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Veröffentlicht am 10.05.2022

Tod des Geliebten

Verheizte Herzen
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Anwältin Ana Kelley bearbeitet Erbschaftsangelegenheiten. Sie ist verheiratet mit Paul und Mutter von zwei Kindern. Eines Tages verliebt sie sich in einen Klienten von ihr und beginnt eine Affäre. Für ...

Anwältin Ana Kelley bearbeitet Erbschaftsangelegenheiten. Sie ist verheiratet mit Paul und Mutter von zwei Kindern. Eines Tages verliebt sie sich in einen Klienten von ihr und beginnt eine Affäre. Für sie wird diese Liebelei eine immer ernster werdende Sache. Ana hofft darauf, dass Connor seine Frau Rebecca verlässt. Doch eines Tages erhält sie von ihr einen Anruf. Connor ist tot und Rebecca möchte, dass Ana den Nachlass ihres Mannes abwickelt. Ana wird durch den unerwarteten Tod ihres Geliebten völlig aus der Bahn geworfen. Sie kann ihre Trauer mit niemanden teilen, denn sie war die heimliche Geliebte. Nur ein Freund von Connor wusste von ihrer Beziehung, doch auch er geht auf Distanz. Ana muss ihre äußere Fassade aufrecht erhalten und steigert sich immer mehr in ihre Trauer hinein. Im Zuge der Verlassenschaftsabhandlung schleicht sich Ana immer mehr in die Familie von Connor ein. Ihr verzweifelter Versuch in Rebecca eine Art Leidensgenossin zu finden, wirkte für mich sehr übergriffig. Ana vernachlässigt ihre eigene Familie und driftet immer mehr ab. Bald stellt sie sich die Frage, ob Rebecca wirklich dieser schreckliche Mensch ist, wie Connor es ihr immer wieder verkauft hat....

Der Roman von Sarah Crossan ist in Versform geschrieben und in fünf Abschnitte unterteilt. Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Ana erzählt. Die Gedanken von Connor bleiben unausgesprochen. Die ungewöhnliche Versform klingt gewöhnungsbedürftig und war für mich neu. Sie hat mir aber gut gefallen und lässt sich doch recht flüssig lesen.
Diese spezielle Erzählweise zeigt die Getriebenheit und innere Zerrissenheit von Ana sehr gut. Auf der anderen Seite empfand ich aber auch eine Distanz zur Protagonistin, die mir zusätzlich alles andere als sympathisch war. Sie erschien mir emotionslos und naiv, auch wenn ich ihre beginnende Besessenheit nach dem Tod von Connor in den Zeilen nachempfinden konnte. Sie ist ihrem Geliebten komplett verfallen und kann nicht loslassen. Ana passt perfekt in das Klischee der klassischen Geliebten, die immerzu hofft, dass er seine Frau verlassen wird.
Die Ehepartner, vorallem Paul, bleiben sehr blass. Vielleicht ist diese Oberflächlichkeit aber auch von der Autorin so gewünscht, denn auch Ana bringt immer mehr Distanz zwischen sich und Paul.

Die Zeitsprünge innerhalb der Kapitel fand ich verwirrend. Man erkennt oft nicht genau, ob wir uns in der Zeit vor oder nach dem Tod von Connor befinden. Die nicht gekennzeichneten Szenenwechsel, sowie die Zeitsprünge, sind leider sehr abrupt.

Wunderschön und gelungen finde ich das Cover auf dem die Bienen erhaben dargestellt sind und glänzen. Nimmt man den Schutzumschlag ab, findet man darunter ebenfalls eine Biene.

Die Geschichte der trauernden Geliebten ist nicht unbedingt neu. Einzig die Versform gibt dem Roman etwas Besonderes. Im Endeffekt erzählt der Roman nicht wirklich mehr, als die Inhaltsangabe auf der Innenseite des Schutzumschlages. Das fand ich leider ziemlich enttäuschend. Mich konnte der Roman nicht richtig abholen und ich vergebe dafür 3 Sterne.

