Profilbild von LaCalaveraCatrina

LaCalaveraCatrina

Lesejury Star
offline

LaCalaveraCatrina ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LaCalaveraCatrina über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2022

Zynische Zeitreise einer New Yorker Unikats

New York und der Rest der Welt
0

Bei „New York und der Rest der Welt“ handelt es sich um eine ausgewählte Textsammlung von der mittlerweile 71-jährigen Fran Lebowitz, die überwiegend in den 70er Jahren entstanden sind. In dieser Zeit ...

Bei „New York und der Rest der Welt“ handelt es sich um eine ausgewählte Textsammlung von der mittlerweile 71-jährigen Fran Lebowitz, die überwiegend in den 70er Jahren entstanden sind. In dieser Zeit begann die Kreativität in New York zu florieren. In den 70er Jahren ging New York aber auch durch sehr turbulente Zeiten, vor allem wegen der Finanzkrise und des Wirtschaftsabschwungs. „New York City soll sich zum Teufel scheren!“, sagte Präsident Ford damals. Aber die Mieten waren günstig für Künstlerinnen, wie Fran Lebowitz, die in ihren Essays eine Vielzahl wahlloser Themen ihrer Karriere als Schriftstellerin verarbeitet, wie das New Yorker Großstadtleben, Kunst, Kommunismus, Mütter, Diäten, die katholische Kirche - ironisch, zynisch und mit wortgewandeter Arroganz. Sie sieht die Dinge auf eine neue Weise, erweitert den Horizont, macht auf die dunklen Ecken aufmerksam, die man bisher ignorieren konnte und macht dabei vor nichts halt. Es wirkt so voller Leichtigkeit und Biss, wenn man ihre Texte liest. Jedes Wort scheint zu sitzen, und was dazwischen steht auch. Man erhält Einblicke in ihr Leben, ihre Erinnerungen, ausgemalte Visionen und zahlreiche Listen. Was Fran Lebowitz beschließt, ist auch so. Ihr New York. Ihre Meinung über den Rest der Welt.

Fazit: Empfehlenswert für kleine, unterhaltsame Lesehappen, die man mit charmantem Zynismus füllen möchte. Für längere Lesestunden möglicherweise schwere Kost, aber ein einzigartiges Unikat, das vielleicht nicht immer zündet, manchmal ermüdet, aber meistens Schmunzeln lässt.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Was ist Traum und was ist echt?

Auf der Zunge
0

Es ist ein Apriltag in New York, an dem eine Bibliothekarin ziellos durch die Stadt streift. Sie begegnet zahlreichen Männer, die sich durch ihre Berufung auszeichnen, wie ein Soldat, der seine Erfahrungen ...

Es ist ein Apriltag in New York, an dem eine Bibliothekarin ziellos durch die Stadt streift. Sie begegnet zahlreichen Männer, die sich durch ihre Berufung auszeichnen, wie ein Soldat, der seine Erfahrungen teilt und dem Zufall große Bedeutung beimisst, ein Polizist, der seine Bedenken äußert oder ein Dichter, der ihre Leidenschaft teilt. All diese meist männlichen Bekanntschaften hinterlassen Spuren, Erinnerungsstücke, Versprechen und zurück bleibt eine nachdenkliche Frau, die weiterzieht. Es sind Begegnungen wie aus einem Traum, Männer, die ihr Beachtung schenken, einfühlsam sind und auf sie eingehen - ihren Sehnsüchten und dem Wunsch nach körperlicher Intimität entspringen.
Was sie beobachtet weckt Erinnerungen, wie an ihre Urgroßmutter Annie oder „wie sie zum ersten Mal leise gelesen hat und in dem Moment ihren Verstand als Teil ihres Körpers Begriff“. Was sie fast alle gemeinsam haben, ist eine ungewöhnliche Vertrautheit, ein Mitteilungsbedürfnis und eine geheimnisvoll poetische Ausdrucksweise.

