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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2022

Der Eiskeller - Mord

Mord in Montagnola
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Moira in ihrer Heimat - Tessin, beim Vater: Montagnola, der Hermann-Hesse Weg, ein Mord im Eiskeller (wo es sich natürlich kühlen lässt)... es liest sich sehr spannend und ist voller Lokalkolorit.

Ein ...

Moira in ihrer Heimat - Tessin, beim Vater: Montagnola, der Hermann-Hesse Weg, ein Mord im Eiskeller (wo es sich natürlich kühlen lässt)... es liest sich sehr spannend und ist voller Lokalkolorit.

Ein sehr schönes Buch, nennt man wohl 'cosy crime': Sehr logisch beschrieben mit Charakteren, die man liebgewinnt (der Vater, die Freunde von ihm, die Dorfbewohner, auch Moira). Dazu die schönen Ortsbeschreibungen. Das ist wieder ein Buch, bei dem ich sofort die Reisetasche packen wollte, um vor Ort zu sein (schon öfters gemacht bei interessanten Krimis mit tollen Lokalbeschreibungen)

Die italienische Heimat ist wieder greifbar und dazu der Jugendfreund, auch wenn dieser jetzt Polizist ist. Moira in der Sonderkommission (Chiara, Ferrone, was soll's, Leute auf der Arbeit sind halt nicht immer einfach).

Die Spannung bleibt, auch wenn der Krimi locker geschrieben ist... freue mich auf das nächste Buch der Reihe (hoffentlich).

Das Umschlagsbild dazu ist natürlich passend - ein Foto der Tessiner Bergwelt (Erinnerungen kommen hoch, doch - die Reisetasche ist schon gepackt! Der Hermann - Hesse - Weg wartet auf mich)

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Onkel Kopftomi

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Widmung: Für meinen Opa, dem unverwüstlichen Meister im Eintauchen von Frühstücksbroten. Für meinen heißgeliebten Onkel Robbie, mit seinem wundervollen Schnurrbart.

Der Widmung möchte man entnehmen, dass ...

Widmung: Für meinen Opa, dem unverwüstlichen Meister im Eintauchen von Frühstücksbroten. Für meinen heißgeliebten Onkel Robbie, mit seinem wundervollen Schnurrbart.

Der Widmung möchte man entnehmen, dass es ein familiäres Buch ist, basierend auf eine wundervolle Familie mit eigenen Charakteren. Schön, wenn die Autorin so an ihre Familie denken kann.

Allein der Klappentext macht schon Lust auf das Buch: Das Eintauchen in das Buch selbst ist eine kleine, wundervolle, romantische Reise ins benachbarte Elsass. Und jede:r, der/die des Elässerditsch mächtig ist, weiß dass ‚Kopftomi‘ (Gottverdammt) ein übliches Schimpfwort der älteren Generation ist.

Elsa führt einen Gasthof, eigentlich zusammen mit ihrem Bruder Robert Walch. Doch Robert will in erster Linie in seiner eigenen Welt leben und mit den zahlenden Gästen weniger zu tun haben. Er kocht für sie und hofft, dass sie das anerkennen. Denn er geht liebevoll mit dem Gemüse, dem Gemüsegarten und seiner Umwelt um. Robert beim Umgang mit dem Gemüsegarten und beim Zubereiten der Gerichte ‚zuzuschauen‘ ist ein sinnvolles, gar erotisches Erlebnis: Er respektiert die Möhren, den Teig, das einfache Leben und er ist ein liebenswerter, schrulliger Mensch. Doch Robert möchte eigenlich so ganz in Ruhe gelassen werden, bis er auf Maggie trifft...

Kopftomi, das Buch muss man sich in Ruhe antun – gemütlich lesen und nebenbei vielleicht einen Zichorienkaffee trinken. Im Elsass. In einer ‚ferme auberge‘…

Julia Mattera ist ein sehr schönes und genussvolles Buch voller menschlichen Regungen gelungen. Romantisch, ausgefeilt und liebevoll. Das Umschlagsbild ist natürlich sehr passend dazu ausgesucht: Ein wenig ‚retro‘, mit auffallend bunten Punkten, dazu die Möhren, die im Titel auch vorkommen. Sehr gut gemacht.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Wolfsland

Wo die Wölfe sind
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Das Buch beginnt unglaublich spannend... die Häutung eines Hasens, verbunden mit der Philosophie ganzheitlich zu leben. Doch dann verfällt die Ich-Erzählerin in einen Heulkrampf, fühlt sich als den Hasen, ...

