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Veröffentlicht am 19.04.2022

Thematisch Eiskunstlaufen gesucht

Right Now (Keep Me Warm)
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Die Love NXT-Reihe von Anne Pätzold hat mich wirklich eiskalt erwischt und das im positiven Sinne, da ich nicht damit gerechnet hatte, mich von einer Liebesgeschichte rund um K-Pop so begeistern zu lassen. ...

Die Love NXT-Reihe von Anne Pätzold hat mich wirklich eiskalt erwischt und das im positiven Sinne, da ich nicht damit gerechnet hatte, mich von einer Liebesgeschichte rund um K-Pop so begeistern zu lassen. Deswegen war ich bei „Right Here“ dem Auftakt der On Ice-Reihe wirklich sehr gespannt und war dann doch eher enttäuscht. Denn ich hatte damals ausschnittsweise die Ankündigung zu der neuen Reihe im O-Ton mitbekommen und war sofort begeistert, dass es um Eiskunstlaufen gehen sollte. Jedoch war er bei „Right Here“ schon viel weniger thematischer Hintergrund, als ich gedacht hätte und das ist mit „Right Now“ sogar noch mal weniger geworden, was ich kaum für möglich gehalten hätte. Deswegen fällt mir die Bewertung auch extrem schwer, denn ich bin definitiv enttäuscht, weil in „Right Now“ es auch jede andere Sportart hätte sein können, die Aaron betreibt. Andererseits ist es natürlich beeindruckend, dass Anne Pätzold wiederum die Beschäftigung mit mentaler Gesundheit noch einmal getoppt hat. Das ist definitiv im Wert nicht zu unterschätzen, weswegen definitiv zwei Herzen in meiner Brust schlagen.

Schon für Lucy führte der Weg eher vom Eiskunstlaufen weg, aber es gab immerhin noch einige Szene auf dem Eis, die ein wenig in die Materie eingeführt haben, so dass ich gedanklich dort miteinsteigen konnte. Bei Aaron ist es aber deutlich mit einem Trauma verbunden, weswegen Eiskunstlaufen für ihn eher eine ferne Erinnerung ist. Grundsätzlich finde ich es spannend, einen schweren Sturz thematisch so zu verarbeiten, aber dann hätte ich mir dennoch einen anderen Schwerpunkt für die Geschichte gewünscht, denn gerade der Genesungsprozess kommt am Ende relativ kurz, so dass eben wieder wenig auf dem Eis stattfindet. Das hätte man definitiv ganz anders aufbauen können. Und dann kommt eben hinzu, dass Marleigh noch einmal einen Haufen eigener Traumata mitbringt. „Right Now“ ist insgesamt daher eine echt düstere Lektüre geworden, für die die Triggerwarnung sich mehr als gelohnt hat. Es gab auch leichte Momente, das will ich nicht leugnen, doch die Grundstimmung war sehr gesetzt, weil beide regelmäßig, dann oft abwechselnd von ihren Dämonen heimgesucht wurden. Gerade Marleigh war zum Mitleiden echt hart, denn man war mitten mit ihr in ihren Panikattacken und es war schon beklemmend, wie stark ihre Gefühle auf mich übergingen. Deswegen mache ich drei Kreuze, dass nach „Right Here“, wo die Eltern nicht gut weggekommen sind, es bei „Right Now“ wenigstens den Ausgleich mit unterstützenden Eltern gab, denn sonst wäre es wirklich viel zu düster geworden.

Auch wenn mir das Buch kaum mal Pausen zum geistigen Erholen gegeben hat, fand ich es schon beeindruckend, wie Aaron und Marleigh jeweils dargestellt wurden, weil es echt sehr authentisch wirkte. Im Grunde hatte es auch den Vorteil, dass eben beide auf ihre Weise betroffen waren, dass es nicht um ein Retter-Syndrom ging, sondern dass sie sich gegenseitig retten mussten. Da war auch von Vorteil, dass ich mich in vielem wiedererkennen konnte. Auch wenn ich mich jetzt ungerne mit Marleigh und Aaron auf eine Stufe stellen möchte, aber auch ich habe meine seelischen Tiefpunkte, wo es mir dennoch gelingt, für andere stark zu sein, weil es meinem Wesen entspricht, und dabei dann selbst zu heilen. Dementsprechend war dieser Ausgleich zwischen den beiden echt wohltuend. Wie immer wird dies natürlich dadurch gefördert, dass Pätzold erzählerisch schon in einer eigenen Liga unterwegs ist, weil selbst das tiefste seelische Loch noch von ihr durch ihre Erzählweise überzeugend umschifft werden kann. Dennoch konnte ich eben nie völlig abschütteln, dass ich mir die Geschichte anders vorgestellt hätte und zwar nicht nur ein bisschen, sondern vollkommen und finde es extrem enttäuschend, dass Pätzold gemäß „on ice“ nicht gehandelt hat.

