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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2022

Verknüpft viele wichtige Themen

Fischers Frau
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Die Museumskuratorin Mia Sund begutachtet einen pommerschen Fischerteppich. Dabei fallen ihr einige Besonderheiten auf und das erste Mal seit Jahren beschließt sie, eine Forschungsreise zu unternehmen, ...

Die Museumskuratorin Mia Sund begutachtet einen pommerschen Fischerteppich. Dabei fallen ihr einige Besonderheiten auf und das erste Mal seit Jahren beschließt sie, eine Forschungsreise zu unternehmen, um mehr über die Herkunft des Teppichs und seine Knüpferin herauszufinden. Dabei vermischen sich die Lebensgeschichten der beiden Frauen. Wir werden in medias res in das Geschehen geworfen und erfahren teils auch Vergangenes, ohne anfangs alles einordnen und verstehen zu können. Nach etwa einem Viertel des Buches war ich wirklich angekommen und habe ein Gefühl für die Protagonistin entwickelt. Das Schicksal der Figuren lag mir am Herzen, dennoch kommt man nie so nah an die Figuren, dass man tatsächlich mit ihnen mitleiden würde. Der Roman spielt sich in leisen Tönen ab, vieles steht zwischen den Zeilen, von Wortspielereien über Assoziationen bis hin zu Allegorien ist hier alles vorhanden. Die Handlung ist komplex, viele Ortsnamen und Begrifflichkeiten aus dem Bereich der Teppichknüpferei werden verwendet. Beispielsweise finden wir auch einige wortfindige Anspielungen zur profitorientierten Seite des Wissenschaftsbetriebes. Das Ende ist rund, vielleicht ein wenig zu rund? Ein sprachliches Schmuckstück, das viel über das Leben, Lebensentwürfe und Entscheidungen sinniert, dabei aber nicht den Blick auf die Realität verliert und auch traurige Kapitel unserer Geschichte thematisiert. Wer einen komplexen, sprachlich fein austarierten Roman über ein altes Kunsthandwerk lesen möchte, der ist hier absolut richtig.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Dramaturgisch herausragend

Die Wahrheit und andere Erinnerungen
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Jeder Mensch hat ein Ereignis anders in Erinnerung. Dies ist das große Kernthema des Romans. Zwei Schwestern, ein Autounfall, der das Leben und insbesondere das Verhältnis zu deren Eltern verändert. Die ...

Jeder Mensch hat ein Ereignis anders in Erinnerung. Dies ist das große Kernthema des Romans. Zwei Schwestern, ein Autounfall, der das Leben und insbesondere das Verhältnis zu deren Eltern verändert. Die Familienbeziehungen in diesem Roman sind schwierig, mehr noch psychisch zermürbend. Keiner hört dem anderen wirklich zu, jeder hat zu den Dingen eine eigene Meinung und weicht keinesfalls davon ab. Die Kommunikation ist nicht nur dissonant, sondern geradezu unverschämt bis gezielt verletzend. Dadurch kommt es zu Missverständnissen, Streitigkeiten, Zerwürfnissen, immer mit einem bitterbösen bis zynischen Unterton der Beteiligten. Der Roman hat eine sehr durchdachte und intelligente Struktur, die dramaturgisch gesehen herausragend ist. Nach und nach erfahren wir die zum Teil selben Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven, so vieles rückt dabei an Ort und Stelle. Die wichtigen und unwichtigen Dinge im Leben werden beleuchtet. Sprachlich ist das Buch auch sehr gelungen. Allerdings begegnen wir in diesem Buch durchweg unsympathischen Figuren, für die ich erst im letzten Drittel des Buches annähernd Verständnis aufbringen kann. Dies liegt auch daran, dass einige Figuren eine wirklich schwere Last zu tragen haben. Die beiden Schwestern sind zu Beginn des Buches sehr ähnlich und ich hatte Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten. Dies legt sich im Laufe des Buches. Zudem war mir bis zum Schluss unklar, was das Cover mit dem Inhalt des Buches zu tun hat.. Ist es eine Allegorie? Insgesamt eine Autorin, die man im Auge behalten sollte.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Was man alles verlieren kann und wie man es wiederfindet

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Der Roman hat mir genau das gegeben, was ich von ihm erwartet habe. Eine Lebens- und Liebesgeschichte der Protagonistin Dot, die über viele Umwege schließlich im Londoner Fundbüro landet und sich dort ...

