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Veröffentlicht am 08.04.2022

In den Sylter Wanderdünen ertrunken?

Düsteres Watt
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Nur durch Zufall wird in den Wanderdünen bei List eine Leiche entdeckt, denn da diese Sandmassen ständig in Bewegung sind, wäre der Tote wohl sehr bald nicht mehr zu sehen gewesen, je nach Windstärke. ...

Nur durch Zufall wird in den Wanderdünen bei List eine Leiche entdeckt, denn da diese Sandmassen ständig in Bewegung sind, wäre der Tote wohl sehr bald nicht mehr zu sehen gewesen, je nach Windstärke. Kommissarin Liv Lammers befindet sich im Urlaub auf Sylt, das auch gleichzeitig ihre Heimat ist, und wird sofort von dem Fall angezogen. Der Tote entstammt dem alten schleswig-holsteinischen Adel und lebte mit seiner Familie in einer prunkvollen Villa. Dort scheint die heile Welt plötzlich zerstört und die Trauer groß, bis man einen Blick hinter die Kulissen werfen kann und düstere Abgründe entdeckt, wobei häusliche Gewalt eine große Rolle spielt. Dazu kommt noch, dass der ermordete Karl von Raboisen offensichtlich ertrunken ist, bevor er in den Dünen abgelegt wurde. Es gibt eine Vielzahl von Verdächtigen, die Polizei hat alle Hände voll zu tun und ermittelt in alle Richtungen.
Auch der Leser wird schnell zum Miträtseln animiert, was mir persönlich immer sehr gut gefällt. Auf diese Weise wird das Buch sehr schnell zu einem regelrechten Pageturner, man möchte immer weiterlesen. Im Laufe der Ermittlungen finden sich laufend neue Spuren und Verwicklungen, und es gibt überraschende, aber schlüssige Wendungen, die zum Umdenken zwingen. Dies alles wird unterstützt vom Spannungsbogen, der direkt nach dem Prolog ansetzt und bis auf eine Unterbrechung, in der die Protagonisten bekannt gemacht werden, bis zum Ende anhält, ja eigentlich sogar noch darüber hinaus, denn das Buch endet mit einem Cliffhanger, der bereits Lust auf den nächsten Band macht. Und auch der Prolog ist bereits interessant, denn hier werden wir mit einem exzentrischen Mörder bekannt gemacht.
Liv Lammers ist eine sympathische Ermittlerin, die auch bei ihren Kollegen beliebt ist. Sie ist alleinerziehende Mutter einer Tochter im Teenageralter. Da sie privat Traumatisches erlebt hat, ist sie misstrauisch gegenüber intensiven menschlichen Beziehungen. Ihre Gefühle werden in diesem Buch auf eine harte Probe gestellt, denn ihr neuer Freund trifft auf Sylt seine Ex und den gemeinsamen Sohn. Da ist Eifersucht vorprogrammiert. Die Autorin lässt Privates in den Krimi einfließen, aber nicht übermäßig, was mir persönlich sehr gut gefällt, denn der Fall sollte in einem Thriller im Vordergrund stehen und nicht eine Liebesbeziehung.
Die einzelnen Charaktere werden authentisch gezeichnet, sie erscheinen glaubwürdig und nicht konstruiert, wozu vor allem der Einblick in die Adelskreise gehört, die durch mehr Schein als Sein glänzen. Was sich nicht alles hinter einer solch heilen Fassade verbirgt!
Auch Hintergrundinformationen über Sylt fließen wieder ein, und ich werde sicherlich bei unserem nächsten Urlaub dort einen intensiven Blick auf die Lister Dünenlandschaft werfen.
Mir hat der 6. Lammers-Fall sehr gut gefallen, er vereint alles, was ein guter Krimi haben sollte. Das Geschehen ist gut durchdacht, in sich schlüssig und authentisch. Fast alle Fragen werden beantwortet und somit ist die Vorfreude auf den nächsten Liv Lammers-Fall bereits gegeben. Auf jeden Fall hat das Buch 5 Sterne verdient, die ich gern gebe.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Kurzweilig und fesselnd

Die Rezeptur: Thriller
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Auch dieser 12. Thriller der Zons-Reihe hat mich wieder total begeistert. Vielleicht liegt es am Wechselspiel zwischen den Verbrechen früher und heute, die aber durchaus Verbindungen aufweisen. Sicher ...

