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Veröffentlicht am 02.06.2022

Bewegende Familien-Geschichte im Reich des Kaffeehandels in erschütternder, reeller Historie im Hamburg der 1930er/1940er Jahre! Fesselnd!

Töchter der Speicherstadt – Der Geschmack von Freiheit
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Ergreifende Fortsetzung um Familie Behmer und deren Kaffeehandel in der Hamburger Speicherstadt, 1929-1945, in geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch hervorragend recherchiertem Plot! ...

Ergreifende Fortsetzung um Familie Behmer und deren Kaffeehandel in der Hamburger Speicherstadt, 1929-1945, in geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch hervorragend recherchiertem Plot! Trilogie Teil 2!

Weiter geht´s mit der Geschichte um Maria, Cläre, Gertrud und alle anderen schon bekannten Protagonisten und Antagonisten der Familie Behmer und deren Umfeld und natürlich auch um das Reich des Hamburger Kaffees.

Anja Marschall rekapituliert in den ersten Kapiteln und dort immer an passender Stelle einige Fakten aus dem ersten Band des Dreiteilers, was einen problemlosen Wiedereinstieg in die Geschichte ermöglicht. Meiner Meinung nach sollte man aber den ersten Teil gelesen haben, um die Familiengeschichte in ihrer Entstehung, ihrem Fortschritt und in all ihrer Dramatik nicht nur lesen, sondern vollends aufnehmen und miterleben zu können.

In diesem zweiten Band mit dem Titel „Der Geschmack von Freiheit“ ist nun Marias Tochter, die freiheitsliebende Cläre, die Hauptfigur. Mit ihrem Wunsch, zu studieren, trifft sie bei ihren Mitmenschen nicht gerade auf Verständnis und arbeitet sich stattdessen und aufgrund der Umstände dann sogar in die Geschäfte des Behmerschen Kaffeekontors ein.

Details zum Inhalt möchte ich nicht wiedergeben, denn das nähme zukünftigen Lesern sonst die Spannung. Sehr deutlich wird hier aber, wie anders die früheren Zeiten waren, in denen Frauen keine Firma führen durften und die Geschäftswelt nicht nur „männerdominiert“, sondern ganz in männlicher Hand war.

Apropos „Zeiten“: in diesen Zeiten bahnt sich Böses an. Die Partei, die mehr und mehr an Macht und Einfluss gewinnt, möchte ich namentlich gar nicht nennen, aber es ist erschreckend, wie sie sich in Politik und Wirtschaft Raum verschafft und wie sich auch die Gesellschaft zum Negativsten verändert.

Wie die Autorin das hier geschaffene und sich stetig wandelnde Bild einer Familie in einer wirtschaftlich kritischen und politisch gefährlichen Zeit mit der tatsächlichen Historie im Deutschland der 1930er- und ersten 1940er-Jahre und mit dem Schrecken des 2. Weltkrieges im Großen wie in den kleinen Dingen, verknüpft, macht diese unfassbare Historie greifbar und ist so fesselnd, erschütternd, berührend und emotional bewegend, dass ich von der Geschichte völlig ergriffen bin.

Dass das Buch mit einer Szene endet, die trotz allen Leids hoffen lässt, macht mich - wie schon nach Band 1 - neugierig auf den nächsten und dann letzten Band dieser Trilogie.

Gäbe es die Möglichkeit, mehr als 5 Sterne zu vergeben, ich würde es tun.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

2 Schleswig-Holstein-Krimis in winterlicher Mords-Idylle! Kurz, knackig, eiskalt! ;-) Zeitlich vor der bekannten Krimireihe spielend!

Friesische Wintermorde
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John Benthien und Team ermitteln in mehreren eiskalten Morden! Spannend und raffiniert!

„Friesische Wintermorde“ ist ein Band mit 2 zeitlich vor Nina Ohlandts bekannter Krimireihe angesiedelten Kurzkrimis: ...

John Benthien und Team ermitteln in mehreren eiskalten Morden! Spannend und raffiniert!

