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Veröffentlicht am 27.04.2022

Eine sehr interessante Idee, deren Umsetzung jedoch wenig reizvoll und etwas zäh daherkommt...

Hiding Hurricanes
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Handlung: Nachdem mich Band 2 der "Fletcher University Reihe" von Tami Fischer weit mehr überzeugen konnte als Band 1, hatte ich große Hoffnungen in Band 3 gesetzt. Leider konnte mich die Geschichte um ...

Handlung: Nachdem mich Band 2 der "Fletcher University Reihe" von Tami Fischer weit mehr überzeugen konnte als Band 1, hatte ich große Hoffnungen in Band 3 gesetzt. Leider konnte mich die Geschichte um Lenny und Creed nur mäßig packen, da "Hiding Hurricanes" deutlich weniger spannend, mitreißend und atmosphärisch ist, als die Grundidee versprach. Denn der Gedanke, den "Friends to lovers"-Trope mit einer Zwei-Identitäts-Geschichte rund um das Thema Tanzen und Stripclub zu mischen, hätte wahnsinnig interessant sein können. Statt wie in Band 2 eine irrsinnige Chemie und Spannung zwischen den Figuren aufzubauen, beschert uns die Handlung jedoch nur jede Menge emotionales Hin und Her, welches etwa 200 Seiten lang trägt, bevor man fast ein wenig genervt davon ist. Gerade im Mittelteil gibt es viele Wiederholungen von ähnlichen Szenen und dadurch, dass die Konflikte sich auf genau das beschränkt, was schon nach dem Lesen den Klapptextes absehbar war, schleppt sich die Geschichte ein wenig träge dahin.

Figuren:
Auch die beiden Hauptfiguren konnten meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllen. Lenny war mir zwar grundsätzlich sympathisch und auch ihr Konflikt rund um ihre beiden Identitäten wurde glaubhaft vermittelt. Neben der Tatsache, dass sie sehr lange für ihre Erkenntnisse braucht, hat mich aber ... -nennen wir es mal ganz wertfrei- "überrascht", dass sie weitaus weniger taff und dafür deutlich verletzlicher auftrat, als ich das nach den anderen Bänden angenommen hatte. Das ist überhaupt kein Problem, ich fand es jedoch etwas schwierig, das hier von ihr präsentierte Bild mit dem Eindruck zu vereinbaren, welchen ich nach Band 1 und 2 von ihr hatte.
Auch mein Bild von Creed wurde hier nicht unbedingt bestätigt. Zunächst muss ich anmerken, dass er als Love Interest generell sehr blass bleibt. Wichtige Informationen zu ihm erhalten wir erst in den letzten zwei Kapiteln, was den Effekt hatte, dass er bis zum Ende kaum einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen konnte, als Figur wenig greifbar war und in meinem Kopf mit vielen anderen Love Interrests verschwamm. Neben dem Fakt, dass er sehr blass blieb, fand ich es auch einfach unglaubwürdig, dass Creed Lenny nicht schon viel früher in Daisy erkennt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Creed in den anderen Bänden als sehr aufmerksamer Beobachter und sensibler Freund aufgetaucht ist, wäre die Offenlegung ihrer Rolle in meinen Augen spätestens ab ihrer Begegnung hinter dem Club überfällig gewesen. Dass er hier 400 Seiten lang mit einem derartigen Brett vor dem Kopf umherstolziert, fand ich schlichtweg realitätsfern, was zu einem künstlichen In-die-Länge-ziehen des Konflikts geführt hat.
Kritisieren muss ich hier ebenfalls, dass die Kapitelübergänge zum Teil sehr holprig waren und sich mir nicht immer offenbart hat, weshalb nun wer erzählen darf. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Lenny, Daisy und Creed, wobei vor allem letzterer sehr wenig Raum bekommt und eigentlich nur bei ergänzenden Handlungssträngen zu Wort kommt. Es gab mehrere Szenen, bei denen ich am Kapitelende fest davon ausgegangen bin, dass nun aus Creed Perspektive an das Geschehen angeknüpft werden würde und fast entsetzt war, dass ein Zeitsprung zu einer ganz anderen Szene folgte.
Schade ist auch, dass die Freundesgruppe aus Lennys Sicht sehr oberflächlich erschien. Gerade Ella, Summer und Savannah waren hier kaum mehr als zum Leben erweckte Klischees. Nebenfiguren, die etwas mehr Substanz bekommen haben sind hier Alma, Vince und mein persönliches Highlight - die Stripperin Gigi.

Schreibstil:
Den ansonsten eher mittelprächtigen Gesamteindruck ordentlich aufpoliert hat wieder Tami Fischers flüssiger, humorvoller und emotionaler Schreibstil. Die Dialoge sind knackig, Popkulturreferenzen und Anspielungen erweichen das Nerdherz, in den romantischen Szenen knistert es ordentlich und neben lockerer Romantik rockt "Hiding Hurricanes" auch ernstere, tiefgründigere Szenen. Auch wenn mich diese Geschichte also nicht so sehr überzeugen konnte wie die Vorgänger, werde ich allein wegen Tami Fischers süchtigmachender Art zu Schreiben nach den beiden übrigen Bänden der Reihe greifen und Savannahs und Summers Geschichten lesen.


Die Zitate

"Die Musik leitete mich durch die Schritte. Es waren rhythmische, betörende Bewegungen. Verführerisch und geheimnisvoll. Glück durchströmte mich, während ich mich um die Stange herum, von ihr weg und wieder zurück bewegte. Die Bühne war mein Reich, und ich kostete all den Platz voll und ganz aus. Hier oben war ich in meinem Element. Jede Show war wie ein Theaterstück, in welchem ich Hauptrolle, Regie und Drehbuch selbst in der Hand hatte. Es waren wortlose Geschichten voller Sehnsucht, Lust und Geheimnisse."

"Wir alle haben Angst. Das Entscheidende ist, was wir daraus machen."


