Wer nichts sucht, kann auch nichts finden
Seit dem bitteren Verlust, der ihr Leben erschütterte, hat sich Dot von der Welt zurückgezogen. Sie vergräbt sich in ihrer Arbeit im Londoner Fundbüro und geht ganz in ihrem Job als Hüterin verlorener Dinge auf. Ihre größte Freude ist es, wenn sie jemandem einen vermissten Gegenstand wiedergeben kann. Denn hinter ihrer stachligen Fassade schlägt ein sehr großes Herz. Als ein bekümmerter älterer Herr in ihr Fundbüro kommt, der eine Tasche mit einem Andenken an seine verstorbene Frau darin verloren hat, setzt Dot alles daran, Mr. Applebys Tasche wiederzufinden. Dabei findet sie schließlich auch etwas, womit sie gar nicht gerechnet hätte: Sich selbst und ihr wirkliches Leben.
"Das Fundbüro der verlorenen Träume" ist nicht unbedingt das, was man auf den ersten Blick erwartet. Wer sich einen kitschigen Roman erhofft, der banale und oberflächliche Probleme erwartet, bei denen ...
"Das Fundbüro der verlorenen Träume" ist nicht unbedingt das, was man auf den ersten Blick erwartet. Wer sich einen kitschigen Roman erhofft, der banale und oberflächliche Probleme erwartet, bei denen am Ende alles supi ist, wird zumindest zum Teil die Schrecken der Realität kennenlernen. Der Roman ist zwar stellenweise kitschig und rosarot, wie das Cover, zum Teil aber auch grausam, verletzend und emotional herausfordernd. Das Buch braucht eigentlich mehrere Triggerwarnungen, schon alleine, weil das Thema Depressionen und Suizid sehr präsent sind.
Die Geschichte ist vielschichtig und als Leser gräbt man sich nach und nach frei. Dots zu Beginn sehr eingeschränkte Sicht wird schubweise erweitert, sodass man auch als Leser phasenweise erkennt, was passiert ist, wer was getan hat und wer welche Charaktereigenschaften tatsächlich trägt.
Dot selbst ist ein Charakter, zu dem man nicht unbedingt vollständig einen Zugang findet. Sie ist sehr verschlossen und zum Teil auch eher seltsam, aber herzensgut.
Insgesamt ist das Buch eine lesenswerte Geschichte, die zwar sicherlich kleinere Schwächen hat, aber insgesamt durch ihre Tiefe und auch durch ihre sprachliche Gestaltung überzeugt.
Obwohl „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ der Autorin Helen Frances Paris inhaltlich doch anders als erwartet war, konnte die Geschichte mich von Beginn an in ihren Bann ziehen. Der Klappentext hält ...
Obwohl „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ der Autorin Helen Frances Paris inhaltlich doch anders als erwartet war, konnte die Geschichte mich von Beginn an in ihren Bann ziehen. Der Klappentext hält zwar ebenfalls was er verspricht, die Handlung ist darüber hinaus aber noch um einiges tiefgründiger, als ich ursprünglich dachte. Auch durch die Komplexität war der Roman für mich keine reine locker-leichte Wohlfühllektüre. Dennoch lohnt sich der Griff zu diesem Buch meiner Meinung nach auf jeden Fall! Hauptprotagonistin Dot ist nämlich eine überaus liebenswerte, wie auch authentische Protagonistin, welche ich schnell in mein Herz schloss. Obwohl mir das heimelige Setting im Fundbüro gerade zu Beginn, äußerst gut gefiel, passte es doch auch zur Geschichte, das noch andere Themen in den Vordergrund geholt wurden. Sehr rührend fand ich etwa die Geschichte rund um Dots an Demenz erkrankter Mutter Gail, aber auch die Einblicke in ihre Kindheit, lasen sich interessant und stimmig. Allgemein ist ein großer Pluspunkt dieses Romans die liebevolle wie auch detaillierte Charakterdarstellung der Protagonist:innen.Egal ob Haupt- oder Nebenfigur, alle wirkten stets lebensnah und auch die weniger sympathischen Charaktere, waren wichtig für die Geschichte im Ganzen. Auch der Schreibstil gefiel mir durch seine anschauliche wie auch differenzierten Beschreibungen ausgezeichnet. Noch dazu las er sich flüssig und angenehm, so dass ich schnell vorankam. Außerdem sorgte die Magie der Geschichte dafür, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte. Deswegen vergebe ich für diesen großartigen Debütroman volle 5 Sterne!
