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Veröffentlicht am 30.05.2022

Zuckersüßer Feel Good Manga

A Man And His Cat 1
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Eigentlich bin ich eher der Hundemensch. Katzen haben für mich etwas Unberechenbares, weshalb ich mir selbst wohl eher keine Samtpfote ins Haus holen würde. Mit Sicherheitsabstand beobachte ich die Stubentiger ...

Eigentlich bin ich eher der Hundemensch. Katzen haben für mich etwas Unberechenbares, weshalb ich mir selbst wohl eher keine Samtpfote ins Haus holen würde. Mit Sicherheitsabstand beobachte ich die Stubentiger aber gerne und daher machte mich auch dieser Manga neugierig.

Feel Good Manga
Die Handlung dieses Mangas ist schnell erzählt: Kater Fukumaru wird von den meisten Menschen, die an seiner Box in der Tierhandlung vorbeigehen, nicht gerade als Schönheit betrachtet und so fristet die pummelige gefleckte Katze nun schon seit über einem Jahr ein klägliches Leben in der Tierhandlung. Da er inzwischen auch kein Kätzchen mehr, sondern ein ausgewachsenes Tier ist, helfen auch Preisreduzierungen nichts und Fukumaru hat schon keine Hoffnung mehr noch ein liebevolles zu Hause zu finden. Doch dann wählt ein älterer Herr Fukumaru als sein neues Haustier aus und für beide beginnt ein spannendes neues Leben im gemeinsamen Alltag.

Das ist tatsächlich die gesamte Handlung von A Man and his Cat. Wir haben hier ein Slice of Life Manga par excellence, denn in diesem Auftaktband geht es vordergründig darum, wie der ältere Herr Kanda und Kater Fukumaru sich zunächst näher kennenlernen und sich an den gemeinsamen Alltag gewöhnen müssen. Das mag vielleicht zunächst langweilig klingen, ist aber mit so viel Liebe und Herzlichkeit umgesetzt, dass dieser Manga zu einem richtigen Feel Good Manga wird. Mit diesem Manga kann man nach einem stressigen Tag abschalten und das Herz wärmen.

Grund für die cozy Vibes sind der Umgang unserer beiden Protagonisten miteinander. Eine völlig offene, ehrliche und bedingungslose Liebe zwischen Mensch und Tier. Dass beide an den Umgang mit den jeweils anderen noch nicht gewöhnt sind, sorgt überdies für einige lustige Momente. So zum Beispiel, wenn Fukumaru den Flügel, auf dem Herr Kanda voller Hingabe spielt, als Konkurrenten um dessen Aufmerksamkeit ansieht.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten. Sie zeigen kurze Momentaufnahmen aus dem Alltag von Herr Kanda und Fukumaru. Trotzdem erfahren wir gestreut als kleine Hinweise Stück für Stück mehr über Herr Kanda und warum er Fukumaru genauso dringend braucht, wie dieser ihn. An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen wie toll ich es finde, einen älteren Protagonisten jenseits der 40 zu haben. Unter den ganzen High School Schülern oder den Mittzwanzigern/Anfangsdreißiger inmitten des Berufslebens fand ich das sehr erfrischend.

Optisch musste ich mich erst etwas an den Kontrast zwischen dem detailreich und realistisch gezeichneten Herr Kanda und dem schon fast chibihaften Fukumaru gewöhnen. Doch nach einer Weile nimmt man diese Ambivalenz gar nicht mehr so wahr und erfreut sich einfach nur der zuckersüßen Szenen.

Fazit:


In A Man and his Cat bekommt man das, was drauf steht: Den herzerwärmenden Alltag eines einsamen älteren Herr, der durch den pummeligen Kater Fukjumaru neue Lebensfreude empfindet. Ein Manga für Herz und Seele und das nicht nur für Tierfreunde.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Etwas mehr Vorwissen als sonst nötig

Mythen der Antike: Dionysos
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Ein weiteres grafisches Abenteuer in der Welt der griechischen Mythologie. Anstatt eines einzelnen konkreten Mythos widmet sich der neuste Band der Mythen der Antike Reihe einem einzelnen Gott, genauer ...