Auch dieser 12. Thriller der Zons-Reihe hat mich wieder total begeistert. Vielleicht liegt es am Wechselspiel zwischen den Verbrechen früher und heute, die aber durchaus Verbindungen aufweisen. Sicher ist es auch das schöne Städtchen Zons, das seine Wirkung tut, denn wenn man mal dort war, kommen einem sehr viele Schauplätze bekannt vor und werden vor dem inneren Auge lebendig.
Das Buch beginnt mit der Gegenwart: Ein Schönheitschirurg wird ermordet aufgefunden, in einer Badewanne, die mit schlammigem Wasser gefüllt ist. Auf dem Badezimmerspiegel findet sich der Schriftzug 'Ewiges Leben'. Kommissar Oliver Bergmann und sein Team ermitteln fieberhaft und stoßen dabei auf die intrigante Doppelmoral der Schönheitsfabriken. Und schon bald wird ein weiteres Opfer entdeckt...
In der Vergangenheit werden immer mehr junge Männer aufgefunden, überwiegend Mönche, deren Tod man sich zunächst nicht erklären kann. Sie stehen in der Blüte des Lebens, haben keine Vorerkrankungen und keine äußeren Verletzungen. Bastian Mühlenberg entdeckt aber bald verschlüsselte Schriftstücke bei den Opfern, die ihn zum Rätsel um eine geheime Rezeptur führen.
Catherine Shepherd versteht es geschickt, eine Verbindung zwischen beiden Zeiten herzustellen, die man anfangs nicht erahnen kann. Die Spannung hält durchgehend an, so dass man das Buch nicht weglegen möchte, bis man die Hintergründe kennt. Ein Pageturner wie gewohnt! Die Autorin heizt die Spannung bereits im Prolog an und hält sie durch zahlreiche Cliffhanger im Gang. Außerdem kann man miträtseln, auch wenn man immer wieder in eine Sackgasse gelangt.
Sehr sympathisch finde ich die beiden Hauptprotagonisten. Da ist zum einen Bastian Mühlenberg in der Vergangenheit, der sehr ruhig, überlegt und hilfsbereit auftritt und immer noch zu seiner alten Liebe Anna eine platonische Verbindung hat. Auch Oliver Bergmann ist ein ehrgeiziger, intelligenter und trotzdem ruhiger Ermittler, kein actiongeladener Superheld, der ständig in Schwierigkeiten steckt. Das gefällt mir sehr gut. Überhaupt mag ich es, dass das Privatleben der Ermittler nicht im Mittelpunkt steht, sondern die Kriminalfälle.
Abschließend bleibt zu sagen, dass das Buch mir spannende Lesestunden bereitet hat und ich nun leider wieder auf den nächsten Band warten muss.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Raffiniert und gut durchdacht

Mrs Agatha Christie
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Nachdem ich bereits zwei Bücher von Marie Benedict gelesen und sehr geschätzt habe, war dieses Buch ein 'Muss' für mich, und ich wurde nicht enttäuscht. Zwar geht es diesmal nicht um starke Frauen im Schatten ...

