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Veröffentlicht am 13.04.2022

Schwarzhumorige Cosy-Crime, für alle Leser, die Spaß verstehen. Gelungenes Gemeinschaftsprojekt, mit kleinen Schwächen

Schreib oder stirb
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Der Literaturagent David Dolla, glaubt sich beinahe im falschen Film, bzw. Buch, als er erfährt, dass ein Psychiatriepatient, unbedingt mit ihm sprechen will. Nur David will er schließlich verraten, wo ...

Der Literaturagent David Dolla, glaubt sich beinahe im falschen Film, bzw. Buch, als er erfährt, dass ein Psychiatriepatient, unbedingt mit ihm sprechen will. Nur David will er schließlich verraten, wo sich die kleine Pia aufhält, die der Patient angeblich zuvor entführt hat und an einem geheimen Ort festhält. Obwohl es David besser wissen müsste, siegt seine Neugierde und schon bald sitzt er Carl Vorlau gegenüber, der David engagieren will. David soll ihm einen lukrativen Vertrag für ein Buch aushandeln und der Clou des Psychopathen lässt nicht lange auf sich warten- David selbst soll der Held des Vorlauschen Bestsellers sein. Carl sagt David voraus, dass seine nächsten Tage und Wochen geprägt sein werden, von Schmerzen und Sorgen, sollte er Vorlaus Bitte ablehnen.

Natürlich ist David entrüstet und lehnt rigoros ab. Stattdessen versammelt er seine „Band“ um sich. Freunde, mit Hobbies oder Jobs, die ihm jetzt sehr hilfreich sein können. Und gemeinsam tüfteln sie einen Plan aus, um Vorlau zur Strecke zu bringen. Doch dann wird Davids Freundin brutal überfallen und schwebt im Krankenhaus in Lebensgefahr. Und plötzlich befindet sich David in einer äußerst nervenzerfetzenden Situation wieder …

Um es vorweg zu erwähnen- es ist der erste Roman aus Sebastian Fitzeks Feder, den ich las. Obwohl die Romane des Autors von vielen gelobt und geliebt werden, tue ich mich ein wenig schwer mit allzu blutigen Schlachtplatten a la Karin Slaughter & Co. und bin den Thrillern des Autors daher bislang aus dem Wege gegangen. Ich bin allerdings ein großer Fan von skurrilen, kruden Geschichten, mit reichlich Humor gewürzt und als ich erfuhr, dass der neue Fitzek ein Gemeinschaftsprojekt mit Micky Beisenherz sei, dessen Humor ich sehr mag, wollte ich dem neuen Buch „Schreib oder stirb“, dann doch eine Chance geben.

Zugegeben, das Buch ist nichts für jeden. Es hängt vor allem davon ab, ob man etwas mit dem Humor von Micky Beisenherz anfangen kann oder nicht. Denn der Humor steht hier an erster Stelle und obwohl ich die Geschichte mit einem breiten Grinsen verfolgt habe, komme ich doch nicht umhin, anzumerken, dass das Gagfeuerwerk, das vor allem in der ersten Hälfte des Romans abgefeuert wird, schon sehr geballt auf die geneigte oder weniger geneigte Leserschaft herabprasselt, was meinen Lesefluss zunächst ab und an zum Stocken brachte. Und ebenfalls zugeben muss ich, dass dafür die Spannung fast völlig auf der Strecke bleibt. Sicherlich, die Story hat einige Wendungen zu bieten, die überraschen und die Neugierde schüren, doch richtiggehende Spannung kommt hier leider zu keinem Zeitpunkt auf, weil der Humor alles überlagert.

Wenn man das im Vorfeld weiß und damit keine Probleme hat, wird man sicherlich ebenso schmunzelnd die Geschichte lesen, wie ich es tat. Ein anderer Rezensent fand sämtliche Freunde von David unsympathisch beschrieben- wobei ich die heftigst überzeichneten Akteure eigentlich unglaublich lustig fand. Insbesondere den Gangster-Autoren und seinen Kompagnon fürs Grobe.

