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Veröffentlicht am 07.05.2022

Wer kann über den Wert eines Menschenlebens bestimmen?

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens
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1935 Rheingau. Auf dem Bauernhof ihres Onkel Alwin im hessischen Dorf Gudenshain wächst die 13-jährigen Käthe Klepper auf, deren Mutter bereits tot ist und der Vater in einer Heilanstalt aufgrund seiner ...

1935 Rheingau. Auf dem Bauernhof ihres Onkel Alwin im hessischen Dorf Gudenshain wächst die 13-jährigen Käthe Klepper auf, deren Mutter bereits tot ist und der Vater in einer Heilanstalt aufgrund seiner Alkoholsucht. Unter dem Vater ihrer Tante Elsa muss sie hart schuften, seit ihr Onkel einberufen wurde. Als der Erntehelfer Zores immer wieder auf dem Hof aushilft, nutzt er gleichzeitig die Gelegenheit, sich immer wieder an Käthe zu vergreifen. Die arme Käthe wird zum Spielball für den Vater ihrer Schwägerin, der unbedingt den Hof an sich bringen will, und gerät über einen fanatischen Amtsarzt ins Visier der Nazis mit ihren dubiosen Ideologien, die sie in einem Gerichtsprozess sogar zur Zwangssterilisation verurteilen…
Yasmin Alinaghi hat mit „Unwert-Der Weg des Kirschmädchens“ einen sehr eindrucksvollen und berührenden Roman vorgelegt, der auf wahren Begebenheiten beruht und den Leser nicht nur vor Augen hält, was für unsägliche Gräuel während des Nazi-Regimes möglich waren, sondern mit Käthe auch ein stellvertretendes Schicksal darstellt, welches viele Frauen zur damaligen Zeit ereilte. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil katapultiert den Leser direkt ins vergangene Jahrhundert in Deutschlands düsterste Epoche. Dort trifft er für die Zeit von 1935 bis 1936 auf die junge Käthe, die zwar noch ein Kind ist, aber schuften muss wie eine Erwachsene, die Schule nur kurz besucht hat und dann noch den Widerlichkeiten eines Knechts ausgesetzt ist, deren sie sich nicht erwehren kann. Sie steht bei diesem Unrecht ganz allein da, hat niemanden der sich um sie kümmert und sie unterstützt, sondern wird anstatt des schuldigen Knechts sogar vor ein Gericht gestellt, dabei ist sie die Geschändete. Während die fanatischen Nazi-Anhänger an ihr ein Exempel statuieren wollen, gibt es auch Menschen mit Herz und Verstand, die Käthe vor der ihr zugedachten Strafe bewahren wollen. Die Autorin hat gründlich recherchiert und lässt mit ihren Schilderungen über die Rassengesetze oder die Experimente des grausamen Dr. Trabert dem Leser die Gänsehaut über den Rücken laufen und das Blut in den Adern gefrieren. Sehr gelungen ist auch der Mix aus eingefügten Briefen, Auszügen aus Patientenakten und diversen Texten, die die Geschichte noch mehr untermauern. Bei all den schrecklich-detailliert beschriebenen Grausamkeiten ist es der Autorin gelungen, sowohl den Leser an die Seiten zu fesseln als auch die menschlichen Facetten stark herauszustellen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen. Sie können mit glaubwürdigen menschlichen Zügen überzeugen und den Leser mit in die Geschichte hineinziehen. Käthe ist ein liebenswertes, fleißiges Mädchen, das aufgrund mangelnder Schulbildung etwas einfältig wirkt. Ihr Schicksal geht ans Herz und man möchte sie einfach beschützen. Dr. Karges ist ein Mann, der zwischen den Stühlen sitzt. Einerseits arbeitet er für die braune Brut, andererseits besitzt er Menschlichkeit und ein Gewissen. Dr. Trabert ist der Teufel in Person, während die Zwillinge mit ihren Einlagen immer mal wieder die Stimmung der Geschichte auflockerten.
Mit „Unwert-Der Weg des Kirschmädchens“ ist der Autorin ein packender Roman gelungen, der den Leser mit einer perfekten Mischung aus Realität und Fiktion durch eine wahre Achterbahn der Gefühle jagt. Sowohl menschliche Abgründe als auch Warmherzigkeit und Hilfsbereitschaft werden hier sehr deutlich hervorgehoben und appellieren an das Gewissen des Lesers. Absolute Leseempfehlung für eine tiefgründige und ergreifende Geschichte!

