Profilbild von TochterAlice

TochterAlice

Lesejury Star
offline

TochterAlice ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TochterAlice über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2022

Ein Leben mit Korrekturmodus

Nie mehr zurück
0

Ein Leben mit Korrekturmodus habe ich mir schon öfter
gewünscht, wenn mal was gründlich schief gegangen ist, ob aus eigenem
oder fremden Verschulden: einfach die Zeit nochmal ablaufen lassen und
alles ...

Ein Leben mit Korrekturmodus habe ich mir schon öfter
gewünscht, wenn mal was gründlich schief gegangen ist, ob aus eigenem
oder fremden Verschulden: einfach die Zeit nochmal ablaufen lassen und
alles anders und damit besser machen.

Die fünfzehnjährige Zoe,
ein Mädchen, das nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens steht, hat
diese Möglichkeit: sie kann Ereignisse zurücklaufen und nochmal neu
geschehen lassen, allerdings nicht uneingeschränkt. Im Gegenteil: ihr
bleiben nur 23 Minuten Zeit, in denen alles anders gemacht werden kann
und diese können 10x wiederholt werden. Und außerdem kann dies nur im
unmittelbaren Anschluss an das jeweilige Ereignis geschehen - schnelles
Handeln ist also angesagt.

Im vorliegenden Buch gerät Zoe in eine
Situation, in der ihre Gabe über Leben und Tod anderer entscheiden
kann: sie ist Zeugin eines Banküberfalles, bei dem ein junger Mann
erschossen wird. Dies nun gilt es zu verhindern, doch bei den ersten
Durchläufen wird es immer noch schlimmer, noch verheerender. Zoe ist
also gezwungen, im Schnellverfahren zu reifen, zu wachsen und
Verantwortung für die größte Sache überhaupt, nämlich für das Leben
anderer zu übernehmen.

Ich muss gestehen, dass ich dieses - für
ältere Jugendliche gedachte - Buch nur mäßig interessant fand und das
lag vor allem am Erzählstil der Autorin. Die wieder und wieder
heruntergenudelten Ereignisse empfand ich trotz der prekären Situation
bald nur noch als langweilig und meine Bereitschaft, mich in die Lage
des Mädchens hineinzuversetzen, sank extrem. Aus meiner Sicht hat die
Autorin längst nicht das Optimum aus der Geschichte rausgeholt, im
Gegenteil: Stellenweise ist es unglaublich langweilig und träge. Ja, das
Mädchen durchläuft einen Reifungsprozess und man erfährt auch nach und
nach das ein oder andere aus ihrem Leben, aber all das wird unglaublich
öde und vollkommen ohne Pep dargestellt. Finde ich und rate deswegen
Krimi- und Thrillerfreunden von dieser aus meiner Sicht unspannenden und
unspektakulären Lektüre ab.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Enttäuschend

Die Eleganz des Igels
0

Ich brannte darauf, dieses Buch zu lesen & war dann ziemlich enttäuscht: vor allem die Protagonistin ist bei mir überhaupt nicht angekommen!

Ich brannte darauf, dieses Buch zu lesen & war dann ziemlich enttäuscht: vor allem die Protagonistin ist bei mir überhaupt nicht angekommen!

Veröffentlicht am 16.04.2022

Ich male mir eine neue Welt

Der Platz an der Sonne
0

so wie sie mir gerade nicht gefällt.

Christian Torkler hat es gewagt, die Verhältnisse der Welt für seinen Roman "Der Platz an der Sonne" neu aufzustellen. Dieser befindet sich nun nämlich dort, wo die ...

so wie sie mir gerade nicht gefällt.

Christian Torkler hat es gewagt, die Verhältnisse der Welt für seinen Roman "Der Platz an der Sonne" neu aufzustellen. Dieser befindet sich nun nämlich dort, wo die Sonne wirklich stets scheint, nämlich in Afrika.

Deutschland hingegen findet sich als Entwicklungland wieder, denn es hat nach dem Zweiten einen weiteren, einen Dritten Weltkrieg gegeben, in dem die Bedingungen und Gegebenheiten ganz neu aufgestellt wurden.

Leider wird nicht ganz klar, wer welche Rolle spielt, wir erfahren lediglich, dass Afrika das Ziel aller Träume ist und Deutschland - wie auch andere europäische Länder wie bspw. Russland, Polen und die Niederlande längst zu Entwicklungsländern verkommen sind, die man nicht so einfach verlassen kann.

Bewohnern, die fort wollen, bleibt also nur die Flucht. In dieser Situation findet sich auch Joshua Brenner wieder, ein noch recht junger Typ aus Berlin, der es eigentlich gar nicht so schlecht getroffen hatte - bis er sich von einem auf den anderen Tag im freien Fall wiederfand und ihm aus seiner Sicht nichts als die Flucht blieb.

Eine mühsame und langwierige Odysee mit vielen, vielen Rückschlägen!

Kennen wir das nicht von irgendwoher? Nun, es ist eigentlich die tragische Geschichte der Menschen aus Syrien, Äthiopien, Afghanistan und anderen Ländern - nur umgedreht.

Ich hätte es spannend gefunden, wenn der Autor Christian Torkler hier ein völlig neues Weltgefüge konstruiert und als Rahmen benutzt hätte. Hat er aber nicht - man erfährt bspw. nicht. wo die USA, China und Südostasien jetzt stehen, sondern nur, dass Europa - bzw. große Teile davon - ganz unten und viele Länder Afrikas ganz oben stehen. Und dieselben Restriktionen für die Einreise der Flüchtlinge auffahren, wie es seit Jahren umgekehrt der Fall ist.

Möglicherweise will der Autor dem Leser einen Spiegel vorhalten, aber meiner Ansicht nach ist der über die Situation bereits im Detail informiert, sonst hätte er kein Interesse an diesem Buch. Ein desinteressierter oder gar politisch rechts orientierter Mensch wird ganz sicher nicht zu diesem Buch greifen und so diese Botschaft gar nicht erst empfangen.

Mich hat der Roman sehr an das Buch "Gott ist nicht schüchtern" von Olga Grjasnowa erinnert, in dem es um das Schicksal syrischer Flüchtlinge geht - die Seiten wurden einfach gewechselt, was mich persönlich sehr enttäuscht hat. Von mir gibt es definitiv keine Leseempfehlung für diesen Roman, in dem aus einer guten Idee zu wenig gemacht wurde.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Sich die Welt erobern

Lubotschka
0

Das will Luba, die Abiturientin. Leicht gehabt hat sie es nicht, sie gehörte nie zu den reichen, sorglosen in ihrer Schulklasse. Mit komplizierter Mutter und einem Alkoholiker von Vater, der schon längst ...

Das will Luba, die Abiturientin. Leicht gehabt hat sie es nicht, sie gehörte nie zu den reichen, sorglosen in ihrer Schulklasse. Mit komplizierter Mutter und einem Alkoholiker von Vater, der schon längst nicht mehr bei ihnen lebt und nur sporadisch in ihrem Leben auftaucht, hat sie es nicht leicht, zudem sie mehrmals in der Woche im Schlafsaal des schuleigenen Internats übernachten musste.

Beim Abschlussball will sie strahlen, auch wenn es ihr eigentlich nicht weh tut, Abschied zu nehmen von den Mitschülerinnen, will sie es mit Prunk tun. Mit Prunk und Pomp, wie überhaupt das Materielle eine signifikante Rolle spielt in ihrem Leben - ein Wunder, dass sie nicht "Material Girl" von Madonna zu ihrer Hymne gemacht hat.

Es zieht sich schon sehr, die Darstellung von Lubas Weltbild und hat mich, die ein atmosphärisches, vielleicht auch analytisches Portrait der russischen Welt der Nullerjahre tief in deren Westen, nämlich in "Piter" wie Sankt Petersburg von seinen Bewohnern nahezu zärtlich genannt wird, erwartete.

Nichts davon ist aus meiner Sicht der Fall und so verabschiede ich mich eilig von dieser für mich ausgesprochen unbefriedigenden Lektüre, um hoffentlich größeren Lesegenüssen entgegenzusehen!