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Veröffentlicht am 17.04.2022

Italien neu entdecken

Secret Places Italien
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Gibt es sie wirklich noch, die echten Geheimtipps für perfekte Fotos, die vorher wirklich noch niemand gemacht hat ? Thomas Migge beantwortet mit seinem Bildband "Secret Places Italien" diese Frage mit ...

Gibt es sie wirklich noch, die echten Geheimtipps für perfekte Fotos, die vorher wirklich noch niemand gemacht hat ? Thomas Migge beantwortet mit seinem Bildband "Secret Places Italien" diese Frage mit einem klaren Jein, denn so ganz unbekannt sind seine Empfehlungen nicht mehr, aber sie sind anders, magischer und noch nicht ganz so überlaufen, obwohl einige Stopps an wirklich bekannten Orten zu finden sind.

Der Autor hat Italien von Nord nach Süd und von Ost nach West bereist und zeigt malerische Strände, pittoreske Orte und Landstriche, in denen die (touristischen) Uhren noch etwas langsamer gehen.

Wer schon immer mal einfach nur der Nase lang reisen wollte, kann dies gerne auf der Käse-Route tun, denn hier gibt es nicht nur Würze und feine Aromen zu riechen, sondern auch zu verkosten. Oder soll es doch lieber etwas zauberhafter sein...gerne, denn das Valnerina lockt mit dem höchsten künstlichen Wasserfall der Welt und einer wildromantischen Natur, die zum Seele baumeln einlädt. Wer träumt nicht davon, eine ganze Insel für sich alleine zu haben? Mit dem Taxiboot von Ponza aus geht es hinüber zur Isola di Palmarola , die so gut wie unbewohnt ist und deren einsame Buchten, Schluchten und Grotten fast schon märchenhaft wirken. Und der Vatikan hat auch so seine Geheimnisse, denn über eine unscheinbare Treppe steigen die Besucher:innen hinab in ein unterirdisches Reich der Toten.

Thomas Migge weiß die Neugier seiner Leserschaft zu wecken, in dem er Wissenswertes, Kurioses und Informatives in seinen Texten vereint, die kurzweilig zu lesen sind und für einen gewissen Grad an Neugier sorgen. Die reizvollen Aufnahmen zeigen karge Schönheit, eindrucksvolle Architektur, herrliche Landschaften und imposante Kulissen, die wunderbare Urlaubsstimmung verbreiten und selbst bei Italien-Kenner:innen das ein oder andere Aha-Erlebnis hervorrufen.

60 Reiseziele, die beweisen, dass selbst ein so beliebtes Urlaubsland wie Italien noch versteckte Kleinode und echte Kostbarkeiten zu bieten hat.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Lebensreise

Das Geschenk eines neuen Glücks
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Nach der Testamentseröffnung bestehen noch so viele Fragen, die Alicia gerne beantwortet hätte. Warum hat ihr ihre Großmutter eine Wohnung in Deutschland hinterlassen, von der bis heute niemand wusste ...

Nach der Testamentseröffnung bestehen noch so viele Fragen, die Alicia gerne beantwortet hätte. Warum hat ihr ihre Großmutter eine Wohnung in Deutschland hinterlassen, von der bis heute niemand wusste ? Was steckt wirklich dahinter ? Um Antworten zu finden, reist Alica von Spanien nach Berlin und lernt vor Ort die Lebensgeschichte ihrer Großmutter kennen...


Carmen Romereo Dorr schriebt mit viel Gefühl und dem Gespür für leise Zwischentöne einen sehr gut zu lesenden Roman, der von Vergeben und Verzeihen, Hoffnungen und Neubeginn erzählt und verwebt dabei die Zeit des Holocaust mit dem Hier und Jetzt.

Dabei gelingt es der Autorin, mit vielschichtigen Charakteren und ihren unterschiedlichen Sichtweisen ihre Leser:innen mit auf die Zeitreise zu nehmen und in das Berlin von einst und das Madrid von heute einzutauchen. Kindertransporte und das Verschwinden von lieb gewonnenen Menschen werden aus der Sicht von Paulina erzählt und geben den Lesenden die Möglichkeit, einen sehr emotionalen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken zu erhaschen. Mit dem Wechsel in das Heute gibt die Schreibende Alicia die Möglichkeit, auf Spurensuche zu gehen und ihre Großmutter von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.

Leider bliebt Alicia manchmal, etwas kühl und unnahbar, sodass ihr nicht immer die die uneingeschränkte Sympathie der Leser;innen gehört, aber im Großen und Ganzen kann sie über weite Strecken von sich überzeugen.