Fazit: „Right Now“ ist wieder ein erzählerisch starkes Buch von Anne Pätzold, da die Frau einfach großartig schreiben kann. Trotz der emotional zehrenden Geschichte, für die man definitiv bereit sein muss, findet sie mit ihrer Art immer noch etwas Leichtes. Dennoch kann ich definitiv eine heftige Enttäuschung nicht abschütteln, denn wieder ging es kaum um Eiskunstlauf und ich habe mir von dieser Reihe einfach etwas anderes erwartet. Es war thematisch eher austauschbar, obwohl es das dank Eiskunstlauf niemals hätte sein müssen.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Muss sich noch einspielen

Whitestone Hospital - High Hopes
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Auf die neue Whitestone-Hospital-Reihe von Ava Reed habe ich mich wirklich sehr gefreut, denn zum einen bin ich eine riesige Anhängerin von Arztserien und zum anderen fand ich einfach, dass mir schon alleine ...

Auf die neue Whitestone-Hospital-Reihe von Ava Reed habe ich mich wirklich sehr gefreut, denn zum einen bin ich eine riesige Anhängerin von Arztserien und zum anderen fand ich einfach, dass mir schon alleine von der Grundidee her ein frischer Wind entgegenwehte. Das NA-Genre mag für mich zwar noch lange nicht ausgelutscht sein und dennoch darf man dabei auch niemals schlafen, weswegen ich es spannend finde, mal weg vom College zu kommen und sich stattdessen das Krankenhaus als Setting zu nehmen.

Auch wenn die Vorfreude auf „High Hopes“ (wie doppeldeutig der Titel ) wirklich groß war, ist mein Fazit zum ersten Band noch etwas zwiespältig. Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass Ava sehr viel Liebe und Akribie in die medizinischen Fakten gelegt hat, wovor ich den Hut ziehe, denn in so einem komplizierten Fach ist es wahrlich nicht einfach, die Authentizität zu wahren und sie hat sich auf das Risiko eingelassen. Jedoch fand ich stellenweise, dass kein richtiger Erzählfluss aufgekommen ist, weil sich die Autorin eben ein wenig an den Krankheitsbildern abgearbeitet hat. Gerade die ersten Tage am Krankenhaus, wo Laura dann ihre verschiedenen Patient*innen durchging und immer ausführlich erklärt wurde, was gerade vorliegt, ohne dass es aber für die Handlung entscheidend war. Ich bin zwar bei vielen Krankheitsbildern inzwischen sehr gewandt, dennoch glaube ich nicht, dass mir diese Häufung so störend aufgefallen ist, weil es mir so ‚bekannt‘ vorkam, sondern weil es eben zu sehr aneinandergereiht war. Natürlich braucht diese Reihe medizinisches Kontextwissen, sonst wäre das Krankenhaus als Setting absurd. Aber es darf nicht dazu kommen, dass die Krankheitsbilder etwas angeberisch wirken, während dafür die Handlung zu kurz kam. Zum Glück ist dieser Kritikpunkt nicht für den gesamten ersten Band zu nennen, denn ab dem zweiten Drittel ist eine deutliche Besserung zu sehen, wo medizinisches Fachwissen, tatsächliches Geschehen und persönliche Weiterentwicklung sich wirklich überzeugend ergänzen. Das zeigt also, dass es geht, weswegen ich auch schwer hoffe, dass es im Folgeband schon völlig getilgt sein wird.