Fazit:
Ein etwas anderer Roman mit einem nicht gerade neuem Thema, aber interessant durch die gewählte Versform. Leider konnte ich jedoch keine Nähe zur Protagonistin aufbauen und auch der Rest der Figuren blieb für mich zu blass. Ich habe noch einen anderen Roman der Autorin hier und hoffe, dass mir dieser besser gefallen wird.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Immobilienboom und seine Folgen

Boom Town Blues
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Ellen Dune hat mit ihrer Patsy Logan Reihe bereits einige Fans gewonnen. Für mich ist "Boom Town Blues" ihr erster Fall. Nachdem ich das Buch jetzt beendet habe, denke ich, dass es vielleicht doch besser ...

Ellen Dune hat mit ihrer Patsy Logan Reihe bereits einige Fans gewonnen. Für mich ist "Boom Town Blues" ihr erster Fall. Nachdem ich das Buch jetzt beendet habe, denke ich, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre die Reihe von vorne zu beginnen. So machten mir einerseits sehr viele Figuren, als auch Rückblenden in die Vergangeheit, die ich nicht zuordnen konnte, das Lesen etwas schwer.

Patsy Logan ist halb Deutsche, halb Irin. Nachdem sie beim LKA München eine Auszeit genommen hat, fliegt sie zu ihrer Kusine Sinéad nach Dublin. Doch der Urlaub währt nur kurz. Ihr Chef kontaktiert sie nachdem in der österreichischen Botschaft eine junge deutsche Praktikantin, die Tochter des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers der Bayerischen Handelskammer, vergiftet wurde. Patsy wird um Hilfe gebeten und soll die Iren bei den Ermittlungen unterstützen. Gemeinsam mit ihrem österreichischen Pendant Sam Feuerstein versucht sie hinter den Anschlag auf das Leben der jungen Frau zu kommen. Doch wer trachtet nach dem Leben einer jungen Praktikantin?

So richtig ermitteln darf Patsy trotzdem nicht, doch sie ist nicht die Art von Polizistin, die einmal Lunte gerochen hat, aufgibt. Und sie ist es auch, die zuerst die richtige Fährte aufnimmt.

Ellen Dune hat mit Patsy Logan eine interessante und starke Frauenfigur erschaffen, die in ihrem dritten Band in einer ernsthaften Krise steckt. Dies hält sie aber nicht davon ab die richtigen Schlüsse bei ihren Ermittlungen zu ziehen. Nur im Privatleben ist sie auf verlorenen Terrain angelangt.
Wir erfahren im Kriminalfall viel über die Geschichte Dublins der letzten zwanzig Jahre, der Finanzkrise und deren dramtischen Konsequenzen für den Großteil der Bevölkerung. Darauf baut dieser Krimi auf, der sich dem Platzen der Immobilenblase widmet und drumherum die Todesfälle platziert Die geborene Österreicherin mit irischen Wurzeln weiß wovon sie schreibt, denn sie lebt siet Jahren in Dublin und schreibt seit 2010 an ihrer Krimireihe.

Der Schreibstil war für mich zu Beginn etwas gewöhnungsdürftig. Zusätzlich haben wir sehr viele Zeitenwechsel. Der aktuelle Fall wird immer wieder von einzelnen Ausflügen in die jüngere politische Vergangenheit der Insel unterbrochen. Auch auf Patsy's Vergangenheit wird oftmals eingegangen, jedoch war es für mich als Nichtkenner der Vorgägerbände schwer zu erkennen, was damals passierte. Durch diese Einschübe wurde durch der Lesefluss ständig unterbrochen und ich konnte mich schwer konzentrieren.

Fazit:
Für alle, die sich für den Krimi interessieren, empfehle ich mit dem ersten Band zu beginnen und nicht wie ich mit dem dritten einzusteigen. Ich bin mir sicher, dass ich diesen Krimnalfall anders bewertet hätte! So hatte ich leider einige Schwierigkeiten damit, obwohl ich mich sehr auf diesn Krimi gefreut hatte.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Die Sprachlosigkeit der Erwachsenen

Die Molche
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Der Debütroman von Volker Widmann wirbt mit einer Empfehlung von Ewald Arenz. Sein Roman "Der große Sommer" hat mir damals sehr gut gefallen und war einer meine Lese-Highlights 2021. Bei "Die Molche" habe ...

