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Veröffentlicht am 29.04.2022

Erfrischender Stil, hilfreiches Wissen und viele Übungen

Anleitung für dein Leben
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Der Ratgeber ist sehr informativ, durchdacht aufgebaut, leicht verständlich und man fühlt sich gut aufgehoben. Einfühlsam berichtet Dr. Sophie Mort in drei Teilen, wie man sich selbst, aus dem Blickwinkel ...

Der Ratgeber ist sehr informativ, durchdacht aufgebaut, leicht verständlich und man fühlt sich gut aufgehoben. Einfühlsam berichtet Dr. Sophie Mort in drei Teilen, wie man sich selbst, aus dem Blickwinkel der Vergangenheit betrachtet, besser versteht und daraus Schlüsse für das Hier und Jetzt ziehen kann. Die Auswirkungen können unser Innenleben und Verhalten beeinflussen. Neben den nötigen Informationen schlägt Dr. Sophie Mort immer wieder Übungen vor und vermittelt das richtige Handwerkzeug, um etwas zu verändern und Techniken zu lernen, die das Stresssystem wieder runterfahren. Immer wieder erinnert sie umsorgend an Lesepausen und regt zur Selbstführsorge an. Das fand ich sehr hilfreich, denn manche Abschnitte können eine ziemliche Herausforderung sein. Positiv hervorheben möchte ich auch die Triggerwarnungen zu Beginn der Kapitel, die sparsame Verwendung von psychologischer Fachbegriffen und die Umsichtigkeit der Autorin, die einräumt, dass jeder ein Individuum ist und sich nicht alles in psychologische Muster pressen lässt. „Es kann nicht alles durch die Kindheit erklärt werden (…). Manchmal werden wir tatsächlich die Perfektionistin, der Clown oder “die Unnahbare“ oder irgendwas anderes, um zu überleben. Manchmal … sind wir halt so. Es gibt nicht unbedingt immer eine verborgene Metapher oder eine geheime Verbindung zur Vergangenheit.“ Außerdem beleuchtet sie oft mehrere Blickwinkel und geht beispielsweise auf Opfer von Rassismus oder Gewalt ein, vermittelt aber auch Bezugspersonen, wie sie angemessen darauf reagieren können. Somit sind auch Kapitel interessant, die einen aktuell nicht betreffen. Dr. Sophie Mort berichtet kompetent über viele Jahre Forschungsarbeit und schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz, durch die Arbeit mit Klienten und ihrem Wunsch, psychologische Erkenntnisse vielen Menschen zugänglich zu machen. Sie empfiehlt auch ggf. eine Psychotherapie, gibt Hintergrundinformationen, wie eine Therapie abläuft und betont, dass das Buch als Hilfestellung keine Therapie ersetzt. Ich fand es besonders bemerkenswert, dass sich Dr. Sophie Mort auch kritisch gegenüber Ratgeberliteratur geäußert hat und empfand das gesamte Buch daher als sehr authentisch. Das Buch am Stück und in krisenhaften Zeiten zu lesen, kann ich nicht empfehlen. Es braucht Zeit und Kraft sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzten. Ich fand so einige Denkanstöße und neue Erkenntnisse hilfreich, besonders die Übungen im dritten Teil haben mir schon geholfen. Allerdings ist der Ratgeber aufgrund der umfangreichen Themen und dem Bestreben, möglichst viele Menschen anzusprechen, insgesamt oberflächlich und bietet vor allem einen informativen Überblick, der trotzdem nicht alles aufgreifen kann, sonst wäre das Buch noch dicker.

Fazit: Vermittelt klar, einfühlsam und leicht zugänglich Wissen, um das eigene Handeln besser zu verstehen und bietet viele Übungen, die helfen, wenn einen die Gefühle überwältigen. Ein tröstliches Nachschlagewerk, das man jederzeit zur Hand nehmen kann. Jeder kann von diesem modernen Ratgeber profitieren und persönliche Gründe für momentane Probleme auswendig machen und angehen. Besonders hilfreich, wenn man nach ersten Ansätzen sucht oder auf einen Therapieplatz wartet.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Von den antiken Ursprüngen bis heute

Papyrus
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Das Buch „Papyrus“ konnte mich mit seinem schlichten und edlem Aussehen ebenso begeistern, wie die über siebenhundert Seiten Inhalt. Die spanische Autorin Irene Vallejo schildert die Reise der Bücher durch ...