Bei den Charakteren muss ich auch ein wenig kritisieren, wobei ich glaube, dass meine stellenweise Unzufriedenheit hier eben aus dem vorangegangenen Punkt resultiert, wenn sich das Geschehen teilweise zu sehr am medizinischen Fachwissen aufhält, weil dann eben weniger Zeit für die Charaktere an sich vorhanden ist. Zudem muss man natürlich sagen, dass es eine insgesamt vierbändige Reihe ist, für die noch viele Charaktere wichtig werden, weswegen dann auch hier und da schon Infos gestreut werden, die aber ebenfalls Erzählzeit vom eigentlichen Paar wegnehmen. Diese fehlende Erzählzeit ist mir besonders stark bei Nash aufgefallen, denn es war ohne Frage ein Ungleichgewicht in der Perspektive festzustellen. Laura bekommt mehr Raum zum Wachsen, sie hat die längeren Kapitel, sie hat mehr Kapitel und so lässt sich das beliebig fortsetzen, deswegen habe ich hinterher mit Erschrecken festgestellt, wie wenig ich eigentlich über Nash sagen kann. Über seine Familie und seine Vergangenheit ist kaum etwas durchgedrungen und wir erleben ihn eigentlich nur im Jetzt, was mir doch etwas wenig ist, denn ich will verstehen, warum Figuren sind wie sie sind. Über Laura kann ich deutlich mehr sagen, aber ich fand sie dafür teilweise nicht richtig stimmig. Die ersten Kapitel mit ihr haben mir einen sehr chaotischen Eindruck verschafft und sie wirkte da auch sehr kindlich und unreif irgendwie. Die spätere Laura lässt das nur noch in ihren Anfangstagen aufblitzen, ansonsten macht sie wirklich einen großen Wandel durch. Die spätere Laura gefällt mir da definitiv besser, denn der anfänglichen Laura hätte ich nur ungerne ein Leben anvertraut.

Diese Mängel bezogen auf die Einzelfiguren helfen natürlich auch nicht unbedingt, dass ich von den beiden als Paar völlig begeistert sein kann. Ich fand sie wirklich süß zusammen und ich hatte auch den Eindruck, dass die wirklich innigen Momente echte Chemie erzeugt haben, die sich auf mich übertragen haben, aber die Liebesgeschichte war auch recht einfach gestrickt. Es gab keinen langsamen Aufbau, die Gefühle waren auf einmal da, dann wurde es wieder langsamer in der Gangart, dann wieder auf der Überholspur. So wurde den beiden als Paar nicht alles ermöglicht, was sie verdient gehabt hätten.

Fazit: Nein, „High Hopes“ hat mich wahrlich noch nicht völlig hoffnungsfroh gemacht, aber eben auch keinesfalls hoffnungslos, denn die Grundidee ist grandios und ich glaube, dass sich einfach noch alles einspielen muss. Die Gewichtung der einzelnen Elemente stimmte einfach noch nicht, worunter vor allem Nash als Einzelperson und die beiden als Paar etwas leiden müssen. Aber es trieft aus allen Poren vor Potenzial, so dass ich der Reihe freudig entgegenblicke.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Faszination und Flaute gleichermaßen

Blue Seoul Nights
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Als von Kara Atkin die San Teresa-Trilogie erschienen ist, hatte ich zunächst doch etwas Probleme bei dem ersten Band, aber ich habe geahnt, dass es sich lohnen würde, am Ball zu bleiben und das hat sich ...

Als von Kara Atkin die San Teresa-Trilogie erschienen ist, hatte ich zunächst doch etwas Probleme bei dem ersten Band, aber ich habe geahnt, dass es sich lohnen würde, am Ball zu bleiben und das hat sich mit den beiden nachfolgenden Büchern mehr als bewahrheitet, denn beide haben mich mit ihren Paarungen wirklich sehr berührt. Deswegen war ich sehr gespannt, als ihre neue Dilogie angekündigt worden ist. Als ich gelesen haben, dass diese in Südkorea, genauer in Seoul, spielen wird, war ich schon nicht mehr so überrascht, wie ich es noch bei Anne Pätzold war, die ebenfalls deutlich über den Tellerrand hinausgeschaut hat. Deswegen hat es mich sogar im Gegenteil fasziniert, mit Atkin ebenfalls in dieses für mich doch immer noch kulturelle Neuland einzutauchen, da es eben auch eine andere Perspektive ist. Zudem spielt die Dilogie eben vollständig vor Ort, was auch noch einmal ganz andere Möglichkeiten bietet. Während sich Pätzold vor allem auch um K-Pop gekümmert hat, habe ich es hier sehr genossen, auch viel mehr über die Ortschaften, die Konventionen etc. zu erfahren.

