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Veröffentlicht am 11.04.2022

Von kleinen Momenten, die ein ganzes Leben verändern können

Boy meets Girl
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Eigentlich dachte Nora, mit Anfang 50 stehe sie im Leben genau dort, wo sie immer sein wollte. Eine erwachsene Tochter, der Traumjob als Paartherapeutin, ein Ehemann und ein großer Freundeskreis. Doch ...

Eigentlich dachte Nora, mit Anfang 50 stehe sie im Leben genau dort, wo sie immer sein wollte. Eine erwachsene Tochter, der Traumjob als Paartherapeutin, ein Ehemann und ein großer Freundeskreis. Doch irgendwie fehlt ihr etwas, das sie gar nicht so genau benennen kann. Nachdem sie den Ehebetrug ihres Mannes aufdeckt, wird ihr klar, dass sie schon seit Jahren nur passive Beobachterin ihres eigenen Lebens ist. Mit frisch erwachter Neugier stürzt sie sich in Situationen mit alten und neuen Bekannten und versucht, ihr Leben neu auszurichten.

„Boy meets Girl“ ist der erste Roman, den ich von der Autorin Julia Holbe gelesen habe. Ohne richtige Erwartungen hat dieser Roman mich ab der ersten Seite vollständig abgeholt und absorbiert. Ich war von der atemberaubenden Leichtigkeit trotz der Intensität und Melancholie des Romans vollkommen fasziniert. Schon lange hat mich ein Roman nicht mehr so gefesselt wie dieser. Besonders gut gefallen hat mir der direkte und offene Schreibstil der Autorin, der mich in die Gedankenwelt der Protagonistin eingeführt hat, als sei ich die Paartherapeutin, der alles geschildert wird. Hierdurch erlebte ich als Leserin alles sehr intensiv mit. Trotz des leichten Tons und der dahinfliegenden Seiten lebt der Roman zeitgleich von einer melancholischen Schwere und erzählt von den kleinen Momenten des Alltags aber auch von den sich nur kurzzeitig öffnenden Türen oder verpassten Chancen, die alles verändern könn(t)en. Dies geschieht so unglaublich real und lebensnah, dass ich das Gefühl habe, diese Geschichte hätte nahezu Jedem/r genauso passieren können. Auch, wenn ich das Handeln der Protagonistin Nora nicht an allen Stellen nachvollziehen konnte und mich zuletzt fast nervte, weil ich selbst vermutlich anders agiert hätte, hat mich der Roman sehr vereinnahmt. Eine gelungene Darstellung von den kleinen Momenten, die ein ganzes Leben verändern können und sicherlich nicht der letzte Roman, den ich von dieser Autorin gelesen haben werde.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Stark

Tell
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Der Autor Joachim B. Schmidt hat die Sage rund um den Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell neu aufgelegt und modernisiert. In kurzen Sequenzen mit wechselnder Perspektive erlebt der Leser Tells Geschichte ...

Der Autor Joachim B. Schmidt hat die Sage rund um den Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell neu aufgelegt und modernisiert. In kurzen Sequenzen mit wechselnder Perspektive erlebt der Leser Tells Geschichte aus der Sicht diverser Figuren.

Obwohl mir der rasche Tempowechsel zunächst erschwerte, den Überblick zu behalten, sorgte er für einen intensiven Sog. Ich konnte den Roman kaum noch aus den Händen legen. Die Figuren sind vielfältig gestaltet und jede Bevölkerungsschicht ist vertreten. Hierdurch erhält der Leser einen guten Einblick in damalige Verhältnisse. Darüber hinaus ermöglicht die Schilderung aus Sicht der Figuren einen emotionalen Zugang zu der Sage rund um Wilhelm Tell. Wilhelm Tell selbst tritt bei Joachim B. Schmidt als grimmiger, nahezu aggressiver Anti-Held auf, weshalb ich anfangs große Schwierigkeiten hatte, die Lektüre für mich anzunehmen. Für mich war Wilhelm Tell stets der strahlende Held. Im Laufe der Geschichte habe ich die Art und Weise der Erzählung und Darstellung aber als sehr raffiniert und interessant kennen gelernt. Denn der Roman erweitert die Sage von Wilhelm Tell um mehrere Ebenen. Insbesondere durch die wechselnden Perspektiven wird gezeigt, was für ein Mensch hinter dem Nationalhelden Wilhelm Tell steckt bzw. gesteckt haben könnte. Der Held wurde nachfolgend zum Menschen und deutlich nahbarer. Dies eröffnet neue Perspektiven und hat mir ausgesprochen gut gefallen, denn der Roman setzt sich hierdurch stark von Schillers Werk ab. Durch die Neuinterpretation der Sage und den modernen, eindringlichen Sprachstil wird Wilhelm Tell meines Erachtens auch jüngeren Generationen nahe gebracht. Etwas vermisst habe ich allerdings tiefere Einblicke in die historischen und politischen Begebenheiten, was aber sicherlich Geschmackssache ist.

