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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2022

Sprachlich ein Genuss, hat mich das Thema dann doch nicht so berührt

Die dunkle Seite
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In ihrem neuesten Roman entführt uns die tschechische Schriftstellerin Markéta Pilátová nicht nur in das schroffe Altvatergebirge in Nordmähren, sondern auch in Parallelwelten, in denen sich zwei mit übersinnlichen ...

In ihrem neuesten Roman entführt uns die tschechische Schriftstellerin Markéta Pilátová nicht nur in das schroffe Altvatergebirge in Nordmähren, sondern auch in Parallelwelten, in denen sich zwei mit übersinnlichen Kräften begabte Männer, Mirek und Rudy, gegenüberstehen. Dann gibt es noch einen dritten, der seine übernatürlichen Kräfte nur vorspielt, dafür aber einige Verbrechen in der Vergangenheit und Gegenwart verübt hat. Als Gegenpol ist Majka alias Evangelina zu sehen, die ihre eigenen Probleme hat und nacheinander sowohl bei Mirek als auch bei Rudy Hilfe sucht. Die Hilfe wird gewährt, hat jedoch sie ihren Preis.
Welche Rolle spielen die beiden schwarzen Mäntel? Und können Verbrechen aus der Vergangenheit nachträglich ungeschehen gemacht werden? Wie mit den eigenen Schuldgefühlen umgehen? Was hat die historische Vergangenheit wie z. B. die Hexenprozesse in Groß Ullersdorf/Velké Losiny am Ende des 17. Jahrhundert mit der aktuellen Situation zu tun?
Diese und ähnliche Fragen stellt Autorin Markéta Pilátová ihrer Leserschaft.

Meine Meinung:
Ich kenne Markéta Pilátovás faszinierende Familiengeschichte des tschechischen Schuhfabrikanten Jan Antonín Baťa, der – vor den Nationalsozialisten geflüchtet, von den Kommunisten verunglimpft – in Brasilien seine unternehmerischen Ideale weiterzuleben versucht, indem er dort mitten im Urwald neue Städte gründet und Fabriken erbaut hat. Daher habe ich mir eine ähnliche Geschichte wie „Im Dschungel mit Baťa“ erwartet.
Doch der Roman „Die dunkle Seite“ ist gänzlich anders – nicht sprachlich, denn Markéta Pilátová und der Übersetzer Mirko Kraetsch haben ein sprachlich gelungenes Werk zur Welt gebracht.

Es handelt sich hier im weitesten Sinn um einen Roman nach Art der Urban Fantasy, was so nicht ganz mein Genre ist. Als Leser weiß man nie so genau, wo man sich gerade befindet. In der Realität oder in einer der Gedankenwelten der Protonisten. Bezeichnend ist, dass einige Szenen sowohl in einer Psychiatrischen Anstalt als auch in einem staatlichen Institut, „Insti“ genannt, zur Erforschung von paranormalen Fähigkeiten spielt. Es mag, aufgrund der politischen Vergangenheit der Tschechoslowakei, nicht verwundern, dass solche staatlichen Stätten existiert haben. Um in der Psychiatrie geistig überleben zu können, hat sich der eine oder andere in (s)einen „Gedankenpalast“ geflüchtet, zu dem Außenstehende keinen Zutritt haben. Dass der ehemals sozialistische Staat Tschechoslowakei, ebenso wie der „große Bruder“, die UdSSR, versucht hat, paranormale Fähigkeit zu erforschen und für seine Zwecke zu (miss)brauchen, ist ja hinlänglich bekannt.

Fazit:
Sprachlich ist dieser Roman ein Genuss, allein das Thema hat mich nicht ganz berührt. Daher kann ich hier nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 24.04.2022

Hat mich nicht überzeugt

Hotel Portofino
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Portofino im Jahr 1926. Das englische Ehepaar Bella und Cecil Ainsworth führt hier ein Hotel für betuchte Engländer.
Doch leider nimmt Cecil mehr Geld aus der Kassa, als Bella einnimmt. Lucien, der gemeinsame ...

