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Veröffentlicht am 04.04.2022

Ein düsteres Thriller-Debüt mit einem fesselnden Kriminalfall

Fuchsmädchen
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Auf einer kleinen Insel vor der schwedischen Küste wird die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt. Erste Ermittlungen lassen vermuten, dass sie im See eines Kalksteinbruchs Selbstmord begangen hat. Sanna ...

Auf einer kleinen Insel vor der schwedischen Küste wird die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt. Erste Ermittlungen lassen vermuten, dass sie im See eines Kalksteinbruchs Selbstmord begangen hat. Sanna Berling, die als Kriminalkommissarin auf der Insel tätig ist, zweifelt allerdings daran. Doch zunächst einmal muss sie sich um den Mord an einer alten Dame kümmern, die mit Messerstichen in den Hals getötet worden ist. Dabei findet sie im Haus der einstigen Antiquarin einen Hinweis, der mit dem Selbstmord des jungen Mädchens zusammenhängt. Ein seltsamer Fall, den Sanna mit ihrer neuen Kollegin Eir Peddersen aufrollt, die vom Festland zu ihnen gekommen ist und an deren gewaltbereite Art Sanna sich erst noch gewöhnen muss.

„Fuchsmädchen“ ist das Thriller-Debüt der schwedischen Drehbuchautorin Maria Grund, die mit ihm den Auftakt einer neuen Reihe um zwei gewöhnungsbedürftige Kriminalkommissarinnen geschrieben hat. Eine von ihnen ist Sanna Berling, die bei einem Brand ihren Sohn und ihren Mann verloren hat. Seit dem lebt sie in einer von Ratten heimgesuchten Garage und betäubt sich jeden Abend mit Tabletten und Alkohol. Aber nicht nur Sanna hat mit einem Schicksal zu kämpfen, das sie jeden Tag aufs Neue auf eine harte Probe stellt. Auch ihre Partnerin Eir Peddersen wurde in der Vergangenheit nicht verschont. Sie löst, warum auch immer, ihre Probleme vorzugsweise mit Gewalt, kümmert sich aber demgegenüber liebevoll um ihre kleine Schwester Cecile, die schwer drogenabhängig ist.

Düster und atmosphärisch präsentiert sich der Thriller, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt und dabei wenig hoffnungsvolle Momente beschert. Denn das, was Jahre zuvor in einem Sommercamp für Kinder geschehen ist, erschreckt beim Lesen enorm. Genau wie die Vertuschung der grauenvollen Ereignisse, die seit dem nach Rache schreien. Diese wird dann auch in einem wendungsreichen Geschehen ausgeübt, bei dem lange Zeit nicht klar ist, wer hier als Opfer und wer als Täter agiert. Ein ergreifendes Debüt, das trotz der Verwendung von klischeebehafteten und überzeichneten Figuren fesselnd unterhält und durch ein stets vorhandene Böses Gänsehaut erzeugt.

Fazit und Bewertung:
Ein Grauen erregender Pageturner mit einem fesselnden Kriminalfall, der starke Nerven verlangt.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Eine vielfältige und teilweise sehr düstere Kurzgeschichtensammlung, die aufrüttelt und bewegt.

Einmal kurz die Welt retten
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Heiße und trockene Sommer, Umweltkatastrophen mit erschreckenden Ausmaßen, aussterbende Tierarten oder eine nur schwer zu beherrschende Pandemie. Die Folgen des Klimawandels sind enorm. Und obwohl genug ...

Heiße und trockene Sommer, Umweltkatastrophen mit erschreckenden Ausmaßen, aussterbende Tierarten oder eine nur schwer zu beherrschende Pandemie. Die Folgen des Klimawandels sind enorm. Und obwohl genug Anzeichen vorhanden sind, dass es unserer Erde immer schlechter geht, gibt es Menschen, die das ignorieren. Die rücksichtslos mit den vorhandenen Ressourcen umgehen, die bedenkenlos riesige Müllberge produzieren und leugnen, dass es immer mehr Hunger und Armut gibt. Dabei wird die Zeit knapp. Die Weichen für eine Katastrophe sind längst gestellt. Nur ein konsequentes Handeln aller kann dafür sorgen, dass unser geliebter blauer Planet auch für zukünftige Generationen bewohnbar bleibt.

