ein vielschichtiger und perfider Thriller, der nicht nur an die Nieren geht, sondern auch tiefer graben lässt
KellergrabDa mich das allererste Werk von Paul Cleave vor Jahren so gar nicht begeistert hat. Hab ich die Finger komplett von seinen Werken.gelassen.
Als jetzt „Kellergrab“ von ihm rauskam, wollte ich einen zweiten ...
Da mich das allererste Werk von Paul Cleave vor Jahren so gar nicht begeistert hat. Hab ich die Finger komplett von seinen Werken.gelassen.
Als jetzt „Kellergrab“ von ihm rauskam, wollte ich einen zweiten Versuch bei ihm starten, weil es so unglaublich gut klang.
Und was soll ich sagen, manchmal lohnt es sich definitiv Autoren eine zweite Chance zu geben. Paul Cleave hat sich in meinen Augen beachtlich weiterentwickelt in den letzten Jahren. Das nächste Buch von ihm ist schon geordert.
Hier mochte ich seinen Schreibstil unglaublich gern. Einnehmend, fesselnd und teils wirklich mit gelungenem Wortwitz versehen, was mich ordentlich zum lachen brachte und dabei merklich die Ernsthaftigkeit hinter der Handlung sehr auflockerte.
Die Handlung empfand ich als sehr düster, teils etwas drückend und beklemmend. Was unglaublich gut zur Story passt.
Im Zentrum von allem steht der Schriftsteller Cameron Murdoch, dessen Perspektive wir auch erfahren. Ich möchte nicht sagen, dass er besonders tiefgründig war. Ich hab es einfach genossen in seine Seele einzutauchen und war wirklich enorm überrascht, was ich dort zu sehen bekam.
Daneben hat mich Rebecca Kent als Ermittlerin wirklich sehr begeistert, weil sie einfach auch die menschliche Seite in sich gut zum Vorschein gebracht hat.
Insgesamt sehr undurchsichtige, aber auch sehr ausdrucksstarke und authentische Charaktere, die mich wirklich begeistern haben.
Der Einstieg hatte mich direkt und ja, ich musste einfach darüber schmunzeln, bei dem was Cameron zu seinem Sohn gesagt hat. Manchmal muss man einfach schlagfertig sein, um die Hilflosigkeit angesichts der Situation nicht nach außen dringen zu lassen.
Relativ schnell verschwand auch Zach und die Täter lagen mehr als klar auf der Hand.
Auch mir ging es so, auch wenn ich wusste, dass es das nicht sein kann.
Dafür hat mich Cameron mit seiner Denkweise, als auch wie er auf bestimmte Situationen reagiert hat, wirklich überrascht.
Die Hilflosigkeit, die Verzweiflung als auch die Zerrissenheit, die ihm stattfindet, ist mehr als deutlich zu spüren.
Und trotzdem fand ich, hat hier manchmal der Wahnsinn regiert. Bis zu einem gewissen Grade absolut verständlich.
Paul Cleave führt uns hier in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele, was manchmal wirklich extrem beängstigend war, weil es so viel über den Menschen dahinter aussagt.
Doch relativ schnell wurde klar, dass es hier nicht nur um den toten Jungen geht.
Es geht vor allem darum, wie gut man die Menschen kennt, mit denen man sich umgibt.
Sind sie auch bei dem größten Schmerz, der dir widerfahren kann, an deiner Seite oder lösen sie sich in Luft auf?
Oder noch schlimmer,kämpfen sie gegen dich?
Wie weit reicht die Loyalität?
Heftig fand ich, was für eine Hetzjagd entstand. Denn egal ob die Beschuldigungen stimmen. Es zerbricht etwas in einem, du bist nicht der, der du warst und vor allem bleibst du nicht mehr unbefleckt.
Mir hat diese Story unglaublich viel Spaß gemacht. Die Ermittlungen stehen dabei weniger im Fokus, als vielmehr Camerons Wandlung. Wie er aufpassen musste, dass er nicht komplett an den Geschehnissen zerbricht und sich selbst verliert.
Es gab Aspekte in dieser Story, die haben mich extrem erschüttert und an der Menschlichkeit zweifeln lässt.
Paul Cleave baut hier Wendungen ein, die ich definitiv nicht erwartet habe und die mich immer wieder sprachlos gemacht haben.
Er gibt den Lesern Hoffnung, um sie im nächsten Moment wieder zu zerstören und das ununterbrochen. Und trotzdem baut er sehr gekonnt auch humorvolle Stellen ein.
Auf die Auflösung wäre ich jedoch nie gekommen.
Für mich ein verdammt gut ausgearbeiteter Thriller, der auch die psychologischen Aspekte nicht außen vorlässt und den Leser immer wieder zum nachdenken zwingt.
Ich bin schon riesig gespannt auf seinen nächsten Thriller.
Fazit:
Paul Cleave gelingt mit „Kellergrab“ ein vielschichtiger und perfider Thriller, der nicht nur an die Nieren geht, sondern auch tiefer graben lässt.
Ein berühmtes Schriftstellerehepaar ,dessen Sohn spurlos verschwindet.
Klare Sache oder?
Ich bin wirklich begeistert, wie genial die Twists eingewoben wurden und man bis zum Ende keinen Schimmer hat.
Doch um was geht es hier wirklich?
Definitiv eine Leseempfehlung. Ich freu mich schon sehr auf sein nächstes Werk.