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Veröffentlicht am 15.04.2022

Familiensaga um einen Kosmetikkonzern

Das Goldblütenhaus - Der Ruf einer neuen Zeit
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Der Roman beginnt mit einem Prolog, der in die Vergangenheit führt und die Entstehung der einzigartigen Goldblütencreme erzählt, die zum großen Erfolg des Kosmetikkonzern Glanz geführt hat.
Danach sind ...

Der Roman beginnt mit einem Prolog, der in die Vergangenheit führt und die Entstehung der einzigartigen Goldblütencreme erzählt, die zum großen Erfolg des Kosmetikkonzern Glanz geführt hat.
Danach sind wir zurück in der Gegenwart und begleiten Leonie, eine der Enkelinnen des Firmengründers. Leonie und ihre Familie durchleben gerade eine schlimme Zeit, denn Alexander Glanz, ihr älterer Bruder, ist tot. Die Zwillingsschwestern Ella und Leonie führen nach dessen Tod das Unternehmen weiter. Um den Spekulationen zum Tod von Alexander Glanz, der aus dem Bürofenster gestürzt ist, ein Ende zu bereiten, hat Leonie die Idee eine Firmenchronik zu veröffentlichen. Doch Hedi Glanz, die Mitbegründerin des Kosmetikkonzerns, ist alles andere als erfreut. Sie scheint seit Jahrzehnten ein Geheimnis zu haben, das nicht ans Licht kommen soll. Obendrein taucht beim Begräbnis von Alexander Leonies Jugendliebe Michael wieder auf.....

Der Einstieg in die Geschichte rund um die Familie Glanz fiel mir leicht. Die bildhafte Erzählweise hat sehr schnell Bilder im Kopf erzeugt. In diesem ersten Band ist Leonie die Hauptfigur, die gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Ella das Familienunternehmen führt. Durch den Auftrag eine Familienchronik zu erstellen, versuchen die Beiden den Fokus rund um den Tod ihres Bruders Alexander wieder auf das Familienunternehmen zu richten. Allerdings werden mit der Zeit einige Geheimnisse offen gelegt, die eher nicht an die Oberfläche hätten gelangen sollen. Eines davon wird im ersten Teil gelöst, der Rest bleibt aber noch offen.

Von Zeit zu Zeit gibt es kurze Rückblenden in die Anfangszeit des Unternehmens, bei dem der Fokus auf Großmutter Hedi liegt, die ihren Mann in allen Belangen unterstützt hat. Man erfährt einiges über die Anfänge der Produkte und deren Vermarktung, was in den frühen Fünfziger Jahre nicht wirklich einfach war.
In einem zweiten Erzählstrang erzählt Michael, Leonies erste große Liebe, aus seiner Sicht. Nach Jahren im Ausland kehrt er nach München zurück und möchte in der alten Heimat sesshaft werden. Leonie hat er in all den Jahren nicht vergessen, doch diese ist verheiratet....

Dieser erste Teil der Familiensaga hat für mich noch ein kleines bisschen Luft nach oben gelassen. Die Einblicke in das Familienunternehmen sind interessant und mit den Figuren habe ich mitgelitten und mitgefiebert. In der Mitte ließ die Spannung etwas nach und einige Wendungen waren für mich vorhersehbar. Trotzdem habe ich mich in der Geschichte immer sehr wohl gefühlt. Das liegt vorallem am bildhaften Schreibstil der Autorin. Dieser ist der große Pluspunkt jeder Geschichte aus der Feder von Gabriela Gross aka Gabriele Diechler. Immer wieder verzaubert sie mich mit ihrem wunderbaren, intensiven und gefühlvollen Worten und ihrem Schreibstil, der sich von anderen Autor:innen abhebt. Man spürt die Verbindung, die sie zu ihren Figuren aufbaut und diese an die Leser weiter gibt. Einfühlsam und mit wunderbaren Zitaten geschmückt, die ich am liebsten alle anstreichen würde (in meinen Büchern wird allerdings nichts markiert, da bin ich viel zu pingelig), lässt sich die Geschichte rund um die Familie Glanz wunderbar lesen.

Die Charaktere sind Sympathieträger und haben fast nur gute Eigenschaften. Hier fehlte mir ein kleiner Antagonist, der etwas Drama ins Geschehen gebracht hätte. Aber vielleicht folgt der noch im zweiten Teil der Trilogie.

Die Autorin hat bei der gemeinsamem Leserunde der Lesejury mit all ihrem Herzblut kommentiert und sich wirklich für jeden Leser Zeit genommen...einfach wunderbar!

