Solider Plot mit ein paar Schwächen
Terra AltaDie Bücher von Javier Cercas waren eine Weile auf Bookstagram in aller Munde. Auf die Terra Alta Trilogie bin ich dadurch sehr neugierig geworden und wurde auch nicht enttäuscht.
Der erste Teil hat mich ...
Die Bücher von Javier Cercas waren eine Weile auf Bookstagram in aller Munde. Auf die Terra Alta Trilogie bin ich dadurch sehr neugierig geworden und wurde auch nicht enttäuscht.
Der erste Teil hat mich sehr an die Bücher von Agustin Martinez erinnert. Auch diese sind in einem kleinen Dörfchen in der Einsamkeit angesiedelt. Hier ist der Protagonist Melchor Marín jedoch von ganz anderem Kaliber. Als Sohn einer Prostituierten, der ihren Tod rächen will, begibt sich Melchor als Polizist in den Dienst des Staates. Durch seine eigene Vergangenheit kann er sich besonders gut in die Menschen einfühlen, die auf der anderen Seite des Vernehmungstisches sitzen. Doch auch das bringt ihn im aktuellen Fall nicht weiter, und dieser soll unaufgeklärt zu den Akten gelegt werden. Zu einem Cold Case werden. Das kann er nicht hinnehmen. Und ich habe mich gefragt, wie es sich wohl anfühlt, wenn man nicht von etwas loslassen kann. Das haben wir ja schon in anderen Büchern oder Filmen erlebt, dass Menschen daran zerbrechen können, Jahre dafür opfern. Manchmal haben sie Glück und können den Fall wirklich noch lösen, manchmal eben nicht. Aber die Zeit, die sie investiert haben, bekommen sie nicht zurück. Hat mich ziemlich nachdenklich gestimmt, wie man merkt.
Melchor ist ein wirklich interessanter Charakter, der Autor hat hier gute Arbeit geleistet. Melchors Liebe zur Literatur lässt ihn in viele Welten eintauchen und zeigt ihm, wie seine Idole arbeiten. Leider, und das bemängele ich bei den meisten Geschichten, die im Bereich Krimi/Thriller angesiedelt sind, ist auch diese Story nicht realitätsnah und an manchen Stellen vorhersehbar. Melchors ausgeprägter Gerechtigkeitssinn bringt ihn dazu, die Grenzen der Legalität zu überschreiten. Es ist sehr nobel, dass er den Fall des grausam ermordeten Ehepaars nicht unaufgeklärt lassen möchte. Aber die Methoden sind mehr als fragwürdig, zumal das Ganze dann für ihn wenig bis keine Konsequenzen hat. Das wäre doch im richtigen Leben hoffentlich nicht so...
Die beschriebenen Brutalitäten stehen im krassen Gegensatz zum sonst eher unaufgeregten Erzählstil und wollen so gar nicht zum Leben in Terra Alta passen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gibt der Story allerdings genug Auftrieb, sodass sich alles zu einem spannenden Ganzen zusammenfügt.
Für Liebhaber authentischer Ermittlungsarbeit nur bedingt zu empfehlen, aber generell kommen Krimifreunde hier auf ihre Kosten. Ich selber freue mich schon darauf, den nächsten Teil zu lesen.