Portofino im Jahr 1926. Das englische Ehepaar Bella und Cecil Ainsworth führt hier ein Hotel für betuchte Engländer.
Doch leider nimmt Cecil mehr Geld aus der Kassa, als Bella einnimmt. Lucien, der gemeinsame Sohn ist als Kriegsversehrter aus dem Großen Krieg zurückgekehrt und will sich als Maler profilieren. Allerdings suchen seine Eltern eine vorteilhafte Braut. Es soll ausgerechnet die unter der Fuchtel der dominanten Mutter Julia Drummond-Ward stehende Rose, sein.

Doch nicht nur das fehlende Geld und der flatterhafte Ehemann machen Bella Sorgen, sondern auch der Stadtrat, der ein fanatischer Anhänger Mussolini ist und ihr allerlei Prügel zwischen die Beine wirft.

Meine Meinung:

Leider hat mich dieser Roman nicht wirklich gepackt. Zum einen plätschert die Handlung ohne Höhepunkte dahin und zum anderen erscheinen mir die Figuren ziemlich blass.

Unterschiedliche Menschen im Hotel - das könnte doch ein Feuerwerk von Konflikten oder Amouren sein. Doch leider nein - hier ist davon wenig zu spüren, obwohl recht illustre Gäste das Hotel frequentieren. Da ist zum Beispiel die exotische Tänzerin, der Tennis-Champ oder der reiche Amerikaner.
Selbst die Spannungen zwischen den Eheleuten Ainsworth wirken nur so halbgar. Das kann aber nicht ausschließlich an der britischen Contenance liegen.

Schade, hier ist eine große Chance vertan worden. Vom „unvergesslichen italienischen Flair der Zwanziger Jahre“ habe ich nur wenig gespürt. Recht deutlich kommen die gegenseitigen Ressentiments zwischen Engländern und Italienern heraus.

Fazit:

Leider kann ich hier nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 21.04.2022

Mehr hist. Roman denn Krimi

Schatten im Silsersee
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Dieses Buch ist als Krimi gelistet, doch der Krimianteil ist recht gering, daher nenne ich es einen historischen Roman, der vom Leben des Malers Giovanni Segantini (1858-1899) handelt. Segantini gilt als ...

Dieses Buch ist als Krimi gelistet, doch der Krimianteil ist recht gering, daher nenne ich es einen historischen Roman, der vom Leben des Malers Giovanni Segantini (1858-1899) handelt. Segantini gilt als Lichtkünstler und als herausragender Maler der Alpenlandschaften.

Die Autorin lässt ihre Geschichte zwischen März und November 1894, spielen. Der Maler lebt mit seiner Familie in den Schweizer Alpen, genauer im idyllischen Maloja, und malt seine impressionistischen Bilder. Allerdings ist er nicht wirklich beliebt, weil er mit der Mutter seiner vier Kinder nicht verheiratet ist und der Kirche abgeschworen hat. Dass er mit Luigia Bugatti, die er Bice nennt, nicht verheiratet ist, ist der Intrige seiner Halbschwester Ingrid geschuldet, die ihm das Bürgerrecht (also die Staatsbürgerschaft) aberkennen hat lassen. Das Bemühen um das österreichische oder das italienische Heimatrecht will Segantini nicht auf sich nehmen, fürchtet er doch den Militärdienst. Zeitlebens wird Segantini als staatenloser Künstler scheel angesehen werden. Seine Bilder erregen Aufsehen, vor allem auch deswegen, weil er im Stil der Impressionisten malt. Er bringt das Bauernleben, Frauen und die wunderschöne Landschaft der Schweizer Berge auf die Leinwand.

Als Emilio Vito, der Nachbar, ermordet wird, fällt der Verdacht sofort auf den Fremden, auf den Künstler, der so ganz anders lebt, als die Einheimischen. Nur mit Mühe gelingt es, sich von diesem Verdacht zu befreien.

Giovanni hat hochfliegende Pläne. Er will zur Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 ein überdimensionales Triptychon erschaffen, das zugleich Werbung für die Schweizer Berge sein soll, und sucht dafür Geldgeber. Niemand will ihm für Geld geben, da die Touristen ohnehin die Schweizer Alpen besuchen kommen.