Fazit:
Ein interessanter Auftakt der Trilogie rund um den Kosmetikkonzern Glanz, der noch einige Fragen offen lässt und mich schon neugierig auf den Folgeband macht. Der einzigartige Schreibstil der Autorin macht jedes ihrer Bücher zu einem Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Von Spiritualismus und der braunen Gefahr

Der blonde Hund
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"Der blonde Hund", ist ein etwas merkwürdiger Titel für den dritten Fall von Ariel Spiro, der jedoch in der Geschichte Erklärung findet und auch zu den beiden Vorgängertitel passt.
Kerstin Ehmer hat mich ...

"Der blonde Hund", ist ein etwas merkwürdiger Titel für den dritten Fall von Ariel Spiro, der jedoch in der Geschichte Erklärung findet und auch zu den beiden Vorgängertitel passt.
Kerstin Ehmer hat mich mit ihrem ersten historischen Krimi dieser Reihe "Der weiße Affe" 2018 überzeugt. Seitdem warte ich immer schon gespannt auf Nachfolgebände,

Wir befinden uns in Berlin im Jahre 1925. Es ist November und ungemütlich. Früh am Morgen wird Kommissar Ariel Spiro an den Berliner Kanal gerufen, wo eine männliche Leiche aus dem Wasser gezogen wird. Der Mann ist gut gekleidet und wurde ausgeraubt. Doch ein Hämatom am Kopf erzählt, dass es sich anscheinend um Raubmord handelt. Unweit des Toten im Kanal wird ein schwer verletzter junger Mann gefunden, der zu Nike ins Insitut gebracht wird. Diese ist entsetzt, als sie die Misshandlungen am Jungenkörper sieht, der brutalst missbraucht wurde.
In der Zwischenzeit kann Spiro die Identität der Wasserleiche herausfinden. Der Tote ist ein Redakteur des „Völkischen Beobachter“ aus München. Ariel und sein älterer Kollege Bohlke werden mit dem Fall betraut und erkennen schnell, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Raubmord handelt. Die Spuren führen zu Parteimitglieder der NSDAP, für die der Redakteur geschrieben hat. Spiro stößt allerdings auf eine Mauer des Schweigens. Die Ermittlungen führen Spiro zuerst nach München und danach in die pommersche Sumpflandschaft zu einer Gruppe, die sich "Artamanen" nennt.

Nike findet währendessen in Berlin Interesse an Séancen und Astrologie. Durch ihren Bruder und dessen Freund gerät sie unfreiwillig in die Welt der Sado-Maso-Szene und gerät in große Gefahr. Dabei findet sie einen weiteren jungen Mann mit ähnlichen brutalen Misshandlungen, wie ihr Patient im Insitut.

Kerstin Ehmer hat mit einer großen Portion Berliner Lokalkolorit und guter Recherche zu den politischen Verhältnissen der damaligen Zeit einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Schon in den Vorgängerbänden war ich mit Ariel Spiro und seiner Freundin Nike Fromm mitten drin im historischen Berlin der "wilden Zwanziger".
1925 ist die große Weltwirtschaftskrise überwunden und die Menschen verlieren sich im Spiritualismus und in körperlicher Freizügigkeit. Berlin ist voller bunter Vögel und Nike mitten drin. Das macht die Geschichte so schillernd und authentisch.

Der Spannunsgbogen leidet diesmal ein bisschen durch die vielen Schauplatzwechsel, dem vollen Leben in Berlin und dem historischen und zeitgeschichltlichen Kontext. Trotzdem bin ich gerne mit Ariel an diese Schauplätze gereist und habe mit schweren Herzen die dunklen Wolken, die bereits am Horizont lauern gesehen. Kerstin Ehmer zeichnet ein sehr realistisches Gesellschaftsbild dieser Jahre und hat wieder eine grandiose Milieustudie dieser Zeit vorgelegt.
Noch hält Spiro - trotz seiner Ermittlungen im Milieu der Nationalsozialisten - diese für völlig ungeährlich. Mit Bangen denke ich an die Zukunft, die wir als Leser im 21. Jahrhundert bereits kennen...

Fazit:
Bereits zum dritten Mal bin ich mit Ariel Spiro ins Berlin der Zwanziger Jahre gereist und war wieder fasziniert vom Schmelztiegel in dieser Stadt. Diesmal geraten sowohl er, als auch Nike, in große Lebensgefahr.
Der Spannungsbogen steigt diesmal erst zum Ende hin an. Trotzdem fand ich auch diesen Fall wieder äußerst gelungen.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Währt Schuld ewig?