Bleibe ich doch beim richtigen Eintauchen in den Inhalt gleich bei der Darstellung von Seoul. Ich habe nicht nachrecherchiert, ob Atkin selbst schon vor Ort war, aber so wie sie mich in eine andere Welt entführt hat, kann das gar nicht anders sein. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass es ihr ganz hervorragend gelungen ist, mich mit auf eine ferne Urlaubsreise zu nehmen und mir mit fiktiven Umständen etwas vertraut zu machen, was ich bis dato gar nicht kannte. Das Schöne ist auch, dass wir komplett in der Perspektive von Jade bleiben, so dass wir stets mit ihr die Neue bleiben und daher immer fleißig weiter das neue Land erkunden können. Aber nicht nur die Landschaft, die Gestaltung der Stadt und Ähnliches nimmt Raum ein, sondern auch die Sprache, wo immer mal wieder kleinere Hinweise eingestreut werden. Das war wirklich sehr spannend und alleine deswegen bin ich schon auf „Golden Seoul Days“ gespannt und was mich dort wohl alles noch erwarten wird.

Wenn wir jetzt zur eigentlichen Geschichte kommen, dann ergibt sich ein etwas ambivalenteres Bild und meine bedingungslose Euphorie ist nicht mehr ganz so ausgeprägt. Insgesamt ist es wieder ein toll zu lesendes Buch, aber die Passagen, wo ich gedanklich wegdriftete und wo ich wirklich eins mit der Geschichte war, das hat sich zu sehr abgewechselt, denn eigentlich will ich durchgängig gefesselt bleiben. Ein Hauptgrund für diesen Eindruck ist sicherlich, dass die Geschichte teilweise zu ereignislos ist. Ereignislos ist nicht automatisch schlecht, weil ich es auch oft genug großartig finden, wenn wirklich emotional in die Tiefe gegangen wird, aber speziell hier bei „Blue Seoul Nights“ hat es mich regelrecht dazu gedrängt, mehr zu erleben. Ich bin zwar wahrlich keine Partymaus, aber die Szene recht am Anfang, als Jade zum ersten Mal aus ist und Hyun-Joon kennenlernt, die war voller Leben. Aber auch die Gemeinschaft der Figuren mit Lauren, David und Co, das hat einfach Lust auf mehr gemacht. Aber je näher Jade Hyun-Joon kommt, desto mehr beschränkt sich diese Geschichte nur noch auf die beiden und alles andere wurde zunehmend ausgeblendet. Jades Erkundungstouren haben wir dann eher nur noch aus Erzählungen denn aus Live-Erlebnissen mitbekommen. Stattdessen waren wir dann in vielen Gedankenspiralen drin, die sich immer wieder wiederholten, ohne dass wir aber entscheidend vorangekommen wären. Deswegen hatte ich an einigen Stellen leider das Bedürfnis, das Geschehen einmal vorzuspulen.

Dennoch bin ich natürlich am Ball geblieben, zumal dann eben mit Suizidalität ein wichtiges Thema angegangen wird, das solche Gedankenspiralen auch braucht, um ihm gerecht zu werden. Man konnte Jades inneren Kampf schon gut nachvollziehen, aber vielleicht konnte ich auch nicht alles mit ihr so mitgehen, weil sie oft inkonsequent wirkte. Wie sie ihren besten Freund Chris stellenweise behandelt hat, das konnte ich nicht einfach mit Trauer für okay erklären lassen. Schließlich haben stellenweise aber auch die Zeitsprünge nicht geholfen, weil Chris gerade noch Geldprobleme hat und im nächsten Moment ist Jade mit zwei Jobs beschäftigt und läuft wie eine lebende Leiche durch die Gegend. Deswegen häufen sich bei mir die Hinweise, dass eher handwerklich diesmal nicht alles gestimmt hat, während die Geschichte eigentlich an sich alles hatte, was man braucht. Erst zum Ende hin würde ich auch dort Kritikpunkte finden, denn Hyun-Joon wurde in eine Ecke gedrängt, die ich glaube ich unfair gegenüber ist und Jade wiederum sprach mehrfach davon, sie sei süchtig nach ihm, um es dann okay zu finden, jahrelang von ihm getrennt zu sein. Hier sollte natürlich auf einen Cliffhanger hingearbeitet werden, aber das war zu gekünstelt. Leider.