Nachdem ich bereits zwei Bücher von Marie Benedict gelesen und sehr geschätzt habe, war dieses Buch ein 'Muss' für mich, und ich wurde nicht enttäuscht. Zwar geht es diesmal nicht um starke Frauen im Schatten ihrer berühmten Männer (wie bei Mrs Churchill und Frau Einstein), sondern um die weltberühmte Krimi-Autorin, von deren Privatleben ich bislang wenig wusste.
Agatha heiratet den damaligen Mann ihrer Träume, den Oberst der Luftwaffe Archie Christie. Sie setzt sich damit auch gegen ihre Mutter durch, die sich einen anderen Schwiegersohn ausgeguckt hatte. Archie ist zunächst ein lebenslustiger und adäquater Partner, ändert sich aber sehr schnell und wird missmutig und depressiv, oft auch zornig. Er liebt die Stille und wendet sich immer mehr von Agatha ab. Hier hat mich sehr verwundert, dass diese intelligente Frau sich Archies Wünschen total unterordnet und ihn nach seinen Wünschen bemuttert. Sie setzt sogar ihre Tochter Rosalind an zweite Stelle und engagiert ein Kindermädchen, um sich besser um Archie kümmern zu können. Ein Jahr lang zieht sie mit Archie zu Werbezwecken durchs Empire und lässt die kleine Tochter allein. Der Dank für ihre Aufopferung bleibt leider aus, ganz im Gegenteil: Archie hat bald eine junge Geliebte und möchte sich scheiden lassen. Und nun kommen wir zum Thema des Buches: Plötzlich verschwindet Agatha, ihr Auto wird gefunden und Archie wird verdächtigt, seine Frau beseitigt zu haben....
Genauso geheimnisvoll, wie Agatha verschwand, taucht sie auch wieder auf, und zwar nach elf Tagen. Was ist geschehen? Es ist äußerst spannend, die Entwicklungen zu verfolgen, die aus verschiedener Perspektive beschrieben werden. Für mich war das Buch ebenso aufregend wie ein Krimi. Auch gelingt es der Autorin sehr gut, die Atmosphäre einzufangen, besonders die wachsende Schuldzuweisung durch die Öffentlichkeit und Archies Gefühl des Eingekesseltwerdens. Es werden reale und fiktive Elemente gemixt, ohne dass man es bemerkt, denn sie passen gut zusammen. Die von der Autorin präsentierte Erklärung für Agathas Abtauchen ist geradezu brillant, denn sie gleicht einer Geschichte aus Agatha Christies Feder. Dadurch gewinnt die Hauptprotagonistin ihre Stärke zurück, die jahrelang blockiert war, und für den Leser ist die Welt wieder in Ordnung.
Mich hat das Buch begeistert, es ist sehr lesenswert, und ich hoffe, dass die Autorin noch weitere Biographien starker Frauen präsentieren wird.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Mega spannend - genialer Abschluss der Reihe

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Dies ist der 4.Band der Thriller Reihe um den LKA Ermittler Tom Babylon. In allen bisherigen Bänden, die ich mit Spannung gelesen habe, taucht Toms Schwester Viola in irgendeiner Form auf, bisweilen auch ...

Dies ist der 4.Band der Thriller Reihe um den LKA Ermittler Tom Babylon. In allen bisherigen Bänden, die ich mit Spannung gelesen habe, taucht Toms Schwester Viola in irgendeiner Form auf, bisweilen auch wie eine nervtötende Erscheinung, denn offiziell ist sie tot. Der Titel des 4. Bandes suggeriert nun, dass sie noch am Leben ist, denn warum sollte sie sonst ein Versteck haben? Mit großen Erwartungen habe ich deshalb dieses Buch gelesen und wurde nicht enttäuscht. Sehr, sehr spannend - ein regelrechter Pageturner, nur mit Widerwillen unterbricht man die Lektüre.
Der Schauplatz ist diesmal in weiten Teilen nach England verlagert, denn in einem Müllcontainer im Londoner Stadtteil Clerkenwell wird Tom Babylon gefunden, nackt und mit einer schweren Kopfverletzung. Infolgedessen leidet er an Amnesie, die so ausgeprägt ist, dass er noch nicht einmal weiß, wie er überhaupt nach London gekommen ist. Eine Ärztin im Hospital kümmert sich liebevoll um ihn, aber kann er ihr wirklich vertrauen? Immerhin erfährt er mit ihrer Hilfe, dass er seinen Job beim LKA gekündigt hat und seine Frau mitsamt Sohn ihn verlassen hat. Das tritt aber alles in den Hintergrund, weil er ja seine Schwester Viola sucht, und signifikante Spuren haben ihn nach England geführt. Bald findet er heraus, dass es noch weitere Personen gibt, die Viola finden wollen, da sie offensichtlich etwas Außergewöhnliches im Besitz hat.
Toms Kollegin Dr. Sita Johanns bekommt von Tom den Auftrag, seinen Widersacher Dr. Walter Bruckmann zu besuchen, um ihm eine Botschaft zu überbringen. Dieser befindet sich in einer forensischen Klinik, weit abgelegen in den Allgäuer Bergen. Aber auch sie kommt sehr bald in arge Bedrängnis....
Mehr möchte ich zum Inhalt nicht verraten, aber die Situation spitzt sich immer wieder zu. Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und auf unterschiedlichen Zeitebenen, die vor den jeweiligen Kapiteln angegeben werden. Tom Babylon muss wieder sehr viel einstecken, man wundert sich manchmal, wie er das alles überlebt. Immer wieder gibt es Überraschungen, Angriffe, enttäuschte Hoffnung oder aussichtslos erscheinende Situationen. Manche Szenen sind regelrecht schaurig, was aber auch die Spannung anheizt.
Die Hauptprotagonisten Tom und Sita sind sehr detailliert und überzeugend beschrieben, man kann ihre Aktionen nachvollziehen und mit der Zeit auch vorausahnen. Beide sind mir nicht sehr sympathisch, aber das spielt keine Rolle, um ihre Verhaltensweisen gedanklich zu unterstützen. Tom wünsche ich nach der Auflösung dieses gewaltigen Falls ganz dringend eine Auszeit und eine kompetente psychologische Betreuung, denn in meinen Augen ist sein Verhalten teilweise psychotisch, besonders im Wahrnehmungsbereich. Dadurch werden auch seine Emotionen beeinflusst. Aber vielleicht ändert sich das nun...
Alles in allem habe ich das dicke Buch (über 600 Seiten) in kurzer Zeit verschlungen, es hat mir äußerst spannende Unterhaltung gebracht und bekommt eine eindeutige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Skurrile Typen und große Spannung