Meine Meinung:

Wie schon eingangs erwähnt, ist dieses Buch kein Krimi im herkömmlichen Sinn von Tat, Ermittlung und Verhaftung des Täters. Die Episode rund um den Mord an Emilio Vito entspringt der Fantasie der Autorin. Der Roman könnte meiner Ansicht auch ohne diese Bluttat seine Leser finden. Er ist eine gelungene Milieustudie, die das „wir und die anderen“ sehr deutlich macht. Die eingeschworenen Einheimischen, die Fremde eher nur als zahlende Kurzzeitgäste, denn als dauernd hier Lebende wollen. Das ist gut gelungen. Die Stimmung passt zu den Gemälden.

Die Charaktere sind unterschiedlich gut gestaltet. Segantini ist als Künstler und Mensch ambivalent. Einerseits der sensible Maler, der nach wie vor an seiner Herkunft leidet und andererseits der höchst unsensible Mann, wenn es darum geht mit seiner Lebensgefährtin, die alles für ihn aufgegeben hat, zu leben. Wann immer Geld durch den Verkauf eines Bildes hereinkommt, wirft Segantini Selbiges zum Fenster hinaus, während Bice nicht weiß, wie sie Lebensmittel und/oder Miete zahlen soll. Daneben hat Bice auch Grund eifersüchtig auf Giovanni zu sein, denn er malt nunmehr ausschließlich die Magd Baba oder die faszinierende Oriana.

Fazit:

Mehr historischer Roman als Krimi, weshalb das Buch nur 3 Sterne erhält.

Veröffentlicht am 15.04.2022

Hat mich nicht vollends überzeugt

Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen
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Wer den Namen Salvador Dalí (1904-1989) hört, denkt meistens an den exzentrischen Maler mit dem gezwirbelten Schnurrbart. Seine extravagante Garderobe und seine Auftritte mit einem Gehstock erinnern entfernt ...

Wer den Namen Salvador Dalí (1904-1989) hört, denkt meistens an den exzentrischen Maler mit dem gezwirbelten Schnurrbart. Seine extravagante Garderobe und seine Auftritte mit einem Gehstock erinnern entfernt an einen Matador.

Doch von diesem Image ist der begabte Maler noch weit entfernt als er 1929 auf Paul Éluard und seine russischstämmige Frau Gala trifft. Die beiden sind auf Einladung von René Magritte, einem befreundeten Galeristen, nach Cadaqués, einem kleinen Fischerort in Katalonien gekommen, um erstens hier den Sommer zu verbringen, und zweitens will Éluard seine Schreibblockade überwinden.

Dalí verliebt sich Hals über Kopf in die zehn Jahre ältere Gala, die zwar mit ihm flirtet, aber mit ihrem Mann und ihre Tochter wieder nach Paris zurückgeht. Erst quasi im zweiten Anlauf verlässt Gala Mann und Tochter und lebt mit Dalí zusammen.

In Paris nützt Gala ihre Kontakte und tatsächlich gelingt es, einige Werke zu verkaufen. Doch Salvador braucht seine katalonische Heimat zum Malen und deshalb kehrt man zurück. Es kommt zum Bruch mit dem Vater, der mit Gala nicht einverstanden ist.

"Mit Salvador verband Gala eine Liebe, die sie für immer aneinanderbinden würde und die so intensiv, so wechselwirksam war, dass niemand mehr dazustoßen konnte…"

Meine Meinung:

Das Autoren-Duo, das sich hinter dem Namen Silvia Frank versteht, beschreibt die Liebesbeziehung von Salvador und Gala, die mehr als 50 Jahre dauern sollte, den Lesern in drei Teilen näher.
Allerdings umspannt dieses Buch nur die Jahre von 1929-1931. Wirklich tief kann man in die Persönlichkeit des Künstlers nicht eintauchen. Zu Beginn erfahren wir zwar ein wenig über das gespannte Verhältnis zu seinem Vater und der früh verstorbenen Mutter. Dalí muss seinen Eltern den ersten Sohn gleichen Namens, der im Alter von zwei Jahren gestorben ist, ersetzen. Da sie ihren Erstgeborenen nicht aufwachsen haben sehen, stellen sie ihn auf ein Podest von Erwartungen, die Salvador nicht erfüllen kann. Also rebelliert er.

Ich habe vor Kurzem die Ausstellung „Dalí und Freud“ im Wiener Belvedere gesehen und habe gehofft, durch dieses Buchergänzende Informationen zum Maler zu erhalten. Teilweise ist es gut gelungen.

