Cover-Bild Der Markisenmann
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 21.03.2022
  • ISBN: 9783453273771
Jan Weiler

Der Markisenmann

Roman
Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger, als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer.

Ein Buch über das Erwachsenwerden und das Altern, über die Geheimnisse in unseren Familien, über Schuld und Verantwortung und das orange-gelbe Flimmern an Sommerabenden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2022

Sommerferien in einer Duisburger Lagerhalle

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Im Jahr 2005 ist Kim fünfzehn Jahre alt, hat ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Familie und schlechte Noten in der Schule. Für den tätlichen Angriff auf ihren Bruder, durch den sie in der Jugendpsychiatrie ...

Im Jahr 2005 ist Kim fünfzehn Jahre alt, hat ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Familie und schlechte Noten in der Schule. Für den tätlichen Angriff auf ihren Bruder, durch den sie in der Jugendpsychiatrie landet, hat sie jedoch keine Erklärung. Als die Sommerferien anstehen, liefert ihre Mutter sie kurzerhand bei ihrem leiblichen Vater Ronald Papen ab, während der Rest der Familie nach Miami fliegt. Zu diesem hat Kim zuvor noch nie Kontakt gehabt. Nun soll sie die ganzen Ferien lang mit ihm in seiner Duisburger Lagerhalle leben, von wo aus er aus der DDR-Zeit stammende Markisen per Kaltakquise im ganzen Ruhrgebiet vertreibt. Kims anfängliche Ablehnung wandelt sich allmählich in Interesse, und sie will mehr über ihren Vater und die Vergangenheit herausfinden.

Die Geschichte wird von der erwachsenen Kim aus der Gegenwart heraus im Rückblick erzählt. Sie nahm mich mit in den Sommer 2005, als sie fünfzehn Jahre alt war und ihrem Bruder etwas Schlimmes angetan hat, für das sie im Rückblick keinerlei Erklärung hat. Da ihre Familie sie nicht sehen will, sie in den Ferien aber irgendwo bleiben muss, landet sie bei ihrem leiblichen Vater, von dem sie bis zu diesem Zeitpunkt abgesehen von seinem Namen nichts wusste.

Auf den ersten Blick versprechen die Ferien, der reinste Horror zu werden. Statt ihres luxuriösen Hauses in Köln soll sie nun in einem fensterlosen Raum in einer Lagerhalle mitten in einem Industriegebiet in Duisburg-Meiderich wohnen. Das Interessanteste hier ist die Pfütze vor der Halle, die sie hingebungsvoll am Leben hält, und der vierzehnjährige Alik, der ihr den Rasen am Rhein-Herne-Kanal als Privatstrand schmackhaft macht. Doch ihre Fluchtgedanken werden bald von der Faszination für das Ungewohnte abgelöst. Auch das Interesse an ihrem Vater wächst allmählich.

Nach einigen Tagen beschließt Kim, ihren Vater bei seiner Kaltakquise zu begleiten. Sie kann nicht fassen, dass er in diesem Jahr erst zwei der in ihren Augen wirklich hässlichen Markisen verkauft hat und hat bald einige Einfälle, wie sich das Geschäft ankurbeln lässt. Die Vater-Tochter-Szenen sind unterhaltsam, die vielen Stories rund um das Klinkenputzen und die Reaktionen der potenziellen Markisenkäufer verloren für mich jedoch bald ihren Reiz. Ich wartete auf Antworten, was Ronald Papens Vergangenheit anging, die erst sehr spät gegeben werden. Auch das Potenzial der Geschichte rund um Alik und Kim wurde nicht voll ausgeschöpft. Auf den letzten Seiten berichtet die erwachsene Kim, was in der Zeit nach den Sommerferien bis zur Gegenwart geschehen ist und sorgte damit für einen befriedigenden Abschluss.

„Der Markisenmann“ ist eine Coming of Age-Story, in der ich Kim während ihrer Sommerferien begleitete, die sie bei ihrem bis dato unbekannten Vater verbringen muss. Die Geschichte wird mit Charme und Humor erzählt und stimmt nachdenklich im Hinblick auf die Konsequenzen von Taten, die nicht entschuldbar sind. Ich fühlte mich gut unterhalten, hätte mir thematisch aber noch mehr Abwechslung gewünscht. Ein Roman für alle, die Lust auf eine im Ruhrgebiet spielende Vater-Tochter Geschichte haben.

Veröffentlicht am 12.04.2022

Wenn man aus dem Geldhimmel ins echte Leben geworfen wird, Ruhrpott inklusive

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Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, einem erfolgreichen Unternehmer, in Köln. Finanziell mehr wie gut aufgestellt, lotet das Mädchen gerne Grenzen aus und da ihr keiner welche ...

Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, einem erfolgreichen Unternehmer, in Köln. Finanziell mehr wie gut aufgestellt, lotet das Mädchen gerne Grenzen aus und da ihr keiner welche setzt, ufert das aus. In der Schule steht sie kurz vor der zweiten Ehrenrunde und auch sonst folgt eine Regelüberschreitung der nächsten, bis zur Eskalation. Was folgt, ist Jugendpsychiatrie und danach, auf Beschluss der Familie, Sommerferien beim richtigen Vater. Dieser lebt in Duisburg, hatte bisher keinerlei Kontakt zu seiner Tochter und ist in Kims Augen vom ersten Moment an ein 'Looser'. Stimmt ja auch, denn sein Brot verdient er sich 'sehr viel mehr schlecht als recht' mit dem Verkauf von altmodischen, eigentlich unverkäuflichen Markisen. Und leben tut er in der Lagerhalle, in der diese DDR-Restbestände untergebracht sind, gleich noch mit. Also für die ganz anderes gewöhnte Kim ein Schockerlebnis auf allen Ebenen.
Doch irgendwie muss man die Zeit ja herumbekommen und so begibt sich das Mädchen mit ihrem Vater auf Verkaufstour. Und siehe da, das ist recht erfolgreich. Verkaufstechnisch wird aus ihnen ein echtes Team und das wirkt sich natürlich auch auf die persönliche Ebene zwischen den beiden aus. Allmählich lassen sie zu, sich dem jeweils anderen zu öffnen und da kommen die Wahrheiten, von beiden Seiten, auf den Tisch. Außerdem lernt Kim das Umfeld ihres Vaters kennen, alles, was so rumstreicht, ums Gelände. Und die Menschen, auf die sie da trifft, sie sind herzlich, ehrlich und das Leben ist bei allen ziemlich 'verstrickt'. Es ist wahrlich kein Spaziergang und Geld, davon gibt es gerade mal eben genug zum Leben. Aber davon lässt man sich nicht unterkriegen und das ist schon in Ordnung so. Und Kim fühlt sich mit der Zeit wohl hier, mitten im Ruhrpott, so rausgefallen aus der Geldgesellschaft, die ihre Familie in Köln verkörpert.
Eine schöne Geschichte, ein wenig überspitzt und skurril, aber doch erfrischend ehrlich, direkt aus dem Leben, mit richtig sympathischen Typen, Emotionen, die auch durchaus in die Tiefe gehen und zwei Menschen, bei denen eine Menge falsch gelaufen ist, auch wenn einer davon noch gar nicht so viele Jahre hinter sich gebracht hat auf dieser Welt. Dass sich die beiden sozusagen gegenseitig aus ihrem jeweiligen Sumpf ziehen, wäre dann schon eine sehr schöne Sache. Tja, man wird sehen.
Auf jeden Fall, dies alles ist sehr unterhaltsam, gut zu lesen und wer Jan Weiler kennt, hier zumindest, in diesem Buch, ist ordentlich viel von genau diesem drin.

Veröffentlicht am 10.04.2022

Ruhrpottcharme statt Miami Beach...

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Da ich die Geschichten rund ums Pubertier sehr mag und es hier ebenfalls um ein solches Exemplar geht, begann ich gespannt mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um Kim, die vor allem mit Wutanfällen, ...

Da ich die Geschichten rund ums Pubertier sehr mag und es hier ebenfalls um ein solches Exemplar geht, begann ich gespannt mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um Kim, die vor allem mit Wutanfällen, schlechten Noten und noch schlechterem Benehmen glänzt. Als sie etwas Schlimmes anstellt, muss sie zur Strafe die Sommerferien bei ihrem leiblichen Vater verbringen, den sie nicht kennt. Das wird der schlimmste Sommer ihres Lebens oder etwa nicht?

Während der Schreibstil Weilers es einem leicht macht ins Buch einzutauchen, sind die Figuren erstmal alles andere als liebenswert. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, ist nicht in der Lage sich zu öffnen und Reden wird eiskalt überbewertet. Erst mit dem Abbau von Vorurteilen und Klischees entsteht Verständnis füreinander.

Kim erzählt als erwachsene Ich- Erzählerin von ihrem damaligen Sommer im Jahr 2005, der alles danach veränderte.

Im Buch gibt es jedoch nicht nur tolle Vergleiche und sprachliche Bilder, die einen zum Schmunzeln bringen, sondern auch tiefgreifende Geheimnisse, die das Leben aller beeinflussen und die erst ganz zum Schluss für Klarheit und mehr Verständnis sorgen.

Während ich die Kollegen rund um Ronalds Halle ungemein mochte, allen voran Alik, der Kim mal zeigt wie das Leben ohne Überfluss aussieht, mochte ich Kims Stiefvater und das Leben was sie bisher führte so gar nicht. Der Überfluss an allem hat ihre Umgebung doch sehr vergiftet, so dass Missgunst und Häme überwiegen und Freundschaften kaum möglich scheinen.