Schließlich handelt es sich hier letztendlich lediglich um (gottlob!) fiktive, humorige Krimilektüre, die den Leser unterhalten soll- nicht mehr und nicht weniger.
Ich bin ein großer Fan von Hans Raths „Paul“ Reihe; nicht nur weil mich Pauls Abenteuer und seine schräge Clique so prächtig amüsieren konnten, sondern weil Hans Rath einen ähnlich gelagerten trockenen, schwarzen Humor besitzt, den er in seine Bücher einfließen lässt. Wer Hans Raths Bücher mag, sollte diesem Gemeinschaftsprojekt, meiner Meinung nach, übrigens ebenfalls unbedingt eine Chance geben. Und ich würde mich freuen, wenn weitere Bände des Autorenduos folgen würden.

Kurz gefasst: Schwarzhumorige Cosy-Crime, für alle Leser, die Spaß verstehen. Gelungenes Gemeinschaftsprojekt, mit kleinen Schwächen.


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Veröffentlicht am 05.02.2022

Unterhaltsamer, atmosphärischer Roman, mit einer ungewöhnlichen Heldin im Fokus

The Maid
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Molly Gray liebt ihren Job mit Leib und Seele! Er gibt ihr den nötigen Halt im Leben, spornt sie an stets ihr Bestes zu geben und kommt ihrem Sinn nach Ordnung und Sauberkeit genau recht. Ihr Chef hält ...

Molly Gray liebt ihren Job mit Leib und Seele! Er gibt ihr den nötigen Halt im Leben, spornt sie an stets ihr Bestes zu geben und kommt ihrem Sinn nach Ordnung und Sauberkeit genau recht. Ihr Chef hält große Stücke auf sie, doch unter ihren Kolleginnen und Kollegen ist sie nicht gerade beliebt. Das liegt vor allem daran, dass Molly und wie sie ihre Welt sieht, schwer verstanden wird. Denn Molly ist besonders. Sie zeigt Züge von Autismus; so fällt es ihr gar schwer, die Mimik und Gestik ihrer Mitmenschen richtig zu deuten oder deren Bemerkungen. Schon in der Schule wurde sie deswegen von ihrem Mitschülern gehänselt und auch heute noch fällt es ihr schwer, Freundschaften zu schließen. Seit ihre geliebte Großmutter starb, ist Molly daher sehr einsam. Zudem fehlt es, seitdem Molly von einem Mann übers Ohr gehauen wurde, an finanziellen Rücklagen. Und so muss die junge Frau viele Sonderschichten im Grand Hotel schieben, will sie ihre Wohnung, in der sie zur Miete wohnt, nicht verlieren.

Es gibt in dem Hotel einige Dauergäste oder betuchte Bewohner, die immer mal wieder dort logieren und ein großzügiges Trinkgeld hinterlassen. Auch das Ehepaar Black gehört dazu. Während Molly mit Mr. Black weniger anfangen kann, knüpft sie leichte, freundschaftliche Bande zu Giselle Black. Eines Tages, als Molly wieder mal mit ihrem Reinigungswagen unterwegs ist im Hotel, um die Suite der Blacks zu säubern, stößt sie im Schlafzimmer auf Mr. Black, der seltsam reglos auf dem Bett liegt. Obwohl Molly umgehend an der Rezeption Bescheid gibt, ist es bereits zu spät- Mr. Black ist tot!
Im Zuge der Ermittlungen gerät zu Mollys Entsetzen, ausgerechnet sie in den Fokus der Polizei und so muss Molly nicht nur lernen, über sich hinauszuwachsen, sondern auch, herausfinden, wer es wirklich gut mit ihr meint…

Ich liebe Cosy-Crime, besonders, wenn die Lektüre dann entweder in Großbritannien oder Frankreich spielt und eine gewisse Atmosphäre verströmt. Dies ist auch in dem Debütroman der Autorin Nita Prose der Fall, die ihre Geschichte, zum überwiegenden Teil, in der Welt eines Nobelhotels spielen lässt. Der Roman wird in „Ich-Form“, aus der Sicht von Molly erzählt. Und das ist auch ganz gut so, denn Mollys Sichtweise ist halt eine völlig andere, als die von Menschen, die nicht autistisch sind. Man begreift, wie schwer es Molly fällt, das Handeln ihrer Mitmenschen zu deuten und dass sie keinesfalls gefühlskalt ist, auch wenn sie, durch ihren Tick, alles wörtlich zu nehmen, vielleicht so manches Mal so wirkt. Die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen halten sie für dumm und naiv, doch tatsächlich ist Molly das keinesfalls. Sie ist halt ein wenig in ihrer Welt gefangen. Zu ihrem Autismus kommt eine gute Portion Unsicherheit und Schüchternheit, die von skrupellosen Menschen ausgenutzt wird.

