größeren Fundstücken immer wieder neue Geschichten Einzug halten, die von ihren Besitzer:innen erzählen. Als Mr Appleby ganz traurig im Fundbüro erscheint und nachfragt, ob vielleicht die Tasche seiner verstorbenen Frau abgegeben wurde, klingt in Dot eine Saite, die sie längst verstummt geglaubt hat. Sie verspricht ihrem Kunden, alles Erdenkliche zu tun, um die geliebte Tasche wieder zu finden. Und diese Suche erlebt sie intensiver, als sie es für möglich gehalten hätte....


Ich muss gestehen, dass ich mich regelrecht in das Cover und den den Titel des Buches verliebt habe. Pastelliger Hintergrund und eine bereits erblühe Tulpe in einer lilafarbenen Handtasche im Zusammenhang mit verlorenen Träumem....klingt gefühlvoll und nach bewegten Szenen.

Allerdings rücken die verlorenen Träume und Sehnsüchte vollkommen in den Hintergrund. während Dot immer mehr sich selbst aus den Augen verliert. Ich hatte mit erhofft, dass die Autorin mehr auf die Träume und Sensüchte der Besitzer:innen in Verbindung mit den verlorenen Gegenständen eingeht und diese den Leser,innen näher bringt, aber dem ist leider nicht so.

Vielmehr werden die Lesenden Zeug:innen, wie sich das Familienkonstrukt von Dot immer mehr auflöst. Die Familiengeschichte ist sehr melancholisch zu lesen, erzählt von alten Wunden und Narben, einer unerfüllten Liebe und letztendlich dem Selbstmord von Dots Vater, der einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat. Schuld und Gewissensbisse plagen Dot, da sie sich für den endgültigen Schritt ihres Vaters verantwortlich fühlt.

Auch fehlt mir das Vertiefen der Episode mit Mr Appleby, denn hier hängen wirklich verlorene Träume im Raum und ich hätte es schön gefunden, ein wenig mehr von dieser wunderbaren Liebesgeschichte zu erfahren. Stattdessen endet die erneute Begegnung mit ihm abrupt und wird nicht weiter erzählt.

Irgendwie hatte ich mir eine romantische Geschichte erhofft, die Fundstücke und Besitzern:innen wieder zusammenbringt, da Dot ihre Finger mit ihm Spiel hat. Was bleibt ist mitunter ein bisschen Ratlosigkeit, nicht immer einfach zu lesende Passagen und das Finden des eigenen Ichs von Dot. Nicht ganz das, was ich mir erwartet hatte.


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Veröffentlicht am 28.03.2022

Es hätte die große Buchliebe werden können....

Geschichte einer großen Liebe
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Edith und Andrea stehen sich 1978 gegenüber und in ihren Herzen bewegt sich etwas. Die Gefühle, die beide empfinden, sind aber noch nicht das, was sie beide vom Leben erhofft haben. Und doch haben sie ...

Edith und Andrea stehen sich 1978 gegenüber und in ihren Herzen bewegt sich etwas. Die Gefühle, die beide empfinden, sind aber noch nicht das, was sie beide vom Leben erhofft haben. Und doch haben sie nachhaltige Spuren hinterlassen, denn Andrea löst seine Verlobung, um mit Edith gemeinsam durchs Leben zu gehen. Er hat die Rechnung aber ohne Edith gemacht, die auf seinen Heiratsantrag mit einem schroffen "Nein" reagiert. Auch wenn sie danach getrennte Wege gehen, bleiben sie immer im Herzen miteinander verbunden, bis sie sich eines Tages wieder gegenüberstehen....


Mit "Geschichte einer großen Liebe" möchte Susanna Tamaro ihre Leser verzaubern und ihnen das Gefühl vermitteln, dass es sie wirklich gibt- die eine, die einzige große Liebe, die von einem Herz Besitz ergreift und es nie mehr wieder los lässt.

Sie nimmt die Leser;innen mit auf die Lebensreise von Andrea und Edith und lässt sie an den mal mehr, mal weniger schmerzhaften Stationen Halt machen. Ihre Schreibweise ist metaphorisch, aber leider weit davon entfernt, Poesie und Gefühle zu transportieren.

Vielmehr werden durch die Bilder immer wieder Grenzen gezogen, die die beiden Schlüsselfiguren von den Lesenden entfernen und sie so auf Abstand halten. Lediglich in einigen wenigen Situationen gelingt es ihr, die Gefühlsregungen der Figuren nachzuspüren.

Zwar sind die Worte der Lebensgeschichte schön formuliert, aber mir fehlt der Zugang zu den Emotionen, die mir eine unerschütterliche Liebe näher bringen. Bei Andrea kann ich noch mitfühlen und seinen Schmerz mitunter nachempfinden, aber Edith bleibt mir komplett fremd und unnahbar. Es heißt ja immer, dass es in einer Beziehung immer einen Part gibt, der mehr an Gefühl und Emotionen investiert und einen, der eher nimmt. Dieses Ungleichgewicht ist hier deutlich zu spüren, da Andrea sein Herz mehr öffnet und für die Leser:innen zugänglich macht und Edith eher ihren Weg geht und sich auch die ein oder andere Auszeit nimmt.

Der Roman erzählt vom Suchen und Finden der großen Liebe, aber so ganz will man den Protas diese Geschichte nicht abkaufen. Schade, es hätte die große Buchliebe werden können...

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