Die Autorin beschwört die Bilder der Schreckensherrschaft der Nazischergen geradezu herauf, zeichnet die Widrigkeiten und die daraus resultierenden Probleme und familiäre Belastungen sehr genau nach und bindet so historisch belegte Fakten in ihre fiktive Handlung ein.

Ist zu Beginn des Buches noch eine gewisse Faszination für die Geschichte zu spüren, wird diese im Verlauf der Handlung etwas getrübt, da sich die Autorin mitunter an doch recht vielen Klischees bedient, um ihre Geschichte auszuschmücken. Dafür muss ich leider einen Stern abziehen, da der Inhalt auch sehr gut ohne die Nutzung dieser abgegriffenen Schablonen ausgekommen wäre.

Ansonsten ein sehr gelungenes Familienporträt im Wandel der Jahrzehnte.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

La Serenissima ist vergänglich

Venezia
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Venedig verzaubert, betört, umgarnt und spielt mit ihren Besucher:innen, wie keine andere Stadt auf der Welt. Es ist nicht in Worte zu fassen, warum ihr Anblick in einem Atemzug mit Begriffen wie Sehnsucht, ...

Venedig verzaubert, betört, umgarnt und spielt mit ihren Besucher:innen, wie keine andere Stadt auf der Welt. Es ist nicht in Worte zu fassen, warum ihr Anblick in einem Atemzug mit Begriffen wie Sehnsucht, Liebe und Romantik fällt. Und doch gibt es sie, die stillen Ecken, die verborgenen Winkel, die jenseits von Touristenströmen mit einem ganz besonderen Zauber auf sich aufmerksam machen.

René Dürr hat sie fotografiert und die "Stille Magie der Lagunenstadt" für die Betrachtenden zugänglich gemacht. Venedig lebt von der Vergangenheit, verkörpert Historisches und schlägt mit seinen vielen Brücken den Bogen in die Gegenwart und hofft, auch in der Zukunft zu bestehen.

Denn die Schönheit ist vergänglich und genau diese Vergänglichkeit zeigt der Fotograf in seinen eindrucksvollen Schwarz-weiß Bildern, die fernab der bekannten Werbe- & Postkartenaufnahmen einen stillen, fast ehrführchtigen Rundgang durch die Lagunenstadt ermöglichen.

Historische Bauten sind stumme Zeitzeugen, recken Stolz ihre noch verbliebene Pracht in den verhangenen Himmel, zeigen ihre Wunden und Narben und offenbaren ihren verletzlichen Charakter. Auch moderne Bauten schmiegen sich mal mehr, mal weniger harmonisch in das Stadtbild ein, Grafitti und Unrat prägen das Gesicht im Wandel der Zeit.

Die Aufnahmen sind alle aus dem ganz persönlichen Blickwinkel des Fotografen angefertigt und zeigen seine Empfindungen, die er beim Spaziergang durch die Gässchen fühlt. Manches erschließt sich nicht auf den ersten, vielleicht aber auf den zweiten oder dritten Blick. Ein Rundgang mit Perspektiven, die mal nachdenklich, mal enthusiastisch, mal romantisch verklärt oder aufrüttelnd sind. Zusammengefasst in einem Bildband, der mit seinem edlen Leineneinband das eindrucksvolle Gesamtbild unterstreicht. Die Betrachtenden sollten sich ganz und gar auf die Fotos einlassen, um die von ihnen ausgehende Faszination zu spüren und in sich aufnehmen. Es gelingt aber leider nicht bei allen Aufnahmen, da sie nicht immer eine deutliche Sprache sprechen.

Die GPS-Koordinaten und die doch relativ kleinen QR-Codes ermöglichen den Stadtrundgang virtuell und in Natura nachzuempfinden. Auf jeden Fall ein lohnenswerter Bildband, der von Venedig ganz ohne Worte erzählt.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Am Meer können wir sein, wer wir sind, sodass endlich alles wieder stimmt

Herzleuchten am Meer
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Franzi hat den Polizeidienst quittieren müssen, da sie mit den Folgen eines traumatischen Ereignisses einfach nicht zurecht kommt. Der Schritt in die Selbstständigkeit als Detektivin ist jetzt auch nicht ...

Franzi hat den Polizeidienst quittieren müssen, da sie mit den Folgen eines traumatischen Ereignisses einfach nicht zurecht kommt. Der Schritt in die Selbstständigkeit als Detektivin ist jetzt auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, da ihr Konkurrent Lukas ihr immer wieder die Kunden direkt vor der Nase wegschnappt. Aber der nächste Fall macht eine zwingende Zusammenarbeit von beiden notwendig und führt sie nach Amrum, um dort ein Gaunerpärchen zu überführen....