Ich finde, dass Nita Prose einen angenehmen, süffigen Schreibstil an den Tag legt und im Gegensatz zu anderen Rezensenten, empfinde ich den Roman auch nicht langweilig erzählt. Es kommt einfach darauf an, was man erwartet. Zugegeben, Molly ist keine Detektivin und wäre allein, also ohne ihre Freunde, kaum in der Lage, sich zu retten, geschweige denn, die Polizei auf die wahren Täter aufmerksam zu machen. Und tatsächlich wird es zu keinem Zeitpunkt richtig spannend. Aber dennoch gelingt es Nita Prose, ihre Leser ans Buch zu fesseln. Denn man möchte schon gerne wissen, was wirklich im Grand Hotel geschah und wer Mr. Black letztendlich ermordete. Besonders die letzte Wendung hätte ich so nicht erwartet und diese und sorgte für ein tolles Überraschungsmoment bei mir. Es ist also keine klassische Krimilektüre, aber dennoch ein lesenswerter Roman mit wenigen Krimielementen versehen, über eine tapfere Romanheldin und deren Selbstfindung.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer, atmosphärischer Roman, mit einer ungewöhnlichen Heldin im Fokus. Eine gelungene Mischung aus Cosy-Crime und Selbstfindungsroman.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Nette, gefällige Kleinstadt-Romance für Hyggefans

Herbstzauber in Briar Creek
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Es ist einiges, das auf die junge, geschiedene Mutter Jane, einprasselt. Nicht nur, dass ihr Exmann Adam bald erneut vor den Traualtar treten will und zwar ausgerechnet mit der Frau, mit der er Jane damals ...

Es ist einiges, das auf die junge, geschiedene Mutter Jane, einprasselt. Nicht nur, dass ihr Exmann Adam bald erneut vor den Traualtar treten will und zwar ausgerechnet mit der Frau, mit der er Jane damals schon betrog, er wird zudem Vater, denn seine Verlobte ist schwanger. Adam, der mit Kirsty ebenfalls in dem kleinen, beschaulichen Örtchen Briar Creek lebt, aber aus beruflichen Gründen bald fortziehen möchte, scheint es aber noch lange nicht zu reichen, dass er Jane so viel Schmerz aufgebürdet hat, denn nun plant er zudem, ihr die geliebte Tochter Sophie wegzunehmen. Wenn es nach Adam geht, soll Sophie in Zukunft bei ihm und seiner neuen Familie aufwachsen. Dabei war Adam nie ein liebevoller Vater, wohingegen Jane ihre Tochter vergöttert.

Die Mitbewohner von Briar Creek sind sich zwar allesamt einig, dass Jane einen besseren Mann verdient hätte, doch so sehr es Jane auch freuen mag dass sie auf ihrer Seite sind, das Gerede um ihre Person nervt sie mittlerweile sehr.
Einer, der den Dorfklatsch ebenso hasst, wie Jane, ist Henry Birch, der beste Freund von Adam seit Kindertagen. Henry ist lediglich zurückgekehrt, weil seine Schwester Ivy, die einen Blumenladen im Ort betreibt, ihn braucht. Ivy bürdet sich zuviel auf, trotz ihres gesundheitlichen Handicaps und Henry ist entschlossen, sie zu unterstützen.
Als er Jane wieder begegnet, ist er überrascht, denn seine tiefen Gefühle für sie, von denen sie nie etwas ahnte, haben sich immer noch nicht geändert. Nun ist Jane frei, doch Henry zögert…