Es ist schon fast halb zwölf
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Zdenka Becker ist eine niederöstereichische Autorin, geboren in der Slowakei, die nicht weit entfernt von mir wohnt. Ich bin sehr froh, dass ich sie vor einigen Jahren entdeckt habe und verfolge seitdem ...

Zdenka Becker ist eine niederöstereichische Autorin, geboren in der Slowakei, die nicht weit entfernt von mir wohnt. Ich bin sehr froh, dass ich sie vor einigen Jahren entdeckt habe und verfolge seitdem ihre Autorenkarriere. Ihr neuer Roman erzählt die Geschichte eines älteren Paares mit Rückblicken in Briefform.

Hilde und ihr dementer Mann Karl leben in ihrem Haus im fiktiven Fischbach in der Nähe der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Der Großteil ihres Lebens ist vorüber und Hilde steht vor der Entscheidung, ob sie und ihr Mann ins Seniorenheim ziehen sollen, so wie es ihre Kinder vorgeschlagen haben. Noch hat sie einen netten Zivildiener, der ihr im Garten hilft und eine Nachbarin, die ihr im Haushalt zur Hand geht. Doch Hilde spürt ihre alten Knochen und Karl lebt bereits größtenteils in der Vergangenheit. Doch bevor sie ihr Haus verlassen, muss Hilde noch die Kiste mit den Briefen, die ein Geheimnis enthalten, finden. Die Schuld, die auf ihr lastet, darf nicht an die Öffentlichkeit dringen...
Bevor das Haus verkauft wird, möchte Hilde die Briefe nochmals lesen, die ihr Karl geschrieben hat, als sie frisch verlobt waren und er in den Krieg ziehen musste....

Die Idee zu diesem Roman hatte Zdenka Becker, als sie beim Umbau ihres Hauses auf dem Dachboden alte Briefe gefunden hat. Einige davon hat sie als Vorlage genommen und darumherum eine fiktive Geschichte gewebt. Wir begleiten Hilde, die mit ihrer Schwester und deren Tochter auf dem heimatlichen Hof schwer schuften mussten, während Hilde Verlobter Karl in den Krieg zieht. Wie viele andere Frauen sind sie auf sich selbst gestellt und müssen "ihren Mann stehen".
Zu Beginn steht Karl noch hinter dem Gedanken des NS-Regimes, während Hilde eher skeptisch ist. Als er in Berlin eingesetzt wird, versuchen sie durch den Briefwechsel ein kleines Stück Nähe und Verbundenheit zu erleben. Doch Karl arbeitet als Ingenieur im Flugzeugbetrieb und darf nichts über seinen genauen Aufenthalt oder seine Arbeit schreiben. So bleiben die Briefe oft emotionslos und wirken einseitig. Zu dieser Zeit wurde auch nicht wirklich viel über Gefühle gesprochen und der Krieg hat den Menschen zusätzlich einiges abverlangt. Die Briefe sind in einfachen Worten gehalten, passend zum schulischen Abschluss von Hedi. Trotzdem konnte ich nicht wirklich die Liebe zwischen den Beiden spüren....

Zdenka Becker erzählt in ihrem neuen Roman eine Geschichte, wie sie wohl viele Menschen während des Zweiten Weltkrieges erlebt haben: Trennung, Schmerz und Verlust. Dazu kommt noch die Darstellung der Rolle der Frau zu dieser Zeit, die sich nach dem Krieg wieder wandelte. Erschreckend waren für mich so einige Parallelen zum Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Krieg in der Gegegenwart.

Der Roman ist leise und eine Form von Briefroman - aber nicht nur. Gefallen hat mir der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Dem Geheimnis in der Vergangenheit kam ich ein kleines bisschen auf die Spur, allerdings nur einem Teil davon. Die Figuren sind authentisch, blieben mit allerdings in den Briefen zu emotionslos. In der Gegenwart konnte ich Hilde viel besser greifen. Hier wird auch sehr deutlich, wie es älteren Menschen geht, denen es schwer fällt loszulassen.
Die Zeit während des Krieges wurde sehr bildhaft dargestellt. Der Unterschied zwischen Stadt und Land war eklatant. Die Gefühle von Hilde, die kurze Zeit in Berlin bei ihrem Mann lebte und sich dort nicht heimisch fühlte, war für mich spürbar. Zerrissen zwischen ihrer Schwester, die ihre Hilfe auf dem Hof benötigte und dem Wunsch endlich ihren Verlobten zu heiraten und mit ihm gemeinsam in Berlin zu leben, reiste Hilde zwischen Fischbach und Berlin hin und her und war doch nicht glücklich. Mich erinnert einiges an die Situation einer Mutter in der Gegenwart, die sich oft zwischem ihrem Job und ihren Kindern aufreibt und immer das Gefühl hat, nicht genug gegeben zu haben.
Das Ende war berührend und hat mir gut gefallen.