Veröffentlicht am 23.04.2022

Das Leben ist das was passiert, während wir damit beschäftigt sind andere Pläne zu machen. (John Lennon)

Das Goldblütenhaus - Der Ruf einer neuen Zeit
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Der bayerische Kosmetikkonzern Glanz ist seit Jahrzehnten ein Garant für natürliches Wohlgefühl und vor allem durch ihre Goldblütencreme außerordentlich erfolgreich. Nach dem plötzlichen Tod ihres älteren ...

Der bayerische Kosmetikkonzern Glanz ist seit Jahrzehnten ein Garant für natürliches Wohlgefühl und vor allem durch ihre Goldblütencreme außerordentlich erfolgreich. Nach dem plötzlichen Tod ihres älteren Bruders Alexander hat Leonie Glanz als Enkelin des Gründers die Geschicke des Familienunternehmens gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Ella übernommen. Schon die Beerdigung Alexanders sorgt bei Leonie für innerlichen Aufruhr, denn sie trifft auf dem Friedhof ihre alte Jugendliebe Michael wieder. Die Trennung vor vielen Jahren war für Leonie äußerst schmerzhaft und insgeheim hat sie diese bis heute nicht überwunden. Doch Arbeit ist die beste Medizin zur Ablenkung, deshalb gibt Leonie für ein bevorstehendes Firmenjubiläum eine Chronik in Auftrag, was bei ihrer Großmutter Hedi alte Erinnerungen hervorruft, die sie lange verdrängt hat. Während Hedi noch mit sich hadert, ob sie der Familie endlich von einem lange gehüteten Geheimnis erzählen soll, geht Leonies Ehe in die Brüche. Nun wäre der Weg frei für Michael, der sich immer wieder in Leonies Gedanken stiehlt, doch dafür müsste sie sich endlich der Vergangenheit stellen…
Gabriela Gross alias Gabriele Diechler hat mit „Der Ruf der neuen Freiheit“ den Auftaktband ihrer Goldblüten-Trilogie vorgelegt, der nicht nur mit einer interessanten und spannenden Familiengeschichte zu begeistern weiß, sondern dem Leser auch wunderbar erschaffene Charaktere vorstellt, die ihm schnell ans Herz wachsen und deren Schicksal persönlich berühren. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil öffnet dem Leser die Tür zur am Tegernsee gelegenen Goldblütenvilla der Familie Glanz, in der er als unsichtbarer Gast einzieht, um fortan die Geschicke aller Mitglieder hautnah mitzuverfolgen. Dabei bleiben ihm auch die Gedanken- und Gefühlswelten der Protagonisten nicht verborgen, die sich ihm über wechselnde Perspektiven eröffnen und ihn gleichzeitig zum miträtseln animieren. Obwohl die Handlung in der Gegenwart stattfindet, hat die Autorin für den Leser sehr geschickt Ausflüge in die Vergangenheit in ihre Geschichte eingearbeitet, die einiges preisgeben, aber auch die Neugier des Lesers weiter schüren. Die bildhaften Beschreibungen der Landschaft, aber auch die gut gezeichneten Charaktere lassen während der Lektüre beim Leser einen Film vor dem inneren Auge ablaufen, wo er alles greifbar vor sich sieht. Überraschende Wendungen und einige Schicksalsschläge lassen den Leser zusätzlich ein wahres Gefühlskaleidoskop erleben. Die Handlung wird aber vor allem von den sehr gut ausgearbeiteten zwischenmenschlichen Beziehungen der einzelnen Protagonisten untereinander bestimmt, die den Leser das Buch nicht aus der Hand legen lassen.
Die Charaktere sind facettenreich und sehr lebendig gestaltet, sie alle überzeugen durch Authentizität. Der Leser fühlt sich ihnen schnell verbunden und folgt ihnen gern bei ihren Aktivitäten. Patronin Hedi ist eine patente Frau mit Vergangenheit. Sie ist weitsichtig, warmherzig und doch innerlich unruhig ob der von ihr gehüteten Geheimnisse. Leonie ist eine liebenswerte Frau, die es allen recht machen möchte und doch oft verletzt wird. Doch sie ist offen und aufrichtig, vor allem strahlt sie Optimismus aus. Ella dagegen ist ihrer Schwester zwar sehr zugetan, wirkt jedoch manchmal egoistisch. Michael ist ein herzensguter Mann, dem Loyalität viel wert ist. Aber auch Valerie, Gedeon, Fred und einige mehr tragen ihren Teil zu dieser wunderbaren Geschichte bei.
„Der Ruf der neuen Freiheit“ ist ein sehr fesselnder Roman, der Familiengeschichte, Geheimnisse, Liebe und einen Blick in die Vergangenheit in sich vereint. Gefühlvoll und empathisch erzählt, fliegen die Seiten nur so dahin. Absolute Leseempfehlung für eine Geschichte, die süchtig macht. Einfach toll – Chapeau!!!