Das Urteil


"Hiding Hurricanes" dreht sich um eine grundsätzlich sehr interessante Idee, deren Umsetzung jedoch wenig reizvoll und etwas zäh daherkommt. Auch wenn mich die Figuren und die Handlung weniger überzeugen konnten als in Band 2, sichert aber Tami Fischers Schreibstil den Unterhaltungsfaktor!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.04.2022

Atmosphärisch, aber leider ein bisschen zu undurchsichtig!

The Beautiful
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Mit "The Beautiful - Tödliche Dämmerung" startet eine brandneue vierbändige Reihe aus der Feder von Renée Ahdieh, welche mich vor allem mit ihrer Dilogie um "Zorn und Morgenröte" und "Rache und Rosenblüte" ...

Mit "The Beautiful - Tödliche Dämmerung" startet eine brandneue vierbändige Reihe aus der Feder von Renée Ahdieh, welche mich vor allem mit ihrer Dilogie um "Zorn und Morgenröte" und "Rache und Rosenblüte" überzeugen konnte. In Band 1 und 2 der "Der Hof der Löwen"-Reihe geht es um die hier vorgestellte Protagonistin Celine, während sich Band 3 und 4 um Celines Freundin Pippa drehen wird. Doch egal mit welcher Protagonistin - die Autorin entführt hier in ein düsteres, magisches New Orleans im späten 19. Jahrhundert, welches von Kreaturen wie Vampiren, Werwölfen, Dämonen und anderen Nachtwesen der Anderswelt heimgesucht wird und bereitet so abermals die Bühne für eine historische Romantasy-Geschichte. Leider konnte dieser Auftakt trotz düsterer Atmosphäre, einem lebendigen Setting, einem tollen Schreibstil und einer starken Hauptfigur nicht ganz halten, was die tollen Zutaten versprachen...

"Liebe ist, jemanden anzusehen, als würden Sterne in seinen Augen leuchten."

Das beginnt schon mit dem Cover: der dunkle Hintergrund, der umgeschüttete Kelch, aus dem sich blutrote Rosenblätter ergießen und der geschwungene weiße Titel sollten eigentlich in Kombination ein düsteres, sinnliches Gesamtbild ergeben, aber leider wirkt die Komposition in meinen Augen zwar interessant, aber ein wenig unfertig und unrund. Rein aufgrund des Covers hätte ich diese Geschichte wohl nicht zur Hand genommen - da musste ich erst von Klapptext und dem Namen der Autorin überzeugt werden. Positiv sticht an der Gestaltung nur die integrierte Karte des French Quarters in New Orleans hervor, welche sowohl in roter Farbe in den beiden Leselaschen als auch in Schwarz-Weiß-Druck vor den ersten Kapiteln zu finden ist.

Erster Satz: "New Orleans ist eine Stadt, die von den Toten regiert wird."

Auch die Geschichte an sich liest sich genau wie das Cover aussieht: durchaus interessant, aber ein bisschen unfertig und unrund. Der Einstieg erfolgt mit der Ankunft der jungen Celine Rousseau in New Orleans, die in den Armen der Kirche einen Neuanfang sucht, nachdem sie ein grauenvolles Ereignis aus Paris vertrieben hat. Schon gleich an ihrem ersten Abend in der "Crescent City" ereignet sich ein grauenvoller Mord an den Docks, der schon bald zu einer blutigen Serie werden soll, die seltsamerweise mit ihr zusammenzuhängen scheint. Spätestens nach der vierten Leiche, die direkt in ihrer Nähe gefunden wird, ist klar: der Mörder hat es auf Celine abgesehen. Doch liegt es an der Bekanntschaft des einflussreichen Sébastien Saint Germains und dessen "Hof der Löwen", an dem einiges nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint, oder klebt der Tod seit jenem schicksalshaften Moment in Paris an ihr, als sie mit einem Kristalllüster in der Hand zur Mörderin wurde...?

"Sie wollte sein wie ein Geist in der Nacht, der allen anderen um sich herum wortlos Befehle erteilte. In diesem Moment glaubte Celine, eine Ahnung davon zu haben, wie es sein musste, ein Monster zu sein. Monströse Taten zu begehen. Sich monströse Dinge herbeizusehen. In der Dunkelheit zu schwelgen."

Die Autorin lässt uns Celines Erlebnisse aus der Sicht eines personalen Er-Erzählers beobachten, welcher ab und an zwischen Celine und Sébastien wechselt und in eine rauschartige, sündhafte Parallelwelt führt, in die ein Krimiplot eingeflochten wurde. Unterbrochen wird diese Haupterzählung immer wieder durch Passagen aus der Perspektive eines unbekannten Ich-Erzählers, welcher sich schon bald als für die Mordserie verantwortlich offenbart. Um wen es sich hierbei handelt, ist natürlich die große Frage der Erzählung und das wichtigste spannungsgebende Element. Tatsächlich blieb mir bis zum Ende rätselhaft, wer hinter den Morden stecken könnte. Obwohl es natürlich erstmal positiv anzumerken ist, dass mich die Enthüllung sehr überrascht hat (was nicht oft vorkommt, ich habe in den allermeisten Fällen einen guten Riecher für Krimigeschichten), ist diese überraschende Wendung weniger auf Renée Ahdiehs geschicktes Versteckspiel, sondern eher auf die generelle Unübersichtlichkeit und Verwirrung der Handlung zurückzuführen.

"Deine Welt ist wunderschön, Bastien. Ich wünschte, ich könnte darin bleiben."
"Ich auch."
Bei diesen Worten entzog Celine ihm ihre Hand, wobei ihre Fingerspitzen den Kontakt eine Sekunde länger als notwendig hielten. Danach drehte sie sich zum Konvent um und stellte erstaunt fest, dass es möglich war, gleichzeitig froh und am Boden zerstört zu sein."

