Ganz besonders!
TRUE CRIME. Der Abgrund in dirRezension
TrueCrime
RomyHausmann
unbezahltewerbung
„TRUE CRIME. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“ so heißt es also, das neueste Buch einer meiner liebsten Autorinnen, denke ich ...
Rezension
TrueCrimeRomyHausmann
unbezahltewerbung „TRUE CRIME. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“ so heißt es also, das neueste Buch einer meiner liebsten Autorinnen, denke ich und frage mich, was mich erwartet. Romy Hausmann hat bisher immer im Bereich der Belletristik geschrieben. Ihre letzten und erfolgreichsten Bücher waren Psychothriller. Psychothriller, die ich in wenigen Tagen (oder Nächten) verschlungen habe, weil sie so packend und emotional erzählt waren. Und nun erwartete mich ein Sachbuch? Ich wusste es nicht genau, konnte mir aber nicht vorstellen, dass die Autorin lediglich wahre Verbrechen nacherzählt. Und damit lag ich richtig.
Ich bin schon seit jeher ein kleiner True-Crime-Junkie. Schon als Kind habe ich mir abends heimlich ‚Medical Detectives‘ oder ähnliche Sendungen reingezogen, wenn meine Eltern nicht da waren. Sehnsüchtig wartete ich also auf „TRUE CRIME“, hoffte es im Urlaub lesen zu können. Aber die Post verspätete sich. Im Nachhinein betrachtet ein wahrer Glücksfall, denn es packte mich sofort. Allein das Vorwort zog mich direkt in seinen Bann. Ich fühlte mich, als würde mir Romy Hausmann all das gerade erzählen, es machte mich neugierig und berührte mich gleichzeitig. Ich fühlte beim Lesen genau das, was die Autorin fühlte und bekam mehr als ein einmal Gänsehaut, aber auch ein schlechtes Gewissen. Denn…
„…die Krux ist, dass es sich dabei eben nicht um irgendwelche verdrehten Fantasien handelt, sondern um das echte Leben echter Menschen.
Ich glaube, dass wir das manchmal vergessen. Wir hören True-Crime-Podcasts beim Kartoffelschälen oder zum Einschlafen. Wir lesen True-Crime-Literatur wie Unterhaltungsromane. Und bei all dem gerate ich an einen Punkt, an dem ich mich immer öfter frage: Ist das richtig? Begreifen wir, was ein Verbrechen WIRKLICH bedeutet? Begreife ICH es?
Mit Sicherheit nicht.“
S. 15
Ich konnte das Buch nicht – wie so oft – in wenigen Tagen durchlesen. Die dort erzählten Verbrechen, beschäftigten mich und hallten nach. Das lag unter anderem daran, dass die Autorin die Fälle stilistisch wirklich einzigartig aufbereitet hat. Sie erzählt die Geschichten der Opfer nicht berichtartig oder sensationsheischend, sondern hauchte ihnen Leben ein – allein, dass die Opfer und nicht nur die Täter in ihren Fallerzählungen einen großen Raum eingenommen haben, unterscheidet „TRUE CRIME“ von vielen anderen True-Crime-Büchern. Man hatte das Gefühl die Personen zu kennen, baute eine Bindung auf, wurde wütend über die Ungerechtigkeit, die ihnen widerfahren ist. Nach jedem nacherzählten Fall folgten Experteninterviews, die wirklich interessant zu lesen waren. Ich war auch wirklich froh darüber, eine emotionale Verschnaufpause zu erhalten, denn nach den Interviews folgten oft Tagebucheinträge der Autorin, die wirklich sehr, sehr schön geschrieben waren, aber mich immer am meisten aufwühlten. Die Tagebucheinträge bilden das Bindeglied zwischen allen Fällen, die Romy Hausmann in ihrem Buch erzählt und berichten indirekt über einen weiteren Fall: Den Tod der Australierin Phoebe Handsjuk. Diesen Fall erzählt die Schriftstellerin sehr viel langsamer und persönlicher als alle anderen. Ich konnte einfach nicht warten, ich wollte unbedingt verstehen, worüber sie da schreibt, sodass ich dann spontan den Namen des Opfers bei Google eingegeben habe. Mir war dieses Verbrechen bisher nicht bekannt, ich war total geschockt, mir war schlecht. Phoebe Handsjuk strahlte mich von so vielen Fotos voller Lebensfreude an. Wie konnte dieser sympathisch lachenden jungen Frau nur so etwas zustoßen?! Ich habe sofort verstanden, wieso Romy Hausmann diesen Fall ausgewählt hat. Ich hatte mehr als einmal Tränen in den Augen. Mehr kann ich dazu leider nicht schreiben, da mir einfach die Worte fehlen, wie fahrlässig hier ermittelt wurde.
Abschließend kann ich euch sagen, dass alle Fälle spannend erzählt und aufbereitet wurden. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir neben Phoebes Fall auch die von Cinnamon Brown, Kate Yup und Timothy Cole. Einige Fälle sind vielleicht schon bekannt, andere vermutlich eher weniger. Ganz besonders durch die persönlichen Tagebucheinträge ist es aber nicht nur einfach „noch ein True-Crime-Sachbuch“. Man merkt, wie viel der Autorin dieses Buch bedeutet; wie wichtig es ihr ist, diese Geschichten zu erzählen und so an die Menschen zu erinnern, die grausamen Verbrechen oder Fehlurteilen zum Opfer gefallen sind. Es ist sehr persönlich, emotional, intensiv und ganz besonders. Lest dieses Buch! Ich geh nun nochmal Tränchen aus den Augen wischen. Enden lassen möchte ich diese Rezension mit meinem liebsten Zitat aus dem Buch:
„Was die Liebe kann, denke ich und staune. Wie sie uns einfach alle am Leben erhält. Die, die gegangen sind. Die, die übrig bleiben. Wie sie keimen lässt, was wir brauchen, um durchzuhalten, oft über Jahre. Glaube, Liebe, Hoffnung. Was wären wir ohne all das?“ S. 109