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren. (Vincent van Gogh)

Die Frauen vom Karlsplatz: Auguste
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1892. Die junge wohlbehütete Auguste zieht mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder nach Lichterfelde in eine Villa am Karlsplatz. An ihrem ersten Schultag in der Krahmerschen Mädchenschule trifft sie ...

1892. Die junge wohlbehütete Auguste zieht mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder nach Lichterfelde in eine Villa am Karlsplatz. An ihrem ersten Schultag in der Krahmerschen Mädchenschule trifft sie auf Lotte, die Tochter eines reichen Kaufhausbesitzers, mit der sie schon bald eine mehr als enge Freundschaft verbindet. Lotte hält nichts davon, sich verheiraten zu lassen, sondern hegt den Wunsch, Medizin zu studieren. Ihre mutigen freigeistigen Ideen imponieren Auguste, die zwar talentiert ist und gerne zeichnet, jedoch noch nicht weiß, was sie eigentlich will. Als Auguste erfährt, dass ihre Eltern schon einen potentiellen Heiratskandidaten ausgesucht haben und sie baldmöglichst die Ehe mit einem angehenden Juristen eingehen soll, bemerkt sie bei sich selbst, dass sie ebenso frei sein will wie Lotte. Dann stirbt bei einem Ausflug ihr kleiner Bruder und auch Lotte ist kurze Zeit später verschwunden. Auguste macht sich auf die Suche nach der Freundin und muss einige weitreichende Entscheidungen treffen, die ihr Leben drastisch verändern werden…
Anne Stern hat mit „Auguste“ den ersten Band ihrer historischen „Frauen vom Karlsplatz“-Reihe vorgelegt, der den Leser nicht nur tief in die deutsche Kaiserzeit zurückversetzt, sondern auch eine junge Frau kennenlernen lässt, die die Weichen für ihr Leben stellen muss. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil fesselt ab der ersten Seite und lädt den Leser zu einer Zeitreise zum Ende des 19. Jahrhunderts ein, wo das Rollenbild der Frau noch in einem gesellschaftlich starren Korsett steckte. Auguste wurde von ihren Eltern als zukünftige Ehefrau und Mutter erzogen, die einmal eine gute Partie machen soll. Als Auguste erfährt, dass es schon einen potentiellen Heiratskandidaten gibt, wird ihr erstmals bewusst, wie jung sie eigentlich noch ist und dass der Gedanke an eine Ehe ihr gar nicht schmeckt. Die Freundschaft mit Lotte reißt sie aus ihrer Lethargie, denn