„Friesische Wintermorde“ ist ein Band mit 2 zeitlich vor Nina Ohlandts bekannter Krimireihe angesiedelten Kurzkrimis: „Ist so kalt der Winter“ und „Schlaf in tödlicher Ruh“.

Wie ich es schon aus dem ersten Band der John-Benthien-Reihe, „Friesenmorde“, kenne, erwarten mich auch hier der mir sehr sympathische Hauptkommissar John Benthien und sein Team, dazu eine angenehme Portion Privatleben, diesmal gleich 2 überzeugende Kriminalgeschichten, interessante Charaktere an eigentlich idyllischer Handlungsstätte, spannende, aber nicht nervenzerreißende Geschehnisse und überraschende Wendungen und Falllösungen; das alles in flüssig lesbarem Schreibstil und mit wunderbaren Orts- und Personenbeschreibungen.

Als sehr angenehm empfinde ich, dass die Örtlichkeiten genau genug, aber nicht zu detailliert, und die Personen in ihren Charakterzügen und Eigenarten so dosiert beschrieben werden, dass man sich sehr gut zurecht findet und meint, die Personen vor Augen zu haben, sich dabei aber nicht in Details und dadurch den Faden verliert.

Gut beobachtet, stimmig beschrieben und hervorragend erzählt, lassen die Krimis der Autorin eine wundervolle Atmosphäre entstehen. Aus all diesen Gründen liebe ich die Krimis von Nina Ohlandt so sehr.

Und nun werde ich mir einen Band nach dem anderen aus ihrer Krimireihe vornehmen , „Küstenmorde“ ist gelesen, aber alle anderen Bände werde ich noch genießen, inkl. zweier Bände, die ich erst noch kaufen muss , nämlich des 2021 erschienenen und von Jan F. Wielpütz auf Grund des viel zu frühen Todes der Autorin umgesetzten Buches „Tiefer Sand“, dessen Ursprungsidee noch aus der Feder von Nina Ohlandt stammt, und des 2023 erscheinenden Bandes „Schwarze Dünen“, mit dem Wielpütz auf Ohlandts Wunsch hin die John-Benthien-Reihe fortsetzt. Welch schönes Geschenk für die Leserschaft!

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Großartige Geschichte im doppelten* Sinne! Greifbare *Zeitgeschichte in fesselnder *Erzählung über die Familie einer jungen Kaffeehändlerin, die gegen alle Konventionen ihren Weg sucht!)

Töchter der Speicherstadt – Der Duft von Kaffeeblüten
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Ergreifende Geschichte der Familie Behmer und deren Kaffeehandel in der Hamburger Speicherstadt, 1889-1918, in geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch hervorragend recherchiertem Plot! ...

Ergreifende Geschichte der Familie Behmer und deren Kaffeehandel in der Hamburger Speicherstadt, 1889-1918, in geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch hervorragend recherchiertem Plot! Trilogie Teil 1!

Dieses Buch in nur wenigen Sätzen zu reflektieren, ist so gut wie unmöglich. Zu umfassend sind die Geschehnisse, zu echauffierend die Verhaltensweisen mancher Beteiligten, zu ergreifend die Ereignisse rund um die Familie Behmer.

Um nicht zu ausschweifend zu werden, lasse ich deshalb schweren Herzens den Inhalt dieses faszinierenden Romans außen vor und verweise diesbezüglich auf die Kurzbeschreibung. Stattdessen möchte ich mich auf meine Eindrücke konzentrieren, um dieses Buch potentiellen Leser*innen ans Herz zu legen.

Eines vorweg: wie auch schon bei anderen Büchern von Anja Marschall merkt man, dass dem Schreiben dieses Romans, der – ein paar unvermeidliche Zeitsprünge in Kauf nehmend - einen Zeitraum von fast 30 Jahren schildert, bzw. dem Schreiben dieser Roman-Trilogie, die sogar 100 Jahre umfasst, intensive Recherche vorausging. Die in die Geschichte eingeflochtenen, tatsächlichen Ereignisse der damaligen Zeit sind so stimmig, dass ich vor der Autorin den virtuellen Hut ziehen möchte.

