Ein solider und atmosphärisch dichter Krimi mit tollem Setting
Meine Meinung:
„Tödliches Treibgut“ (OT: „Whisky From Small Glasses“) ist der erste „Fullsize“ Band der neuen Krimi-Reihe um den Ermittler D.C.I. Jim Daley des schottischen Autors und ehemaligen Polizisten ...
Meine Meinung:
„Tödliches Treibgut“ (OT: „Whisky From Small Glasses“) ist der erste „Fullsize“ Band der neuen Krimi-Reihe um den Ermittler D.C.I. Jim Daley des schottischen Autors und ehemaligen Polizisten Denzil Meyrick. Diesem Band ist das rd. 70seitige Prequel „Die Mädchen von Strathclyde“ vorangestellt, in dem der Autor seine beiden Protagonisten mit einem kleinen Fall einführt. Ich würde jedem empfehlen, zunächst dieses kleine ebook zu lesen, um einen einfacheren Start in die Geschichte von „Tödliches Treibgut“ zu erhalten.
Ohne die Vorkenntnis des Prequels könnte es zu Beginn durchaus schwierig sein, die vielen Charaktere auseinanderzuhalten. Das Setting, das sich der Autor für diesen Fall erdacht hat, ist eigentlich ganz beschaulich und heimelig – Kinloch, ein (vermeintlich) ruhiges kleines Fischerdörfchen an der wild-romantischen Küste der schottischen Kintyre-Halbinsel. Doch der erste Schein trügt, werden die beiden Ermittler DCI Jim Daley und sein Partner DS Brian Scott doch dorthin beordert, weil eine entstellte Frauenleiche dort angespült worden ist. In dieser Fischerdorfidylle treffen die beiden auf eine enge und verschlossene Dorfgemeinschaft, die aus einem bunten Mix teilweise skurriler und kantiger Charaktere besteht, und die anscheinend ihre ganz eigenen Regeln und Hackordnungen zu haben scheint. Auch die örtliche Polizei macht es den beiden Ermittlern nicht leichter, denn insbesondere der schmierige Inspector MacLeod ist ein absolutes Klischee des „Bad Cops“ mit zweifelhaften eigenen Interessen. Damit ist dieser ein stilistisch sehr gut passender Gegenpol zu DCI Jim Daley, der mir von Beginn an sehr sympathisch war. Seine kleineren und größeren Alltagssorgen (erfrischender Weise mal kein Alkoholiker!) lassen ihn sehr menschlich und nahbar erscheinen.
Der Fall an sich nimmt sukzessive an Spannung auf, überrascht stellenweise mit ungeahnten Wendungen und mündet in ein packendes und dramatisches Finale, wobei es sich der Autor nicht nehmen lässt, mit den Ereignissen ein Versprechen auf einen hoffentlich bald folgenden zweiten Band zu geben (Im Original ist diese Serie bereits bei Band 5!). Stilistisch sorgt Meyrick mit seinen Perspektiv- und Ortswechseln für ein ordentliches Tempo und viel Abwechslung, sodass ich persönlich beim Lesen keine wesentlichen Längen empfunden habe, auch wenn Daleys private Probleme teilweise schon breiten Raum einnehmen.
Der Schreibstil des Autors hat mich ebenfalls überzeugt. Er schafft es sehr gut, seine Sprache und Wortwahl an den herben Charme der schottischen Küste anzupassen und transportiert mit seinen manchmal sehr bildlichen Vergleichen die Atmosphäre stets punktgenau, so dass ich mir die Szenerien immer gut vorstellen konnte. Auch der immer wieder aufblitzende, meist trockene Humor hat mir sehr gut gefallen.
FAZIT:
Ein spannender, atmosphärisch dichter und vielversprechender Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe mit einem sympathischen Ermittler.