die Freundin ist rebellisch, hat neumodische Ideen, die für Auguste schon bald natürlich klingen, dass sie selbst auch daran glauben will. Sie macht zwar immer wieder einen Schritt zurück, doch ist es wie ein Sog, dem sie sich nicht entziehen kann und endlich anfängt, gegen die Forderungen anderer aufzubegehren. Die Autorin hat die gesellschaftlichen Gepflogenheiten wunderbar in ihre Handlung integriert und gibt dem Leser so ein gutes Bild der damaligen Zeit. Besonders interessant sind auch die einzelnen Tagebucheinträge eines Arztes, der seine Eindrücke und Behandlungen bei einer jungen Frau schildert, die den Leser sowohl faszinieren als auch bedrücken. Stern beweist einmal mehr, wie gekonnt sie den Leser mit ihrer Erzählweise und dem besonderen Maß an Authentizität des von ihr gewählten Stoffes einfangen und nicht mehr loslassen kann. Während der Leser bei der Lektüre ein wunderbares Kopfkino erlebt, kann er sich von den Seiten kaum losreißen.
Die Charaktere sind liebevoll mit Leben versehen und wirken mit ihren menschlichen Eigenschaften sehr glaubwürdig. Der Leser fühlt sich ihnen seltsam nah und fiebert, hofft, bangt und leidet mit ihnen. Auguste ist eine junge, anfangs noch sehr naive Frau, die unter der Fuchtel ihrer Eltern steht, die hohe Erwartungen an sie haben. Sie ist liebenswert, ehrlich, zurückhaltend und neugierig. Lotte dagegen ist ein wahrer Hansdampf in allen Gassen, sie probiert sich aus und will das Leben aus dem Vollen schöpfen. Es umgibt sie etwas Geheimnisvolles. Ebenso spielen Augustes Eltern sowie ihr Bruder und Frau Krahmer eine große Rolle in dieser Geschichte.
„Auguste“ ist ein fesselnder historischer Roman über das Leben in der Kaiserzeit mit ihren gesellschaftlichen Zwängen vor allem für Frauen, aber auch über mutige und starke Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Absolute Leseempfehlung für eine sehr emotionale Geschichte!

Veröffentlicht am 10.04.2022

Besiege ich meine Feinde denn nicht am besten, indem ich sie zu meinen Freunden mache? (Abraham Lincoln)

Die Funken der Hoffnung - Töchter der Freiheit
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1859 Amerika. Während der Nord-Südstaatenkonflikt immer mehr schwelt und bereits Krieg in der Luft liegt, arbeitet die aus den Nordstaaten stammende Lehrerin Annie Braun auf der Südstaatenplantage Birch ...