Rosita Hoppe entführt ihre Leser:innen mit den vierten Band ihrer Inselromane wider nach Amrum. Mit maritimen Naturmotiven, puderzuckerweißem Strand, raschelndem Dünengras und frechen Möwen inklusive zaubert sie von Grund auf eine romantische Stimmung, die sich konstant durch das ganze Buch hindurch zieht.

Franzi hat schwer an ihrer Vergangenheit zu tragen und leidet und den unverarbeiteten Ereignissen. Zwar hat sie therapeutische Hilfe in Anspruch genommen, doch die Bilder von damals verfolgen sie immer immer noch in ihren Alpträumen.

Mit dem ersten Schritt auf die wunderschöne Nordseeinsel scheint es aber so, als würde die Meeresbrise nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz frei pusten und Franzi kann sich nach und nach öffnen.

Lukas ist ein echter Charmeur, der weiß, wie er Franzi um den Finger wickeln kann. Zwar hat er zuerst ganz andere Absichten, die ein Besuch von Franzi auf Amrum aus seinen Augen notwendig machen, aber auch vor ihm macht die gefühlvolle Stimmung nicht Halt und er fühlt sich mehr und mehr zu seiner eigentlichen Konkurrentin hingezogen.

Im Verlauf des Aufenthaltes ereignen sich kleine und größere Katastrophen, die es gemeinsam zu bewältigen gilt und ein Geheimnis kommt ans Tageslicht. Mit dem Abführen des ominösen Pärchens, das von Lukas und Franzi beschattet werden soll, endet allerdings abrupt der Auftrag, ohne dass die Leser:innen erfahren, was die beiden wirklich auf dem Kerbholz haben - schade eigentlich, denn so bleibt dieser Erzählstrang recht lose hängen und wird nicht weiterverfolgt.

Ansonsten gibt es ein Wiedersehen mit Jule und Ben, die den Fans dieser Buchreihe bereits auf vorangegangenen Büchern bekannt sind. Aber auch ohne Vorkenntnisse lässt sich dieser Roman locker-leicht lesen und sorgt für Urlaubsstimmung. Ein Buch, das perfekt ist, um gedanklich in die Ferne zu schweifen, ein paar abwechslungsreiche Stunden am Strand von Amrum zu erleben und das man gerne im Strandkorb liest.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Häuser mit bewegenden Geschichten

Wenn Wände reden könnten
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Wien ist eine Stadt mit bewegter Vergangenheit und kann so unglaublich viele Geschichten erzählen. Und wenn man ganz genau hinschaut und -hört, sprechen die Bauwerke und Häuser mit den Spaziergänger:innen ...

Wien ist eine Stadt mit bewegter Vergangenheit und kann so unglaublich viele Geschichten erzählen. Und wenn man ganz genau hinschaut und -hört, sprechen die Bauwerke und Häuser mit den Spaziergänger:innen und berichten vom Treiben hinter ihren Fassaden.

Doch die Baukultur verändert sich und mit ihr verschwinden auch immer mehr schützens- & erhaltenswerte Zinshäuser, die das Stadtbild Wiens prägen. Was nach einem lukrativen Geschäft klingt, denn die Wohnungen in den Zinshäusern sind begehrt, wird beim genaueren Hinsehen- & Hören manchmal das berühmte Fass ohne Boden. Alle Einnahmen aus den Häusern fließen auch umgehend wieder in die Sanierung ein, um ihre Schönheit noch für viele nachfolgende Generationen zu erhalten.

Clemens und Bernhard Riha haben sich mit den Eigentümer:innen der Zinshäuser getroffen und sich deren Geschichten zum Haus, den Mieter:innen und den Renovierungsarbeiten angehört. Die teiweilse sehr skurrilen Berichte (der Fund von 182 Dildos im Kleiderschrank, der Tote in der Badewanne oder ein missachteter letzter Wille) hat Silke-Farmer-Wichmann in wunderschöne Texte verfasst und zusammen mit den eindrucksvollen Fotografien von Karoline Rais entsteht daraus ein Bildband, der fasziniert und begeistert.

Eindrucksvolle Fassaden vermitteln den Glanz von einst und zeugen von Einfallsreichtum, den Blick für liebevolle Details und deren repräsentativen Außenwirkung. Allerdings hätte ich mir hier mehr Fotos gewünscht, die die aufwendige Gestaltung, Segmente und Feinheiten der Häuser noch mehr für die Betrachtenden hervorheben.

Ansonsten ist das Buch eine wunderschöne Zeit- & Architekturreise durch Wien, die ich gerne weiterempfehle.



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