Der Debütroman von Volker Widmann wirbt mit einer Empfehlung von Ewald Arenz. Sein Roman "Der große Sommer" hat mir damals sehr gut gefallen und war einer meine Lese-Highlights 2021. Bei "Die Molche" habe ich einen ähnlichen Coming-of-Age Roman erwartet, jedoch hab ich etwas ganz anderes bekommen.

Ein Sommer in Bayern in der Nachkriegszeit. Max und seine Familie sind Zuzügler und noch nicht in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Der Vater arbeitet in der Stadt und kommt nur am Wochenende nach Hause. Seine vier Kinder sind ihm eher Last als Freude.
Der im Klappentext angekündige Angriff auf den kleinen Bruder von Max passiert bereits auf den ersten Seiten. Man wird damit direkt in die Geschichte geworfen ohne vorher die Figuren kennenzulernen. Nach dem Tod seines kleien Bruder wird Max noch mehr zum Außenseiter und ist der gewalttätigen Schülergruppe rund um "Tschernik" ausgeliefert, die die Dorfkinder terrorisieren und auch verantwortlich für den Tod von Max Bruder sind. Während die Erwachsenen denken, dieser wäre an seinem schwachen Herzen gestorben, wissen die Kinder die Wahrheit. Max kämpft deswegen mit seiner Schuld seinem Bruder nicht geholfen zu haben. Als ein weiterer Mitschüler von der Bande drangsaliert wird, stellt sich Heinz der Tschernik Bande gegenüber und Max stellt sich dazu. Daraus entsteht eine Freundschaft zu der auch Rudi dazustößt. Die drei Jungen nehmen sich zum Ziel die Tyrannei von Tschernik und seiner Clique zu beenden. Unterstützung bekommen sie von Charlotte und Marga....

Gewalt und Sprachlosigkeit sind zwei Komponenten, die der Krieg hinterlassen hat. Die Kinder dieser Zeit sind größtenteils sich selbst überlassen. Falls der Vater aus dem Krieg heimgekehrt ist, ist er meistens gewalttätig. Diese Gewalt spielt im Roman eine große Rolle. Die Nachkriegszeit wird vom Autor sehr plastisch dargestellt.
Als Gegensatz erleben wir die Spaziergänge von Max in die Natur. Der Junge liebt seine Streifzüge durch den Wald und entdeckt eines Tages Molche, die er liebevoll studiert. Ein verlassenes Bahnhofshäuschen wird zum Treffpunkt der Freunde und mit Ellie versucht er sich an den ersten verstohlenen Fummeleien und erfährt seine erste Erfahrungen.

Der Schreibstil ist etwas eigen. Volker Widmann schreibt teilweise sehr lange Schachtelsätze, die sich über sechs bis zehn Zeilen ziehen. Oftmals verliert man dadurch den Überblick. Trotzdem sind die Naturbeschreibungen absolut gelungen und lassen die Pflanzenwelt vor meinen inneren Auge entstehen. Für einen elfjährigen Jungen, der aus seiner Sicht erzählt, sind sie jedoch viel zu erwachsen und nicht passend. Die Atmosphäre im Roman ist meistens bedrückend und melancholisch, bringt aber die damalige Zeit sehr authentisch rüber. Auch das Schweigen der Erwachsenen und den Umstand, dass die Kinder nicht damit umgehen können, ist gut wiedergeggeben.

Nicht gefallen haben mir die plötzlichen Perspektivwechsel, die nicht angekündigt sind. Auch fand ich nach den poetischen Naturbeschreibungen die plötzlichen sexuellen Handlungen von Max wie eine kalte Dusche und auch nicht angemessen für sein Alter.
Gestört hat mich auch eine Szene in der Sinti und Roma recht stereotyp dargestellt werden. Das muss nicht sein!
Gefehlt hat mir auch eine eventuelle Zeitangabe. Man hat keinerlei Informationen, ob sich der Roman über einige Wochen, Monate oder Jahre zieht. Ich tendiere eher zu Wochen oder einen Sommer lang, aber leider fehlen jegliche Informationen.
So richtig überzeugt hat mich der Roman leider nicht.