Jennifer B. Wind hat für ihre Anthologie "Einmal kurz die Welt retten“ 24 Geschichten renommierter Autorinnen und Autoren zusammengestellt, die für uns in die Zukunft blicken. Nicht alle Geschichten sind Krimis. Doch alle behandeln die Folgen der Verbrechen, die wir Menschen tagtäglich an unserer Umwelt begegnen. Es wird von Wasserknappheit erzählt und der Rationalisierung von Lebensmitteln. Geburtenkontrollen stehen genauso im Mittelpunkt, wie eine zunehmende Unfruchtbarkeit. Dazu spielen die Cyberkriminalität eine große Rolle und ein gezielter Medikamentenbetrug. Themen, die ungemein vielfältig sind und als klassische Kriminalgeschichten, Dystopien, Utopien oder Zukunftsvisionen ihren Weg in die Anthologie gefunden haben.

Alles in allem eine düstere Sammlung, die aufrütteln und bewegen soll. Aber auch eine Sammlung, die Hoffnung gibt. Wie Jennifer B. Wind in ihrer letzten Story mit dem Titel „Green Reset“ vor Augen führt. Hier schaut sie in eine Zukunft, die den Menschen zurück zu seinem Ursprung bringt, in eine Welt, die nicht konsumbelastet und voller fruchtbarem Leben ist. Eine schöne Vorstellung, für die es sich zu kämpfen lohnt. Und wer nun glaubt, dass er als Einzelner nichts tun kann, der irrt. Es sind die kleinen Dinge, die Großes vollbringen. Der Verzicht auf Plaste, die Reduzierung von Fleisch oder der sparsame Umgang mit Wasser bringen schon unheimlich viel.

Fazit:
Nur gemeinsam können wir es schaffen, unsere Welt zu retten.

Danke liebe Autorinnen und Autoren für die vielen Hintergrundinformationen, die bewegenden Geschichten und den Blick in eine Zukunft, die so gewiss niemand haben möchte.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Ein spannender zweiter Fall für Polizeireporterin Gesa Jansen

Feuer im Alten Land
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Im Alten Land geht der Feuerteufel um. Gesa, die als Polizeireporterin für die Hamburger Abendpost über den aktuellen Brand berichten soll, wird in dieser Nacht mit einer persönlichen Tragödie konfrontiert. ...

Im Alten Land geht der Feuerteufel um. Gesa, die als Polizeireporterin für die Hamburger Abendpost über den aktuellen Brand berichten soll, wird in dieser Nacht mit einer persönlichen Tragödie konfrontiert. Das Hotel ihres Bruders Gunnar ist es, das in Flammen steht und in dem Gesa aufgewachsen ist. Anstatt aber Hilfe zu bekommen, steht Gunnar bald selbst unter Verdacht, der Brandstifter zu sein. Wie auch bei allen anderen Bränden, die das Alte Land erschüttern. Gesa, die weiß, dass ihr Bruder das niemals tun würde und als Feuerwehrmann oft sein Leben riskiert, beginnt zu ermitteln. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Björn Dalmann geht sie den Vorkommnissen auf den Grund und kommt den wirklich Schuldigen gefährlich nah.