Trotzdass ich mich schon nach wenigen Seiten in die geheimnisvolle Atmosphäre der Geschichte und das bunte, pulsierende Setting verliebt habe, muss ich nämlich leider sagen, dass mit der rätselhaften Atmosphäre auch eine Menge Verwirrung und Enttäuschung einhergeht. Statt uns zusammen mit Celine immer mehr auf- und entdecken zu lassen, behält die Autorin bis zum Ende verklärende Metaphern bei und lüftet den Schleier über der Magie nur für vage Andeutungen. Wer sich hier also auf eine komplexe Vampirgeschichte gefreut hat, wird wohl enttäuscht werden. Das magische Worldbuilding ist hier in dem Sinne kaum vorhanden, als dass wir über die Fronten der Fantasywelt und das Magiesystem so gut wie keine Informationen erhalten. An einigen Stellen werden zwar Worte wie "Mentalisten", "Gefallene" und die "Bruderschaft" fallen gelassen und als aufmerksame/r LeserIn kann man sich nach einigen hundert Seiten auch erschließen, dass es sich hier um Variationen von Werwölfen und Vampiren handelt, aber wer nun genau was ist und mit wem verfeindet ist und wieso bleibt sehr undurchsichtig und ist auch nach dem Ende der Geschichte nur schwer zu sagen.

"Ein glänzender schwarzer Einspänner hielt direkt von dem Eisentor des Konvents. Auf der Tür prangte das Symbol einer Lilie im Maul eines brüllenden Löwen. Celine erlaubte sich einen Augenblick lang die Hoffnung, ein breitschultriger junger Mann mit Augen wie geschliffene Dolche und einer markanten Kinnpartie könnte dem Gefährt entsteigen. Sie wagte zu träumen, dass er ihr diese verzauberte Kutsche schenkte, die sie ans andere Ende der Welt bringen konnte. Dass er ihr sagte, sie könne hingehen, wo immer sie hinwolle. Dass er ihr schwor, ihr zu folgen, sogar in die Hölle. Lächerlich. Es sollte keinen Mann erfordern, ihr diese Art von Freiheit zu schenken. Celine sollte in der Lage sein, sie sich selbst zu nehmen (...) Die Märchen aus ihrer Kindheit waren nichts als Lügen gewesen."


Grundsätzlich finde ich es nicht schlecht, wenn man sich beim Lesen vieles selbst zusammenreimen muss und nicht alles auf dem Silbertablett präsentiert bekommt. Hier fehlten mir aber so viele essenzielle Informationen, sodass ich mich nicht so ganz in die Handlung fallen lassen konnte. Das sieht man beispielsweise an der Romanze zwischen Celine und Sébastian, welche wahnsinnig viel Potenzial hat, aber vor allem dadurch ausgebremst wird, dass wir bis kurz vor Schluss nicht einschätzen können, wer oder was er genau ist und in welchem Zusammenhang er mit den Morden steht. Das sorgt zwar für Spannung, verhindert aber auch, dass wir uns beim Lesen auf die Liebesgeschichte einlassen können. So bleibt Bastien leider trotz vieler toller Ansätze seinem Spitznamen "Le Fantôme" treu und ist weniger ein greifbarer Charakter als ein geheimnisvolles Phantom. Als wäre diese Situation nicht schon frustrierend genug, lässt die Autorin dann mit dem Detective Michael auch noch einen zweiten Mann mit unklarem Hintergrund auftauchen und verwickelt Celine somit auch noch in ein Liebesdreieck.

"Zorn dauert einen Augenblick. Reue hält ewig. Celine hatte schon genug zu bereuen. Wegzulaufen wie ein Opfer sollte nicht auch noch dazugehören. Sie war kein Opfer. Sie war eine Überlebende."

Auch das Setting wurde leider weniger mit eingebunden, als ich das erwartet, oder gehofft hatte. Die Handlung pendelt eigentlich fast nur zwischen dem "Hof der Löwen" über dem Restaurant Jaques´, dem Polizeirevier und dem Ursulinenkonvent hin und her. Zeit, zusammen mit Celine die Stadt zu erkunden, die Karnevalsumzüge zu besuchen und ganz in die schillernde Unterwelt der Stadt einzutauchen bekommen wir leider gar nicht. Da wir es hier mit dem Auftakt einer Reihe zu tun haben, hoffe ich natürlich sehr, dass sowohl auf das Setting als auch auf das Worldbuilding inklusive Vampir-Motiv in den folgenden Bänden mehr eingegangen wird. Hätte die Autorin ihrem Setting dieselbe Aufmerksamkeit gewidmet, mit der sie hier die Kleidung und das Aussehen ihrer Figuren beschreibt, hätte ich die Geschichte wohl kaum aus der Hand legen können... Etwas schade ist auch, dass viele der hier vorkommenden französischen (teilweise vereinzelt auch italienischen und spanischen) Aussprüche nicht übersetzt und somit nur beizeiten im Zusammenhang verständlich sind. Mit guten Sprachkenntnissen kann man das als anregend empfinden, ohne diese geht beim Lesen leider etwas verloren.

"Er war fast schon schmerzhaft schön. Nicht wie ein Kunstwerk oder ein Gedicht, sondern eher auf gewalttätige Art und Weise: wenn ein Anblick einen Menschen packte und nicht mehr losließ. Wie ein Gewitter hinter einer Wolkenbank. Eine Welle, die ans Ufer schlug. Eine Erinnerung, dass das ganze Leben nur ein einzelner Moment in der Zeit war. Dass man jede Sekunde davon genießen sollte."


Sehr gefreut hat mich hingegen, dass in "The Beautiful" nicht nur Renée Ahdiehs typischer mit Metaphern und Wortbildern angereicherter Schreibstil, sondern auch ihre weibliche Hauptfigur wunderbar zur Geltung kommen. Genau wie schon bei Shahrzad aus ihrer 1001-Nacht-Reihe hat sie es wieder geschafft, eine Figur zu erschaffen, welche ihrer Zeit in gewisser Hinsicht weit voraus ist, aber dennoch auf glaubwürdige Art und Weise mit den Einschränkungen der Gesellschaft kämpft. Celine ist leidenschaftlich, mutig, entschlossen, selbstbewusst und trägt auch eine dunkle Seite in sich, womit sie in kürzester Zeit mein Herz im Sturm erobert hat. Andere Figuren hatten es da schon schwerer und litten ebenfalls unter der Undurchsichtigkeit der Handlung. Dennoch hat Renée Ahdieh mit Celines Freundinnen aus dem Konvent, Sébastians Freunden vom Hof der Löwen und den Polizisten der New Orleans Metropolitan Police einen ganzen Strauß an interessanten (und ganz dem Titel folgend vergleichsweise übertrieben schönen) Nebenfiguren geschaffen, über die man gerne mehr erfahren will. Besonders die rätselhafte Odette und Celines Freundin Pippa konnten mich sehr überzeugen und unterstrichen trotz meiner leicht enttäuschten Erwartungen, welch großes Potential die Geschichte hat, sodass ich nun sehr auf Band 2 gespannt bin und diesen auch unbedingt lesen möchte, wenn er am 30. Juni 2022 erscheint!

