Ellas komisches Leben
Mein schönes falsches LebenScheinbar lese ich nur noch Jugendbücher, in denen es um Zeitsprünge, Quantentheorien und Paralleluniversen geht. Aber es gibt Unterschiede und „Mein schönes falsches Leben“ überrascht auf eine ganz andere ...
Scheinbar lese ich nur noch Jugendbücher, in denen es um Zeitsprünge, Quantentheorien und Paralleluniversen geht. Aber es gibt Unterschiede und „Mein schönes falsches Leben“ überrascht auf eine ganz andere Art und Weise, denn es ist weder actionreich ausgeschmückt noch hinreichend turbulent. Es ist das fast normale Leben eines Teenagers, der anscheinend eine plötzliche Verwandlung durchlebt.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich an einem anderen Ort aufwachen könnte, schaudert es mich. Vielleicht ist es dieser Gedanken, der mich bei der Stange hält. Denn wirklich viel passiert nicht und ich frage mich, ob es sich lohnt weiter zu lesen. Aber als sich Ellas Welt nicht zurückverwandelt, denke ich wie sie darüber nach. Wie würde ich es finden, wenn ich nicht mehr in meinem Schlafzimmer aufwachen würde? Wenn ich plötzlich nur noch Kleider tragen würde, oder für mich noch schlimmer, ein Heavy Metal Fan wäre?
Die Erzählweise der Autorin ist stringent ausgelegt. Ella erzählt aus ihrer Sicht die Geschichte, davon wird nicht abgewichen. Die Nebencharaktere dürfen in die Handlung eingreifen oder es versuchen, aber Ella hat die Hosen an. Wenn sie sich nicht bewegt, bewegt sich auch die Handlung nicht. Und sie kann ziemlich stur sein.
Jede Entscheidung, die Ella trifft, verändert ihr Leben in einem Universum. Was wählt sie zum Frühstück? Sagt sie ihrer Mutter, dass die Bluse ihr nicht steht? Manchmal ist es nur ein Flügelschlag eines Schmetterlings, aber wir wissen, was es bedeutet.
Ella muss damit zufrieden sein, was sie plötzlich hat. Andere Freunde, keinen Freund und diese vielen rosa Klamotten im Schrank. Könnte sie sich mit dem Leben anfreunden und hat sie das andere Leben nur geträumt? Während sie erst ziemlich passiv ist und sich erst zu einer aktiven Ella entwickeln muss, wird klar, dass die Autorin diese Entwicklung in den Fokus stellt. Es ist die Veränderungen ihrer Sicht, ihres Charakters und die Akzeptanz ihres jetzigen Lebens, die die Handlung ausmachen. Es passiert kein großer Knall. Auch wenn es am Ende theoretisch die Lösungen A, B oder C gibt, bleibt es mir überlassen, was ich für wahrscheinlich halte.
Es ist ungewöhnlich, dass mich die Autorin am Ende nicht an die Hand nimmt und sagt: „Das ist es, darauf hast du gewartet.“ Trotz des sehr persönlichen Einblick in Ellas Leben bleiben die Nebencharaktere sehr blass. Wenn sich zwei Leben oder Parallelwelten überschneiden, erwarte ich, dass ich auch einen Einblick in die frühere Beziehung der Charaktere bekomme. Ellas Mutter ist an ihrer Seite blass, der plötzlich wieder auftauchende Vater auch. Mir fehlt das menschliche Geflecht, in dem sich Ella bewegt und mit dem sie sich schließlich auch verändert.
Hilary Freeman konnte mich nicht ganz überzeugen. Ihre wissenschaftliche Erklärung ergab Sinn und war gut nachvollziehbar. Es scheitert auch nicht an Ella, sondern an ihrem Geflecht, dass die Autorin Leben nennt.