Das Buch beginnt unglaublich spannend... die Häutung eines Hasens, verbunden mit der Philosophie ganzheitlich zu leben. Doch dann verfällt die Ich-Erzählerin in einen Heulkrampf, fühlt sich als den Hasen, der gerade aufgeschnitten wird von der Kehle zum Bauch... sie spürt es an sich selbst, was mit dem Hasen geschieht. Das ist so intensiv!

Es gibt Bücher, die berühren einem sofort - dieses gehört dazu

Eine Autorin, die mit Kraft und literarischem Vermögen für die Natur spricht, ohne moralinsauer zu werden; die aber genau aufzeigt, dass wir am Klimawandel schuld sind und die Natur verkümmern lassen; ihre Schreibfähigkeit und Intensität nimmt einem gefangen und hält im Bann.

"Wo die Wölfe sind" ist der zweite Roman von Charlotte McConaghy. Es ist offensichtlich, dass sie weiß, von was sie schreibt. Ihr erster Roman "Zugvögel" wurde bereits sehr gut angenommen von einer interessierten Leserschaft.

Genau wie im ersten Roman auch dieses Buch ein ganz Besonderes. Es ist ein wichtiges Buch unserer Zeit und ich hoffe, dass sehr viele Zeitgenossen, das Buch lesen und sich damit auseinander setzen.

Das Umschlagsbild zeigt die Highlands Schottlands, wo der Roman spielt, wo es viel Einöde gibt und wo eigentlich schön Platz für die Wölfe wäre...

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Die verrückten 70er

Rückwärts laufende Hunde
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Der Titel rückwärts laufende Hunde im Rote Katzen Verlag hat ein Alleinstellungsmerkmal. Da Hunde nicht rückwärts laufen, nur wenn sie Angst haben, und es auch sonst keinen Begriff dafür gibt, hat sich ...

Der Titel rückwärts laufende Hunde im Rote Katzen Verlag hat ein Alleinstellungsmerkmal. Da Hunde nicht rückwärts laufen, nur wenn sie Angst haben, und es auch sonst keinen Begriff dafür gibt, hat sich der Rote Katzen Verlag (auch ein sehr eigener Name) sich einen besonderen Titel ausgesucht. Im Roman kommt mehrmals der Begriff „rückwärts laufende Hunde“ vor – immer für bestimmte Wolkenformationen.

Das Buch über Joe Ahlers beginnt mit 1970 und zieht sich über vier Kapitel bis zum Jahr 1980. Es ist auch ein ‚coming to age‘ - Roman in den 70ern und alles, was dort so passierte, taucht auf:
Zu Joe – er verliert seinen Vater vor seiner Geburt (der Vater wollte bei einem Verkehrsunfall auf einer Autobahnbrücke helfen und wurde von einen Kleintransporter über die Leitplanke geworfen).Joe wächst mit seiner Mutter Victoria auf, die eine Schönheitsfarm aufmacht, jedoch immer unter finanziellen Problemen leidet. Joe erkennt Gudrun Enssling als Gast bei ihnen, durchwühlt ihr Gepäck und findet eine Knarre, Gudrun entdeckt ihn in ihrem Zimmer und gibt ihm 10.000 DM, wenn er die Schnauze hält. Dafür rettet Joe mal wieder die Schönheitsfarm seiner Mutter. Nicht das erste Mal und nicht das letzte Mal. Beim Rauchen im Wald überfällt ein Penner Joe und Ralle. Sie wehren sich und meinen, den Aggressor getötet zu haben. Am nächsten Tag jedoch ist er weg. Im nächsten Kapitel 1975 nähert sich Joe der holden Weiblichkeit (in Form von Sunny, in der er schon immer verknallt war). Peinlicher Kondomkauf in der Apotheke, Joe völlig schüchtern, der Apotheker ‚Fromms oder Blausiegel‘? Joe dreht eine Ehrenrunde in der Schule und er hat einen Freund im Wald, der in so einer ausgebauten Garage hockt, Sperrmüllmöbel und Hanf zieht, von Afghanistan träumt. Im dritten Teil haut Joe nach Christiania ab, um das freie Leben in Dänemark zu genießen und vor allem einer sehr unbequemen Wahrheit zu entweichen. Joe kann nicht riechen und nicht schmecken und wird trotzdem in Dänemark eine Kochausbildung machen. Und da gibt es noch ein dänisches Mädchen…

Das Leben ist voller Überraschungen!