"Celine war durch und durch das Mädchen im edelsteinfarbenen Kleid, das sich nach der liebevollen, fröhlichen Atmosphäre eines Nachmittagstees sehnte. Ebenso war sie aber auch das Mädchen in Schwarz, dessen Herz von Mondlicht erfüllt war und das einen Mörder zur Strecke bringen wollte. Konnten diese beiden gegensätzlichen Kräfte überhaupt in derselben Seele existieren? (...) Das Beste, was sie tun konnte, war zu hoffen. Denn Hoffnung war schließlich eine eigene Art von Magie."




Fazit:


Renée Ahdieh entführt hier in ein düsteres, magisches New Orleans im späten 19. Jahrhundert, welches von Kreaturen wie Vampiren, Werwölfen, Dämonen und anderen Nachtwesen der Anderswelt heimgesucht wird und bereitet so die Bühne für eine historische Romantasy-Reihe. "The Beautiful" glänzt mit einer düsteren Atmosphäre, einem lebendigen Setting, einem tollen Schreibstil, einer starken Hauptfigur und einer prickelnden Liebesgeschichte. Trotz der tollen Zutaten bleibt aufgrund des vagen Worldbuildings und der vielen bis zum Ende unbeantworteten Fragen jedoch ein gemischter Eindruck zurück.

Ich wollte es wirklich lieben, aber mehr als mittelmäßig begeisterte 3,5 Sterne mit leichter Aufwärtstendenz kann ich jedoch leider nicht vergeben...

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Ein überraschend tiefgründiges und sehr unterhaltsames New Adult Debüt

Blossom
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"Blossom" ist der Auftakt einer neuen College-Romance-Dilogie, die heute ihren Erscheinungstermin feiert. Da das Bloggerportal mir schon letzte Woche ein Exemplar zugeschickt hat, kann ich heute pünktlich ...

"Blossom" ist der Auftakt einer neuen College-Romance-Dilogie, die heute ihren Erscheinungstermin feiert. Da das Bloggerportal mir schon letzte Woche ein Exemplar zugeschickt hat, kann ich heute pünktlich zum Buchgeburtstag meine Meinung verkünden. In meinen Augen ist "Blossom" ein überraschend tiefgründiges und sehr unterhaltsames New Adult Debüt mit leichten Schwächen gegen Ende.

Doch beginnen wir beim Cover. Zu sehen ist eine rot-violette Farbexplosion, deren Formen entfernt an eine Blüte erinnert und damit perfekt zum Titel passt. Am besten gefällt mir an der Gestaltung jedoch die metallic-schimmernde Oberfläche des Covers, welches die Farben leuchten und das Buch aus jeder Perspektive und bei jedem Licht strahlend und hochwertig aussehen lässt. Der Titel, "Blossom", klingt auf den ersten Blick sehr süß und einfach, hinterlässt nach dem Lesen jedoch einen bitteren Geschmack auf der Zunge, da sich hinter dem vermeintlich simplen Wort eine dunkle Geschichte verbirgt...


Erster Satz: "Habt Ihr alles?", frage ich und zerzause meinen Geschwistern das blonde Haar."


Die Geschichte beginnt wie eine typische NA-Romanze. In spritzigem, lockeren Erzählton stellt Amelia Cadan ihre beiden auf dem Campus berühmten Hauptfiguren während des Beginns des neuen Semesters vor und lässt sie als Dates einer Gala das erste Mal aufeinandertreffen. Während Leith vor allem im Doppelpack mit seiner Ex-Langzeitfreundin Ella bekannt ist, ist Jun ein aufgehender Stern am Schauspielhimmel. Keiner weiß jedoch, dass sie auch außerhalb des Theaters ständig eine Rolle zu spielen hat und nie wäre sie darauf gekommen, dass ausgerechnet der Golden Boy der Baseballmannschaft Leith es vermag, hinter diese Fassade zu blicken...

Nach den ersten beiden Kapiteln hatte ich mit einer Enemies-to-Lovers-Geschichte á la L.J. Shen gerechnet, in dem sich die doch sehr unterschiedlichen Figuren ordentlich aneinander reiben. Schnell wurde jedoch klar, dass die Autorin mit ihrem Auftakt in eine ganz andere Richtung geht. Die Klischees des goldenen Baseballstars und der Eisprinzessin werden schon bald aufgeweicht und wir erkennen, dass sich hinter Juns eisiger Fassade der verzweifelte Versuch, den Schein aufrechtzuerhalten und der Außenwelt nicht zu zeigen, was bei ihr zuhause los ist, verbirgt, während Leith alles andere als ein Aufreißer ist und sich nach nichts mehr sehnt, als einer festen Beziehung. Da auch die beiden vom jeweils anderen überrascht sind, verläuft die Annäherung relativ schnell und wir können den beiden zusehen, wie sie sich in einem Zeitraum von wenigen Tagen ineinander verlieben. Besonders im Mittelteil konnte mich die Chemie der beiden sehr gut erreichen und die Lovestory hat irrsinnig viel Spaß gemacht! Statt Feindseligkeit und Fremdheit können wir hier beobachten, wie die beiden sich füreinander öffnen und Jun in Leith einen überraschenden sicheren Hafen findet.


Jun: "Mir ist schlecht. Die gute Art von schlecht. Gut-schlechte Art von schlecht. Die Art, bei der man sich fühlt, als flatterten einem eine Million wild gewordener Schmetterlinge im Magen herum, deren Flügelschläge bis in die eigenen Fingerspitzen hinein zu spüren sind und einem die Gedanken durcheinanderwirbeln."