Ich entdeckte „Herbstzauber in Briar Creek“, schon vor einer ganzen Weile, auf einem Remittendentisch und beschloss, weil ich in der Stimmung war, für Wohlfühlromanzen, dem Buch eine Chance zu geben. Nachdem ich, wieder zu Hause, feststellte, dass das Buch zu einer Reihe gehört, beschloss ich es erst einmal subben zu lassen und etwas anderes zu lesen, weil ich nicht alle vier übrigen Teile nachkaufen wollte.
Und so zogen gleich ein paar Jahre ins Land, während dieser Roman in meinem SUB lauerte. Kürzlich stieß ich bei einer Regalumräumung auf „Herbstzauber in Briar Creek“ und fasste mir endlich ein Herz.
Zunächst einmal vorweg- man kann den Roman auch gut als stand alone lesen. Zwar treten die Heldenpaare der Vorgängerbände ebenfalls in Aktion, doch kommt man dennoch gut hinein in die Geschichte. In Bezug auf die erhoffte Wohlfühlatmosphäre kann ich etwas Positives verkünden- dem Roman strömt Hyggeflair aus allen Poren und das, obwohl der Roman nicht in Skandinavien, sondern in einer US Kleinstadt spielt. Wir hätten also, einmal mehr, hilfsbereite, back und kochwütige Mitbewohner, die ihre Nase zu gerne in Angelegenheiten stecken die sie eigentlich so gar nichts angehen, enge familiäre Bindungen, geplante Hochzeiten, ein liebeswertes Heldenpaar, eine zuckersüße kleine Tochter und kuppelwütige Dörfler. Und nicht zu vergessen, ein Cafe, in dem beinahe ständig die Espressomaschine vor sich hin brummelt und zischt und in dem die leckersten Cupcakes/Kuchen etc. verkauft und verschnabuliert werden. Die Autorin zieht also alle Register, dass sich ihre Leser behaglich zurücklehnen können, während sie die Liebesgeschichte über Jane und Henry verfolgen dürfen.

Natürlich sieht es anfangs nicht allzu rosig für Jane aus, da ihr Ex-Mann ein ziemlich egoistischer, gefühlskalter Mensch ist, doch zumindest hat sie Henry an ihrer Seite. Na zumindest ab und an, denn obwohl ich durchaus Verständnis hatte, für Henrys Loyalitätskrise- dass er Adam jedoch eher mit Samthandschuhen anfasst und sich noch nicht einmal einmischen mag, als er erfährt, dass Adam seiner Exfrau auch noch Sophie wegnehmen möchte, war für mich ein absolutes No-Go für einen Liebesromanhelden.
Denn Henry ist durchaus nicht auf den Kopf gefallen und hat Adams wahren Charakter schon längst durchschaut. Zudem konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, dass es möglich sein könnte, einer liebenden Mutter das Sorgerecht zu entziehen- zumal der, stets fremdgehende Exmann in diesem Roman, alles andere als ein leuchtendes Vorbild war und bislang wenig Interesse an seiner Tochter zeigte. Mir war dieser Punkt ein wenig „drüber“ und zu konstruiert wirkend.

Zwar habe ich diesen Roman mit vier von fünf Punkten bewertet, da er keinesfalls schlecht geschrieben ist, doch muss ich zugeben, dass er nicht meinem persönlichen Lesegeschmack entspricht, was ja freilich nicht der Story an sich anzulasten ist. Mir war dieser Roman zu soft und zu gefällig, zu hyggelig und hat mich frappierend an eine andere Buchreihe erinnert, die ich, vor Jahren ausprobiert und abgebrochen habe, weil sie mich ebenfalls nicht wirklich fesseln konnte. Die beliebte Virgin River“ Reihe von Robyn Carr, die mittlerweile auch bereits für Netflix verfilmt wurde. Während ich mich durch die erste Hälfte des Romans eher durchquälen musste, weil ich sie zu belanglos vor sich hin plätschernd empfand, konnte mich die zweite Hälfte dann etwas mehr fesseln. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass man noch ein wenig mehr über den Romanhelden und sein verarbeitetes Kindheitstrauma erfährt, doch fand ich Henrys Bemühungen, Jane zu widerstehen, süß erzählt. Und zumindest in Sachen Romantik konnte mich diese Geschichte durchaus überzeugen.
Wer keine Schwäche für hyggelige Kleinstadtromances hat, sollte lieber einen großen Bogen um diese Buchreihe machen. Alle anderen jedoch, die genauso diese Attribute lieben, werden sicher ihre helle Freude an dem Buch, bzw. an dieser Reihe haben.

Kurz gefasst: Nette, gefällige Kleinstadt-Romance für Hyggefans.