Fazit:
Ein leiser Roman, der einen Einblick in eine ganz normale Familie gibt, die während des Zweiten Weltkrieges zu überleben versuchte. Dass es dabei auch ein kleines kriminelles Geheimnis gibt, erweckt die Neugier des Lesers. Ein Buch, das auf leise Art nachdenklich macht.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Story of my Life

It’s My Life
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Bon Jovi sind seit meinen Zwanzigern aus meiner alten CD Sammlung und aus meiner Playlist nicht mehr wegzudenken. In ewiger Erinnerung wird mir der Morgen meines Hochzeitstages bleiben, an dem ich "Livin* ...

Bon Jovi sind seit meinen Zwanzigern aus meiner alten CD Sammlung und aus meiner Playlist nicht mehr wegzudenken. In ewiger Erinnerung wird mir der Morgen meines Hochzeitstages bleiben, an dem ich "Livin* on a Prayer" in Dauerschleife zur Beruhigung gespielt habe. Manche werden nun etwas irritiert schauen, aber für mich war es einfach genau das perfekte Lied. So richtig entdeckt habe ich die Gruppe nämlich nicht in den Achzigern, sondern 1993, als sie mit "Keep the Faith" auf Tour gingen und ich in Wien live dabei war. Zwei weitere Konzerte später und nun gemeinsam mit meiner Tochter, die ich mit der Musik angesteckt hatte, sind wir dann 2013 - zwanzig Jahre nach meinem ersten Livekonzert - zusammen als Fanclub Mitglieder in der Krieau in Wien dabei gewesen. Danach wurde der Sound ein etwas anderer und konnte mich nicht mehr so packen.... Fan bin ich trotzdem geblieben. Und genau deshalb habe ich mich wahnsinnig gefreut, dass ich diese Biografie lesen durfte.

Pünktlich zu Jon's 60. Geburtstag am 2. März bringt uns Musikjournalist und Autor Jürgen Seibold das Leben des US-Rockstars in dieser Biografie näher. Der Autor hat bereits 1991 die erste Biografie über Jon Bon Jovi geschrieben, was mich sehr überrascht hat.
"It's my life" beginnt mit den Kinder- und Teenagerjahren und Jon's erst langsam aufkeimender Liebe zur Musik. Sein Ehrgeiz und sein Wunsch ein Rockstar zu werden, hat der Autor sehr gut dargestellt und mit einigen lustigen Anekdoten versehen. Die Musikszene in New Jersey war äußerst lebendig. Bruce Springsteen trat in der Nachbarschaft auf und war für Jon ein absolutes Vorbild.
Fasziniert habe ich über den Aufstieg der Band gelesen. Vorallem die erste Hälfte der Biografie hat mich sofort gepackt und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. In der Mitte findet man zusätzlich einige ausgewählte Farbfotos, die die Bandgeschichte, sowie Jon's Ausflüge zum Filmset dokumentieren.
Die zweite Hälte fand ich dann etwas schwächer. Vielleicht ist es aber auch der Tatache geschuldet, dass ich die meisten Fakten bereits kenne. Verglichen zur musikalischen Biografie "Mercury in München", die explizit über die Jahre von Freddie Mercury und Queen in der bayrischen Metropole erzählen, verliert Jon's Biografie etwas an Spirit. Nicola Bardola erzählt sehr viel genauer und gibt vorallem mehr Hintergrundwissen bekannt als Jürgen Seibold in dieser Biografie. Die Fakten über Jon in den 2000er Jahren finde ich auch größtenteils auf Wikipedia. Hier hätte ich mir mehr Einblicke hinter die Kulissen gewünscht. Trotzdem hat es der Autor geschafft, mir den Menschen Jon Bongiovi noch näher zu bringen. Sein Einsatz für Bedürftige, wie auch sein Ehrgeiz, seine Liebe zur Familie und die Musik als sein Lebensmittelpunkt machen den Rockstar zu einem außergewöhnlichen Menschen.