Fazit:
Ein noch etwas unausgegorener Coming-of-Age Roman über eine Kindheit in der Nachkriegszeit, die mich nicht richtig überzeugen konnte. Da es ein Erstlingswerk ist vergebe ich noch 3 Sterne. Gefallen haben mir die Naturbeschreibungen. Die Atmosphäre der damaligen Zeit hat der Autor ebenfalls sehr gut dargestellt.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Zu ausschweifend und politisch

Unser kostbares Leben
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Dies ist nun mein viertes Buch der Autorin. Alle ihre Vorgänger waren absolute Highlights für mich und alle drei haben sogar den "Lieblingsbuch-Status" von mir bekommen. Dies ist nun leider bei "Unser ...

Dies ist nun mein viertes Buch der Autorin. Alle ihre Vorgänger waren absolute Highlights für mich und alle drei haben sogar den "Lieblingsbuch-Status" von mir bekommen. Dies ist nun leider bei "Unser kostbares Leben" ganz anders.

Wo fange ich an? Schon der Einstieg gelang mir nicht so besonders, obwohl ich mich gerade auf die Siebziger Jahre gefreut habe, die ich selbst als (Klein)kind erlebt habe.
Katharina Fuchs hat in ihrem neuen Roman jede Menge Figuren in ihre Geschichte gebracht. Eine Namensliste am Anfang des Buches wäre sehr hilfreich gewesen.
Wir lernen zuallererst die beiden Freundinnen Minka und Caro, die Nachbarskinder sind, kennen. Minka ist die Tochter des Bürgermeisters der Stadt, der fanatischer SPD-Anhänger ist. Caro kommt hingegen aus einem sehr christlichen Haus. Ihr Vater ist Besitzer und Chef der Cassada Schokoladenfabrik und CDU Wähler. Caro hat vier weitere Geschwister und der Glaube spielt in der Familie Stern eine sehr große Rolle.
Die beiden Mädchen wachsen in der aufwärtsstrebenden Industriestadt Mainheim bei Frankfurt auf, in der die Schokoladenfabrik und die Pharmaindustrie der Ruberus AG die wichtigsten Arbeitgeber sind. Auch ein Kinderheim spielt eine große Rolle, das für einige vietnamesische Flüchtlinge zur neuen Heimat wird. Eine davon ist Claire. Sie reist am selben Tag an, als Guy, der vietnamesische Klassenkamerad von Minka und Caro, im Schwimmbad verunglückt. Beide Mädchen sind vor Ort, als das Unglück passiert. Ab diesen Zeitpunkt ändert sich das Leben der beiden Freundinnen. Claire kommt in der Zwichenzeit im Kinderheim unter, wo sich ihr eine ganz neue Welt erschließt. Doch nicht alle Menschen des Heimes meinen es gut mit den Kindern...

Im Vergleich zu den anderen Romanen der Autorin konnte ich kein so gutes Verhältnis zu den Figuren aufbauen. Immer wieder verwechselte ich Minka und Caros Familie und beide Mädchen blieben mir irgendwie fremd - eine mehr, eine weniger. Gefallen hat mir das wachsende Umweltbewusstsein der jungen Frauen. Sie wollen, im Gegensatz zu ihren Vätern, gegen die bereits horrenden Umweltsünden ankämpfen und sich gegen die Umweltzerstörung einsetzten. Demonstrationen und die neue grüne Partei sind für beide Frauen eine passende Plattform. Minka schließt sich sogar einer Kommune an.
Als drittes Mädchen kommt Claire hinzu, deren Schicksal mich erschüttert hat. Trotzdem fand ich aber auch zu ihr keinen richtigen Bezug, was ich sehr schade finde.