„Feuer im Alten Land“ ist nach der tote Journalist“ der zweite Fall mit der Polizeireporterin Gesa Jansen, die früher selbst Polizistin werden wollte. Nun aber betrachtet sie die Verbrechen aus einer anderen Sicht und ist froh, unabhängig bei ihren Recherchen agieren zu können. Lediglich ihre Chefin Maike Thomsen sitzt ihr im Nacken und fordert von ihr, stets die erste mit einer exklusiven Story zu sein. Und obwohl Gesa dadurch öfter unter Druck gerät, akzeptiert sie die Privatsphäre der Opfer und setzt sie sich mit ihrer eigensinnigen und mitfühlsamen Art durch. Dabei wird sie von ihrem neuen Kollegen Björn Dalmann tatkräftig unterstützt, der Gesa regelmäßig den Rücken freihält und in die eine oder andere Bresche springt.

Hanna Paulsen versteht es, ihre Figuren lebendig und facettenreich zu zeichnen und sie einen Kriminalfall durchleben zu lassen, der von Beginn an spannend ist. Viele unvorhersehbare Wendungen, immer wieder neue Verdächtige und eine passende Atmosphäre sorgen dafür, dass man nur so über die Seiten fliegt, wie auch der immer wieder zutagetretende Lokalkolorit. Ein rundum fesselndes Buch, das wunderbar zum Miträtseln einlädt und erst sehr spät in allen seinen Einzelheiten und Figurenkonstellationen zu durchschauen ist. Deshalb fällt es nicht nur Gesa schwer, die Schuldigen zu finden. Auch der ermittelnde Kriminalkommissar aus Buxtehude hat seine Mühe damit und greift deshalb gerne auf die Rechercheergebnisse der waghalsigen Polizeireporter der Hamburger Abendpost zurück.

Fazit und Bewertung:
Ein spannender zweiter Fall für Polizeireporterin Gesa Jansen, die mit ihrem aus der Kulturredaktion stammenden Kollegen Björn Dalmann zu einem tollen Team zusammengewachsen ist.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Ein ergreifender Familienroman mit vielen spannenden und düsteren Elementen

Was damals geschah
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An ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag erhält Libby einen Brief, der ihr Leben verändert. Als Erbin eines imposanten Herrenhauses im Londoner Stadtteil Chelsea hat sie plötzlich keine finanziellen Probleme ...

An ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag erhält Libby einen Brief, der ihr Leben verändert. Als Erbin eines imposanten Herrenhauses im Londoner Stadtteil Chelsea hat sie plötzlich keine finanziellen Probleme mehr. Auch die Geheimnisse ihrer Vergangenheit lüften sich, allerdings anders, als gedacht. Denn in dem von ihr geerbten Haus wurden einst drei Leichen gefunden. Nur ein kleines Baby blieb in einer Wiege liegend, unversehrt zurück. Was ist damals während einer verhängnisvollen Familienfeier geschehen und wieso beschleicht Libby bei ihrem ersten Besuch im Haus das ungute Gefühl, dass sie nicht alleine ist?

„Was damals geschah“ erzählt die Geschichte einer Familie, die auf tragische Weise zerbrochen ist. Glamourös und gut situiert gehörte die Familie Lamb Ende der achtziger Jahre zur Londoner Society. Nach vielen prunkvollen Präsentationen gab es plötzlich keine Auftritte mehr. Henry und Martina Lamb zogen sich in die schützenden Mauern ihres Anwesens zurück, bis sie und mit einem unbekannten Mann in ihrer Küche vergiftet aufgefunden werden. Aber nicht nur ihr Leben wird in ergreifenden Kapiteln erzählt. Auch die Küchenverkäuferin Libby und eine mittellose Mutter namens Lucy bilden einen festen Bestandteil des Geschehens, wobei ihre Schilderungen in der Gegenwart angesiedelt sind.

