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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2022

Ein besonderer Kriminalroman

Vertrauen
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Das Team um Inspektor Avi Avraham bekommt es mit zwei neuen und äußerst unspektakulären Fällen zu tun. Zunächst wird ein Neugeborenes vor einem Krankenhaus ausgesetzt und kurz darauf verschwindet ein Schweizer ...

Das Team um Inspektor Avi Avraham bekommt es mit zwei neuen und äußerst unspektakulären Fällen zu tun. Zunächst wird ein Neugeborenes vor einem Krankenhaus ausgesetzt und kurz darauf verschwindet ein Schweizer Tourist spurlos aus einem Hotel. Avi nimmt die Ermittlungen bezüglich des Vermisstenfalls auf und stößt nach kurzer Zeit auf mögliche Verbindungen zum Mossad. Ist dies eine Nummer zu hoch für ihn oder handelt es sich um den großen Fall, den er sich eigentlich schon immer gewünscht hat? Die Recherchen entwickeln sich schwierig und auch der Fall des ausgesetzten Babys kommt nicht richtig voran. Hängen die Fälle vielleicht sogar zusammen?

Der israelische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Dror Mishani hat mit seinem Roman "Drei" auf sich aufmerksam gemacht und meine Neugier geweckt. Ich bin daher mit einer hohen Erwartungshaltung in sein neues Werk "Vertrauen" gestartet und wurde nicht enttäuscht. Er erzählt die Geschichte in einem eigenen und sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich in die israelische Welt entführte. Eine für mich ungewohnte Umgebung eines Kriminalromans, was das Ganze aber auch sehr interessant machte. Die ungewohnten Namen sorgten zunächst für ein wenig Verwirrung, die sich aber schnell legte. Der Spannungsbogen wird mit den beiden unspektakulären Fällen behutsam aufgebaut und über die Ermittlungen nach und nach gesteigert. Der Roman überzeugt nicht mit hektischen und reißerischen Szenen sondern strahlt eine Gelassenheit aus, die der Spannung aber keinen Abbruch tut, ganz im Gegenteil, sie sorgt für viele Mutmaßungen, wohin die Story führen wird, um dann im Finale doch noch wieder mit einer gut durchdachten und für mich unerwarteten Auflösung überrascht zu werden.

Insgesamt ist "Vertrauen" aus meiner Sicht ein gelungener Roman, der mit seiner Ruhe, der für den kriminalistischen Hintergrund nicht alltäglichen Kulisse und dem Erzähltalent des Autors zu überzeugen weiß. Ein wirklich lesenswertes Buch, welches ich gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Die Kraft der Musik

In einer stillen Bucht
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Das Polizisten-Duo auf Capri Enrico Rizzi und Antonia Cirillo bekommen es mit einem neuen fall zu tun. Eine tote Frau wurde in einen Koffer gepfercht und von den Klippen geworfen. Sie landet auf einem ...

Das Polizisten-Duo auf Capri Enrico Rizzi und Antonia Cirillo bekommen es mit einem neuen fall zu tun. Eine tote Frau wurde in einen Koffer gepfercht und von den Klippen geworfen. Sie landet auf einem Felsvorsprung und wird somit nicht aufs Meer hinausgespült. Nach den ersten Recherchen ist die Identität des Opfers schnell geklärt, es handelt sich um die Leiterin eines berühmten Musik-Konservatoriums in Neapel. Was hat sie auf der Insel Capri gemacht? Warum ist sie ermordet worden? Die Ermittlungen führen immer tiefer in das Musik-Business hinein, welches nicht nur ein Ort der Muse ist...