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Judith Potts, 77 Jahre alt, lebt im beschaulichen Ort Marlow, an der Themse gelegen, und ist stadtbekannt, da sie ein recht exzentrisches Leben führt. Sie ist neugierig und resolut, lebt allein, um sich ...

Judith Potts, 77 Jahre alt, lebt im beschaulichen Ort Marlow, an der Themse gelegen, und ist stadtbekannt, da sie ein recht exzentrisches Leben führt. Sie ist neugierig und resolut, lebt allein, um sich nicht fremdbestimmen zu lassen, arbeitet als Kreuzworträtsel-Autorin und liebt das Nacktschwimmen im Fluss. Als sie dort wieder einmal abends unterwegs ist, hört sie einen Schuss und ist sicher, dass ihr netter Nachbar getötet wurde. Die Polizei hält dies zunächst für eine Spinnerei, zumal auch keine Leiche gefunden wird, und so beginnt Judith auf eigene Faust zu ermitteln, da der Nachbar 'ein guter Freund' war. Im Laufe ihrer Ermittlungen gewinnt sie zwei weitere Damen als Unterstützung, die ebenso skurril sind wie sie selbst. Da ist zum einen die Pfarrersgattin Becks, überkorrekt und neurotisch, und zum anderen Suzie, eine Hundesitterin, die in einem unvollständigen Haus lebt.
Das Trio hat außergewöhnliche Ermittlungsmethoden, gewagte Ideen, starke Einsätze und ein gutes Fingerspitzengefühl für kriminelle Machenschaften, was einen immer wieder an die köstliche Miss Marple erinnert. Manche Szenen sind wirklich filmreif, und man hat bei der bloßen Vorstellung ein Schmunzeln im Gesicht. Auf gekonnt britische Art werden uns die bizarren Charaktere nähergebracht, natürlich vollkommen überzeichnet, aber das gehört dazu und macht diese Cosy Crimes so liebenswert. Ich liebe diese spleenigen Typen! Auch wenn mal etwas realitätsfern erscheint, stört dies überhaupt nicht, es passt einfach.
Durch ihre Teamarbeit entwickeln die drei Damen auch sehr viel Empathie füreinander und blühen regelrecht auf. Der Autor hat dies detailliert und glaubwürdig beschrieben. Überhaupt ist der Schreibstil sehr angenehm und gut lesbar.
Dazu kommt, dass der Spannungsbogen immer intensiver wird und man im letzten Drittel das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Als Leser reiht man sich irgendwann in die Reihe der Ermittelnden ein und rätselt mit. Dies war hier von ständigem Umdenken gekennzeichnet und hat großen Spaß gemacht. Kaum war man sicher, die richtige Fährte gefunden zu haben, gab es wieder eine Wendung. Äußerst kurzweilig! Allerdings muss ich gestehen, dass ich letztendlich nicht erfolgreich war, denn die Lösung war sehr überraschend, aber logisch zugleich.
Der Abschied fällt mir schwer, und ich hoffe, dass weitere Bände folgen werden. Gute Krimis müssen nicht bluttriefend und gewalttätig sein, es geht auch anders! Ich habe das Buch genossen und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.

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