Begleitet wird die Liebesgeschichte durch einen modernen Schreibstil mit vielen englischen Ausdrücken und großartigem Humor. Eigentlich finde ich es eher anstrengend, wenn zu viele fremdsprachige Ausdrücke oder Jugendsprache verwendet wird. Da die Geschichte jedoch auf einem amerikanischen College angesiedelt ist und die genutzte Sprache gut zu den beiden Figuren passt, hat es mich hier nicht gestört. Man merkt dem Schreibstil übrigens auch überhaupt nicht an, dass es sich hier um Amelia Cadans Debüt handelt. Im Gegenteil - die Art und Weise, wie die Autorin die Gedanken und Gefühle ihrer Figuren prägnant und einfach auf den Punkt bringt, wirkte sehr routiniert und hat mir sehr gut gefallen. Leith und Jun dürfen hier abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen und sind mir auf diese Weise sehr schnell ins Herz gewachsen. Während Jun hier ganz schön zu kämpfen hat und vor allem Mitleid, aber auch Bewunderung in uns LeserInnen hervorruft, machte sich Leith durch sein großes Herz, seine Verletzlichkeit und Authentizität unentbehrlich. Natürlich kann man kritisieren, dass ihm vielleicht ein paar Ecken und Kanten fehlen, aber alles in allem ist er ein wunderbarer Bookboyfriend, der durch die Abwesenheit eigener Probleme genügend Raum lässt, damit Juns ausreichend ausgebreitet werden können.

Und das ist auch dringend notwendig, denn neben der Liebesgeschichte steht nicht nur die Tablettenabhängigkeit von Juns Mutter und deren Auswirkungen auf die Familie im Vordergrund - "Blossom" wagt auch eine überraschend intensive Auseinandersetzung mit der #MeToo-Bewegung. Diesen thematischen Fokus hätte ich unter dem Tarnmantel einer College-Romance so nicht erwartet und war doppelt überrascht, da dies auch im Klapptext mit keinem Wort erwähnt wird. In meinem Fall handelte es sich jedoch um eine absolut positive Überraschung, da mir sehr gut gefallen hat, wie die Autorin verschiedene Perspektiven beleuchtet, für das Thema sensibilisiert und ihrer Erzählung damit überraschend viel Tiefe verleiht. Da das aber sicherlich nicht für alle LeserInnen gilt und einige der geschilderten Szenen verstörend oder triggernd wirken können, hätte ich mir hier definitiv eine Triggerwarnung gewünscht.


Leith: "Irgendwann sind Juns Tränen gefroren. Sie hat jede einzelne genommen, Eisblöcke daraus geformt und damit eine Mauer um sich errichtet."


Ich halte also schon mal fest, dass die Geschichte eine süße, aber prickelnde Lovestory bereithält und einen überraschenden thematischen Fokus setzt. Weniger gut gefallen hat mir an "Blossom" leider das Ende. Das lag nicht nur daran, dass Leiths Fehler, der zum großen, unvermeidlichen Prä-Happy-End-Drama führt, absolut dämlich ist und mich nicht nur zum genervten Augenrollen gebracht, sondern ihn auch ein paar Sympathiepunkte gekostet hat, sondern vor allem daran, dass die bis zu diesem Zeitpunkt sehr engmaschige Erzählung durch große Zeitsprünge ausgedünnt wird. Während zuvor in wenigen Tagen das Gerüst einer Beziehung aufgebaut wurde, wagt die Autorin hier gleich zwei große Zeitsprünge, sodass uns insgesamt ganze 12 Monate fehlen. Das führt dazu, dass wir wichtige Entwicklungen nicht mitbekommen und das Happy End ein wenig überzogen wirkt (denn können 12 Monate Drama und Trennung wirklich gegen wenige Tage Liebe bestehen....?). Trotzdass mich das Ende nicht komplett überzeugen konnte, bin ich nun sehr gespannt auf den zweiten Band der Dilogie, in dem es um Leiths besten Freund Ryder und seine kleine Schwester Lizzy gehen wird, welche mir in "Blossom" beide schon sehr ans Herz gewachsen sind.



Fazit:


"Blossom" ist ein überraschend tiefgründiges und sehr unterhaltsames New Adult Debüt mit leichten Schwächen gegen Ende. Ich bin schon sehr gespannt auf Band 2!

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Zu genau richtigen Teilen geheimnisvoll, spannend und romantisch!

Emerdale 1: Two Sides of the Dark
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"Two Sides of the Dark" ist mein erstes Buch von Alexandra Flint, welche ich bisher nur als Bloggerin von Instagram kenne. Neben meinem Motiv, meine Bloggerkollegin zu unterstützen, habe ich das Buch auch ...

"Two Sides of the Dark" ist mein erstes Buch von Alexandra Flint, welche ich bisher nur als Bloggerin von Instagram kenne. Neben meinem Motiv, meine Bloggerkollegin zu unterstützen, habe ich das Buch auch wegen des spannend klingenden Klapptextes und (ich geb´s ja zu) wegen des wunderschönen Covers angefragt. Die Geschichte um Taylor und Jo ist zu genau richtigen Teilen geheimnisvoll, spannend und romantisch, gefällt mir unterm Strich also wirklich gut. Leider konnte ich es aber nicht ganz so sehr lieben, wie ich gewollt hatte...