"In einer stillen Bucht" ist mittlerweile der dritte Band um das Ermittler Duo Rizzi und Cirillo aus der Feder des italienischen Autors Luca Ventura (Pseudonym). Ich bin mit dem aktuellen Fall in die Reihe eingestiegen und hatte zu keiner Zeit Verständnisprobleme. Luca Ventura erzählt die Geschichte in einem leichten und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der mich auf die italienische Insel Capri entführt hat. Der Spannungsbogen wird mit dem außergewöhnlichen Tod zu Beginn des Buches klassisch aufgebaut und über die einfühlsamen und spannenden Ermittlungen auf einem aus meiner Sicht guten Niveau gehalten. Es gelingt dem Autor für mich hervorragend den südländischen Flair und die leichte sowie familiäre Lebensweise der Italiener einzufangen. So entwickelt sich eine fesselnde Geschichte, die nicht mit spektakulären und atemberaubenden Szenen überzeugt, sondern eher ruhig daherkommt. Das Finale konnte das Ganze dann mit einer überraschenden und für mich auch überzeugenden Auflösung gelungen abrunden.

Insgesamt ist "In einer stillen Bucht" aus meiner Sicht ein gelungener Regionalkrimi, der mit viel Flair, sympathischen Protagonisten und einem wohldosierten Lokalkolorit überzeugen kann. Ich bin auf weitere Fälle der beiden interessanten Ermittler gespannt, empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Ein authentischer Zeitzeugenbericht

Versteckt vor aller Augen
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Das Buch erzählt die fast unglaubliche, aber dennoch reale Geschichte der Jüdin Mala Riva Kizel, die als 1926-geborene den Krieg im jugendlichen Alter erleben musste. Viele Zufälle und sicherlich eine ...

Das Buch erzählt die fast unglaubliche, aber dennoch reale Geschichte der Jüdin Mala Riva Kizel, die als 1926-geborene den Krieg im jugendlichen Alter erleben musste. Viele Zufälle und sicherlich eine ordentliche Portion Glück gehörten dazu, dass hieraus eine Überlebensgeschichte werden konnte. Dass beispielsweise gerade eine Nazifamilie ihr Unterschlupf bot und sie so vor dem sicheren Tod rettete grenzt dabei schon fast an Sarkasmus.

Der niederländische Autor und Journalist Pieter van Os, ist durch Zufall auf das Leben von Mala Riva Kizel aufmerksam geworden und hat sich auf die Suche nach ihren Spuren in der Historie gemacht. Sehr mühevoll und engagiert hat er versucht weitere Zeitzeugen und Belege zu finden und musste dabei immer wieder Enttäuschungen und Rückschläge wegstecken. Nichts desto trotz konnte er dann mit dem Buch "Versteckt vor aller Augen" eine bemerkenswerte und detailreiche Aufarbeitung veröffentlichen, die den Leser in die dunklen Stunden der deutschen Geschichte entführt. Die Erlebnisse von Mala Riva Kizel muten schon fast abenteuerlich an und Pieter von Os versucht sie immer in den historischen Kontext zu bringen. Die Hintergrundinformationen wirken sehr gut recherchiert, schossen aber aus meiner Sicht manchmal über das Ziel hinaus. So ging in einigen Passagen der Lesefluss ein wenig verloren und die Hauptprotagonistin führte nur noch ein Schattendasein. Dennoch hat mich das Schicksal der damals jungen Frau sehr berührt und ihr Umgang mit dem Leben, welches geprägt war von der ständigen Angst der Enttarnung, die ihren sicheren Tod bedeutet hätte, fordert einen großen Respekt ein.

"Versteckt vor aller Augen" ist für mich ein äußerst lesenswertes Buch. Die Anzahl der lebenden Zeitzeugen dieser düsteren Zeit werden immer weniger, umso wichtiger ist es ihren Berichten zu lauschen und lesen, um nicht zu vergessen und natürlich daraus zu lernen. die Welt hat es leider nötig. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Ein größenwahnsinniger Lebenstraum

Allgäuer Höhenrausch
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Kommissar Guntram Glattlinger bekommt es mit einem tragischen Tod an der Baustelle der neuen Staumauer in einer Voralpenregion zu tun. Das Opfer wurde anscheinend bei Betonarbeiten in einem Schacht "entsorgt" ...

