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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2023

Langatmig

Die Frau des Polizisten
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Erika wird von ihrem Mann Göran seelisch und körperlich misshandelt. Er profiliert sich auf ihre Kosten, sie muss sich völlig unterwerfen, sonst tickt er aus. Obwohl Erika wie ihr Mann bei der Polizei ...

Erika wird von ihrem Mann Göran seelisch und körperlich misshandelt. Er profiliert sich auf ihre Kosten, sie muss sich völlig unterwerfen, sonst tickt er aus. Obwohl Erika wie ihr Mann bei der Polizei arbeitet und sie sich u.a. für misshandelte Frauen einsetzt, gelingt es ihr selbst nicht, sich aus der toxischen Beziehung zu befreien. In einer Nacht und Nebel Aktion flieht sie zu einer Freundin in eine andere Stadt und versucht dort neu anzufangen, sie möchte die Scheidung einreichen und ein neues selbstbestimmtes Leben beginnen. Erwartungsgemäß gelingt dies nicht ohne weiteres, denn Göran taucht in der neuen Dienststelle auf und spielt seine gewohnten Manipulationen geschickt aus. Dieser Handlungsstrang wird parallel zu dem Fall, den Erika als Polizistin bearbeitet, erzählt. Eine Architektin wird vermisst, sie hatte viele Feinde und die Ermittlungen gestalten sich für die Polizei schwierig.

Die beiden Fälle hätten sehr spannend sein können. Leider wird schon alles bezüglich Erikas Schicksal im Klappentext verraten. Der Fall um die verschwunden Frau ist sehr durchsichtig und daher eher langweilig. Ich hatte bis zuletzt noch auf eine spannende Wendung gehofft, wurde aber enttäuscht. Sehr schade, was hier an Potential verschenkt wurde. Die toxische Beziehung einer Polizistin, die beruflich für misshandelte Frauen einsteht, hätte besser ausgebaut sein können. Am besten war noch Erikas Verbitterung über das Wörtchen "nur", das gerne vor die Tipps gestellt wird, die man Frauen in Notlagen mit auf den Weg gibt. "Du musst ihn nur anzeigen ... du musst ihn nur verlassen." Dass gerade dies in vielen Fällen aufgrund der Angst oder der bewußt aufgebauten Abhängigkeit nicht ohne weiteres möglich ist, können Außenstehende häufig schwer nachzuvollziehen. Von mir gibts gut gemeinte 2,5 Sternchen, die ich aufrunde.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

skurrile Eigenbrötlerin ermittelt

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Nachbar
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Ein neuer Cosy Krimi im Stile von Mrs. Marple ermittelt in Britannien. Judith Potts ist 77 Jahre alt, lebt zurückgezogen in einem alten Herrenhaus, entwirft Kreuzworträtsel und schwimmt gerne nackt in ...

Ein neuer Cosy Krimi im Stile von Mrs. Marple ermittelt in Britannien. Judith Potts ist 77 Jahre alt, lebt zurückgezogen in einem alten Herrenhaus, entwirft Kreuzworträtsel und schwimmt gerne nackt in der Themse. Bei einem Bad hört sie einen Schuss und wähnt ihren Nachbarn in Gefahr. Sie schwimmt nach Hause und ruft die Polizei, die jedoch nicht gründlich sucht. So muss die rüstige Dame das Auffinden der Leiche und die anschließende Aufklärung des Mordes, dem noch weitere folgen, übernehmen.
Die Idee ist nicht neu und hätte dennoch gut als funktionieren können, wenn den Charakteren ein wenig mehr Leben eingehaucht worden wäre und die Handlung etwas glaubwürdiger gewesen wäre.
Judith hat bisher zu niemanden im Ort eine engere Beziehung, spricht nicht einmal mit den Nachbarn. Im Laufe der Ermittlungen findet sie aber unterstützende Freundinnen in einer Hundesitterin und einer Pfarrersgattin. Diese Drei werden schließlich auch von der ermittelnden Polizistin ernsthaft eingebunden - naja ...
Christine Prayon hat das Hörbuch gut eingelesen und trotz einiger Längen und der bereits genannten Kritikpunkte habe ich gerne zugehört. Das Finale war dann jedoch eine Katastrophe: ein Mörder, der sich von seinem Opfer so lange hinhalten lässt, bis absolut unglaubwürdige Rettungsaktionen geschehen, waren einfach etwas over the top.
Eher für eingefleischte Fans britischer Cosy Krimis, die nicht so großen Wert auf eine authentische Ermittlungsarbeit legen. Von mir gibts 2,5 Sterne

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Veröffentlicht am 19.04.2021

enttäuschende Fortsetzung

Mordsand
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Auf der kleinen Insel Bargsand wird ein Skelett gefunden. Der Mann wurde vor 30 Jahren gefesselt in den Schlick gesetzt und die Natur hat die Leiche nun wieder freigegeben.
Kurz darauf folgt ein weiterer ...

Auf der kleinen Insel Bargsand wird ein Skelett gefunden. Der Mann wurde vor 30 Jahren gefesselt in den Schlick gesetzt und die Natur hat die Leiche nun wieder freigegeben.
Kurz darauf folgt ein weiterer Mordfall, der diese Haltung kopiert. Ein Zusammenhang ist offensichtlich.
Die Spur führt in die Geschichte unseres Landes. Ereignisse aus den 80er aus einem Jugendwerkhof in der DDR werden hochgespült, die traumatischen Erlebnisse wirken bis heute nach. Die Schilderung der Vorkommnisse dort und auch die aktuellen Ermittlungen treten durch das Privatleben der Ermittler leider sehr in den Hintergrund. Immer wenn es spannend wird, geht es plötzlich wieder um Pillipalle. Diese unnötigen Längen konnte der flüssige Schreibstil nicht auffangen. Schlussendlich wird alles aufgeklärt, weil Kollege Zufall hilfreich um die Ecke kam. Für mich eine enttäuschende Fortsetzung. Schade.

