Clara, das Nashorn unter seltsamen Kreaturen (Menschen)
Die silberne RiesinDieses Buch ist ein regelrechtes Sittengemălde und sagt sehr viel über den Menschen aus. Es reflektiert exzellent, wie sein Umgang mit Tieren ihn entlarvt, wie er selber tickt. Über Tiere wurde schon viel ...
Dieses Buch ist ein regelrechtes Sittengemălde und sagt sehr viel über den Menschen aus. Es reflektiert exzellent, wie sein Umgang mit Tieren ihn entlarvt, wie er selber tickt. Über Tiere wurde schon viel spekuliert und ebenso viel unterstellt. Sie könnten angeblich keine Schmerzen spüren, hätten keine Intelligenz oder Emotionen usw. Aber wie erwähnt: DAS sagt mehr über den Menschen als das Tier aus.
Ab 1740: Die Welt hat noch durchaus viele weiße Flecken. Und "merkwürdige" Lebewesen aufzuweisen, die für die Europäer Spezies incognita darstellten.
Ein holländischer Kapitän bringt Clara, eine Nashorndame via Schiff nach merry old Europe.
1746 bekommt sogar Maria Theresia sie höchstpersönlich sie zu Gesicht. Man bewunderte Clara, hielt sie aber ebenso für ein Monstrum.
Dabei war sie ein sehr sanftes, liebenswertes Individuum, die zum Beispiel Orangen liebte. Dennoch wurde ihr zugemutet, fast zwei Dekaden durch den Kontinent gezerrt zu werden. Casanova schätzte durchaus ihr Charisma.
Sie wurde dennoch geliebt und für Scharmützel der politischen Art benutzt.
Das Buch ist exzellent recheriert und in einer Plastizität geschrieben, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann. Mit großer Liebe und Zärtlichkeit hat die Autorin der einst realen Clara hier ein Denkmal gesetzt. Ich bin der Meinung: Das war schon lange überfällig.
In einem Nachwort prangert sie sehr engagiert und zu Recht Missstände an, was gefährdete Spezies angeht, auch und vor allem die Nashörner. Der allerletzte Absatz ist ganz besonders: Ja, Clara hinterließ Fußstapfen in der Geschichte. Große Fußstapfen. Doch wir, die wir heutzutage noch immer Tiere missbrauchen und sie als Geschöpfe minder achten, haben nicht verdient, darin zu gehen.
Ein großartiges Buch! Ich liebe Clara. Dafür gibt es fünf liebevolle Stupser von fünf Nashörnern. Danke, Jeannine Meig(nas?)hörner!