Ein weiteres grafisches Abenteuer in der Welt der griechischen Mythologie. Anstatt eines einzelnen konkreten Mythos widmet sich der neuste Band der Mythen der Antike Reihe einem einzelnen Gott, genauer gesagt dem Olympier Dionysos. Leserinnen der Reihe ist dieser u.a. schon aus dem Band rund um König Midas bekannt, doch nun soll der Gott des Weins und des Wahns allein im Fokus stehen.

Optisch Neues wagen
Was schon beim Aufschlagen der ersten Seite auffällt ist, dass nicht nur Dionysos als Gott unter den Olympiern hervorsticht, sondern auch seine Comicadaption in Vergleich zu den anderen. Denn mit Gianenrico Bonacorsi wird ein weiterer Künstler Mitglied der Mythen der Antike Familie und bringt seinen ganz eigenen Stil mit.
Obwohl auch die anderen Bände der Reihe von unterschiedlichen Künstler
innen illustriert wurden, haben sie doch einen sehr ähnlichen Stil. Bonacorsi bricht aus diesem nun etwas aus. Seine Illustrationen sind weicher, die Outlines nicht ganz so kräftig und die Farbübergänge sanfter, was einen interessanten Kontrast zu den deutlich blutigeren und freizügigeren Darstellungen erschafft. Mir ha dieser Stilwechsel gut gefallen, wobei man trotzdem immer noch sagen kann, dass es sich nicht allzu weit von der restlichen Reihe entfernt.

Chaotisch wie der Gott selbst
Als ich diesen Band in den Neuerscheinungen entdeckte, freute ich mich schon sehr drauf. Rund um die einzelnen Götter gibt es viele kleinere Mythen und Erzählungen, die für einen eigenständigen Band zu kurz wären und ich freute mich darauf, nun hier eine Sammlung solcher Mythen rund um Dionysos vorzufinden und prinzipiell habe ich das auch bekommen, in der Umsetzung sehe ich jedoch Verbesserungsbedarf.
Wie schon gerade gesagt haben wir hier im Grunde mehrere kurze Mythen zusammen, die zwar alle Dionysos als verbindendes Element beinhalten, aber eben doch eigenständige Erzählungen sind. In dieser Graphic Novel werden diese einzelnen Mythen nun aneinandergereiht,wie Perlen auf eine Schnur und wer sich in der Welt der griechischen Mythen auskennt, erkennt auch die Chronologie dahinter. Doch diese Reihe möchte sich ja explizit an ein großes Spektrum an Leser*innen wenden, speziell auch an jene, die dieses Vorwissen nicht haben. Und hier könnte es zu Verständnisproblemen kommen, die auch der Anhang nicht aus dem Weg räumen kann.
Statt die Mythen kommentarlos aneinanderzureihen, wäre es a dieser Stelle in meinen Augen besser gewesen, einen Erzähler einzusetzen, der die Mythen deutlicher verbindet, Verknüpfungen aufzeigt oder wo nötig auch Geschichten voneinander trennt. Das hätte ein “Off-Erzähler” sein können oder aber ein anderer Gott. Zeus hätte sich hier z. B. angeboten, da der Band sowieso schon mit ihm beginnt und endet.

Was ich ebenfalls schade fand war, dass Ariadne als Dionysos Frau völlig fehlt. Ich weiß nicht, ob die Begegnung und Hochzeit der Beiden in dem Theseus Band aufgegriffen wird, wenn nicht, finde ich es schon sehr schade, dass dieser Aspekt komplett ignoriert wurde. Auch andere kleinere Dionysos Mythen, wie etwas seine Begegnung mit den Piraten fehlen. Ich hätte mir gewünscht diese Teile des Dionysos Mythos ebenfalls hier vorzufinden, um so einen wirklichen mythologischen Überblick über den Weingott zu haben und nicht nur die Aspekte abzubilden, auf die der Autor später in seinem Anhang näher eingehen wollte.