Beginnen wir doch aber erstmal mit dem Cover. Der Titel, "Two Sides of the Dark", steht in weißen Großbuchstaben vor einem goldenen Muster aus verschlungenen Kreisen, aus denen einzelne Stücke ausgebrochen und durch DNA-Doppelhelices ersetzt wurden. Der Hintergrund wird von einer schmutzig-blauen, rissigen Betonwand gebildet, welche in Kombination mit den Lichtreflexen im Titel und dem goldenen Hauptmotiv die Science-Fiction-Elemente der Dilogie repräsentiert. Positiv anzumerken ist zudem, dass das verschlungene Motiv auch jeden der 30 Kapitelanfänge ziert. Auch zwei weitere Extras in der Gestaltung möchte ich Euch nicht vorenthalten. Dass eine Playlist vorn im Buch abgedruckt ist, ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die Autorin hat jedoch jedem einzelnen Kapitel einen eigenen Song zugeordnet, der die Stimmung oder das Thema im Kapitel wunderbar widerspiegelt. Ich habe etwa in der Hälfte angefangen, beim Lesen tatsächlich in die Songs reinzuhören und kann das wirklich nur weiterempfehlen! Zusätzlich sind am Ende des Romans ein Glossar und ein Personenverzeichnis angefügt. Von solchen Extras bin ich immer ein großer Fan, hier hätte ich beides aber nicht dringend benötigt, da Alexandra Flint zum einen ihre Welt sehr gut erklärt und wir zum anderen noch nicht mit vielen komplizierten Informationen überschüttet werden, die ein solches Verzeichnis notwendig machen würden.


Erster Satz: "Ich wette mit euch, sie werden mich wieder gegen Avan antreten lassen."


Alexandra Flints brandneue "Emerdale"-Dilogie beginnt mit einem Prolog, der das Ende des Lebens, der Protagonistin markiert, wie sie es kennt: Als die Regierung das geheime Forschungsprojekt Emerdale, wo mithilfe von genetischen Veränderungen Generationen von Supersoldaten herangezogen werden sollen, nach einigen Rückschlägen schließen will, kann die junge Taylor gerade noch fliehen. Zusammen mit einem der führenden Ärzten, der sein gelungenstes Forschungsergebnis nicht aufgeben wollte, wagt sie einen Neuanfang in Los Angeles. Auch Schauspieler Jonathan muss sich schlagartig neu orientieren, als er bei einem Unfall sein Bein verliert. Als die beiden sich an einem elitären Privatcollege über den Weg laufen, funkt es sofort zwischen ihnen. Doch Taylor muss ihn auf Abstand halten, denn Emerdales Häscher sitzen ihr im Nacken und sie hat am eigenen Leib erfahren müssen, dass sie vor nichts zurückschrecken...

Trotzdass die Autorin hier eine spannende und mitreißende Geschichte erzählt, die übernatürliche Fantasy- mit dystopischen Science-Fiction-Elementen und einer sanften Liebesgeschichte mixt, bleibt die Handlung hier insgesamt noch zu einfach und lässt an einigen Stellen Potential liegen. Das beginnt damit, dass hier leider an mehreren Stellen bekannte Elemente des Genres auftauchen, weshalb mich vor allem die beiden Figuren und deren Beziehung nicht wirklich emotional berühren konnte, auch wenn die beiden grundsätzlich sehr sympathisch gestaltet waren. Mit Taylor haben wir hier eine typische Special-Snowflake, welche nicht nur durch ihre übernatürlichen Kräfte und ihre Ausbildung zur Supersoldatin vom Durchschnitt abweicht, sondern auch noch innerhalb Ihresgleichen, innerhalb der Dales, durch besondere Fähigkeiten, Resistenzen und Bedeutung hervorsticht. Zu sehen, wie sie verzweifelt versucht, sich nach Jahren in einer Forschungseinrichtung in der normalen Welt zurecht zu finden und dabei nicht weiß, wem sie trauen kann, hat zwar viel Spaß gemacht, mit ihrem teilweise naiven und gefühlsbetonten Verhalten, das den ständig erwähnten messerscharfen Verstand mit dem IQ von 191 etwas zweifelhaft erscheinen lässt, ist sie aber nicht in jeder Situation glaubwürdig.


Taylor: "Ich war nicht wie sie und würde es vermutlich auch niemals sein. Dafür hatte ich zu viel erlebt, gesehen, getan. Dafür saß mir zu viel im Nacken. Ich war eine verdammte, tickende Zeitbombe. Und irgendwann würde ich hochgehen."


Unser zweiter Ich-Erzähler Jo passt perfekt in die Rolle des gefallene Playboys, der nach einem Unfall erkennt, wie bedeutungslos sein Leben war und durch die Begegnung mit einem ganz besonderen Not-Like-The-Other-Mädchen zur Liebe bekehrt wird. Die ständigen Betonung, dass Jo Taylor toll findet, auch wenn er bislang kein Mädchen ein zweites Mal angesehen hat, haben mich dabei ein wenig genervt. Toll ist hingegen, dass hier mal die Geschlechterrollen vertauscht sind. Statt mal wieder von einer Frau zu schreiben, die sich in einen mächtigen, mysteriösen Fremden verliebt, welcher sie regelmäßig abweist, um sie nicht in seine Probleme mithineinzuziehen, hat Alexandra Flint den Spieß umgedreht und mit Taylor den Part der geheimnisvollen, starken Soldatin, die den schwächeren, gehandicappten Jo vor ihrer gefährlichen Welt beschützt muss weiblich gemacht. Der Wechsel der Rollen bringt frischen Wind und lässt uns die üblichen Rollenverteilungen nochmal hinterfragen. Witzigerweise habe ich nach dem Prolog, in dem wir Taylors Flucht aus Emerdale erleben, automatisch einen männlichen Protagonisten vor Augen gehabt (Stereotypen, der ambige Name und mein unaufmerksames Lesen des Klapptexts lassen grüßen). Erst im ersten Kapitel (genaugenommen beim Satz "ich zupfte am kurzen Saum meines schwarzen Kleides"😂) bemerkt, dass Taylor ja die weibliche Protagonistin ist (ups).


Jo: "Die Zeit schien stillzustehen. Gedanken lösten sich auf, machten diesem bittersüßen Verlangen Platz, das jede einzelne Zelle meines Körpers ausfüllte. Hätte ich gekonnt, dann wäre ich für immer in diesem Augenblick abgetaucht und niemals wieder an die Oberfläche gekommen. Wäre in Taylors Nähe ertrunken, völlig berauscht von den unzähligen Gefühlen, die in mir brodelten. Aber Augenblicke waren Augenblicke. Sekundenbruchteile in einer unendlichen Abfolge von Sekundenbruchteilen. Sie geschahen, verstrichen und hatten ein Ende."