Das Buch „Papyrus“ konnte mich mit seinem schlichten und edlem Aussehen ebenso begeistern, wie die über siebenhundert Seiten Inhalt. Die spanische Autorin Irene Vallejo schildert die Reise der Bücher durch die Menschheitsgeschichte, wie alles seinen Anfang nahm und was Bücher so unentbehrlich macht, weshalb sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, wie befürchtet, durch technische Fortschritte überflüssig sein werden. Die Reise beginnt in Griechenland, erste schriftliche Aufzeichnungen, die immer andere Mittel und Wege finden, sich zu präsentieren: über Papyrusrollen bis zum eBook-Reader. Irene Vallejo schreibt von spannenden Begebenheiten, bezieht sich auch auf andere kulturelle Werke, die Geschichten präsentieren, und Orte besonderer Bedeutung, wie die berühmte Bibliothek von Alexandria oder der Palast der Papyri in Herculaneum.

Man merkt Irene Vallejo die große Leidenschaft und Faszination für Bücher und das Lesen (und Vorlesen) an, die sie nahtlos an ihre Leserschaft weitergibt. Es ist eine Freude ihren persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen, Anregungen zum Weiterdenken, klugen Schlussfolgerungen, informativen Recherchen und Anekdoten zu folgen. Der Schreibstil ist wunderbar lebendig, abwechslungsreich, durchaus humorvoll und, trotz Komplexität, verständlich. Ich habe so einige schöne Zitate notiert, konnte viel mitnehmen, was ich noch nicht wusste und hatte eine herrlich entspannte Lesereise, während ich darüber lesen konnte, wie schön das Lesen ist.

Fazit: Ein Schatz für alle, die Bücher lieben. Große Empfehlung! Ganz besonders, wenn die Antike als Themenfeld die Neugier weckt.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Trau nie einem Iremonger - originelle Geschichte mit wunderlichen Protagonisten

Die dunklen Geheimnisse von Heap House
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"Das dunkle Geheimnis von Heap House" ist der Auftakt der Iremonger Trilogie, einer schrullig, skurrilen Reihe, mit befremdlichen Protagonisten, Geheimnissen und ironischem Humor.

Mitten in einer riesigen, ...

"Das dunkle Geheimnis von Heap House" ist der Auftakt der Iremonger Trilogie, einer schrullig, skurrilen Reihe, mit befremdlichen Protagonisten, Geheimnissen und ironischem Humor.