Briar Creek Reihe:

1. Teil: Winter in Briar Creek
2. Teil: Neuanfang in Briar Creek
3. Teil: Herbstzauber in Briar Creek
4. Teil: Frühlingsgefühle in Briar Creek
5. Teil: Weihnachten in Briar Creek

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Nach dreißig Jahren endlich veröffentlicht- Das Prequel zu „Die wilde Jagd“. Elizabeth Chadwicks Erstlingsroman

Das Herz des Feindes
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Ashdyke, walisisches Grenzgebiet, im Jahre des Herren 1069:

Christen lebt zusammen mit ihrem um viele Jahre älteren Gatten Lyulph ein eher bescheidenes Leben, seit er nach einem Feldzug verwundet zurückkehrte. ...

Ashdyke, walisisches Grenzgebiet, im Jahre des Herren 1069:

Christen lebt zusammen mit ihrem um viele Jahre älteren Gatten Lyulph ein eher bescheidenes Leben, seit er nach einem Feldzug verwundet zurückkehrte. Zwar sind sie die Besitzer eines ansehnlichen Landgutes nebst Burg, doch macht ihnen die unsichere, politische Lage das Leben nicht unbedingt leichter. Vor allem, seit sich Christens unbesonnener Bruder, Owain, den Rebellen angeschlossen hat, die die Normannen offen bekämpfen. Doch seitdem Willhelm der Eroberer auf dem Königsthron sitzt, hat dieser geschworen, allen Aufrührern und deren Unterstützern den Garaus zu machen und setzt seine Befehle mit unerschütterlicher Härte durch.

Als Owain, eines Tages, wieder einmal mit der Bitte an sie herantritt, ihn und seine Männer mit Nahrungsmitteln und Pferden zu versorgen, lockt er unbewusst seine Gegner nach Ashdyke. Das ungleiche Kampfesgemetzel endet in einem Flammeninferno und nur den zufällig heranreitenden Männern aus Wilhelms Gefolge, die angeführt werden von Miles le Gallois, ist es zu verdanken, dass es überhaupt Überlebende gibt. Obwohl Miles scheinbar ein aufrichtiger Normanne ist, der Christen mit großer Freundlichkeit und Nachsichtigkeit begegnet, stellt er die frischgebackene Witwe allerdings auch gleich vor eine schwere Wahl. Entweder sie nimmt ihn zum Manne, so dass Ashdyke an ihn fällt, das er in Folge wieder aufbauen lässt oder aber sie nimmt den Schleier.
Trotz ihrer Trauer begreift Christen sogleich, dass ihr keine große Wahl bleibt, denn sie hat einst geschworen das Land ihres Vaters und seine Bewohner von allem Unbill zu schützen und so gibt sie Miles Werben um ihre Hand nach.
Beide werden sogleich miteinander verheiratet, doch auch nach ihrer Eheschließung bleibt dem Paar nicht viel Zeit sich kennenzulernen. Denn nicht nur Owain hat Miles Rache geschworen. Auch der mächtige William FitzOsbern, Earl of Hereford hat ein Auge auf Ashdyke geworfen und zu allem Überfluss verlangt der König höchstpersönlich Miles Anwesenheit bei Hofe…

Vor vielen Jahren, Ende der 80er Jahre, entdeckte ich im Buchladen einen Doppelband, der mir, aufgrund seines stechend smaragdfarbenen Coverlayouts, ins Auge stach. Es handelte sich dabei um zwei historische Romane von Elizabeth Chadwick und obwohl ich die Farbe des Covers eher grenzwertig fand, gab ich dem Doppelband dennoch eine Chance. Nach dem Lesen der beiden Romane „Die wilde Jagd“ und „Die Füchsin“, war ich restlos begeistert, denn Elizabeth Chadwicks Geschichten waren so voller Emotionen, Dramatik, Spannung und vor allem wirkten sie „echt“, da der historische Rahmen hier nicht nur schmückendes Beiwerk war, sondern nahm einen großen Platz in den Romanen einnahm. Zudem fand ich es gut, dass die Autorin das Mittealter nicht romantisch verklärte. Zwar waren ihre Romanheldinnen durchaus mutige und clevere Damen, doch andererseits auch Frauen ihrer Zeit, die wussten, welch geringen Spielraum sie hatten, in einer von Männern so dominierten Welt und deren Schachzüge daher noch um so beeindruckender wirkten, in ihrem Bestreben, sich gegen ihre Ehemänner und politische Gegner zu wappnen/ zu behaupten.
Als ich nun, eher zufällig, im Weltbildkatalog „Das Herz des Feindes“ entdeckte, freute ich mich sehr, denn zum einen hatte Weltbild die Neuerscheinung mit einem sehr ansprechenden Coverlayout bedacht und zum anderen fand ich nämlich schnell heraus, dass es sich bei „Das Herz des Feindes“ um das Prequel zu „Die wilde Jagd“ handelt. Eine Nebenfigur aus „Die wilde Jagd“, die Tochter des Earl of Hereford, hat hier ebenfalls kleine Auftritte, wenn sie auch nicht unbedingt am Hauptgeschehen des er Story beteiligt ist.