Seien es einzelne Ereignisse wie z.B. Brände oder Allgemeine wie der damalige Stand der Dinge in Handel, Politik und Gesellschaft, der Standesdünkel der Haute Volée oder das Elend der Arbeiterklasse, all diese Bestandteile und viele mehr sind wirklich (und) fesselnd.

Zudem sind die Personenbeschreibung so gelungen, dass man in die Geschichte rund um Familie Behmer geradezu hineingezogen wird und anfängt, mit der Protagonistin zu fühlen und sich um sie zu sorgen, während man parallel eine Antipathie gegen die unangenehmeren Figuren entwickelt.

Was kann einen Roman lebendiger machen als das schon Genannte und überdies die unterschiedlichsten Charaktere, die man meint, vor Augen zu haben, und an deren Seite man sich während des Lesens versetzt fühlt?! Eben.

Und wenn mich ein Buch, in dem es zu einem nicht unerheblichen Teil um die Historie geht, derart begeistert, dann will das was heißen, denn Geschichte war nie wirklich mein Ressort.

Summa summarum gebe ich sehr gerne 5 Sterne für diesen ersten Band der Trilogie und freue mich schon auf die Fortsetzung(en).

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Krimi-Komödie, in der herrliche Figuren mit Schmackes und Sprachwitz Leben (und Tod) in geflügelten ;-) Ruhrpott-Schrebergarten bringen!

Radieschen von unten
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Was dem einen sin Wachtel, ist dem andern sin Perlhuhn oder Warum es im Reich des Geflügels gefährlich sein kann!

„Radieschen von unten“ ist der erste Teil der Krimödien-Reihe um Loretta Luchs, ins Leben ...

Was dem einen sin Wachtel, ist dem andern sin Perlhuhn oder Warum es im Reich des Geflügels gefährlich sein kann!

„Radieschen von unten“ ist der erste Teil der Krimödien-Reihe um Loretta Luchs, ins Leben gerufen von Lotte Minck.

Loretta, ihres Zeichens Mitarbeiterin an einer Sex-Hotline, braucht für ein paar Tage Abstand von der Arbeit und erst recht von ihrem Freund, und denkt, diese im Schrebergarten ihrer Arbeitskollegin und Freundin Diana zu finden. Was ihr dort aber dann blüht, das schlägt dem (Regen-)Fass den Boden aus.

Wie immer in meinen Rezensionen werde ich nichts Inhaltliches wiedergeben, um denjenigen, die das Buch noch nicht kennen, den Spaß und die Spannung nicht zu rauben: vielmehr werde ich meine Eindrücke schildern.

Diese kriminell-komödiantische Geschichte ist so wunderbar (und) unterhaltsam erzählt, mit so herrlich verschrobenen Charakteren gespickt und bedient sich an manchen Stellen herrlichsten Ruhrpott-Slangs, dass ich mich immer wieder dabei erwische, während des Lesens zu grinsen, ja, sogar oft breit zu grinsen.

Seien es die Vereinsmeierei in der Schrebergarten-Kolonie mit all den konkurrierenden Hobby-Gärtnerinnen und –Gärtnern, die sich gegenseitig die Superlative neiden, allen voran den des schönsten Gartens, oder die Beschreibungen eben dieser Gärten inkl. Deko, die Szenen in Lorettas Beziehung, ihre Gespräche mit Diana oder der schon etwas älteren Arbeitskollegin Doris, immer wirkt all das wie aus dem wahren Leben gegriffen, wie nah am Puls. Stets hat man das Gefühl, dass alles genau so hätte wirklich passieren können. So manches Mal habe ich das Gefühl, selber im Parzellen-Liegestuhl zu sitzen, mitten in diesem so eigenen Kosmos.

Nun gut, wenn es dann spannend wird und zur Sache geht…und es geht ordentlich zur Sache …dann frage ich mich schon, ob das denn nicht zu viel des Bösen ist und in der Realität auch so passieren könnte oder würde, aber, mal ehrlich, wer weiß….