Mitten in einer riesigen, stinkenden Müllhalde steht das herrschaftliche Anwesen der Iremonger Familie und seinem Patriarch Umritt Iremonger. Dort leben mehrere Generationen unter strengen Hausregeln zusammen: Oben, die reichen Familienmitglieder, abgegrenzt in männliche und weibliche Sippschaft. Unten leben die Iremonger-Bediensteten, bei denen es sich um entfernte Verwandte handelt, die für den reibungslosen Ablauf verantwortlich sind, denn mit den Etagen steigt die Gesellschaftsschicht. Sie putzen, kochen, organisieren und blieben dabei möglichst unsichtbar. Die Oberen sind merkwürdige, kalte Leute, die das Haus nicht verlassen, in dem nur Kerzen und Lampen Licht verbreiten, die sich untereinander fortpflanzen - Vetter und Cousine sind sich früh versprochen - und denen ein Geburtsobjekt zugeteilt wird, das sie überall hin mitnehmen. Es handelt sich um alltägliche aber bedeutsame Gegenstände, die ihrer Besitzer ein Leben lang begleiten und mit denen sie sich verbunden fühlen. Der fünfzehneinhalbjährige Clod Iremonger hat die besondere Fähigkeit diese Objekte sprechen zu hören. Sie sagen ihm ihren Namen. Nur Doktor Aliver Iremonger scheint etwas Fürsorge für Clod aufzubringen, vom Rest der Familie wird der kränklich blasse Waise mit dem Stöpsel (sein Geburtsobjekt) ausgegrenzt, von seinem Cousin Moorcus Iremonger sogar tyrannisiert. Tummis Iremonger, der die Gesellschaft von Tieren vorzieht, ist sein einziger Freund und weiteres Opfer von Moorcus, bis Clod dem Waisenmädchen Lucy Pennant begegnet - eine Iremonger aus London mit Sommersprossen und dichtem rotem Haar. Sie treffen sich heimlich und brechen damit alle Regeln, denn Kontakt zu den Dienstboten ist streng untersagt. Namen sind kostbar; Obere haben sie, Objekte haben sie, aber die Bediensteten scheinen in ihrer Identität immer mehr zu verblassen. Das sind aber nicht die einzigen Seltsamkeiten: Gegenstände sind plötzlich nicht mehr aufzufinden oder verselbstständigen sich, und es treten einige Geheimnisse zu tage, die nichts Gutes ahnen lassen.

Ich hatte am Anfang ein bisschen Schwierigkeiten reinzukommen: viele Namen, skurrile Informationen und die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts, die auch sprachlich angedeutet wird. Dann wird es aber immer spannender, die Figuren werden interessanter. Ich wollte wissen, wie es weitergeht und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es wird auch beschrieben, wie Lucy Pennant den Weg nach Heap House findet und Clod kennenlernt - eine sehr amüsante Szene. Kapitelweise wechselt die Ich-Perspektive zwischen Clod und Lucy, nur unterbrochen durch kurze Einheiten anderer Familienmitglieder, die für Abwechslung und neue Blickwinkel sorgen. Die Porträts der Kapitelanfänge zeigen die wichtigsten Personen. Die illustrierten Querschnitte des Heap Houses im vorderen und hinteren Buchdeckel geben einen tollen Überblick über das Gebäude und seine Etagen.

Ich habe richtig Lust auf die Fortsetzung bekommen und kann euch "Das dunkle Geheimnis von Heap House“ empfehlen, wenn euch dunkle Geheimnisse, wunderliche Ideen, befremdliche Charaktere, ein gruseliges Anwesen inmitten einer Müllheide und schrullig-nüchterner Humor nun neugierig gemacht haben.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Unkonventioneller Krimi mit karibischem Hauch

Die Knochenleser
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„Manchmal weiß eine Pessohn was, und weiß nich, woher.“ (Zitat von Miss Stanislaus)

"Der Knochenleser" erzählt die Geschichte von Michael Digsons genannt Digger in der Ich-Perspektive, wie er gezwungenermaßen ...

„Manchmal weiß eine Pessohn was, und weiß nich, woher.“ (Zitat von Miss Stanislaus)