Wie man im Nachwort der Autorin erfahren kann, lag „Das Herz des Feindes“ viele Jahrzehnte in ihrer Schublade. Nachdem es vom ersten Verlag abgelehnt wurde, stoppte sie diesbezüglich ihre Bemühungen; auch weil sich ihre danach geschriebenen Romane so gut verkauften. Doch ganz hatte sie die Hoffnungen nicht aufgegeben und nun, über dreißig Jahre nach der eigentlichen Entstehung, ist es endlich so weit, dass Leser und Fans der Autorin, das bis dato unveröffentlichte Buch in Händen halten und verschmökern können.

Zugegeben, man merkt dem Buch an, dass es ein Erstlingswerk ist, selbst wenn es nochmals überarbeitet wurde. So stolpert man, ab und an, über abrupte Szenenwechsel. Oder aber, über Dialoge, die nicht mit der nötigen Ausführlichkeit dargeboten werden. Zwar kann man sich gut in das Heldenpaar hineindenken, doch hätte ich mir auch beim Erzählen der Liebesgeschichte mehr Tiefe gewünscht. Andererseits konnte mich aber auch „Das Herz des Feindes“ schnell packen; schon ob seiner spannenden politischen Handlung. Aber, wenn man Elizabeth Chadwicks übrige Bücher kennt, weiß man, dass die Autorin noch viel mehr kann. Es ist durchaus ein guter, historischer Roman und ich finde auch, dass die Veröffentlichung dieser Geschichte seine Berechtigung hat, aber man sollte andererseits keine Vergleiche zu den aktuellen Büchern von E. Chadwick ziehen. Mir hat das Lesen dieses Romans reichlich nostalgische Gefühle beschert und wer mit einer gewissen Unperfektheit in gewissen, angesprochenen Punkten leben kann oder aber ein Fan der Autorin und ihrer Bücher ist, sollte dem Roman durchaus eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 30.12.2021

Humorvolle, ansprechend formulierte Regency-Romance, in der sich viele interessante und vielversprechende Nebenfiguren tummeln. Der schreckliche Plot, zerstört aber auch vieles…

Wie man einen Lord gewinnt (Regency Romantics 1)
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Fünf Jahre zuvor, sorgten einer Verkettung unglücklicher Umstände und die Sorge um Lady Violets Ruf dafür, dass der tugendhafte Lord James Audley, um ihre Hand anhalten musste.
Für beide war es zwar Liebe ...

Fünf Jahre zuvor, sorgten einer Verkettung unglücklicher Umstände und die Sorge um Lady Violets Ruf dafür, dass der tugendhafte Lord James Audley, um ihre Hand anhalten musste.
Für beide war es zwar Liebe auf den ersten Blick, so dass sie die überstürzt geschlossene Ehe nicht bereuten, doch dann bekam Lord Audley ein zufällig geführtes Gespräch seines Vaters mit Violet mit, das alles änderte. Es kam zum Streit des vormals glücklichen Paares und eine nun mittlerweile vierjährige Eiszeit hat die Herzen von James und Violet beinahe erkalten lassen.