Kommissar Guntram Glattlinger bekommt es mit einem tragischen Tod an der Baustelle der neuen Staumauer in einer Voralpenregion zu tun. Das Opfer wurde anscheinend bei Betonarbeiten in einem Schacht "entsorgt" und bei der Ausschalung entdeckt. Was steckt hinter dem Mord? Der Tote war ein aktiver Umweltaktivist, handelt es sich um ein politisches Motiv? Oder stand er bei seinem Engagement lediglich dem Bauunternehmen im Weg? Es gibt viele Ansätze, die Guntram Glattlinger unter anderem auch zu einem Unfall in der Vergangenheit führen...

Der Autor Wolfgang Heinl hat mit "Allgäuer Höhenrausch" einen aus meiner Sicht guten Regionalkrimi veröffentlicht. Er erzählt die Geschichte in einem flüssig zu lesenden Schreibstil, der die Geschehnisse lebendig vor Augen führt. Der Spannungsbogen wird gut und behutsam aufgebaut und über die Entwicklung der Protagonisten und überraschende Wendungen auf einem guten Niveau gehalten. Es ist hier weniger die klassische Tätersuche, sondern vielmehr die Entwicklung der einzelnen Protagonisten, die hier für Spannung sorgt. Es entwickelt sich ein komplexes Geschehen, wo immer wieder neue Probleme auftreten und die Protagonisten enger miteinander verbunden werden. Für mich wurde dabei aber der Zufall ein paar mal zu häufig bemüht, was dem Gesamteindruck ein wenig schmälerte. Das fulminante Finale rundet den Kriminalroman gelungen ab.

Insgesamt ist "Allgäuer Höhenrausch" ein aus meiner Sicht gut umgesetzter Regionalkrimi, der mich mit seiner ungewöhnlichen Struktur, den interessant gezeichneten Protagonisten und dem Erzähltalent des Autors überzeugen konnte. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Ich bin kein Mongo

Mongo
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Katja überrascht Harry mit der Neuigkeit, dass er Vater wird. Bei beiden kommen aber nicht gleich große Eltern-Freuden auf sondern Bedenken bezüglich der Gesundheit des Kindes. Hintergrund dabei ist die ...

Katja überrascht Harry mit der Neuigkeit, dass er Vater wird. Bei beiden kommen aber nicht gleich große Eltern-Freuden auf sondern Bedenken bezüglich der Gesundheit des Kindes. Hintergrund dabei ist die Behinderung von Katjas Bruder Markus, dessen Schicksal die beiden natürlich miterleben durften bzw. stellenweise mussten. Wird ihr Kind auch mit der Diagnose Trisomie 21 auf die Welt kommen? Ist es dem Kind und ihnen selber zuzumuten ein solches Risiko einzugehen? In Anbetracht der anstehenden Vaterschaft gehen vor allem Harry dabei viele Szenen durch den Kopf, in denen Markus sich dem Leben stellte...

Mit "Mongo" hat der österreichische Autor Harald Darer einen aus meiner Sicht bewegenden Roman geschrieben. Er erzählt die Geschichte in einem sehr eigenen Schreibstil, der sich gut lesen lässt, aber manchmal mit Sätzen daher kommt, de scheinbar niemals enden wollen. Dies verleiht dem Buch einen eigenen Charakter. Harald Darer scheut sich in seinem Roman nicht, die brisante Thematik des Umgangs mit behinderten Menschen anzugehen. Er beleuchtet dies aus unterschiedlichen Perspektiven und arbeitet dabei manchmal mit banalen Szenen, die die gesellschaftliche Problematik aber genau auf diesem Wege umso authentischer verdeutlicht. Das Ganze wirkt sehr lebensnah und Harald Darer versteht es auch, die Thematik gefühlvoll umzusetzen. So darf sich mancher Leser fragen, ob er ebenfalls so aufgeschlossen und engagiert aufgetreten wäre, um einen behinderten Menschen dabei zu helfen, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Insgesamt ist "Mongo" aus meiner Sicht ein gelungener Roman, der schon allein aufgrund der aktuellen Thematik und seiner Umsetzung das Prädikat "lesenswert" verdient hat, aber gleichzeitig überzeugt er auch durch seine interessant gezeichneten und gut in Szene gesetzten Protagonisten, sowie dem Erzähltalent des Autors. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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