Fazit:


Der neuste Band in der Mythen der Antike Reihe, rund um Weingott Dionysos bleibt zwar unterhaltsam, weist im Vergleich zu den anderen Bänden jedoch ein paar Schwächen auf. Gerade die chaotische Erzählweise dürfte den Lesegenuss ohne mythologisches Vorwissen erschweren. Fans der Reihe bez. der griechischen Mythologie werden bestimmt trotzdem gefallen an diesem Band finden, nur als Einstieg in diese Graphic Novel Reihe würde ich Dionysos nicht empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Mythen von Liebe und dem Tod

Mythen der Antike: Orpheus und Eurydike
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Weiter geht’s mit den Mythen der Antike Graphic Novels und zwar mit einem Titel, der mich sehr neugierig gemacht hatte, da Orpheus einer der Helden war, von denen ich etwas weniger wusste, als von den ...

Weiter geht’s mit den Mythen der Antike Graphic Novels und zwar mit einem Titel, der mich sehr neugierig gemacht hatte, da Orpheus einer der Helden war, von denen ich etwas weniger wusste, als von den anderen Heroen.

Im Reich des Hades
Wer voller Vorfreude auf Orpheus ganz schnell mit dem Lesen beginnt, wird mitunter im ersten Moment verwirrt sein, denn wir starten nicht mit dem besten Sänger der Menschen, sondern begeben uns zuerst auf die Spuren von Persephone, der Tochter von Zeus und Demeter (die NICHT die Göttin des Frühlings ist, wie fälschlicherweise oft behauptet wird!). Dieser Zusatz steht zwar als Untertitel auch vorne auf dem Buch, wird aber gerne übersehen.
Doch warum gerade Persephone und Orpheus in einem Band zusammenstecken? Auf den ersten Blick scheint nur die Unterwelt als verbindendes Element vorhanden zu sein und den meisten Lesern wird wohl auch bis zum Anhang nicht eindeutig klar sein, warum hier die beiden Mythen zusammen erzählt werden. Der Anhang bringt dann mehr Lichts ins Dunkel und führt mehr verbindende Elemente und Bezugspunkte auf, das ist zwar sehr erhellend, ich hätte es dennoch schöner gefunden, diese Verbindungen auch stärker in der Graphic Novel zu sehen. Anstatt krampfhaft an der vorgegebenen Seitenzahl festzuhalten, hätten den beiden Mythen mehr Raum zur Entfaltung gegeben werden sollen, damit die Zusammenhänge auch ohne Vorwissen klarer gewesen wären.
Ansonsten gibt es erzählerisch nichts zu Meckern und die Botschaft, dass niemand dem Tod entkommen kann, und auch die Liebe dieses fundamentalste aller Naturgesetze nicht aushebeln kann, wird deutlich.

Zeichnerisch treffe ich mit Diego Oddi einen alten Bekannten wieder, der mich schon bei Oedipus überzeugen konnte. Rein zeichnerisch habe ich auch dieses Mal nichts auszusetzen und erfreute mich an dem zugleich realistischen und doch farbenfrohen Stil. Was mir jedoch nicht so zusagte, war die Darstellung der Unterwelt. Hier hat man sich meiner Meinung nach zu sehr von der christlichen Vorstellung der Hölle beeinflussen lassen. Überall Flammen und “Höllenfeuer” und im Hintergrund schwirren doch tatsächlich dämonenartige Gestalten umher. Dafür fehlen essenzielle Teile griechischer Jenseitsvorstellungen, wie z.B. das von Minos, Rhadamanthys und Aiakos geführte Totengericht oder der Asphodeliengrund komplett. Den Vogel abgeschossen hat dann aber der Sitz von Hades und Persephone inmitten eines flammenden Schädels. Etwas weniger Dante und mehr Homer bitte.