Wäre es nicht niedergeschrieben, ich hätte tatsächlich vergessen, dass es damals solche Zigarettenmarken wie ‚Reval, Rothändle, HB, Ernte 23‘. Wann und warum sind die denn verschwunden? Da ich keine Raucherin bin, ist mir das nicht aufgefallen. Aber Begriffe wie ‚fahr nicht wie das HB – Männle in die Luft‘, die heutzutage keiner mehr bsteht.

Der Roman erinnert an vieles, was damals war und hat insofern wirklich die Möglichkeit ein Kultbuch zu werden. Es ist einfach alles drin – die RAF (Gudrun Enslin), der VW – Käfer, unser Marihuana Konsum, das Ausflippen, die Musik, Woodstock, freie Liebe und sich nicht binden, anders sein wollen als die alten Spießer.

Der Lesestil ist so etwas lustig und leicht lesbar. Die Seiten flutschen einem nahezu durch die Finger. Das Titelbild hat natürlich einen hohen Wiedererkennungswert – der bunte Bulli und darüber die rückwärts laufenden Hunde...

Muss man als Kind der 70er Jahre gelesen haben, um zu wissen, wir waren damals ein geiler Haufen! Und den nachfolgenden Generationen ins Bett gelegt – wir waren damals ein geiler Haufen und Ihr könnt echt was von uns lernen!

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Evelyn

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Was ist es? Ein Lebensbuch, eine Biografie, ein Einblick in die Glamourwelt Hollywoods, ein spannender Roman über eine aufregende Frau?

Klappentext, Titel, die Leseprobe und auch das Umschlagsbild machen ...

Was ist es? Ein Lebensbuch, eine Biografie, ein Einblick in die Glamourwelt Hollywoods, ein spannender Roman über eine aufregende Frau?

Klappentext, Titel, die Leseprobe und auch das Umschlagsbild machen neugierig auf den Roman. Schon bei der Leseprobe ahnte ich, dass da etwas dahinter steckt, was vorrangig anders dargestellt wird. Evelyn ist sehr bestimmend und bestimmt. Der Roman steckt voller Überraschungen, denn so einfach ist das halt alles nicht. Evelyn hat sieben Männer verbraten. Evelyn ist die sexy Superfrau.
Im Buch werden Themen behandelt, die man sonst eher unter den Tisch kehrt.

Taylor Jenkins Reid hat einen guten und leicht lesbaren Schreibstil. Ein Stil, der die Neugierde auf die nächsten Seiten hochhält.
Und deswegen auch, weil das ‚glamour girl‘ Evelyn im Film zu Hause, der Roman läuft ab wie ein Film. „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ - die englische Originalausgabe wird von New York Times als ‚bestseller‘ bezeichnet, aber es stimmt schon, was die amerikanischen Pressestimmen dazu sagen – man durchläuft die Intrigen und Gemeinheiten des ‚biz‘, doch dazu kommt noch Loyalität, Freundschaft, Treue und Liebe. Am Liebsten mag ich den Vergleich mit Liz Taylor, die dagegen blass aussieht, was Evelyn Hugo alles durchlebte, doch Taylor war eine reale Person und Evelyn eine großartige Erfindung. Ich liebe Autor:innen, die so etwas vermögen! Mögen Sie Liz Taylor? Die Wenigsten werden ja sagen, aber kennen und bewundern tun sie viele. Mögen Sie Evelyn Hugo? Das liegt auf der gleichen Linie… Nicht jede:r Titelheld:in muss geliebt und gemocht werden, aber hinreißend und vereinnahmend können sie schon sein.

Eine deutsche Literaturkritikerin sagte immer: Lesen! Sag ich auch…

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