"Der Knochenleser" erzählt die Geschichte von Michael Digsons genannt Digger in der Ich-Perspektive, wie er gezwungenermaßen zur Polizei kam, um sich von sich selbst abzulenken, sich weiterentwickelte und sein Talent für das Lesen von Knochen entdeckte. Auch persönliche Gründe haben ihn dazu bewogen, bei der Polizei zu arbeiten: er will das Verschwinden seiner Mutter aufklären. Digger verfügt über eine gute Beobachtungsgabe, sowohl was Menschen und ihre Körpersprache betrifft, als auch darüber, was menschliche Überreste für Informationen enthalten. Digger gehört zu einem schnellen Eingreifteam, „junges Gemüse von der Straße“ - zusammengestellt von Detective Superintendent Chilman, der mit weiser Voraussicht eine Gruppe organisierte, die „zackig denken und zackig handeln“ kann. „Keine alten Säcke, die noch vor Dienstschluss nach Hause zu ihrer Frau und Kingsize-Mahlzeit trotten.“ Mit dieser Sicherheit im Rücken geht DS Chilman in den Ruhestand, drängt aber die Gruppe darauf, seinen letzten ungelösten Fall abzuschließen. Hier kommt Miss Stanislaus ins Spiel. Ein Geniestreich von DS Chilman, dessen Tochter über mentalistische Fähigkeiten verfügt und eine unverwechselbare Art hat, die Eindruck hinterlässt. Digger und Miss Stanislaus harmonieren gut zusammen als Ermittlergespann. Insgesamt haben mich die Charaktere des Buches faszinieren können, weil sie unvorhersehbar und interessant gestaltet sind. Sie sind nicht unfehlbar, haben aber gute Instinkte und besitzen nette Eigenheiten: die schnoddrige Sprache von Chilman, oder Miss Stanislaus vergnügtes „Nah, dankefehr.“ Der Schreibstil passt hervorragend und erzählt in bildhafter Sprache nicht nur über Digger und seine hartnäckigen Ermittlungen, sondern auch von der hässlichen Seite der Karibikinsel Camaho, die gezeichnet ist von Misshandlungen gegen Frauen. Ein

Fazit: Ein unkonventioneller Krimi mit karibischem Hauch, authentisch originellen Charakteren und dunklen Geheimnissen - ein kriminalistisches Lesevergnügen, das auf eine ebenso gelungene Fortsetzung hoffen lässt.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Grandioses Wiedersehen mit Pax und Peter

Mein Freund Pax – Die Heimkehr
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Die Fortsetzung „Mein Freund Pax - Die Heimkehr“ konnte mich sehr begeistern. Die damals herzerwärmende Geschichte über eine Freundschaft in Zeiten des Krieges hat mich nie losgelassen und gehört zu meinen ...

Die Fortsetzung „Mein Freund Pax - Die Heimkehr“ konnte mich sehr begeistern. Die damals herzerwärmende Geschichte über eine Freundschaft in Zeiten des Krieges hat mich nie losgelassen und gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Ich freue mich sehr, dass Sara Pennypacker eine Fortsetzung geschrieben hat, die man unbedingt lesen sollte - das Warten hat sich gelohnt.
Die Illustrationen sind wieder von Jon Kiassen. Ich mag seinen Stil sehr und finde, dass man das wunderschöne Cover als Poster aufhängen könnte.

Die Fortsetzung setzt ein paar Monate nach dem Ende des ersten Bandes an. Peter und Pax haben sich mit ihrem Schicksal arrangiert. Während Peter seine Trauer verarbeitet und bei Vola heimisch wird, hat Pax eine Familie gegründet und lebt als wilder Fuchs. Das Ende des Krieges bringt Veränderung mit sich, der beide auf neue Wege führt.

Sara Pennypacker schafft es auf einzigartige Weise, schwere Kost so berührend und hoffnungsvoll zu erzählen, dass sich Groß und Klein gleichermaßen angesprochen fühlen. Pax wirkt echt, nicht vermenschlicht und steht für ein realistisches Tierbild. Düsternis, Verluste, Tod - das alles spielte schon im Vorgänger eine Rolle und hielt manche sensible Menschen davon ab, das erste Buch überhaupt zu lesen. Ich kann aber nur empfehlen, diesen Leseschritt zu wagen. Bücher sind geduldig. Peter und Pax sind einfach wundervolle Charaktere, die jeder kennenlernen sollte. Gerade weil sie einem ans Herz gewachsen sind, ist die Fortsetzung herrlich emotional und grandios mitreißend. Neue Charaktere werden euer Herz erobern, ihr werdet sanft und tiefgreifend durch die Geschichte getragen, immer das Gefühl haben, es ist authentisch und dieses Buch sicher nie vergessen. Das Ende ist überwältigend schön und rührend. Ich bin begeistert!

Fazit: Ein absolutes Meisterwerk über Freundschaft, Verlust und Liebe, dem ich eine große Leserschaft wünsche.

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