Der Roman hat mir genau das gegeben, was ich von ihm erwartet habe. Eine Lebens- und Liebesgeschichte der Protagonistin Dot, die über viele Umwege schließlich im Londoner Fundbüro landet und sich dort mit viel Engagement und Liebe ihrer Arbeit hingibt. Daneben gibt es Dots demenzkranke Mutter, die schwierige Beziehung zu ihrer Schwester, ihr soziales Leben allgemein sowie natürlich auch die Liebe. Der Schreibstil der Autorin ist immer schön, manchmal sehr poetisch, ab und an überschlagen sich die Ergeignisse, dann wirkt es etwas hektisch, was aber irgendwie auch zu unserer sonst eher ruhigen Protagonistin passt. Dot muss man ins Herz schließen. Sie hat ihre Eigenheiten und ihre Erfahrungen, die sie zu dem Menschen machen, der sie ist. Vieles davon kann man im Laufe des Romans verstehen und nachvollziehen, gegen Ende klärt sich alles auf. Der Roman wirkt dadurch sehr rund, aber ohne zu geplant zu wirken. Mein einziger Kritikpunkt ist ein Geschehen, in dem Dot psychisch etwas angeschlagen ist und sich einen Ausweg sucht, um mit der Situation klarzukommen (wer es schon gelesen hat: den Teil im Keller mit Absinth). Hier wirkt die Szenerie unglaubwürdig, die Handlungen scheinen nicht zur Protagonistin zu passen. Ansonsten ein herzergreifender Roman, der die wichtigen Dinge im Leben anspricht und auch für unsere Protagonstin Dot einen Weg zeichnet, den sie trotz der familiären Tragödien gehen kann. Der Roman hat - auch durch die Vergangenheit von Dot - etwas Französisches an sich, das mich an einige eher stille französische Romane erinnert hat - obwohl es von der englischsprachigen Autorin Helen Frances Paris geschrieben wurde.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Authentische Liebesgeschichte mit Tiefgang

Mainstyle
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Wir begleiten Hanna nach einer Trennung bei den ersten Schritten zu einem eigenen glücklichen und selbstbestimmten Leben. Dabei muss sie unter anderem den Verlust verarbeiten und zu sich selbst finden. ...

Wir begleiten Hanna nach einer Trennung bei den ersten Schritten zu einem eigenen glücklichen und selbstbestimmten Leben. Dabei muss sie unter anderem den Verlust verarbeiten und zu sich selbst finden. Auch ihr Übergewicht soll nun endlich weg. Ein neues Projekt bei der Arbeit fällt an und steht somit ganz im Sinne ihres Neustarts. Dabei lernt sie Ben kennen, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Doch kann er der richtige Mann in ihrem Leben sein? Das Buch hat einen flüssigen Schreibstil, der authentisch und lebensecht die Gefühle und Erlebnisse aus dem Alltag einer ganz normalen Frau Mitte 30 erzählt. Dabei steht sie wie so viele andere Frauen vor denselben Herausforderungen. Die Figuren rund um Hanna bleiben etwas blass, während die Dialoge und Interaktionen sehr gut gelungen sind. Man kann sich genau in Hannas Situation versetzen und doch weiß man nicht, wie sie jeweils handeln wird. Der Roman bleibt herrlich normal und entwickelt dennoch einen Sog beim Lesen, denn man möchte unbedingt wissen, wie es mit der Protagonistin weitergeht. Einige wenige Formulierungen waren recht unglaubwürdig und überzogen, doch diesen Stilbruch finden wir nur in einem kurzen Teil des Buches. Ansonsten bleibt der Roman mit seinen gut 200 Seiten inhaltlich sehr rund. Das Cover ist ansprechend und das Format handlich. Allerdings sind 15,00€ für ein einfaches dünnes Taschenbuch in meinen Augen sehr teuer. Ein Buch für alle Frauen, die auch einen Anstoß in ihrem Leben brauchen, um wieder mehr zu sich selbst zu finden.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Sehnsuchtsort

Sehnsucht nach Rose Cottage (Herzklopfen in Schottland)
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18 Jahre nach ihrem letzten Besuch erhält Ellie einen Brief aus Schottland, da das Rose Cottage ihrer Großtante Rose in Schwierigkeiten steckt. Ellie wohnt in Berlin und hat relativ frisch eine Trennung ...

18 Jahre nach ihrem letzten Besuch erhält Ellie einen Brief aus Schottland, da das Rose Cottage ihrer Großtante Rose in Schwierigkeiten steckt. Ellie wohnt in Berlin und hat relativ frisch eine Trennung hinter sich, weshalb sie versucht, sich nun neu zu orientieren. Also beschließt sie in das Bed & Breakfast ihrer Kindheit zurückzukehren und dort mit anzupacken.
Rose ist sehr eigenbrötlerisch und daher gestaltet sich die Beziehung der beiden anfangs schwierig.
Doch nach und nach lernt sie als erwachsene Ellie ihre Tante noch einmal neu kennen und auch die anderen Dorfbewohner, insbesondere Graham spielen wieder eine zentrale Rolle für sie. Graham, der für sie so viel bedeutet und den sie nie vergessen konnte.
Wir erfahren abwechselnd aus der Sicht der jungen Ellie sowie der nunmehr erwachsenen Frau vom Leben auf Rose Cottage, auf dem sie ihre Urlaube verbrachte, sowie den Grund für ihren Kontaktabbruch. Der Aufbau des Cottages steht für Ellie an erster Stelle, doch auch ihr eigenes Leben will sie wieder in den Griff kriegen, zu lange schon tanzt sie nach der Pfeife von anderen Leuten. Doch wer ist sie eigentlich und wo gehört sie hin?
Eine Prise Liebe, eine Prise Mut, Hoffnung, Hingabe, Familie, Freundschaft.. von allem steckt hier ein bisschen in diesem locker-leichten Wohlfühlroman. Bis zur Hälfte fehlte mir ein klitzekleines bisschen Spannung, dafür ist der zweite Teil umso brisanter und ergreifender. Man möchte selbst zu diesem kleinen Örtchen an die Küste in Fallbury reisen und wie Ellie seinen Sehnsuchtsort besuchen.

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