Allerdings nur beinahe. Denn als Violet ein dringliches Schreiben, mit der Bitte ihres unverzüglichen Erscheinens auf dem Landgut der Familie erhält, auf dem James der Pferdezucht nachgeht, ist sie erschrocken. Laut eines Freundes, sei James vom Pferd gefallen und befände sich seitdem in tiefer Bewusstlosigkeit. Sie reist Hals über Kopf ab, trifft vor Ort jedoch einen bereits wieder erwachten und erzürnten Gatten an. Ein Streitgespräch zwischen ihnen, lässt in Violet einen Plan reifen, der James einmal vor Augen führen soll was er verlieren könnte, hält er weiterhin seinen Kurs bei…

Meine Freude war groß, als ich beim Durchstöbern der Buchnovitäten für November auf diese scheinbar vergnügliche Regencylektüre stieß. Der Klappentext klang dazu sehr verlockend und auch die Covergestaltung mochte ich sehr, so dass ich mir dieses Buch kurzerhand kaufte.
Die Geschichte von Violet und James, markiert den ersten Teil einer neuen Buchreihe über das Heldenpaar und deren Freunde. So erzählt die Autorin nicht nur besagte Love Story, sondern lässt auch den Nebenfiguren viel Raum zur Entfaltung. Neben einer allgemeinen Vorstellung, erfährt man also schon ein wenig über Interessen, Charaktereigenschaften und mögliche Sympathien, die die Figuren füreinander hegen.

Martha Waters hat einen sehr ansprechenden Schreibstil, der beschwingt und in seiner Ausdruckskraft auch sehr regencytypisch geraten ist. Müsste ich allein besagten Schreibstil bewerten, würde ich sehr gerne die volle Punktzahl vergeben. Zwar stolpert man hier und da, bei der deutschen Übersetzung über etwas moderne Bezeichnungen (Beispiel: Haben wir einen Deal? „A… loch“) etc., doch sind die ja freilich nicht der Autorin anzulasten, da das Grundkonstrukt von einer gehobenen Ausdrucksweise beherrscht wird. Dazu mochte ich die spritzigen und auch witzigen Wortgefechte zwischen Violet und James sehr, die für den nötigen Humor sorgen.
Leider gibt es auch ein „aber“!
So positiv ich angesprochene Dinge fand, so fassungslos hat mich der zusammengeschustert wirkende, unglaubwürdige Plot gemacht, der für alle Regencyleser sicherlich gleichfalls ein Ärgernis darstellen dürfte.
Ihr wisst, wie ungern ich spoilere, aber in diesem Fall ist es nötig. Also, wer nichts darüber lesen möchte, sollte nun lieber aufhören meine Buchbesprechung zu verfolgen.
Lady Violets Plan, der von all ihren Freunden seltsamerweise auch noch gestützt und unterstützt wird, um ihrem Gatten die Hölle heiß zu machen, lässt tief blicken und zeugt von einer Unreife, Herzlosigkeit und Kaltblütigkeit, die seinesgleichen sucht.

Sie bittet einen schauspielernden Bekannten darum, sich als Arzt zu verkleiden, der ihrem Mann mitteilen soll, dass sie an der Schwindsucht erkrankt ist. Und obwohl James nicht lange darüber im Unklaren gelassen wird; das falsche Spiel vielmehr durchschaut und seinerseits Rache schwört, war mir die erfundene, schwere Krankheit einfach „too much“. Zumal der erste Streit zwischen dem Paar, der sie entzweite, ja auch darauf basierte, dass James fürchtete, dass Violet eine Lügnerin sei.
Aber nicht nur Violet, auch James wirkt mit seinen achtundzwanzig Jahren nicht gerade wahnsinnig reif und überlegt. Das Paar führt einen Kampf auf, den man eher unter Pubertierenden erwartet und zwischenzeitlich war ich wirklich sogar versucht, den Roman zur Seite zu legen, weil mir das kindische Hin und Her ziemlich auf die Nerven fiel.
Einzig die interessanten und facettenreichen Nebenfiguren haben letztendlich dafür gesorgt, dass ich den Roman doch noch bis zum Ende ausgelesen habe und auch, dass ich trotz des schrecklichen Plots noch vier von fünf Punkten vergeben habe, statt weniger. Ich hoffe nun sehr, dass die Paare zukünftiger Bände eine bessere und vor allem glaubwürdigere Story erhalten werden. Eine weitere Chance möchte ich Martha Waters dennoch gerne einräumen, weil mir ihre Art zu schreiben trotzdem sehr zusagt.

Kurz gefasst: Humorvolle, ansprechend formulierte Regency-Romance, in der sich viele interessante und vielversprechende Nebenfiguren tummeln. Der schreckliche Plot, zerstört aber auch vieles…

Regency Vows:

1. Teil: Wie man einen Lord gewinnt
2. Teil: Wie man eine Lady verführt (05/22)
3. Teil: To Marry And To Meddle


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