Fazit: „Blue Seoul Nights“ ist grundsätzlich ein unterhaltsames Buch, das überzeugend in eine für mich fremde Welt einführt und mich heimisch fühlen lässt. Jedoch ist das Buch handwerklich nicht konsequent genug gestaltet, was sich irgendwann auch auf die Figuren auswirkt. Richtige starke Passagen sind so auch mal mit Flaute abgewechselt, aber dennoch freue ich mich auf den Abschlussband.

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Inhaltliche Delle

Bridgerton - In Liebe, Ihre Eloise
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„In Liebe, Ihre Eloise“ läutet als fünfter Band nun die zweite Hälfte der Bridgerton-Reihe von Julia Quinn ein, die durch die Netflix-Adaption große Bekanntheit erlangt hat. Während ich beim vorherigen ...

„In Liebe, Ihre Eloise“ läutet als fünfter Band nun die zweite Hälfte der Bridgerton-Reihe von Julia Quinn ein, die durch die Netflix-Adaption große Bekanntheit erlangt hat. Während ich beim vorherigen Band, der sich um Colin und Penelope dreht, sehr große Vorfreude hatte, dann aber enttäuscht war, habe ich dem fünften Band rund um Eloise und Phillip eher skeptisch entgegensehen. Beide Figuren sind natürlich auch schon aus der Serie bekannt. Auch wenn ich dir dort dargestellte Eloise wirklich großartig finde, so war Phillip nur kurz zu sehen und irgendwie ist noch so gar kein Funke übergesprungen, an dem ich mich hätte auf dieses Buch freuen können. Dieses Gefühl hat mich beim Lesen dann auch dauerhaft begleitet, wobei ich zugeben muss, dass mich dieser Band nicht so schlecht unterhalten hat, wie ich anfangs gedacht habe.

Einen Großteil der Handlung von „In Liebe, Ihre Eloise“ kennen wir bereits aus dem vierten Band, weil es dort schon einige Andeutungen gibt, wie Eloise exzessiv Briefe schreibt, wie sie schließlich heimlich London verlässt und wie sie schließlich heiratet. Das hat sicherlich auch nicht wirklich zur Vorfreude beigetragen, da so schon viel von der Handlung vorweggenommen worden ist. Dennoch ist es natürlich noch einmal anders, das Geschehen aus der Sicht der Figuren dann zu erleben. Was mir über den gesamten Roman hinweg sehr geholfen hat, das war definitiv Eloise. Das Aktive, das Mutige, was man aus der Serie kennt, das wird einwandfrei transportiert. Dennoch gibt es ein paar Aspekte, die für mich nicht so deutlich durchgekommen sind, wie beispielsweise die Wissbegierde und der Wunsch nach weltgewandter Bildung, der in der Serie schon deutlich betont wurde. Es wird zwar deutlich, dass Eloise gut ausgebildet wurde, aber dennoch ist es mehr ihre innere Unruhe und alles auszusprechen, auch wenn es peinlich wird, was sie auszeichnet. Aber das hat auch gereicht, um sie hier absolut zu mögen, weil sie so unter den Frauenfiguren der Reihe auch einen ganz individuellen Platz findet. Zudem ist es herzallerliebst, wie sie auch mit Phillips Kindern völlig unaufgeregt einen Umgang findet, auch weil sie sich selbst nicht so wichtig nimmt und vor Empathie strotzt.