Fazit: Ein zusammenfassend sehr Sog ausübender, starker Wilhelm Tell Roman, dessen moderne Neuinterpretation ihn auch der jüngeren Generation zugänglich macht.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

Fesselndes Finale

Partem - Wie der Tod so ewig
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„Partem – wie der Tod so ewig“ ist Teil 2 einer Dilogie von Stefanie Neeb, in der die Protagonistin Xenia eiskalten Gefühlsdieben begegnet. Das Buch schließt mit seiner Geschichte direkt an Teil 1 an, ...

„Partem – wie der Tod so ewig“ ist Teil 2 einer Dilogie von Stefanie Neeb, in der die Protagonistin Xenia eiskalten Gefühlsdieben begegnet. Das Buch schließt mit seiner Geschichte direkt an Teil 1 an, weshalb ich den Lesern/-innen sehr ans Herz lege, diesen vorab zu lesen.

Obwohl ich Band 1 kannte, habe ich zunächst etwas gebraucht, um mich wieder in der Geschichte und mit den Figuren zurecht zu finden, da Teil 2 nahtlos und ohne redundante Einführungen an Teil 1 anknüpft. Der Roman wird auch weiterhin anhand von Perspektivenwechseln aus Sicht der Hauptfiguren Xenia, Jael, Felix und Chrystal erzählt. Da zu Kapitelbeginn der jeweilige Name steht, um den es im nachfolgenden Abschnitt geht, hatte ich keine Probleme, den Wechseln zu folgen. Strukturell haben mir die Perspektivenwechsel auch in Band 2 gut gefallen. Insbesondere, dass sich einzelne Szenen aus den verschiedenen Perspektiven überschneiden, empfand ich als sehr gelungen und machten die Geschichte für mich noch runder und damit interessanter. Der Sprachstil war auch wieder jugendlich, flüssig und angenehm.

Inhaltlich nahm der Roman bereits nach dem ersten Drittel richtig an Fahrt auf. Die vielen verschiedenen Figuren, Orte, Handlungsstränge und Perspektivenwechsel habe ich dabei vorübergehend als etwas unübersichtlich empfunden. Ich war nahezu überfordert von der bunten, spannenden Geschichte. Da der Leser aber zeitgleich auch mit Hintergrundinformationen gefüttert wird, entspannte sich das Gefühl der Überforderung zunehmend und ab der Hälfte des Buches konnte ich es kaum noch aus den Händen legen. Es ereigneten sich so viele Wendungen an den verschiedensten Orten, dass man vor der Fantasie der Autorin nur den Hut ziehen kann! Die Geschichte mündet in einem dramatischen Finale und der Abspann hat mir gut gefallen und mich zudem sehr berührt. Im Vergleich empfand ich den zweiten Teil von Partem als sehr viel stärker und spannender als den ersten, was vor allem an den endlich angeführten Hintergrundinformationen zum Partem lag. Rückblickend hätte ich mir beide Teile eher ungetrennt als Gesamtwerk und nicht als Dilogie gewünscht.

Fazit: Ein fesselnder und aufklärender Teil 2 mit einem realistischen und gelungenen Finale.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Endlich wieder Kerstin Gier!