Die Autorin Jennifer Clement beobachtet genau die Umgebung und lässt ihre namenlose Protagonistin mit allen Sinnen ihre Umwelt wahrnehmen. Sie schaut an den Häusern empor, hört leises Heulen in der Ferne, spürt die kühle Brise auf der Haut, die durch die Straßen weht, riecht den Geruch von Papier, Leinen und Tinte, und schmeckt verbrannten Zucker und verbrannte Liebesäpfel. Diese Form der Achtsamkeit überträgt sich beim Lesen und hat einen entspannenden Effekt. Jennifer Clement verliert sich dabei nicht in Gefühlen und inneren Gesprächen, ganz gegenwärtig lässt sie die Frau zu Beginn durch die Stadt ziehen, bis die Grenzen immer mehr verschwimmen. Die Dialoge sind kurz, poetisch, vertraut und voller Andeutungen.

Ein Buch, wie ein lang andauernder Tagtraum. Man fragt sich, „was ist Traum und was ist echt?“ Sind es reale Inspirationen, erweckte Geschichten oder Geister aus der Vergangenheit? Es versteckt sich viel Weisheit in den Zeilen, Erkenntnisse, Andeutungen und Poesie. Es geht um die Regeln des Lebens, starke Gefühle, wie Reue und Sehnsucht, die Liebe zu Büchern, die innere Welt und die äußere. Und es geht um eine einsame Frau, die sich als Lügnerin beschimpft, aus der Schuldgefühle und Selbstzweifel sprechen, die sich in ihrem Leben gefangen fühlt und eine Möglichkeit sucht, zu entkommen. Ein ungewöhnliches Werk, das sich in ein paar entspannten Stunden lesen lässt. Aber man sollte Muße dafür haben und eine Schwäche für geruhsame Poesie und kleinen Fantastereien.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2022

Kurzweiliger Coming-of-Age-Roman

Schallplattensommer
0

Ein kurzweilig unterhaltsamer Sommerroman, um ein 16-jähriges Mädchen und zwei zugezogene Cousins, die sich einen Sommer lang kennenlernen - Gefühlschaos und dunkle Geheimnisse inklusive.

Ich wollte ...

Ein kurzweilig unterhaltsamer Sommerroman, um ein 16-jähriges Mädchen und zwei zugezogene Cousins, die sich einen Sommer lang kennenlernen - Gefühlschaos und dunkle Geheimnisse inklusive.

Ich wollte unbedingt mal ein Roman von Alina Bronsky lesen, weil ich soviel Gutes von ihren Büchern gehört habe. Ich kann also keine Vergleiche zu früheren Werken ziehen. Es ist eine untypische Coming-of-Age-Geschichte, die sommerliche Nostalgie freisetzt, bei der man sich ins atmosphärische Dorfgeschehen katapultiert fühlt. Der unbeschwerte Schreibstil macht es einem leicht, durch die 190 Seiten zu gleiten. Anfangs sprunghaft, gespickt mit Andeutungen, stets auf der Spur nach den Geheimnissen. Die Protagonisten wirken innerlich zerrissen, ihr Verhalten ist rätselhaft und unergründlich, mitunter auch ein bisschen anstrengend und überzeichnet. Die 16-jährige Hauptfigur Maserati ist tough, dickköpfig und verletzt. Sie ist klug genug, sich vor weiterem Übel zu schützen, aber es erfordert Mut, doch Risiken einzugehen. So hat jeder seine Geheimnisse und zeigt nur, was andere sehen dürfen. Es geht um das Freilegen weiblicher Generationskonflikte, das Überwinden von Angst und es fehlt dem Roman nur an Bestand, wenn man versäumt, zwischen den Zeilen zu lesen. Das Ende hat mir gefallen, weil es ungezwungen und subversiv war. Insgesamt hätte ich mir nur ein bisschen mehr der versprochenen Spannung und gefühlvollen Tiefe gewünscht. Manchmal fiel es mir schwer, eine intensivere Verbindung zu den Figuren aufzubauen, obwohl ich Maseratis außergewöhnliche Art sofort mochte. Insgesamt hat mich der geheimnisvolle Sommerroman „Schallplattensommer“ aber gut unterhalten.