1859 Amerika. Während der Nord-Südstaatenkonflikt immer mehr schwelt und bereits Krieg in der Luft liegt, arbeitet die aus den Nordstaaten stammende Lehrerin Annie Braun auf der Südstaatenplantage Birch Island, wo sie sich hingebungsvoll um die ihr anvertrauten Schüler kümmert. Auch Arzt David Williams, Sohn des Plantagenbesitzers, lässt sie im Süden ausharren, denn sie hat ihr Herz an ihn verloren ohne genau zu wissen, was er für sie empfindet. Währenddessen muss sich die Südstaatlerin Susanna Bell in ihrer neuen Heimat Washington gegen bösartige Anfeindungen wehren, die auch immer mehr ihrer Ehe mit dem Anwalt Marcus Tanner zusetzen. Doch Susanna bietet dem Schicksal die Stirn und schert sich nicht um die Gefahr, sondern kümmert sich aufopfernd um misshandelte Frauen und Kinder. Dann kommt der Krieg und macht es Susanna unmöglich, zu ihrer Familie zurückzukehren…
Noa C. Walker hat mit „Der Funken der Hoffnung“ den zweiten Band ihrer historischen Südstaaten-Serie „Töchter der Freiheit“ vorgelegt, der an Spannung, Gefühl und Unterhaltungswert dem Vorgänger in nichts nachsteht. Der flüssige, bildgewaltige und einfühlsame Erzählstil der Autorin lässt den Leser mit den ersten Seiten zurückreisen ins 19. Jahrhundert, wo der Bürgerkrieg schon in greifbare Nähe gerückt ist. Über wechselnde Perspektiven eilt der Leser mal an die Seite von Annie Braun auf die Birch-Plantage im Süden, mal an die Seite von Susanna Bell in den Norden, wo er nicht nur bei den Frauen die wachsende Unruhe spürt, sondern auch in der jeweiligen Bevölkerung, die jeweils auf unterschiedlichen politischen Seiten stehen. Als Nordstaatlerin ist Annie im Süden ebenso Anfeindungen und schrägen Blicken ausgesetzt, wie die Südstaatlerin Susanna im Norden. Beide Frauen müssen das Beste aus der Situation machen, während sie sich für andere einsetzen und auch vor eigenen Entscheidungen stehen, die ihr Leben beeinflussen. Die Autorin hat den Nord-Süd-Konflikt wunderbar in ihre Handlung eingebaut, wobei sie die gesellschaftlichen und politischen Probleme aufzeigt, die sogar Familien spalteten, nicht nur räumlich, sondern auch in ihren Ansichten. Dies merkt man vor allem anhand der Familie Williams, wo die ältesten Söhne auf unterschiedlichen Seiten stehen. Die Spannung wird von Seite zu Seite gesteigert, die Bedrohung des Krieges ist allgegenwärtig und auch die Konflikte bei Susanna in Washington sowie innerhalb der Familie Williams tun ihr Übriges dazu, den Leser an die Seiten zu fesseln und sich durch ein Wechselbad der Gefühle zu begeben, während das Kopfkino auf Hochtouren läuft.
Die Charaktere wirken mit ihren Ecken und Kanten lebensecht, sie haben glaubwürdig sich weiterentwickelt und lassen den Leser ganz nah an sich heran, der mit ihnen in dieser unruhigen Zeit hofft und bangt. Annie ist eine freundliche, offene Frau mit einer eigenen Meinung, die sie normalerweise nicht verschweigt, doch die Umstände zwingen sie dazu, sich zurückzuhalten, was für sie einen Eiertanz bedeutet. Die einst verwöhnte Susanna mausert sich zu einer mutigen und starken Frau, die sich für andere in Gefahr bringt und über sich hinauswächst. David ist das „schwarze Schaf“ der Familie, gerade weil er so modern denkt. Kenneth ist ein widerwärtiger Kerl, während Schwester Victoria es allen nur recht macht. Dagegen entwickelt sich Marianna zu einer selbständig denkenden Frau. Aber auch Marcus und Richard haben wichtige Positionen in dieser Handlung.
„Der Funken der Hoffnung“ ist ein spannender und gefühlvoller historischer Roman, der den Leser nicht nur den Beginn des amerikanischen Bürgerkrieges, sondern auch die Konflikte sowohl im Norden als auch im Süden miterleben lässt. Ein wunderbarer Roman über mutige Frauen, gespickt mit geschichtlichem Hintergrundwissen, viel Spannung und schönem Kopfkino, der eine absolute Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 10.04.2022

In diesem Leben ist jeder mutig, der nicht aufgibt.(Paul McCartney)

Der Mut der Frauen
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1938 Starnberger See. Die Nazis haben in Deutschland endgültig die Macht übernommen und greifen mit ihrem Reglement hart durch. Ihre Waffenforderungen an die Fabriken der Familien Lehmann und von Falkenbach ...