Am meisten gestört hat mich die viel zu detaillierte Erzählung. Für mich als Österreicherin war es viel zu viel deutsche Politik, die sehr ausführlich beschrieben wurde. Es ging um Wahlkämpfe und Programme, die mich als Nicht-Deutsche überhaupt nicht in dieser Komplexität interessierten. Viel interessanter fand ich hingegen das erwachende Umweltbewusstsein der damaligen Jugend und die Aufdeckung der Tierversuchsanstalt in der Stadt. Hier hatte ich die Befürchtung, dass ich wegen zu vielen und genauen Beschreibungen das Buch abbrechen muss. Ich kann zwar blutige und grausame Thriller ohne mit der Wimper zu zucken lesen, aber ich vertrage kein Tierleid! Die Erzählung hielt sich aber soweit in Grenzen, die ich gerade noch akzeptieren konnte. Zusätzlich kamen noch die Ereignisse im Waisenhaus hinzu, die mich erschütterten.

Der Roman beginnt im Jahr 1972 und endet 1983. Die Handlung wird aus den Perspektiven von Caro, Minka, ihren Eltern und anderen Personen beschrieben. Pro Kapitel wechselt die Erzählperspektive.

Katharina Fuchs hat meiner Meinung nach in ihrem neuen Roman zu viele Themen aufgegriffen und diese sehr detailliert erzählt. Mir wurde es zu viel, vorallem beim politischen Hick-Hack zwischen SPD und CDU. Auch die medizinischen Erkläreungen waren oftmals ermüdend. Eine Seite fiel mir da besonders ins Auge, die fast nur aus Fakten mit Daten bestand, die mehr einem Wikipedia Eintrag entsprach. Für mich erinnerte auf vielen Seiten dieses Buches nichts an die emotioanle und fesselnde Schreibweise der Autorin, die ich aus ihren anderen Romanen kenne. Trotz der tollen Thematiken rund um Umweltsünden und der Entstehung wachsenden Umweltbewusstseins, hätten der Geschichte mindestens 200 Seiten weniger gut getan.

Fazit:
Der neue Roman von Katharina Fuchs hat mich diesmal leider nicht richtig abholen können. Es liegt sicherlich auch daran, dass ich als Österreicherin mit den vielen politischen Themen rund um die CDU und der SPD nichts anfangen konnte. Die Politik spielt im Roman aber eine sehr große Rolle und es wird ausführlichst darüber berichtet. Meiner Meinung nach hat die Autorin aber auch neben der Politik zu viele Themen aufgegriffen. Zusätzlich haben es mir die Menge an Figuren sehr schwer gemacht, emotionalen Bezug zu den drei Protagonistinnen herzustellen. Die Themen betreffend Umwelt und Tierversuche, sowie den Medikamentenmissbrauch fand ich hingegen spannend. Deswegen vergebe ich noch 3 Sterne und hoffe das nächste Buch der Autorin wird wieder ein Highlight für mich....

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Beginnt spannend und wird danach zu skurill

Auf Tod komm raus
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Dieser Kriminalroman hat mich vom Klappentext her angesprochen und deshalb habe ich zugesagt, als mir das Buch als Rezensionsexemplar von ehrlich & anders angeboten wurde.
Außerdem bin ich immer gerne ...

Dieser Kriminalroman hat mich vom Klappentext her angesprochen und deshalb habe ich zugesagt, als mir das Buch als Rezensionsexemplar von ehrlich & anders angeboten wurde.
Außerdem bin ich immer gerne in Schweden unterwegs, auch wenn mir im Thriller und Krimi Genre einige nicht so ganz zusagen, weil die Ermittler meistes kaputte Figuren sind. Leider ist das auch bei "Auf Tod komm raus" der Fall.

