Mit dieser Reihe „Töchter der Speicherstadt“ entführt uns Autorin Anja Marschall in die Welt des Kaffees, in der die Hansestadt rund 100 Jahre eine dominierende Rolle spielt. Den Auftakt macht „Der Duft von Kaffeeblüten“.
Kaffeehändler Johann Behmer reist nach Brasilien, um dort eine Kaffeeplantage zu kaufen. Als er dort auf Maria da Silva, die Tochter des Plantagenbesitzers trifft, ist er von Maria hingerissen und heiratet sie auf der Stelle. Maria argwöhnt, dass Behmer nur das Geld für den Kauf sparen wollte, und fügt sich ihrem Schicksal. In Hamburg angekommen, muss sie erkennen, dass sie Schwager Alfons und Schwägerin Gertrud Ehemann nicht willkommen ist.
Obwohl ihr Kaffee im Blut liegt, darf sie sich nicht in die Geschäfte einbringen. Das liegt natürlich an der starren Gesellschaftsordnung der Hanseaten und an den Intrigen der Schwägerin, die es nicht verwinden kann, dass sie als verarmte Adelige einen reichen Kaufmann heiraten musste.
Doch Maria gibt nicht so schnell auf und findet einen Weg, heimlich ein eigens Kaffeegeschäft zu gründen. Johann missbilligt zwar die Ambitionen seiner Frau, lässt sie aber zum Entsetzen seines Zwillingsbruders Alfons gewähren.
Schon hat es den Anschein, dass Maria doch akzeptiert würde, als ein ominöser Brief auftaucht, der die Existenz von Johann und Maria vernichten zu scheint ...
Meine Meinung:
Als erklärter Hamburg-Fan und Kaffeeschwester aus Wien habe ich diesen Reihenauftakt verschlungen. Bei unserem letzten Hamburgaufenthalt mussten wir natürlich die Speicherstadt-Rösterei besuchen.
Der Prolog, der vom Großen Brand Hamburgs von 1842 berichtet, birgt ein Geheimnis, das erst später, beim Brand des Michels, mit weitreichenden Folgen ans Tageslicht kommt.
Anja Marschal arbeitet sehr gut den Standesdünkel von Gertrud Behmer heraus, die um jeden Preis die Reputation des Familienunternehmens heben und in der Gunst des Kaiserhauses stehen will. Dabei geht sie beinahe über Leichen. Sie intrigiert und schätzt Maria gering.
Die Konventionen, die Maria in Hamburg zu schaffen machen, lassen sie letztendlich gestärkt aus der Katastrophe herauskommen. Ihr freundliches, hilfsbereites Wesen, das sie während der Cholera-Epidemie unter Beweis stellt, ist ihrer Schwägerin ein Dorn im Auge, vor allem auch deshalb, weil sie Maria die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen einer einflussreichen Persönlichkeit gewinnt. Dort wo Gertrud mit Krampf und Brechstange arbeitet, ist Maria höflich, zurückhaltend und kann auch in schwierigen Situationen zupacken.
Wie wir es von Anja Marschall gewöhnt sind, arbeitet sie historische Ereignisse subtil und völlig unaufgeregt in die Handlung ihres Romans ein. So erfahren wir vom Generalstreik der Hafenarbeiter, die gegen die schlechte Bezahlung und die harten Arbeitsbedingungen kämpfen und dürfen, als krassen Gegensatz dazu, durch die damalige Straßen flanieren, um im Alsterpavillon eine Tasse Kaffee zu trinken.
Fazit:
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser Familiensaga, in der weiterhin starke Frauen das Sagen haben werden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.