Romantischer, spannender Abschlussband der Cynster-Schwestern-Dulogie, allerdings auch mit vielen, vermeidbaren Längen
Ein unmöglicher GentlemanMiss Mary Alice Cynster, gilt im ton als schwierige Person, die gerne stets die Oberhand in einer Situation behält. Und allen ist es ebenfalls völlig klar, dass sie einen Mann an ihrer Seite benötigt, ...
Miss Mary Alice Cynster, gilt im ton als schwierige Person, die gerne stets die Oberhand in einer Situation behält. Und allen ist es ebenfalls völlig klar, dass sie einen Mann an ihrer Seite benötigt, der ihr Paroli bieten kann. Doch Mary sieht das völlig anders und hat sich bereits den relativ jungen und handzahmen Bruder von Ryder Cavanaugh, Marquess of Raventhorne, auserkoren, als ihren zukünftigen Gatten, weil sie hofft, dass sie ihn in allen Belangen zu lenken vermag. Auf Ryder hingegen würde ihre Wahl niemals fallen, selbst wenn ihr Herz verräterisch schnell in ihrer Brust zu klopfen beginnt, wenn sie ihm begegnet. Und das ist in der Tat momentan sehr oft der Fall. Zu oft, um noch an einen Zufall glauben zu können, findet Mary. Doch wieso nur sucht Ryder, ein Herzensbrecher par excellence, überhaupt ihre Nähe? Will er sie womöglich davon abhalten, dass sie seinem Bruder nachstellt? Ryder ist überaus amüsiert, als Mary ihn deswegen zur Rede stellt und sagt ihr ganz klar voraus, dass sie keinesfalls Erfolg haben wird, in ihrem Bestreben, sich seinen Bruder zu angeln. Denn dieser hat kein Interesse daran, sich jetzt schon Ehefesseln anlegen zu lassen.
Womit Mary jedoch nicht gerechnet hat, ist Ryders Anliegen. Er will Mary heiraten- unbedingt! Mary und Ryder geraten in einen Streit in dem Mary Ryder klar macht, dass sie niemals seine Frau werden wird, weil er ihr viel zu despotisch gestrickt ist. Doch nur eine Stunde später, nach dem Ball, als Mary im Begriff ist mit ihrer Kutsche nach Hause zu fahren, torkelt Ryder schwer verletzt aus einer Gasse. Er wurde überfallen und ringt mit dem Tod. Mary zögert nicht lange und bringt ihn in sein Stadthaus, wo sie bei ihm bleibt, und begreift, dass sie mehr an Ryder hängt, als es ihr lieb ist. Als dann auch noch Ryders Stiefmutter Lavinia, zusammen mit ihren Freundinnen und wahren Klatschbasen dort auftaucht, die Mary dort entdecken, gibt es nur noch eine Möglichkeit- Mary muss Ryder heiraten, um nicht als restlos kompromittiert zu gelten. Doch Mary ist überraschenderweise alles andere als enttäuscht. Ihre Ehe lässt sich gut an, doch dann werden weitere Anschläge auf Ryder und Mary verübt. Wer trachtet ihnen nur nach dem Leben?
Nachdem mich der Vorgängerband um die beiden Cynsterschwestern, bzw. Cousinen von Devil und Konsorten, restlos begeistern konnte, freute ich mich schon sehr auf den letzten Teil der Reihe um Mary Alice. Und es hieß dann auch Abschiednehmen von dieser Generation von Cynsters, was ich mit einem lachenden und weinenden Auge tat. Zugegeben, nicht alle Romane um die Cynsters und Anverwandte waren durchweg gut, doch irgendwie ist die Familie mir im Laufe der Jahre doch sehr ans Herz gewachsen. Bevor man nun aber in Wehmut zerfließt, bekommt man zuvor eine sehr schöne, romantische und zum Teil auch spannende Liebesgeschichte zwischen Ryder und Mary geboten, in der Stephanie Laurens wieder einmal zeigt, dass sie schreiben kann. Aber neben all den positiven Aspekten kommen leider diesmal auch ihre negativen Seiten zum Vorschein. So sind die Liebesszenen wieder einmal ellenlang geraten, so dass man schließlich versucht ist, weiterzublättern und auch Stephanie Laurens unschöne Neigung, jeden Ball und jedes Gespräch in epischer Breite auszuschmücken, zerrte arg an meinen armen Lesernerven. Der Roman ist mit seinen 507 Seiten einfach viel zu lang geraten und ich würde der Autorin dringend raten, sich in Zukunft einfach kürzer zu fassen, denn gekürzt hätte „Ein unmöglicher Gentleman“, von mir sicherlich die volle Punktzahl bekommen, weil ansonsten alles stimmt und auch die Mordanschläge auf Ryder und Mary und die Suche nach dem Täter packend zu lesen waren. Sowohl Mary als auch Ryder sind sympathische Charaktere, wobei Ryder trotz typischer Laurens-Helden-Attribute, dennoch nicht ganz so herrisch geraten ist, wie etwa die Cynster-Brüder, was mir ganz gut gefallen hat. Und auch Mary Alice ist einfach eine perfekte, clevere Heldin, die Ryder ebenbürtig ist und sich mit ihm viele amüsante Schlagabtausche liefert.
Vielversprechend fand ich aber auch Ryders Halbgeschwister beschrieben, und denke fast, dass sie irgendwann auch ihre eigenen Geschichten auf den Leib geschrieben bekommen. Und natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit den Cynster- Brüdern, ihren Ehefrauen und den Cynsterschwestern, was sicherlich alle Fans der Cynster-Reihen freuen wird. Nun heißt es wohl erst einmal warten, bis die nächste Generation herangewachsen ist. Und ich hoffe sehr, dass die Autorin vielleicht zwischenzeitlich eine neue Familienreihe schreiben wird. Vielleicht sogar angesiedelt in einer völlig anderen zeitlichen Ära. Das fände ich sehr schön, selbst wenn ich Stephanie Laurens Regency-Romances sehr mag. Aber manchmal tut Abwechslung auch Not.