Fazit: Ein angenehm zu lesender Schreibstil und eine zunächst unscheinbar wirkende Geschichte, mit interessantem Verlauf, verspricht, trotz kleiner Schwächen, ein kurzweiliges Sommerfeeling.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Noch mehr Widerstand mit bösartigen Ideen

Die schreckliche Adele 02
0

Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie ...

Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie mit Vorliebe schockiert. Adele bestimmt gern, wo es lang geht und sieht die Welt manchmal ziemlich düster. Der geisterhafte Magnus ist Adele’s einziger Freund, was wahrscheinlich daran liegt, dass er nur in ihrer Vorstellung existiert. Adele hat einfach viel Fantasie und einen schier unerschöpflichen Vorrat an Gemeinheiten parat. Vor allem, wenn es darum geht, Ajax loszuwerden, weil er kein menschenfressendes Löwenbaby ist, sondern ein süßes Kätzchen. Dann ist da noch die Oma, von der Adele glaubt, sie sei eine Hexe und natürlich ihre Eltern, die eine Engelsgeduld beweisen und an denen sich auch die schreckliche Adele machmal die Zähne ausbeißt.

„Die schreckliche Adele - Das kann nicht gut gehen“ enthält auf 94 Seiten 70 Shortstory-Comics in Farbe, die in wenigen Bildchen, die Botschaft auf den Punkt bringen. Adele begeistert uns, weil sie schrecklich einzigartig ist und mit ihrer unkonventionellen Art fasziniert. Sie sagt furchtlos und unverblümt, was sie denkt, widersetzt sich den Regeln der Erwachsenen und lebt ihre düsteren Gedanken aus. Überspitzt und lustig in Szene gesetzt, feiern die Comics ihre Freiheiten und bieten eine heitere und kurzweilige Abwechslung.

Sie bringt ihren Vater in Verlegenheit, bricht Gabriel regelmäßig das Herz, hält den Erwachsenen einen Spiegel vor, lebt ein bisschen in ihrer eigenen Welt und plant eine verbrecherische Karriere als Diktator. Und doch kommen immer mittlerweile liebenswerte Züge durch, wenn sie um herabfallende Blätter weint
oder sich ausnahmsweise doch an Ratschläge der Erwachsenen hält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2022

Außergewöhnlicher Comic mit bösartigem Humor

Die schreckliche Adele 01
0

Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie ...

Adele mag niemanden. Nicht ihre Mitschüler, nicht ihre Katze Ajax, nicht ihren Verehrer Gabriel, dessen zarte Liebe sie eiskalt ausnutzt, und schon gar nicht die Modesoldatinnen aus ihrer Klasse, die sie mit Vorliebe schockiert. Adele bestimmt gern, wo es lang geht und sieht die Welt manchmal ziemlich düster. Der geisterhafte Magnus ist Adele’s einziger Freund, was wahrscheinlich daran liegt, dass er nur in ihrer Vorstellung existiert. Adele hat einfach viel Fantasie und einen schier unerschöpflichen Vorrat an Gemeinheiten parat. Vor allem, wenn es darum geht, Ajax loszuwerden, weil er kein menschenfressendes Löwenbaby ist, sondern ein süßes Kätzchen. Dann ist da noch die Oma, von der Adele glaubt, sie sei eine Hexe und natürlich ihre Eltern, die eine Engelsgeduld beweisen und an denen sich auch die schreckliche Adele machmal die Zähne ausbeißt.

„Die schreckliche Adele - Das kann nicht gut gehen“ enthält auf 93 Seiten 70 Comic-Shortstorys in Farbe, die in wenigen Bildchen, die Botschaft auf den Punkt bringen. Die Illustrationen sind ebenso speziell wie die Hauptfigur. Adele begeistert uns, weil sie schrecklich einzigartig ist und mit ihrer rebellischen Art fasziniert. Sie sagt furchtlos und unverblümt, was sie denkt, widersetzt sich den Regeln der Erwachsenen und lebt ihre düsteren Gedanken aus. Der Witz liegt darin, dass sie immer das Gegenteil von dem tut, was man erwarten würde. Überdreht und lustig in Szene gesetzt, feiern die vielen Kurzgeschichten ihre Freiheiten und bieten eine heitere und kurzweilige Abwechslung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere