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Veröffentlicht am 16.05.2022

Großartige Idee, kleine Schwäche – dennoch super Unterhaltung

Schreib oder stirb
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David Dolla ist Literaturagent und gerät unvermittelt in eine kuriose Situation – ein Häftling bekennt sich der Entführung der kleinen Pia, verrät ihren Aufenthaltsort aber nur dann, wenn Dolla seine Story ...

David Dolla ist Literaturagent und gerät unvermittelt in eine kuriose Situation – ein Häftling bekennt sich der Entführung der kleinen Pia, verrät ihren Aufenthaltsort aber nur dann, wenn Dolla seine Story schreibt und einen ein-Million-Dollar-Vertrag für die Veröffentlichung an Land zieht. Dieser glaubt kein Wort und lehnt dankend ab, doch da wird seine große Liebe überfallen und liegt im Koma. Die Nachricht löst viele unerwartete Ereignisse aus und Dolla landet quasi mitten in der Geschichte, ohne zu wissen, wohin sie führt. Nur eines ist sicher – nichts ist so, wie Dolla dachte!

Ein wenig störend sind die vielen Vergleiche. Gefühlt jeder vierte Satz besteht aus einem solchen. Zwar sind sie bildhaft und schon witzig, aber in dieser inflationären Nutzung lässt es mich innerlich dann doch irgendwann nur noch aufstöhnen.

Dennoch ist „Schreib oder stirb!“ ein amüsanter und zugleich spannender Thriller mit gelungenen Ideen, Twists und Zusammenhängen. So sehr ich mich wundere, dass Fitzek schneller schreibt als andere lesen (ich bin noch immer nicht sicher, ob er tatsächlich eine Einzelperson ist oder eher „Frontmann“!) und ich staune, dass manche Bücher super, andere total daneben sind und ich nie weiß, was mich bei ihm erwartet, diesmal war es keine Zeitverschwendung, sondern – bis auf die Vergleiche – richtig gelungene Unterhaltung.

Ich fand „Der erste letzte Tag“ sehr gelungen und urkomisch, trotz aller Tragik. Deshalb hatte ich etwas Ähnliches erwartet. Hier kommt aber Beisenherz mit seinen Vergleichen zu stark durch. Das ist anfangs lustig, wird aber mit der Zeit anstrengend. Dennoch schlägt Fitzek durch mit seiner Art, Fallstricke zu legen, den Leser zu verwirren, falsche Fährten zu legen und unerwartet alles zu drehen – und das auch noch ziemlich logisch und in sich stimmig.

Ich mag Experimente und ich mag es, wenn jemand aus seiner Schiene herausgeht, sich dabei aber dennoch treu bleibt. Ich mag schrägen Humor und ich mag Thriller. Aber besonders mag ich es, überrascht zu werden. Das ist gerade im Bereich Thriller gar nicht mehr so einfach – irgendwie war immer alles schon mal da. „Schreib oder stirb!“ ist erfrischend anders, wenn auch teils nervig (aber das bin ich selbst auch – passt also bestens). Ich kann deshalb nur einen Stern abziehen und gebe damit vier Sterne. Kleiner Tipp: Einfach mal auf ein Experiment einlassen, alles andere vergessen und sich in die Story fallen lassen. Es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Was geschah 1998 wirklich?

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Tom Babylon gibt seine Suche nicht auf. Obwohl seine Schwester Viola seit mehr als zwanzig Jahren verschwunden ist und man ihre Überreste angeblich identifiziert und beerdigt hat, glaubt er nach wie vor, ...

Tom Babylon gibt seine Suche nicht auf. Obwohl seine Schwester Viola seit mehr als zwanzig Jahren verschwunden ist und man ihre Überreste angeblich identifiziert und beerdigt hat, glaubt er nach wie vor, dass er sie finden wird – lebendig! Als er ein aktuelles Foto von ihr im Keller seines Vaters findet, ist er nicht mehr zu halten, zumal sein Vater bei einem merkwürdigen Unfall ums Leben kommt und Tom sicher ist, das kann kein Zufall sein. Er hält Bruckmann, seinen ehemaligen Mentor, für den Täter, doch der sitzt in einer psychiatrischen Anstalt ein, weit weg in den Bergen.

Wo soll man anfangen? Marc Raabe liefert hier einen genialen vierten Band um Tom Babylon und seine Suche nach Vi. Ob dies tatsächlich das Ende ist, lässt sogar der Autor offen. Im Nachwort sagt er, dass er noch nicht weiß, ob wir irgendwann noch mal auf Tom treffen werden. Auf alle Fälle findet der rote Faden einen würdigen und bombastischen Abschluss, wobei der Autor allerdings sehr weit ausholt und die eine oder andere Übertreibung und heftige (Gewalt-)Szene einbaut. Nun, es ist eben auch ein Thriller. Da kann man ihm das schlecht verübeln.

Zwischendurch gab es trotz durchgehender Spannung auch Längen und ich hatte das Gefühl, es ist nun gut und das Ende dürfe kommen. Das klingt sehr negativ, das ist mir schon klar. Es ist so viel in der gesamten Story geschehen, dass man irgendwann denkt, eine kleine Kürzung hätte auch nicht geschadet. Dennoch ist da nicht wirklich viel „Füllstoff“ verwendet worden. Schwer zu erklären, muss man lesen.

Auch wenn man nicht zwingend alle drei Vorgängerbände gelesen haben muss, schadet es doch nicht, die Reihenfolge einzuhalten. Man bekommt dann ein besseres Gespür für die Figuren. Selbst ich, die ich alle Bände gelesen habe, konnte mich nicht mehr an alle Zusammenhänge deutlich erinnern, da es doch eine weite Reise vom ersten Band bis jetzt war. Ideal ist es in meinen Augen, wenn man alle vier Bände hintereinander weg lesen kann.

In diesem Band sind die Zeitebenen etwas verschoben. Während wir Tom fast ausschließlich in der Gegenwart begleiten, startet der Faden mit Sita 28 Tage vorher. Zudem sind diese Kapitel durchweg in Kursivschrift gehalten. Mich bremst das im Lesefluss, habe ich festgestellt. Wenn Vi quasi mit Tom spricht in dessen Gedanken, dann liest sich das gut in Kursivschrift, aber ganze Kapitel ist das anstrengend für mich.

Die Entwicklungen der Geschichte selbst, aber auch der Figuren, die sich herauskristallisierenden Zusammenhänge, Drehe, Kniffe und Wendungen sind eine Art literarisches Feuerwerk. An der einen oder anderen Stelle kommen auch Gefühle ins Spiel, die die Lage nicht gerade vereinfachen. Man weiß nie, wer ein falsches Spiel treibt und wem man noch vertrauen kann. Nein, langweilig ist hier nichts, aber vielleicht ist von allem ein bisschen zu viel.

Dennoch – ein absolut lesenswerter vierter Band einer gelungenen Reihe, den ich gern gelesen habe und mit vier Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Ein verzwicktes, aber schlau eingefädeltes Rätsel

Der Tote aus Zimmer 12
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Das kleine Hotel auf Kreta, das Susan Ryeland und ihr Lebensgefährte führen, läuft nicht ganz so gut und glatt, wie man sich das wünschen würde. Noch dazu vermisst Susan doch das Leben in London. Als dann ...

Das kleine Hotel auf Kreta, das Susan Ryeland und ihr Lebensgefährte führen, läuft nicht ganz so gut und glatt, wie man sich das wünschen würde. Noch dazu vermisst Susan doch das Leben in London. Als dann die Trehernes die ehemalige Lektorin bitten, einen Mord in ihrem eigenen Hotel und das Verschwinden ihrer Tochter Cecily aufzuklären, nimmt sie dankbar an – nicht zuletzt, weil ihr die 10.000 Pfund sehr helfen würden, das Hotel zu retten. Dass die Trehernes ausgerechnet sie dafür auswählen, hat einen Grund: Susan hat das Buch, das Cecily kurz vor ihrem Verschwinden gelesen hat und das diese für die Lösung des Mordfalles relevant hielt, seinerzeit lektoriert. Das macht Susan neugierig und sie reist nach London …

Susan mag man einfach super schnell. Sie ist sehr liebenswert, möchte ihren Andreas nicht verletzen, aber auch selbst glücklich sein. Dass sie ihren alten Beruf vermisst, ist verständlich. Man kann auch nachvollziehen, dass es sie reizt, herauszufinden, was das von ihr lektorierte Buch tatsächlich mit den beiden Fällen zu tun hat. Die Art des Autors, reale Begebenheiten zu verwenden, hat ihn zu all seinen anderen Macken nicht sehr sympathisch gemacht. Aber wie er Hinweise versteckt hat, fand Susan interessant – und die Ideen gefallen mir auch sehr gut.

Ein wenig kompliziert wird es, als aus der Story heraus das Buch „Atticus unterwegs“ von Alan Conway zur Lektüre wird. Ich habe so sehr nach Parallelen gesucht, dass das für mich anstrengend wurde. Ab und an ein kleiner Abstecher in die Susan-Story hätte gut getan. Einige Gedanken von Susan zum Buch, quasi kleine Hinweise oder eben Erklärungen, wären super gewesen. Die gibt es aber nicht: Da wird das ganze Buch am Stück gelesen.

Die Wendungen und Überraschungen sind schon klasse gemacht. Der Leser tappt immer wieder in die ausgelegten Fallen. Auch gibt es wunderbare Stellen mit dem typischen britischen Humor. Aber auch melancholische, nachdenkliche Momente kommen vor. Das gefällt mir sehr. Das Ende ist weniger „gemütlich“, als die vorangehende Geschichte inklusive des Krimis im Krimi. Hier fährt Horowitz heftige Geschütze auf und überrascht den Leser.

Mir war nicht bewusst, dass dies ein zweiter Band ist. Das habe ich auch bis zum Ende nicht gemerkt. Man kann „Der Tote aus Zimmer 12“ also problemlos ohne Vorkenntnisse lesen und genießen. Es ist nicht mein Jahreshighlight, schon deshalb nicht, weil ich es streckenweise wirklich sehr anstrengend fand. Aber es hat mich sehr gut unterhalten. Deshalb gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Von der Kolumne zum Buch

Gar es ohne Bares!
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Auch wenn man nicht jeden Cent zweimal umdrehen muss, findet man hier super leckere Rezepte. Dass die für wenig Geld realisierbar sind, ist ja kein Fehler! Vor allem zeigt das Kochbuch, dass Essen nicht ...

Auch wenn man nicht jeden Cent zweimal umdrehen muss, findet man hier super leckere Rezepte. Dass die für wenig Geld realisierbar sind, ist ja kein Fehler! Vor allem zeigt das Kochbuch, dass Essen nicht so teuer sein muss, wie manche gerne behaupten oder auch glauben. Selbst wer dauerhaft knapp bei Kasse ist findet hier Anregungen für sättigende Mahlzeiten, die den Gaumen verwöhnen.

Die Idee, das Buch in Anfang (3 bis 2 Euro/Person), Mitte (2 bis 1 Euro/Person) und Ende (unter 1 Euro/Person) des Monats einzuteilen (plus ein Kapitel für besondere Anlässe, aber ebenfalls in diesen Klassen), finde ich richtig gut. Klar – hat man gar nix zu Hause, wird das nicht klappen mit den Preisen, denn kalkuliert wurden die Preise verständlicher Weise auch mit Vorräten (die anteilsmäßig angerechnet wurden). So ist beispielsweise Olivenöl verwendet worden, aber nicht die ganze Flasche berechnet, sondern das, was real verbraucht wurde. Somit ist es also manchmal sinnvoll, erst nachzusehen, was man benötigt oder eben vorrätig hat. Ebenso ist es oft abhängig davon, welche genauen Zutaten man verwendet. Beim Einsatz von Discounter-Käse ist die Rechnung natürlich eine andere, als beim Einsatz von Käse vom Markt.