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Nachdem Quinn nachts von gruseligen Fantasiewesen verfolgt wird und einen schweren Unfall hat, sieht er plötzlich Dinge, die sonst keiner sehen kann. Immer mehr verschließt er sich in sich selbst, bis ...

Nachdem Quinn nachts von gruseligen Fantasiewesen verfolgt wird und einen schweren Unfall hat, sieht er plötzlich Dinge, die sonst keiner sehen kann. Immer mehr verschließt er sich in sich selbst, bis ihm zufälligerweise die ihm lästige Nachbarstochter Matilda Glauben schenkt. Gemeinsam versuchen sie das Rätsel von Quinns „Halluzinationen“ zu entschlüsseln und befinden sich schon bald in einem magischen Abenteuer, in dem sie nicht nur freundlichen Wesen begegnen…

„Vergissmeinnicht – was man bei Licht nicht sehen kann“ ist Band 1 der neuen Jugendbuch-Trilogie von Kerstin Gier. Lange ersehnt und noch länger erhofft, gibt es endlich eine neue Fantasy-Reihe der Autorin.

Mysteriös, zauberhaft und originell eröffnet Kerstin Gier erneut eine ganz eigene Fantasiewelt. Die Protagonisten Quinn und Matilda besitzen eine angenehme Tiefe und sind sehr liebevoll ausgearbeitet worden. Matilda ist dabei meine absolute Lieblingsfigur und spielte sich von Beginn an in mein Herz. Sie ist offen, loyal und mutig. Quinn erschien mir zu Beginn noch nicht als allumfänglicher Sympathieträger, eroberte nach kurzer Zeit aber ebenfalls mein Herz. Das Duo ist eine gelungene Kombination und bereichert die Geschichte. Diverse Haupt- und Nebenhandlungen machen den Roman facettenreich. Hierbei begegnet der Leser diversen Nebenfiguren, von denen ich mir teilweise noch mehr Präsenz gewünscht hätte (, was vermutlich aber den Rahmen des Buches gesprengt hätte). Die kreierte Fantasiewelt ist grundsätzlich sehr gelungen. Wenn sich Handlungen in der Fantasiewelt abspielten, waren diese beeindruckend reich gespickt an (magischen) Details. Ich bewundere den Ideenreichtum der Autorin. Dennoch hatte ich Schwierigkeiten, mich darin zurecht zu finden und hätte mir noch deutlich mehr Informationen und Einblicke gewünscht. Insgesamt hatte ich das Gefühl, in Band 1 einen oberflächlichen Überblick erhalten zu haben, aber vieles blieb für mich noch ungreifbar. Es fühlte sich an wie der Auftakt - ein erstes Schnuppern, bevor es richtig los geht. Komplette Vereinnahmung in eine neue Fantasiewelt fand bei mir leider (noch nicht) statt. Dafür hätte es noch mehr Kontaktpunkte und Situationen in der Fantasiewelt gebraucht. Dennoch wurde ich von dem der Autorin eigenen Humor und Sprachstil erneut verzaubert und Seite um Seite verflog der kurzweilige Roman bis hin zu einem Finale mit überraschender Wendung. Zu traurig, dass ich jetzt ein ganzes Jahr warten muss, um endlich weiterlesen zu können.

Fazit: Ein gelungener Auftakt, der noch etwas Luft nach oben hat, aber definitiv Lust auf mehr macht! Endlich wieder Kerstin Gier!

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Facettenreich, spannend und leichtfüßig

April & Storm - Stärker als die Nacht
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April hat in ihrem jungen Leben schon viel durchgemacht. Nach einer erfolgreichen Krebstherapie wagt sie gemeinsam mit ihrem Partner einen Neuanfang in San Franzisco, wo auch ihre Tante Maggie lebt. Doch ...