Doch zuerst beginnt der Krimi wirklich gut. Die Zwillinge Nicolas und Jasmine Moretti (ein in Österreich geläufiger Name ;) ) feiern gemeinsam Weihnachten und ihren bevorstehenden 30. Geburstag. Die Prophezeiung einer Wahrsagerin, dass einer von ihnen noch davor sterben wird, bereitet den Geschwistern etwas unbehagen. Deshalb wollen die Beiden zusammen bleiben und gegen jede Bedrohung gewappnet sein. Im Pub, in dem sie sich aufhalten, kommt es jedoch zu einer Auseinandersetzung, als sie sich auf der Toilette Kokain reinziehen. Die Geschwister fliehen vor dem betrunkenen und gewalttätigen Gast in Jasmines Wohnung. Dort fühlen sie sich sicher und werfen auch gleich noch weitere Tabletten ein. Als Nicolas erwacht, liegt er auf dem Schoß seiner blutüberströmten Schwester, die während der Nacht brutal ermordet wurde. Warum hat er davon nichts mitbekommen? Oder ist er gar selbst der Täter? Nicolas kann sich an nichts mehr erinnern, nachdem sie die Tabletten eingeworfen haben und flieht...
Sehr weit kommt Nicolas nicht und wird geschnappt. Als ehemaliger Profi-Fußballer vertritt ihn die Staranwältin Angela Köhler. Sie holt sich die ehemalige Polizisten Ebba Tapper dazu, die nach einem gewaltsamen Zwischenfall entlassen wurde. Nun bekommt sie eine zweite Chance und soll in dem spektakulären Moretti-Mord privat ermitteln.

Ich bin gut in die Geschichte eingestiegen. Nicolas ist ein ehemaliger Profi-Fußballer, der durch seinen Drogenkonsum abgestürzt ist und sich nicht erinnern kann, was in dieser Nacht passiert ist. Seiner Verteidigerin öffnet er sich ebenfalls nicht und als Leser ist man unsicher, ob er etwas mit dem Mord zu tun hat oder nicht. Seine Zwillingsschwester Jasmine scheint allerdings auch in zwielichten Kreisen zu verkehren und generell ist die Familie Moretti alles andere als koscher.

Ebba ist die typische skandinavische Ermittlerin. Sie ist Alkoholikerin und nimmt sich jeden Tag aufs Neue vor nicht mehr zu trinken. Ihre Aussetzer machen ihr Angst und dennoch verfällt sie jeden Tag aufs Neue dem Alkohol. Trotzdem hat sie eine gute Spürnase und ist extrem hartnäckig.
Staranwältin Angela Köhler erscheint zuerst seriös, doch mit der Zeit offenbart auch sie Seiten, die mich immer mehr den Kopf schütteln ließen. Das ist einer der Gründe, warum ich nach etwa der Hälfte auch den Krimi nicht mehr richtig ernst nehmen konnte.
Die Protagnisten sind allesamt keine Sympathieträger. Mit der Zeit erkennt man immer mehr Eigenheiten an ihnen, die man sich nicht von Juristen oder Polizisten wünscht. Die Ermittlungen werden immer dubioser und unglaubwürdiger, genauso wie die Handlungen der überschaubaren Figuren.. Unter dem Strich sind praktisch alle Charaktere nicht wirklich normal, sondern psychisch instabil, anderweitig geschädigt oder alkohol- und/oder drogenkrank. Einzig Polizist und Ermittler Simon scheint normal zu sein und hilft Ebba immer wieder aus der Patsche.
Ich mag Figuren mit Ecken und Kanten, aber hier ist es mir zu viel geworden. In "Auf Tod kommt raus" agiert niemand mehr normal oder was man für normal halten kann.

Die Grundstimmung des Krimis ist düster und es liegt viel Verzweiflung und Negatives in der Luft. Die Wahrheit lässt sich nicht greifen, da alle etwas zu verbergen haben.

Die Geschichte ist aber auf jeden Fall interessant konstruiert und spannend. Sie wartet mit einem unerwarteten Ende auf, das ich kurz davor in Erwägung gezogen und somit recht hatte. Der Fall ist gelöst und trotzdem bleibt noch ein kleines bisschen offen, das neugierig auf den nächsten Band macht.

Fazit:
Ein ungewöhnlicher Krimi, der gut beginnt und dann leider ziemlich abflacht. Die Figuren agierten für mich immer unglaubwüdiger und mit der Zeit konnte ich sie nicht mehr richtig ernst nehmen. Trotzdem lässt sich die Handlung spannend lesen und ich hatte nie den Wunsch abzubrechen, da ich wissen wollte, ob Nicolas schuldig ist oder nicht und wie Ebba den Fall lösen wird. Den zweiten Fall werde ich allerdings nicht mehr lesen.

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