Nun aber zu den Rezepten! Für mich ist das gegrillte Käsesandwich (hier wird es mit einer Tomatensuppe ergänzt, also noch veredelt) sowieso ein Highlight, das ich mir gerne zubereite. Da erscheinen mir die anvisierten 2,50 Euro pro Portion sogar extrem hoch angesetzt, dennoch zeigt es, dass günstig und lecker Kochen in Kombination tatsächlich möglich ist. Es finden sich für jeden Geschmack Rezepte und zudem wird man angeregt, sich auch mal an Lebensmittel zu trauen, die man als nicht so lecker abgetan hat – da ist das beste Beispiel wohl der Grünkohl!

Zu allen Rezepten steuert Sebastian Maas nicht nur genaue Anleitungen bei, sondern hat auch etwas zu erzählen. Das ist super sympathisch und macht tolle Stimmung. Da hat man gleich das Gefühl, man steht mit einem Freund in der Küche und bereitet ein leckeres Essen gemeinsam zu. Allerdings findet man auf den 235 Seiten neben tollen Bildern und den wirklich interessanten Texten und Informationen, Tipps und Ratschlägen keine dreißig Rezepte. Wer knapp bei Kasse ist und vierzehn Euro für ein Buch hinlegt, könnte das etwas negativ sehen.

Dennoch – ich finde das Buch sehr gelungen, es regt zum Umdenken an und hilft, nachhaltiger einzukaufen und zu kochen. Vor allem ist es auch ein Geschenktipp. Und für mich ist es eins der Kochbücher, die „anders“ sind und deshalb Einzug in meine Kochbuchsammlung fand. Und wenn ein Buch aus einer Kolumne entstanden ist, kann es gar nicht schlecht sein! Gut gemacht! Vier Sterne!

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Odsherred – gar nicht so verschlafen, wie es scheint!

Tod im Trödelladen
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Das ehrenamtliche Personal des örtlichen Trödelladens wird erschreckend stark dezimiert – doch die allesamt älteren Leute sterben nicht auf natürliche Art, da ist sich Anne-Mej Mortensen absolut sicher. ...

Das ehrenamtliche Personal des örtlichen Trödelladens wird erschreckend stark dezimiert – doch die allesamt älteren Leute sterben nicht auf natürliche Art, da ist sich Anne-Mej Mortensen absolut sicher. Nur die Polizei will ihr das nicht glauben, und so beginnt die rüstige ältere Dame, einfach die Sache selbst in die Hand zu nehmen und auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei hat sie doch so schon so viel um die Ohren!

Es ist ein Cozy Crime in Reinkultur. Sehr gemütlich, sehr ruhig – aber das will nicht heißen, dass der Krimi nicht auch unterhaltsam ist! Es fehlt ihm auf gewisse Weise an Spannung, aber nicht an Unterhaltsamkeit. Man kann nicht unbedingt laut lachen, ist aber immer am Schmunzeln. In gewisser Weise ist die Story einfach nur absolut lebensnah und damit realistisch. Ja, irgendwie ist es im Leben genau so, wie in dieser Geschichte!

Ein wenig sind die „älteren Semester“ momentan gerade in bei Krimis, besonders bei Cozy Crime. Das finde ich auch sehr ansprechend und gefällt mir. Vor allem, weil hier noch dänischer Lebensflair einfließt und die Figuren recht schrullig und außergewöhnlich sind.

Es wird sehr viel von Anne-Maj und ihrem Leben erzählt. Da rückt der eigentliche Kriminalfall teilweise schon weit nach hinten. Da geht es um Diäten und Hundeerziehung, um Beziehungen zu Kindern und Enkeln, Familienessen und Gartenarbeit. Ganz schön viel für eine Vorruheständlerin! Doch am Ende gibt es tatsächlich eine Art Show-Down, der Schwung in das kleine, vermeintlich verschlafene Nest bringt! Sehr schön gemacht!

Mir wäre das alles dann für einen Einzelband ein wenig zu geruhsam und zu viel drum herum, aber da es der Auftakt einer Serie ist, sind all diese zusätzlichen „Baustellen“ schon relativ wichtig. Das Highlight des Jahres wird dies nicht, aber in besonders stressigen Zeiten, wenn man sich nur ein wenig berieseln lassen möchte und es nicht allzu nervenaufreibend sein soll, da passt es prima. Ich gebe vier Sterne.

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