Dass die Autorin neben der Liebesgeschichte und den dystopischen Elementen noch die Zeit dafür findet, sich mit Jos Verletzung auseinanderzusetzen, kann man ihr ebenfalls positiv anrechnen. Zwar finde ich es etwas unglaubwürdig, dass er auch nach seinem Autounfall, der ihn alles gekostet hat, noch fährt wie ein absoluter Verrückter, ansonsten ist seine Geschichte aber sehr sensibel erzählt. Dasselbe Fingerspitzengefühl zeigt die Autorin beim Aufbau der Beziehung der beiden. Auch wenn ich genau denselben Wechsel aus langsamer Annäherung, Anziehung und dem Versuch, trotzt allem Abstand zu wahren, schon zigmal in umgekehrten Konstellationen gelesen habe, gab es einige wirklich besondere Szenen zwischen den beiden, die mir sehr gut gefallen haben.

Neben Taylor und Jo bleiben jedoch auch Nebenfiguren und deren Beziehungen blasser und stereotyper als das angesichts des Umfangs von 480 Seiten erwartbar gewesen wäre. Beispielsweise hätte die Beziehung von Teddy und Taylor Potential gehabt, zu einer komplexen Vater-Tochter-Beziehung zu werden, die gleichzeitig neue Informationen gewährt und in ihrem Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Verrat zusätzliche Spannung generiert. Leider bekommen wir aber kaum gemeinsame Szenen mit den beiden und auch über ihn und seine Beweggründe erfahren wir hier (noch) nichts. Genauso ist es mit Jo und dessen Mentor/Freund/Bodyguard Vincent, der in seiner Rolle als Beschützer und Freund viel blasser bleibt, als ich das angesichts seiner sehr liebenswerten Art gehofft hatte. Vielleicht möchte die Autorin dies ja noch im Folgeband weiter ausbauen...? Mich würde es jedenfalls freuen, ich habe ihn sehr schnell ins Herz geschlossen! Auch auf den Auftritt der anderen Dales, die im Glossar nur kurz mit ihren jeweiligen Fähigkeiten genannt werden, und auf Haydens Hintergrundgeschichte sowie dessen Beziehung zu Taylor bin ich sehr gespannt. Vielleicht erfahren wir dann auch endlich, weshalb Taylor so besonders sein soll... Ich hoffe nur inständig, dass das Ganze nicht noch auf eine Dreiecksgeschichte hinausläuft!


Taylor: "Lila. Zwei gewisperte Silben, die mich gnadenlos packten und in einen bodenlosen Abgrund aus Kälte und Dunkelheit zogen. Lila. Und dann verschwanden auch die zwei Silben, bis nichts mehr von mir übrig war."


Die Idee eine geheime Forschungseinrichtung zum Bösewicht zu machen, vor welcher die Protagonistin fliehen muss, ist ebenfalls keine bahnbrechend neue Idee. Weitaus mehr gestört als die Verwendung des typischen Motivs hat mich jedoch, dass wir bis fast zum Ende keine konkrete Information darüber erhalten, wie Taylors Leben in Emerdale aussah, was sie über ihre Vergangenheit weiß, was genau das Ziel der Einrichtung ist und weshalb der Wissenschaftler und Arzt Theodore mit ihr von dort geflohen ist. Das ist zum Großteil der Tatsache geschuldet, dass Taylor vieles selbst nicht weiß. Ehrlich gesagt unternimmt sie aber auch reichlich wenig, um an neue Informationen zu kommen. Dass die Hintergründe der Handlung so lange undurchsichtig bleiben, trägt natürlich ordentlich zur Spannung des Romans bei. Die Abwesenheit von weiteren Erklärungen und neuen Informationen, die über Vincents kryptisches Gerede über die "Fraktion" oder Haydens noch kryptischere Warnungen, dass sie Theodore nicht vertrauen soll, wird einige Zeit durch die süße Liebesgeschichte kaschiert. Etwa ab der Hälfte fand ich es jedoch echt unbefriedigend, so wenig zu wissen.

All diese Kritikpunkte waren auf den letzten 100 Seiten dann aber sehr schnell vergessen. Denn das Ende lässt mit spannenden Wendungen und einem epischen Showdown keine Zeit mehr, nach typischen Tropes und verstrichenem Potential Ausschau zu halten. Das tatsächliche Ende ist dann ein wirklich fiiiiiiieeeser Cliffhanger (für den sich Alexandra Flint auch extra in ihrer Danksagung entschuldig), da ja im Sommer schon Band 2 erscheint, kann ich damit gut leben.

Beenden möchte ich meine Rezension noch mit meinem Lieblingszitat:


Jo: "Wir glauben, dass wir ewig Zeit für alles haben. Dass sich die Dinge nicht einfach von der einen Sekunde auf die andere verändern. Wie halten fest an der Vorstellung, dass wir in der Lage sind, unseren Weg zu bestimmen, dass wir eine Wahl haben." Eine einzelne Strähne wurde vom Wind in ihre Stirn gewirbelt. Am liebsten hätte ich sie ihr hinters Ohr geschoben, ihre Hand genommen, weil sie so traurig wirkte, so einsam. Doch ich wagte es nicht. "Wir wollen es so sehr glauben, Jo, aber die Wahrheit ist, wir haben nicht annähernd so viel Zeit, wie wir denken. Eigentlich haben wir nicht viel mehr als kurze Momente, winzige Zeitsplitter in der großen Unendlichkeit. Wir vergehen so schnell." Ihr Atem entwich mit einem leisen Seufzen. "Und wir vergessen so schnell."




Fazit:


Alexandra Flint erzählt in "Two Sides of the Dark" eine spannende und mitreißende Geschichte, die übernatürliche Fantasy- mit dystopischen Science-Fiction-Elementen und einer sanften Liebesgeschichte mixt. Leider verschenkt die Geschichte jedoch viel Potential, da viele Elemente der Handlung bekannt, Charakterkonstellationen stereotypisch und Beziehungen oberflächlich bleiben. Da das Ende wieder viel aufwiegen kann, gibt´s trotzdem eine Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Was sich zwei Menschen gegenseitig aus Liebe antun können...