Mein Fazit: Abwechslungsreiche und berührende Geschichte, voller wertvoller Erkenntnisse über das Leben. Absolute Leseempfehlung!
»Nichts hat mehr Bedeutung, oder? Alles ist austauschbar, nichts hat noch einen Wert. Was verloren, das dir wichtig war? Kauf dir was Neues! Oder besser zwei! Besorg dir das neuere Modell und vergiss das ...
»Nichts hat mehr Bedeutung, oder? Alles ist austauschbar, nichts hat noch einen Wert. Was verloren, das dir wichtig war? Kauf dir was Neues! Oder besser zwei! Besorg dir das neuere Modell und vergiss das alte Ding!« -Kapitel 16
Den Schreibstil würde ich als erfrischend familiäre beschreiben. Dot erzählt von ihrem Alltag im Fundbüro und verliert sich ab und an in ihren Gedanken. Als Leser konnte ich sie sehr gut verstehen und verlor mich selbst das eine oder andere mal in ihren Gedankengängen. Nach einigen Kapiteln war sie nicht mehr eine Figur im Buch, sondern eine Bekannte, die mich an ihrem Leben teilhaben lässt.
Man kann sich anhand der Inhaltsangabe schon denken, dass die Handlung nicht die actionreichste ist und das stimmt auch. Allerdings kam bei mir keine Langweilige auf. Mich konnte die Geschichte unterhalten, hat mich ruhig werden lassen und brachte mich in den richtigen Momenten zum Lachen. Für mich ist das ein wundervolles Buch, wenn man etwas entspannteres lesen möchte, ganz ohne großes Drama oder viel Denken zu müssen. Das Buch ist sehr dafür geeignet sich in seinen Gedanken zu verlieren.
Allerdings ist die Handlung gleichzeitig keine leichte Kost. Trotz der Ruhe, die ausgestrahlt wird, kämpft Dot auf emotionaler Ebene mit sich selbst. Sie hat den Verlust ihres Vaters nie akzeptieren können, kämpft gegen das Wissen an, dass ihre Mutter an Demenz erkrankt ist und muss zusätzlich mit einem Tyrann als Schwester kämpfen. Es ist eine Geschichte, die wie aus dem Leben gegriffen ist und sich liest, wie eine Autobiographie.
Mein Fazit: Ein Buch über das Leben, seine Schattenseiten und Kostbarkeiten.
Mich hat das florale Cover mit Tasche gleich angesprochen, auch - weil die Geschcihte in London spielt. Im Fundbüro gibt es alles, was verloren gegangen ist: Taschen, Regenschirme, ...
Herzergreifend. Hoffnungsvoll.
Mich hat das florale Cover mit Tasche gleich angesprochen, auch - weil die Geschcihte in London spielt. Im Fundbüro gibt es alles, was verloren gegangen ist: Taschen, Regenschirme, Jacken, Fahrkarten, sogar Beinprothesen - alles was man im Bus, Taxi oder der Bahn vergessen kann.
''Zwischen den Regalen voll verlorener, vergessener, verlassener Dinge arbeite ich'' - ein toller Einstieg! Dot arbeitet im Fundbüro zusammen mit Anita, die ebenfalls auch noch ständig alles zu verlieren scheint und mit Ed, der stundenweise im Fundbüro arbeitet. Man lernt so einiges darüber kennen, wie es im Fundbüro zugeht, was die Menschen mit den Objekten verbinden, die sie verloren haben... Spannend sind die Geschichten dahinter... So wie Mr. Appleby, der seine Ledertasche sucht.
Es scheint ständig etwas los zu sein im Fundbüro und dauernd wird etwas vergessen oder bleibt liegen... und dann kommt es in das Fundbüro... aber was hat es mit der Ledertasche von Mr. Appleby auf sich, die sich nicht wieder finden lässt?
'Veränderungen können belebend sein (...) Wir müssen uns alle weiterbewegen, oder?'' (S. 258)
Mich hat die Entwicklung des gesamten Buchs überrascht. Mir gefällt der Charakter Dot auch bis zum Ende der Geschichte, sie wirkt mitfühlend und ist bemüht, besonders dem älteren Herren Appleby gegenüber.