Mir haben die zarten Bande zwischen Kim und Alik gefallen, die niemals ins Kitschige gerutscht sind und auch, dass sich Kim so enorm zum Positiven verändert hat, was zeigt dass es immer Möglichkeiten gibt aus sich und seinem Leben noch das Beste zu machen.

Während ich den Großteil des Romans sehr gern gelesen habe und teils herzhaft lachen musste, so fand ich das Ende etwas drüber. Ich hätte es schöner gefunden, wenn Geld irgendwie mal keine Rolle mehr gespielt hätte.

Fazit: Mal ein etwas anderer Roman über einen jungen Menschen, der über sich hinauswächst. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Ein humorvoller & berührender Vater-Tochter-Roman

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„Der Markisenmann“ ist eine lesenswerter Roman des Journalisten und Autors Jan Weiler, der nicht nur unterhält, sondern auch nachklingt.


Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ...

„Der Markisenmann“ ist eine lesenswerter Roman des Journalisten und Autors Jan Weiler, der nicht nur unterhält, sondern auch nachklingt.


Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihremHalbbruder zusammen. Nachdem sie total ausrastet und ihren kleinen Bruder tätlich angreift, muss sie die Sommerferien bei ihrem bis dahin unbekannten Vater Ronald Papen - der in einer Lagerhalle lebt - im Ruhrgebiet verbringen. Damit lernt Kim ein vollkommen neues Leben kennen. Während es ihr bisher materiell an nichts fehlte, erfährt sie nun, wie schön das Leben auch mit wenig Geld sein kann.


Der Schreibstil von Jan Weiler liest sich angenehm flüssig und ich hatte das Gefühl, dass er mich direkt mit in den Ruhrpott genommen hat. Die Atmosphäre, die Art, wie die Menschen miteinander umgegangen sind, das hat alles perfekt gepasst.


Kim hat es mit ihren 15 Jahren nicht leicht. Sie steckt mitten in der Pubertät, was ihren Ausraster nicht entschuldigt, aber in Anbetracht der Familienkonstellation erklärt.


Ronald Papen und Kim nähern sich langsam an und es ist schön zu verfolgen, wie sich die Vater-Tochter-Beziehung langsam verfestigt ud sie zueinander finden. Dabei ist auch Kims Entwicklung nachvollziehbar und gut gelungen. Es geht hier aber nicht nur um die Beziehung zwischen ihr und ihrem bis dahin unbekannten Vater, sondern auch um die jüngste deutsche Geschichte, die der Autor gekonnt in diesem Roman verwoben hat. Das Buch ist dadurch ebenso aufwühlend, tragisch wie auch humorvoll und unterhaltsam.


Mir hat dieser Sommer im Ruhrgebiet gut gefallen, aber die Geschichte um Ronald Papen und Kim hat mich auch sehr berührt und ich werde sie sicherlich so schnell nicht vergessen.

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Wenn der Strafsommer zu den Ferien des Lebens wird...

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Die auffällige Optik mit dem scheußlichen Muster sticht einem direkt ins Auge und so wollte ich bei dem seltsamen Titel dann doch mehr wissen.

Kim hat etwas Schlimmes angestellt und soll nun die Ferien ...

Die auffällige Optik mit dem scheußlichen Muster sticht einem direkt ins Auge und so wollte ich bei dem seltsamen Titel dann doch mehr wissen.

Kim hat etwas Schlimmes angestellt und soll nun die Ferien bei ihrem Vater verbringen, den sie nicht kennt. Was soll das nur werden?

Der Roman ist so kurzweilig geschrieben, dass man nur durch die Seiten fliegt. Die sprachlichen Bilder suchen schon ihres gleichen, die fand ich richtig klasse.

Die Figuren sind eher sperrig und mit reichlich Ecken und Kanten versehen. Es braucht bis man sich in sie eingefühlt hat und dann kann man kaum noch verstehen wieso man Kim und Papa Papen nicht mochte.

Die Szenen zu Problematiken aus der DDR waren ehrlich und offen geschildert ohne dabei abwertend Ostdeutschen gegenüber zu werden. Das hat leider oftmals Seltenheitswert.

Ich habe bei der Lektüre sehr oft schmunzeln müssen und mich gut unterhalten gefühlt und das Beste: Die Zicke Kim hat die Realität des Lebens erkannt und eine komplette Kehrtwende gemacht und sich zu einer tollen Figur gemausert.

Das Ende war mir dann leider etwas zu viel des Guten. Weniger Zufälle und weniger Geldsegen und Kapitalanlagen hätten geholfen, das herrlich Witzige bis zum Ende zu tragen.

Fazit: Ideale Sommerlektüre, die ulkig und mit Tiefgang ist, so dass man ab und zu mal ins Grübeln gerät, wie man selbst agiert hätte.

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