Manch eine der Figuren – Eine ganz besonders - wirkt wie eine Karikatur, aber gerade diese Überzeichnung von Charakter und/oder Erscheinungsbild lässt die Figuren sehr lebendig werden, ich zumindest hatte sie beim Lesen vor Augen. Zudem überzeugt mich Lotte Minck auch in dieser Krimödie wieder mit ihrem hervorragend dazu passenden, flüssigen, gut lesbaren und angenehm lockeren Schreibstil.

Nehmt Euch eine Auszeit und begebt Euch mit „Radieschen von unten“ in literarisch-gärtnerische, teils gefährliche, immer aber unterhaltsame Gefilde und habt Spaß dabei, in die Geschichte und das Leben im Reich des Schrebergartens „Saftiges Radieschen“ einzutauchen.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Lehrreicher, auch sprachlich interessanter Gesellschafts-, unterhaltsamer Liebes- und spannender Kriminalroman; eine Zeitreise nach Triest, 1907!

Caffè in Triest
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„Caffè in Triest“ (Trilogie Teil 2) lädt ein zu einer histo-kriminalistischen Zeitreise in die „Stadt der Winde“...und des Kaffees!

Die Geschichte um Polizei-Inspector Bruno Zabini geht weiter. Den ersten ...

„Caffè in Triest“ (Trilogie Teil 2) lädt ein zu einer histo-kriminalistischen Zeitreise in die „Stadt der Winde“...und des Kaffees!

Die Geschichte um Polizei-Inspector Bruno Zabini geht weiter. Den ersten Band dieser Trilogie, „Dampfer ab Triest“, gelesen zu haben, kann von Vorteil sein, ist aber zum Genuss dieses Buches nicht zwingend erforderlich.

Günter Neuwirth erzählt in bildhaft-wundervoller Sprache von dem Aufstieg eines einfachen Seemanns zum Kaffeeimporteur, von dessen noch zarter Liebe zur Tochter eines Triester Großhändlers und dem sich daraus entwickelnden Zwist mit einem Möchtegern-Nebenbuhler, der aus Neid und Narzissmus Streitigkeiten entfacht und Raufereien anzettelt, die schlussendlich bis hin zu Morden führen.

Schon das Cover weckt mein Interesse und lädt ein zu einer Zeitreise nach Triest, in die „Stadt der Winde“, das an der Adria gelegene „Tor zur Welt“ des österreich-ungarischen Kaiserreichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Sowohl der Schreibstil als auch die Sprache der damaligen Zeit, die aus heutiger Sicht etwas gestelzt wirkt und mir genau deshalb wiederholt ein Lächeln entlockt, gefallen mir ausgesprochen gut.

Ein Personenverzeichnis zu Beginn des Buches ermöglicht einen hilfreichen Überblick über die Protagonisten, seien es nun die Mitarbeiter des Triester k.k. Polizeiagenteninstitutes, Brunos Liebschaften und deren Anhang, die Familien ortsansässiger Geschäftsleute, Händler oder Arbeiter oder der mir ans Herz gewachsene aufstrebende Geschäftsmann Jure Kuzmin und seine Familie.
Über all diese Charaktere, die in der Geschichte wunderbar ihren Platz finden, behält man anhand des Verzeichnisses den Überblick.

Dabei beschreibt der Autor die nach und nach in das Geschehen involvierten Personen so anschaulich, dass peu à peu ein Bild der Gesellschaft und Wirtschaft im damaligen Triest entsteht. Man hat durch die exakten Ortsbeschreibungen die Stadt praktisch vor Augen und glaubt, sich an der Seite der Romanfiguren in ihr zu bewegen.

Zudem bekommt man einen Eindruck davon, wie anders und wie schwierig damals der Stand der Frau in Familie und Gesellschaft war, und erlebt eine spannende Geschichte, die als gelungene Mischung aus Historie und Politik, Technik und Wirtschaft, Sprache und Liebe und nicht zuletzt Kriminalistik und Investigationen ein faszinierendes Bild der damaligen Gesellschaft zeichnet und der Grund dafür ist, dass ich schon den Vorgängerband „Dampfer ab Triest“ so genossen habe, wie jetzt diesen Folgeband „Caffè in Triest“.

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