Allerdings ist der Beginn ein wenig langatmig. Die detailreiche Beschreibung des Ehelebens von Gala und Paul oder der Spaziergang mit dem abgebrochenen Absatz, das war mir ein wenig zu viel. Auch wer mit wem in welcher Sitzreihe im Autobus gesessen hat, ist wenig relevant.


Wie die Autoren im Nachwort berichten, ist die Faktenlage zu Dalís frühen Leben dünn. Vieles wird nur von Dritten über den Künstler berichtet.

Fazit:

Wer gerne biografische Romane von Künstlern liest, auch wenn sie nur wenige Jahre eines Lebens umfassen, ist hier richtig. Von mir gibt es drei Sterne.

Veröffentlicht am 14.04.2022

Ein Cosy-Krimi für Italien-Fans

Pasta Criminale
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Doro Ritter und Freund Vincent sollen wieder einmal für Doros Vater, den Restaurantbesitzer Sascha Ritter, Recherchen zu einer bekannten Kulinarik-Sendung anstellen.
Dabei wollen sie ein paar Tage ausspannen ...

Doro Ritter und Freund Vincent sollen wieder einmal für Doros Vater, den Restaurantbesitzer Sascha Ritter, Recherchen zu einer bekannten Kulinarik-Sendung anstellen.
Dabei wollen sie ein paar Tage ausspannen und die kulinarischen Köstlichkeiten genießen. Besonders das Tortellini-Fest rund um die „Nodi d’amore“, die Liebesknoten, hat es ihnen angetan. Doch aus den unbeschwerten Tagen wird nichts. Denn mehrere Personen werden vergiftet. Die Tortellini sind schuld! Schon reisen die ersten Gäste ab und man versucht den Ball der Ermittlungen, flach zu halten.

Wie nicht anders zu erwarten steckt Doro ihre Nase wieder in Dinge, die sie so gar nichts angehen. Dabei kommt sie dem Täter ziemlich nahe und gerät - wieder einmal - in große Gefahr.

Meine Meinung:

Für Liebhaber des Gardasees und des italienischen Flairs ist dieser Krimi perfekt. Es wird gekocht, gegessen und Wein getrunken. Ach ja, die köstlichen Dolce nicht zu vergessen. So richtige Spannung vermag nicht aufzukommen. Es dauert eine geraume Zeit, bis die Polizeiarbeit in Gang kommt, denn der ermittelnde Polizist und der eine oder andere Verdächtige sind Teil der Stammtischrunde.

Es gibt neben Doro und Vincenz zahlreiches „Personal“ wie ein untreuer Ehemann, eine schwangere Geliebte, enttäuschte Verliebte, afrikanische Flüchtlinge und ein betagtes Ehepaar, das große Schuld auf sich geladen hat. Sie alle wuseln herum, manche - wie die Flüchtlinge - bringen die eigentliche Krimi- Handlung keinen Deut weiter.

Die Charaktere sind teils gut gelungen, jedoch leider nicht alle. So kann ich ausgerechnet bei Doro keine Entwicklung zu den Vorgängern entdecken. Sie wirkt auf mich nach wie vor wie ein kleines Mädchen und nicht wie eine erwachsene Frau.

Gut gefällt mir, wie die Geschichte der Tortellini im Allgemeinen und jene der „Nodi d’Amore“ (Liebesknoten) genannten für die Gegend typische Pasta in den Krimi eingeflochten wird. Diese regionale Spezialität wird gnadenlos vermarktet. Da sind natürlich Tote durch Vergiftungen nicht gerade förderlich.

Schmunzeln musste ich über den mintmetallicgrünen Oper Corsa Baujahr 1998, das Auto von Vincent.

Wer das eine oder andere Gericht nachkochen möchte, findet am Ende des Krimis die passenden Rezepte.

Der Krimi lässt sich leicht und flüssig lesen. Das richtige Buch für einen Italien-Urlaub. Die Vorgänger muss man nicht unbedingt kennen.
Die Auflösung ist für mich persönlich leicht vorherzusehen gewesen. Dazu sind einige deutliche Hinweise gegeben worden.

Fazit:

Ein Cosy-Krimi für Italienfans, mir fehlt ein wenig die Spannung, daher nur 3 Sterne.