Definitiv ein ganz eigener Kerl ist auch Phillip, wobei das hier schon nicht mehr so positiv gemeint ist. Ich habe Respekt davor, dass er als kauziger, etwas sonderbarer Typus Mann etwas sehr eigenständiges verkörpert, das auch wunderbar zu seinem abgelegenen Landsitz und allem passt und dennoch ist seine Art für eine Liebesgeschichte riskant. Zwar ist in den Briefen seine sensible Seite durchgeschienen, aber insgesamt wurde zu schnell deutlich, dass er eigentlich nur einen Mutterersatz sucht. Sein Umgang mit Eloise, als sie unerwartet eintrifft, das war schon extrem unhöflich. Später wird zwar versucht, mit seiner eigenen Vaterbeziehung Erklärungen für sein Vaterverhalten zu finden, aber insgesamt war es mir einfach zu wenig, um ihn wirklich als Mann und Menschen ins Herz zu schließen. Es hat sicherlich auch nicht geholfen, dass er nach der Eheschließung nur noch das Eine im Kopf hatte und dass er jegliche Unterredungen abgeblockt hat. Eloise hat zwar manchmal seine Grenzen nicht akzeptiert, aber immerhin erkannt, dass eine Ehe auch Ehrlichkeit und Arbeit braucht und das nicht nur im Bett. Als Paar werden die beiden mir so definitiv nicht lange in Erinnerung bleiben. Zudem ist mit Phillip nun gleich der zweite Mann nach Colin nicht so gut rübergekommen, was mich doch sehr wundert.

Was aber wirklich herrlich gelungen ist, das ist das Einbinden der Bridgerton-Familie und speziell das Ehrengehabe der Brüder, das für einige sehr humorvolle Szenen sorgt. Dazu wird auch Sophie, die Frau von Benedict aus dem dritten Band, gut eingebunden. Dennoch wird es für mich spannend, wie dieser Band für die Serie umgesetzt werden soll. Denn die Serie lebt doch von der Darstellung des Ton und abseits auf einem Landschaftssitz ist das wohl kaum unterhaltsam abzubilden. Dementsprechend würde es mich nicht wundern, wenn die Veränderungen hier sehr deutlich werden würden. Wäre wahrscheinlich auch gar nicht so schlecht, denn die allerbeste Vorlage ist der fünfte Band leider nicht.

Fazit: Die Bridgerton-Reihe von Julia Quinn durchlebt für mich gerade eine Delle, denn nach der Enttäuschung rund um Colin und Penelope hat es für mich mit Eloise und Phillip leider auch nicht so gepasst. Das hatte ich im Vorfeld auch ein wenig befürchtet, weswegen ich froh war, dass ich gerade in Bezug auf Eloise und die Bridgertons im Allgemeinen doch noch genug Positives entdecken konnte, was mich unterhalten hat. Aber Phillip ist definitiv der Schwachpunkt dieses Buchs.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Überraschende Enttäuschung

Bridgerton - Penelopes pikantes Geheimnis
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„Bridgerton – Penelops pikantes Geheimnis“ ist bereits der vierte Band in der Bridgerton-Reihe, die von Julia Quinn verfasst wurde und von Netflix fürs TV adaptiert wurde. Damit haben wir auch schon Halbzeit ...

„Bridgerton – Penelops pikantes Geheimnis“ ist bereits der vierte Band in der Bridgerton-Reihe, die von Julia Quinn verfasst wurde und von Netflix fürs TV adaptiert wurde. Damit haben wir auch schon Halbzeit erreicht, weil acht Geschwister und mit Colin kommt bereits der vierte unter die Haube. Ich speziell habe mich auf diesen Band bereits mit der ersten Staffel der Serienadaption gefreut, die ich vor der Buchreihe für mich entdeckt habe. Nicola Coughlan spielt Penelope, Colins Auserwählte, einfach so grandios, dass ich ihr einfach jedes Happy End der Welt wünschen würde. Zudem hat die Serie bereits mit dem Ende der ersten Staffel das große Geheimnis rund um Penelope gelüftet, während es in der Buchreihe nun wahrlich keine klaren Andeutungen gab. Dieses Wissen hat das Leseprozess natürlich sehr beeinflusst und deswegen war ich mit dem vierten Band nun auf mehrere Sachen gespannt: Wann und wie kommt das Geheimnis raus? Und wie kommen Colin und Penelope zusammen?