Die Londoner Autorin Lisa Jewell hat mit ihren Vorgängern „Der Fremde am Strand“ und „Weil niemand sie sah“ unter Beweis gestellt, dass sie ein Garant für emotional ergreifende und spannend erzählte Romane ist. Stets stehen schicksalhafte Ereignisse und ungeklärte Verbrechen der Vergangenheit im Mittelpunkt, die Jahrzehnte später geklärt werden wollen. Wie die Sache mit dem Baby in dem Londoner Herrenhaus, das noch Tage nach dem Tod seiner Angehörigen von einem Unbekannten versorgt worden ist und nur durch den Anruf eines besorgten Nachbarn gefunden wurde. Mit einem guten Gespür für menschliche Verhaltensweisen und emotionale Tiefschläge geht sie dabei vor und nimmt den Leser tief in das Leben der handelnden Figuren mit.

Fazit und Bewertung:
Ein ergreifender Familienroman mit vielen spannenden und düsteren Elementen und Figuren, die arg vom Schicksal gebeutelt sind.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Ein amüsanter Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und schrägen Figuren

MILLIRAHMSTRUDELMORD
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Im bayerischen Dacklrain wird auf dem Feld des Wellnesshofes Feixl der abgetrennte Kopf eines Dorfbewohners entdeckt. Kriminalhauptkommissar Nick Hallinger, der dort samt Gattin Ilse einen erholsamen Urlaub ...

Im bayerischen Dacklrain wird auf dem Feld des Wellnesshofes Feixl der abgetrennte Kopf eines Dorfbewohners entdeckt. Kriminalhauptkommissar Nick Hallinger, der dort samt Gattin Ilse einen erholsamen Urlaub verbringt, wird von der aufgeregten Bäuerin aus dem Bett geholt. Noch im Bademantel sieht er sich das Dilemma an und stößt in dem Mund des erdverschmierten Kopfes auf eine asiatische Tigermücke, die sich mit letzter Kraft aus ihrem Gefängnis befreit. Und während Ilse Hallinger von nun an mit ihrer Freundin die Annehmlichkeiten der Wellnessoase genießt, jagt ihr Mann einen Mörder. Dabei ist er nicht der Einzige, der dem Verbrechen auf den Grund gehen will. Auch die aufgeweckte Rezeptionistin Lexi stellt Nachforschungen an und gerät schon bald in höchste Gefahr.

„Millirahmstrudelmord“ ist ein amüsanter Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und Figuren, die wunderbar schräg und unterhaltsam erdacht worden sind. Da ist zum einen der ermittelnde Kommissar, der sich mit den altersbedingten Veränderungen seiner Frau nur schwer abfinden kann, zum anderen lernt der Leser verschiedene alte Damen kennen, die jede für sich genommen, Unikate sind. Und dann gibt es noch einen merkwürdigen Gast mit zwei löcherigen Hüten auf dem Kopf, der in der Lobby die Gäste mit unschönen Bemerkungen angreift und nicht zu vergessen die kesse und sympathische Rezeptionistin Lexi, die großes Potenzial für eine gewiefte Ermittlerin besitzt. Sie alle sorgen dafür, dass der Krimi abwechslungsreich und lebendig in Erscheinung tritt.

Kate Delore versteht es, ihre Leser von Beginn an in eine spannende Kriminalermittlung zu ziehen, die mit viel bayerischem Flair ausgestattet ist. Doch wer glaubt, dass die Handlung dadurch gemütlich verläuft, der irrt. Denn ein knallhartes Verbrechen steht hinter den begangenen Morden, das bereits zuvor einige Opfer gekostet hat und tief im Verbogenen sein Grauen entfacht. Mit einem guten Gespür für menschliche Schwächen und perfide Rachegelüste geht sie dabei vor und führt Ermittler und Leser gleichermaßen durch das Legen falscher Spuren an der Nase herum. Für Liebhaber von kulinarischen Genüssen gibt es am Ende eben der Auflösung des kniffligen Falls ein Rezept für den köstlichen Millirahmstrudel dazu und ein bayerisches Kurzwörterbuch zum besseren Verständnis von mundsprachlichen Wörtern gibt es im Anhang auch.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Bayernkrimi mit einem spannenden Fall, amüsanten Dialogen und viel Lokalkolorit.

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