1938 Starnberger See. Die Nazis haben in Deutschland endgültig die Macht übernommen und greifen mit ihrem Reglement hart durch. Ihre Waffenforderungen an die Fabriken der Familien Lehmann und von Falkenbach sind unersättlich, was allen zwar Profit bringt, allerdings auch einiges von ihnen fordert, zumal alte Rivalen und Feinde ihnen das Leben weiter zur Hölle machen. Elisabeth Lehmann erwartet heimlich wieder ein Kind und wird von der Angst beherrscht, dass das Ungeborene nicht gesund sein könnte und ihr das gleiche Schicksal widerfährt, dass Haushälterin Inge ereilt hat. Derweil steigt ihr Ehemann Ferdinand die Karriereleiter bei den Nazis weiter nach oben. Währenddessen bangt Wilhelmine von Falkenbach um Martin, der vor einigen Monaten wegen seiner Arbeit im Widerstand verhaftet und an einen unbekannten Ort gebracht wurde. Seitdem hat sie nichts von ihm gehört….
Ellin Carsta hat mit „Der Mut der Frauen“ ihren finalen Band der historischen Falkenbach-Saga vorgelegt, der erneut mit geschichtlichem Hintergrundwissen sowie einer spannungsgeladenen Handlung glänzt und den Leser bis zum finalen Schluss in Atem hält. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil erlaubt dem Leser nicht nur eine Zeitreise in die Vergangenheit, sondern auch den unsichtbaren Einzug in das Familien- und Freundesgefüge, um deren Agieren hautnah mitzuerleben. Die Bedrohung der Nazis liegt wie eine unheilvolle, dunkle Wolke über dem Geschehen und lähmt die Protagonisten in der einen oder anderen Weise, während andere sich bei den Machthabern profilieren. Die Judenverfolgung nimmt immer mehr an Fahrt auf, wird für die Bevölkerung geradezu unerträglich. In diesen unruhigen Zeiten schließen sich die Frauen der Familien immer enger zusammen, nicht nur, um ein geringes Maß an Normalität zu erhalten, sondern auch um sich gegenseitig zu unterstützen und ihre Lieben zu beschützen. Die Herren der Familie dagegen setzen zwar ihre unternehmerischen Fähigkeiten ein, doch Intrigen und das Misstrauen untereinander bringen einiges an Dramatik in die Geschichte und verursacht Risse in ihrem Verhältnis untereinander. Die Autorin hat ihre Recherchen wunderbar in die Handlung eingewebt, so dass der Leser bei der Lektüre das ganze Ausmaß des brutalen Naziregimes miterlebt, während er über unterschiedliche Perspektiven verschiedenen Protagonisten auf den Fersen folgt.
Die Charaktere sind mit authentischen Ecken und Kanten ausgestattet und gekonnt in Szene gesetzt. Ihre Glaubwürdigkeit erlaubt es dem Leser, sich unter sie zu mischen und unsichtbar das Geschehen mitzuverfolgen, wobei er mit einigen bangt und hofft, andere zum Teufel wünscht. Elisabeth ist eine liebenswerte Frau, die eigentlich vor Freude strahlen sollte, doch die Umstände verleiden ihr dieses Gefühl. Wilhelmine ist eine starke und mutige Frau, die durch das Bangen um Martin auf einmal verzweifelt und schwach anmutet. Während Heinrich immer unerträglicher wird, hat sich Leopold anscheinend berappelt. Gustav lebt als praktizierender Arzt weiterhin gefährlich und Paul-Friedrich wird immer mehr zum Fels in der Brandung.
„Der Mut der Frauen“ unterhält spannend und sehr kurzweilig mit gut recherchierter Historie, Familiengeschichten und -geheimnissen, Liebe und Intrigen. Der Leser hat hier einen Logenplatz mit wunderbarem Kopfkino, wobei ihn die Handlung durch ein Wechselbad der Gefühle schleust. Absolute Leseempfehlung!