April hat in ihrem jungen Leben schon viel durchgemacht. Nach einer erfolgreichen Krebstherapie wagt sie gemeinsam mit ihrem Partner einen Neuanfang in San Franzisco, wo auch ihre Tante Maggie lebt. Doch kurz nach ihrer Ankunft wird sie von ihrem Partner verlassen und April muss wegen der hohen Mietkosten schnellstmöglich eine(n) neue(n) WG-Mitbewohner(in) finden. Als der mysteriöse Musiker Storm sich bei ihr vorstellt, ahnt sie noch nicht, dass auch er eine dunkle Vergangenheit und mit vielen Dämonen zu kämpfen hat…

„Stärker als die Nacht“ ist Band 1 einer Trilogie von Karen Ashley, die in allen Bänden die Geschichte von April und Storm erzählt. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von April und Storm geschildert. Eine Liste mit Musiktiteln ergänzt die Atmosphäre beim Lesen.

Der Roman hat mich ab der ersten Seite vollkommen in den Bann gezogen, ich konnte ihn kaum wieder aus den Händen legen. Die Romanze zwischen April und Storm entwickelt sich dabei sehr rasant, der Leser gerät von einer aktionsreichen Handlung in die nächste. Erst bei der Reflexion im Anschluss ist mir aufgefallen, was für ein hohes Tempo der Roman beinhaltet. Der Roman ist humorvoll, spritzig und dicht an Szenen und Aktion. Es gibt ulkige Momente, emotionale Momente und stille Momente. Bereits im ersten Drittel wird viel Hintergrundinformationen mit dem Leser geteilt. Das hat mich sehr positiv überrascht. Oft gibt es in Liebesromanen EIN großes Geheimnis, auf dessen Lüftung man ewig warten muss. Hier gibt es viele große und kleine Geheimnisse, von denen auch viel am Anfang bereits dargestellt wurde. Das hat mir sehr gut gefallen, denn ich fühlte mich direkt eingebunden. Auch die Dichte an Informationen über die Figuren hat mich sehr überzeugt. Die Protagonisten wirkten dadurch auf mich extrem plastisch. Sehr besonders empfand ich auch die wechselnden Erzählperspektiven, bei denen April aus der Ich-, Storm jedoch aus der "Er"-Perspektive dargestellt wird. Auch die Nebenfiguren empfand ich als sehr wertvoll. Insbesondere Tante Maggie und Aprils jiddische Nachbarin fand ich einfach herzig und sorgten für Schwung.

Neben den vielen ereignisreichen Aktionen fehlten mir jedoch insgesamt leider die kleinen, stillen und alltäglichen Momente, in denen die Protagonisten Zuneigung füreinander entwickeln Sehnsucht entsteht. Die Beziehung zwischen April und Storm entstand sehr schnell ohne diese Sehnsuchtsmomente und Zwischentöne, sodass ich mich manchmal etwas abgehängt fühlte. Als Paar funktionieren die beiden aber wirklich wunderbar. Ich hätte mir beim Lesen mehr dieser Glücksmomente gewünscht – einfach mal im Positiven schwelgen, hätte mir und auch der Geschichte zwischenzeitlich etwas Ruhe und Durchatmen gebracht. Der Roman endet mit einem fiesen Cliffhanger und dieser hat mich leider nicht vollends überzeugen können, da ich die Handlungen insbesondere von April nicht vollends nachvollziehen konnte und als sehr pubertär empfunden habe. Zu Beginn der Geschichte konnte ich mich mit April sehr identifizieren, zum Ende hin war dies leider vollkommen verschwunden. Storm hingegen ist mir über das Buch hinweg sehr ans Herz gewachsen und wurde mir zunehmend sympathischer.
Zuletzt möchte ich noch den wirklich sehr angenehmen Sprachduktus hervorheben. Er wirkt frisch und jung, aber gleichzeitig reif genug für Erwachsene. Er ist detailreich und doch flog ich nur so über die Seiten hinweg. Zudem wurde der Roman aus medizinischer Sicht sehr gut recherchiert.

Fazit: Obwohl mich das Ende nicht vollends überzeugte, bin ich von diesem Roman schwer begeistert. Die Figuren sind plastisch und lebendig, der Sprachstil ist detailreich und leichtfüßig und der Inhalt dicht, spannend und gut recherchiert. Ich bin schon jetzt voller Vorfreude auf den nächsten Teil, den ich unbedingt lesen MUSS.

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