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Veröffentlicht am 21.02.2021

von Menschen und Affen

Sprich mit mir
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Ein Experiment mit fatalen Folgen: Der Schimpanse Sam wächst bei der Familie eines Professors wie ein Kind auf. Er kann sich mit Gebärdensprache kommunizieren und wird dort wie ein Mensch behandelt. Eine ...

Ein Experiment mit fatalen Folgen: Der Schimpanse Sam wächst bei der Familie eines Professors wie ein Kind auf. Er kann sich mit Gebärdensprache kommunizieren und wird dort wie ein Mensch behandelt. Eine junge Studentin sieht den Affen in einer Fernsehsendung und ist fasziniert. Sie hat Glück und darf mit ihm arbeiten.
T.C. Boyle schreibt in seinem neusten Werk über einen Professor, der ein Experiment beginnt, weil er an das Menschliche im Tier glaubt. Er möchte herausfinden, wie ähnlich uns die Tiere sind.
Die Geschichte geht nicht gut aus, - in meinen Augen zu Recht, denn das Vorhaben ist verwerflich und so kommt es zu einem bitterbösen Ende, aber der eigentlich Leidtragende konnte von Beginn an keine Wahl treffen.
Der Autor hat hier ein wichtiges Thema aufgegriffen. Die Umsetzung hat mich leider nicht begeistern können, der Plot war mir zu ungenau angelegt, Gegebenheiten erschienen nicht glaubhaft und der Zufall musste auch ab und an bemüht werden, teilweise gab es Längen.
Von einem namhaften Autor hatte ich mehr erwartet. Mir blieb das Ganze zu diffus und auch die Sprache konnte mich nicht begeistern.
Die 2,5 Sterne vergebe ich für das schöne Cover und die gute Idee.

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Enttäuschend

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Hier hat mich der Klappentext angefixt. Ein Buch, in dem sich zwei Menschen über ihre Liebe zu Büchern und dem Lesen kennenlernen, finde ich als Leseratte grundsätzlich gut.
Erin bringt versehentlich ...

Hier hat mich der Klappentext angefixt. Ein Buch, in dem sich zwei Menschen über ihre Liebe zu Büchern und dem Lesen kennenlernen, finde ich als Leseratte grundsätzlich gut.
Erin bringt versehentlich ihr Lieblingsbuch inclusive eines Andenkens an ihre verstorbene Freundin in einen Bücherschrank. Als sie den Fehler bemerkt, holt sie es zurück und sieht, das jmd auf ihre zahlreichen Randbemerkungen geantwortet hat. Sie wird ihrerseits zu einem Buch eingeladen, um gemeinsam zu kommentieren.
Leider geht es im Folgenden nicht so sehr um die gemeinsam gelesenen Bücher, auch nicht um die passenden Randbemerkungen, sondern um das private Geplänkel, dass auf der letzten Seite über Fragen und Antworten ausgetauscht wird. Erins Lesepartner ist James. Die beiden begegnen einander zunächst nicht.
Es wird abwechselnd aus Sicht von Erin und James erzählt. Beide haben mehr oder weniger schwere Zeiten hinter sich und schleppen Probleme mit sich herum. Sie sind beide mit ihrem aktuellen Leben unzufrieden und versuchen bzw. überlegen einen Neustart.
Die aktuelle Handlung und auch die zahlreichen Erlebnisse aus der Jugend fand ich unglaubwürdig.
Erin ist eine fürchterlich Person, die nur sich selbst sieht und sich um ihre alten Probleme dreht. Sie ist nicht in der Lage ihre Mitmenschen wirklich zu sehen oder zu verstehen, weil sie selbst immer an erster Stelle kommt. Empathie, ein Hineinversetzen in Andere oder auch Verzeihen liegt ihr nicht. Ihre Mutter lässt sie seit Jahren links liegen, weil diese sich in einen anderen Mann verliebt hat. Dass der Vater damit klar kommt, mildert ihre Einstellung nicht. Eine narzistische Dramaqueen, die ich nicht live erleben möchte. Ohne zu Spoilern kann ich dazu nur schlecht mehr berichten.
James wird als Kind und der Schule gemobbt, dies ging bis zur Misshandlung. Obwohl die Lehrer, der Bruder und die Freunde davon wissen, passiert nichts. Die Lage wird als gegeben hingenommen und akzeptiert. Seine Mutter ist krank und er glaubt daran Schuld zu sein. Aus diesen Gründen ist er in bestimmten Verhaltensmustern gefangen. Er ist etwas sympathischer als Erin, aber definitiv anstrengend.
Die Aufklärungen am Ende waren teils dramatisch, aber nicht gut genug um derartig nachtragendes und selbstsüchtiges Verhalten zu erklären. Ob eine Heilung der emotionalen Verletzungen so ohne weiteres möglich ist, möchte ich mir gar nicht mehr überlegen.
Für die schöne Idee zum Buch und das niedliche Cover gerne noch zwei Sterne.

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