Im Anhang befindet sich eine Diskografie der Band, sowie der Solokarriere von Jon und der Filmografie mit allen Auftritten in Film und Fernsehen von Jon Bon Jovi.
Und nun werde ich mir mal meine CD holen und Musik von Bon Jovi aufdrehen

Fazit:
Für jeden Bon Jovi Fan ist diese Biografie ein MUSS, auch wenn ich keine 5 Sterne dafür vergeben kann. Vorallem die erste Hälfte fand ich großartig, danach sackte die Biografie (für mich) etwas ab. Trotzdem gehört dieses Buch in jedes Bücherregal eines Bon Jovi Fans.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Biografisches Sachbuch, das unter die Haut geht

Versteckt vor aller Augen
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Bei diesem Buch von Pieter van Os handelt es sich nicht um einen Roman, sondern um ein Sachbuch bzw. eine Biografie, die der Autor mit vielen weiteren Informationen und Quellen verbunden hat. Der Einstieg ...

Bei diesem Buch von Pieter van Os handelt es sich nicht um einen Roman, sondern um ein Sachbuch bzw. eine Biografie, die der Autor mit vielen weiteren Informationen und Quellen verbunden hat. Der Einstieg fiel mir etwas schwer, da ich doch eher eine Romanbiografie erwartet hatte. Die Lektüre benötigt höchste Konzentration und Aufmerksamkeit.

Die im Klappentext beschriebene Lebensgeschichte von Mala Rivka Kizel, deren Erinnerungen Pieter van Os akribisch recherchiert hat, bildet die Kerngeschichte.
Mala wurde in einer streng jüdisch-orthodoxen Familie in Warschau geboren. Sie erinnert sich zurück an ihre Familie, das Warschauer Ghetto, ihre Flucht und weitere Lebenstationen. Diese versuchte der Autor aufzufinden, was nicht immer einfach war. Die Erinneurngen von Mala decken sich nicht immer mit den von ihr angegeben Orten und Beschreibungen. Einige schwer zu findende Dörfer befinden sich an der polnisch- ukrainischen Grenze, wie auch in der Ukraine. Ihr weiterer Lebensweg führte Mala nach Magdeburg und zur erwähnten Familie, die Hitler und seiner Ideologie nahe stand. Wie es Mala gelang dort zu landen, müsst ihr selbst lesen.
Was man aber auf jeden Fall sagen kann ist, dass Mala wirklich großes Glück hatte. Dabei half ihr sicher auch ihr äußeres Erscheinungsbild (blond und blauäugig), wie auch ihr Charme und ihre Sprachkenntnisse.

Das Buch ist vollgepackt mit Fakten und politischen Zusammenhängen rund um die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Entsetzt hat mich die Haltung der Polen gegenüber den Juden. Diese spielt eine ganz besonders große Rolle. Gleich zu Beginn wird auch Mala vermittelt, dass es Polen und Juden gibt, aber keine polnische Juden. Der Hass und die Verleumdungen der polnischen Bevölkerung gegenüber den Juden hat mich entsetzt, vorallem weil normaler Weise nur Deutsche und Österreicher als Judenhasser bekannt sind und dies noch immer in der dritten und vierten Generation zu spüren bekommen. Die Polen werden dabei nicht erwähnt.
Diesen Hass findet man aber in Polen auch noch in der Nachkriegszeit. Überlebende aus den KZs wurden von der polnischen Bevölkerung wieder vertrieben.

Der Schreibstil ist sachlich und detailliert. Der Autor schweift immer wieder ab, um genannte Figuren oder Orte zu analysieren und näher zu beschreiben. Oftmals schließt sich wieder der Kreis zu Mala oder ihrer Familie. Der Autor vermittelt neben der Geschichte um Mala viel Fachwissen rund um den jüdischen Glauben, den Widerstandskämpfern oder verschiedene Lebensweisen, wie auch ein Blick auf Israel und die Entstehung des Staates. Dies fand ich besonders interessant, weil es mir, den bis heute andauernden Kampf zwischen Israel und Plästina, näher gebracht hat.
Am Anfang des Buches befindet sich eine Karte und ein Stammbaum

Erschreckend fand ich so einige Parallelen zum momentanen Ukraine-Krieg. Hitlers Strategien und seine ungerechtfertigte Kriegserklärung an Polen ähnelt auf schrecklicher Weise der von Putin. Auch die Ziele und Aussagen haben ein vergleichbares Muster und bereiten mir Angst.


Fazit:
Dieses biografische Sachbuch ist ein Stück Zeitgeschichte, das hervorragend recherchiert wurde und mir viele neue Einblicke geboten hat, obwohl ich schon sehr viel Lektüre zum Zweuien Weltkrieg und #gegendasvergessen gelesen habe. Ich hätte mir allerdings "etwas mehr Mala" gewünscht. Trotzdem empfehle ich dieses Buch auf jeden Fall an alle Interessierten zum Thema weiter.

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