All Saints High - Die Prinzessin
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Handlung: Mit "All Saints High - Die Prinzessin" startet L. J. Shens Dark Romance-Trilogie mit Highschool Kontext, von der ich schon Band 3 gelesen habe. Erzählt wird der Roman abwechselnd aus der Sicht ...

Handlung: Mit "All Saints High - Die Prinzessin" startet L. J. Shens Dark Romance-Trilogie mit Highschool Kontext, von der ich schon Band 3 gelesen habe. Erzählt wird der Roman abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten Penn und Daria, wobei jedes der Kapitel mit einem kurzen Gedicht beginnt. Genau wie in "All Saints High - Der Verlorene" ist die Handlung recht verworren und zugunsten von Drama und Atmosphäre müssen Glaubwürdigkeit und Realismus hin und wieder zurückstecken. Da L. J. Shen ihren Schwerpunkt jedoch mehr auf die intensive, leidenschaftliche, düstere Haters-to-Lovers-Geschichte legt, als auf die Rahmenhandlung, kann man darüber aber gut hinwegsehen. Bevor dem Lesen sollte man unbedingt die Triggerwarnung beachten, da sobald sich zartere Gefühle hinter den Masken aus Hass offenbaren, ernste Probleme auf den Tisch kommen. Man sollte sich von dem fröhlichen Cover also nicht täuschen lassen: Das einzige Zuckersüße und Harmlose der Geschichte ist das Ende, das zwar ein wenig übertrieben, aber dennoch eine angenehme Abwechslung zur Düsternis des Rests war.

Schreibstil:
Auch wenn sich die Autorin hier wieder an Themen aus dem Dark Romance Genre bedient und toxische Anklängen, intrigante Manipulationen, roher Schmerz, Mobbing und Gewalt auf der Tagesordnung stehen, entwickelt die Geschichte wieder eine atemberaubende Sogwirkung und man will einfach immer weiterlesen. Denn wenn man an der derben Sprache ihrer Figuren und ihrer Grausamkeit, was sie miteinander anstellen, vorbeisieht, ist die Geschichte einfach herzzerreißend schön und kunstvoll gemacht. Die Autorin malt mit der ganzen Gefühlspalette, um ihre Figuren leiden, taumeln und fallen zu lassen, nur um sie danach liebevoll wieder aufzurichten. L. J. Shen tut hier also mal wieder das, was sie am besten kann: Sie tanzt auf der schmalen Linie zwischen Liebe und Hass und zeigt auf mitreißende Art und Weise, was sich zwei Menschen gegenseitig aus Liebe antun können.

Figuren:
Auch zu den beiden Figuren habe ich wieder ein typisches L.J.-Shen-Verhältnis. Man mag Penn und Daria nicht unbedingt zu jedem Zeitpunkt und kann deren Handlungen schon gar nicht immer nachvollziehen und doch lösten die beiden mal wieder das neugierige Bedürfnis in mir aus, sie wie ein morbides Kunstwerk immer weiter zu betrachten und zu analysieren. Besonders Daria hat mir hier sehr gut gefallen. Sie ist zwar nicht unbedingt auf den ersten Blick sympathisch, aber mit ihrer Eifersucht, ihrem Wunsch nach Echtheit und den hinter Grausamkeit verborgener Unsicherheit einfach wunderbar glaubwürdig. Penn ist da schon schwieriger zu fassen und zu verstehen, da er ständig zwischen Extrempolen wie Liebe und Hass, Good Boy und Bad Boy, verantwortungsvoll und gedankenlos pendelt. Tatsächlich verhalten sich die beiden das erste Mal tatsächlich wie Teenager. Schlimmschön zerbrochene, hoffnungslos verkorkste und übertrieben verwöhnte Teenager zwar, aber immerhin habe ich ihnen ihr jeweiliges Alter anders als bei L. J. Shens anderen Romanen hier abgenommen. Neben den beiden Hauptfiguren werden wir hier auch in die Freundesclique der All Saints High eingeführt und lernen die Hauptfiguren der beiden Folgebände kennen. Zusätzlich dürfen auch Melody und James, die Eltern von Daria und gleichzeitig die Protagonisten aus L. J. Shens früherer Reihe "Sinners of Saints" in einem Kapitel ihre Perspektive darlegen.


Die Zitate:


"Wir Mädchen haben eine unsichtbare Schnur hinter dem Bauchnabel, und nur ganz bestimmte Typen können daran ziehen. Dieser Junge hier... wird sie zerreißen, wenn ich es zulasse."

"Es war Liebe auf den ersten Blick. Hass auf den zweiten. Begehren auf den dritten. Aber vier ist meine Glückszahl. Deshalb wirst du mein sein."

"Die Sonne hat eine Menge mit dem Hass gemeinsam - beide sind wunderschön und tödlich und lebenswichtig. Sie kann dich blenden, aber sie lässt dich auch weitergehen. Hass treibt einen viel stärker an als Liebe. Liebe ist Glück und Friedfertigkeit. Glückliche Menschen sind nicht getrieben. Sie ... existieren eben. Aber wir, die hasserfüllten Menschen sind anders. Hungrig und zum Äußersten entschlossen. Hasserfüllte Menschen sind die besten Liebhaber."

"Menschen sind wie Äpfel. Es gibt gute Äpfel. Schlechte Äpfel. Zu reife oder zu unreife. Harte oder weiße. Süße oder saure. Und in jedem Apfel ist ein Kerngehäuse. Ein Herz. Etwas, das ihn einzigartig macht."

"Ich glaube, ich komme allmählich über die Tatsache hinweg, dass sie magisch ist und ich echt, aber vielleicht ist Echtsein ja genauso magisch."



Das Urteil:


Trotz leicht übertriebener Handlung und nicht unbedingt sympathischer Figuren konnte mich "All Saints High - Die Prinzessin" wieder einwickeln. L. J. Shen zeigt abermals auf mitreißende Art und Weise, was sich zwei Menschen gegenseitig aus Liebe antun können.

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