Ich stelle mir das Fundbüro schon bildlich vor, es muss voll mit allen möglichen kuriosen Objekten sein. Mir gefällt die Nostalgie, das Arbeiten mit Karteikarten etc. und kann es mir sehr gut vorstellen, auch die Überschriften der Kapitel sind gelungen. Mir gefallen die genauen Beschreibungen und der vielleicht unterschwellige Humor. Das Buch gewinnt immer mehr an Tiefe, ungewöhnlich das Setting im Fundbüro und Dots Geschichte in Bezug auf ihre Familie, ihren Vater.
Auch ein Pluspunkt, die verschiedenen Schauplätze in London (die ich auf einer Karte mitverfolgt habe).
Auch lernen wir mehr über die Beziehung von Dot und ihrer Mutter. Es ist ein liebevolles Porträt. Dot scheint ihrer Mutter sehr nahe zu stehen, die an Demenz erkrankt ist - und deren Erinnerungen verblassen. Onkle Joe ist gestorben, aber die Mutter reagiert darauf nicht - auch nicht als sie selbst nach der Erinnerung an ihren Mann gefragt wird, der ebenfalls vor einiger Zeit verstorben ist.
Anhand von der vehementen Suche nach Mr. Appleby sieht man, dass Dot wohl wirklich ein außergewöhnlicher Mensch ist. Die Geschichte um ihren Vater, die Geschehnisse mit ihrem Chef haben sie geprägt - aber sie hat diese 'Hindernisse' wahrgenommen und ist weitergegangen. Ich finde die Autorin hat hier einen sehr interessanten und authentischen Charakter geformt, die Einblendungen der vermissten Objekte /die Beschreibungen und Erinnerungen dazu, machen das Buch und die Geschichte noch außergewöhnlicher.
Das Ende - ein überraschendes Happy End.
Ich finde, die Autorin hat die Themen in keiner Weise auf die leichte Schulter gestellt, sie hat sie klar angesprochen, aber niemals beim Leser Mitleid erzeugt, denn gerade Dot geht mit dem Schicksal mit viel Anmut und Reife um, was sie ja unweigerlich tun muss.
"Manche Leute können ewig plaudern und nichts sagen; andere schenken dir mit einem einzigen Blick die ganze Welt."
Was die Autorin an dieser Stelle schreibt, könnten man gut auch auf Bücher übertragen. ...
"Manche Leute können ewig plaudern und nichts sagen; andere schenken dir mit einem einzigen Blick die ganze Welt."
Was die Autorin an dieser Stelle schreibt, könnten man gut auch auf Bücher übertragen. Und tatsächlich schafft sie es in ihrem anrührenden Buch, in manche Sätze und Szenen so viel zu verpacken, dass es mich mitten ins Herz getroffen hat.
Dot versteckt sich vor dem tödlichen Verlust ihres Vater im Fundbüro der Londoner Transportgesellschaft. In dieser Tätigkeit meint sie ihre Berufung gefunden zu haben, gibt es ihr doch eine große Befriedigung, verlorene Gegenstände wieder mit ihren Eigentümern zu vereinigen. Niemandem steht sie wirklich nahe. Einst hatte sie große Träume von Reisen, Liebe und einer Karriere als Übersetzerin.
Als der sympathische Mr. Appleby, der Dot an ihren verlorenen Vater zu erinnern scheint, eine Tasche verliert, die ihn noch immer mit seiner verstorbenen Frau verbindet, macht es sich Dot zur Mission, ihm die Tasche wieder zu verschaffen. Dies und ihr gespanntes Verhältnis zu ihrer Schwester und die gesundheitliche Situation ihrer Mutter setzen eine Ereigniskette in Gang, die nicht nur Dots berufliche und private Situation komplett auf den Kopf stellen, sondern auch viel neues Licht auf die Vergangenheit der Familie werfen...
Die Geschichte gestaltet sich wunderbar vielschichtig und spart auch verstörende Themen nicht aus. Sehr gefallen haben mir zudem die Formulierungskunst der Autorin und ihre pointierte Bildsprache. Dot ist eine tiefgründige Protagonistin, die selbst, wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht, glaubt, von ihrer Umwelt als verquer wahrgenommen zu werden. Mich hat sie dagegen sehr berührt.