Was man der Buchreihe auf jeden Fall lassen muss, das ist die Tatsache, dass die erzählerische Stilistik von Quinn sich schon deutlich dem jeweiligen Paar anpasst, das im Fokus der Handlung steht. So war die Geschichte von Benedict und Sophie deutlich schwermütiger, weil gerade Sophie auch einige schlimme Erlebnisse hatte, die es zu überwinden gilt. Colin und Penelope sind dagegen beide wohlbehütet aufgewachsen. Beide sind nicht ganz glücklich, weil sie ihren endgültigen Platz im Leben noch nicht gefunden haben, aber das ist wohl eher Klagen auf hohem Niveau. Deswegen ist es auch problemlos möglich, diesen Band in einem eher lockeren und lustigen Ton erzählen zu können. Das passt hervorragend auf die gewitzte Penelope, die vor allem mit Lady Danbury ein göttliches Gespann bildet und es passt auch auf den verschmitzten Colin, der ein wenig verfressen dargestellt wird und als Charmeur, der noch jeder Situation entkommt. Es ist auch so wunderbar, weil es genau dem Eindruck entspricht, den Penelope und Colin bereits in der ersten Staffel vermittelt haben, so dass ihr Wesen offenbar perfekt mit der Castingwahl getroffen wurde.

Was nun aber meine Enttäuschung anheizt, das ist dann doch leider das Miteinander der beiden. Auch schon bei Anthony und Kate war die Problematik etwas mitgeschwungen, denn dort wurde schließlich auch schon ständig betont, wie hässlich sie doch sei, so dass ich manchmal das Gefühl hatte, dass Anthony sich seine Anziehung für sie regelrecht schön reden muss. Bei Colin ist es sogar fast noch schlimmer, weil nicht überzeugend rüberkommt, was ihn schließlich an Penelope anzieht. Die beiden reden ein paar Mal miteinander und plötzlich ist es die große Liebe für ihn. Bei Anthony und Kate hat sich wenigstens noch etwas aufgebaut, was dann Überzeugung entwickelt hat, aber hier haben wir Penelope, die alte Jungfer, die auch noch von niemandem als schön bezeichnet wurde und Colin hat sogar im Band davor noch geäußert, dass er sie niemals heiraten würde und diese Wandlung, warum er es irgendwann nicht doch anders sieht, die ist nicht rübergekommen.

Und das liegt wirklich ganz klar an Colin. An Penelopes Gefühlen für ihn gab es nie einen Zweifel, weswegen ihre Handlung absolut passend für sie ist, aber Colin ist eher wankelmütig und schwer zu durchschauen. Zudem weicht der Charmeur zwischendurch einem regelrechten Ekel, der sich selbstgerecht und anmaßen verhält. Das hat mich dann fast schon erschrocken und ich mag es kaum zugeben: abgestoßen. Natürlich gibt es auch romantische Momente zwischen den beiden, wo ich dann endlich das spüre, was ich für die Geschichte durchgehend erwartet hätte, aber es war echt sehr, sehr wenig. Vieles von Colins Verhalten ist auch mit Penelopes Geheimnis verbunden, das er auf eine eher blöde Art und Weise herausfindet. Auch wenn er sie nicht dafür verurteilt, so sorgt es bei ihm für Neid und das sorgt für diese richtig schwachen Charaktermomente, die ich manches Mal sogar als toxisch bezeichnen würde. Hier kann ich wirklich nicht verstehen, was sich Quinn mit Colin gedacht hat und ich kann nur hoffen, dass „Bridgerton“, also die Serienadaption in diese Falle nicht mittappt.

Fazit: Auch wenn ich mich auf Colin und Penelope mit Serienbeginn am meisten gefreut habe, so kommt ich nun traurig zum Endfazit, dass sie bislang erstmal der schwächste Band sind, denn die Liebesgeschichte war nicht überzeugend gestaltet und Colin hat sich teilweise sogar widerwärtig verhalten, was auch nicht mal eben zu entschuldigen ist. Natürlich hatte auch dieser Band tolle Momente sowie einen passenden Erzählstil, aber der Kern der Erzählung war nicht so, wie er muss.

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