Fazit:


In meinen Augen ist für diesen Band der Mythen der Antike etwas mehr mythologisches Vorwissen vorteilhaft, als bei den anderen, die ich bisher las. Der Anhang klärt zwar einiges auf, doch wäre eine stärkere Einbindung dieser Aspekte in die Erzählung wünschenswert gewesen. Optisch hat man sich für meinen Geschmack zu sehr an die christliche Hölle orientiert, ansonsten überzeugten Diego Ottis Zeichnungen jedoch wie gewohnt und diese Graphic Novel ist trotz genannter Kritikpunkte eindeutig empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Die Lebensgeschichte eines Schiffes

Erebus
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Entdeckungsreisen und Forschungsexpeditionen fand ich schon immer interessant und seit ich Eingefroren im Nordpol gelesen habe, ist auch ein bisschen Polarfieber bei mir ausgebrochen. Daher reizte mich ...

Entdeckungsreisen und Forschungsexpeditionen fand ich schon immer interessant und seit ich Eingefroren im Nordpol gelesen habe, ist auch ein bisschen Polarfieber bei mir ausgebrochen. Daher reizte mich dieses Buch auf vielen Ebenen und ich war gespannt, wie Michael Palin, den ich bis dato auch nur als Monty Python Mitglied kannte, mir die Geschichte der Erebus erzählen würde.

Vom Stapellauf bis zum Sinken: die Lebensgeschichte eines Schiffes
Als Erstes muss ich sagen, dass der Klapptext nicht gut gewählt ist, denn er suggeriert, dass es in diesem Buch vorrangig um die verhängnisvolle Franklin-Expedition geht. Tatsächlich macht diese letzte Fahrt der Erebus nur in etwa ein Drittel des Buches aus. Der Titel des Buches zeigt da schon eher, worum es eigentlich geht: nicht um eine einzelne Expedition, sondern um das Schiff Erebus. Palin erzählt uns die Geschichte der HMS Erebus und zwar von ihrem Bau an, bis zum Sinken auf der letzten tragischen Expedition. Dazwischen hat das Forschungsschiff aber noch weitere Abenteuer erlebt, in erster Linie eine erfolgreiche Expedition in die Antarktis (Die Erebus ist zusammen mit der Terror bis heute das am südlichsten vorgedrungene Segelschiff) und diese Expedition nimmt auch einen Großteil des Buches ein, ist sie doch wesentlich besser dokumentiert, als die letzte Fahrt ohne Überlebende. Wer also rein an der Franklin-Expedition interessiert ist, sollte vielleicht lieber zu einem anderen spezifischeren Buch greifen. Wer hingegen Lust hat mehr über die Anfänge der Polarforschung zu erfahren, kann gerne zugreifen.

Denn, geht man nicht mit falschen Erwartungen an dieses Buch heran, kann es durchaus überzeugen. Palin hat die Geschichte der Erebus wirklich hervorragend recherchiert und hat eine unterhaltsame und verschmitzte Art, diese Flut an Informationen dem/der Leser/in zu präsentieren. Er versucht nicht einfach nur die Fakten rund um die Erebus runterzurattern, sondern uns eine Geschichte zu erzählen und größtenteils gelingt ihm das auch sehr gut. Gerade weil Palin auch versucht den Alltag der Seeleute und deren Befinden und Stimmungen zu beleuchten. Dadurch wirken die historischen Ereignisse und die Männer dahinter deutlich nahbarer und man baut als Leser/in eine Bindung über die Jahrhunderte weg zu ihnen auf.

Leider, dass muss ich aber auch sagen, übertreibt es Palin an manchen Stellen mit dem Alltag dann doch und das Buch hat seine zähen Passagen. Gerade zwischen den beiden großen Expeditionen, aber auch in den Zeiten, wo die Erebus irgendwo vor Anker liegt, hätte man einiges kürzen können.
Was mich ebenfalls gestört hat, sind die Einschübe aus seinen eigenen Reiseerfahrungen, die der Autor immer wieder hineinwirft. Diese hatten in meinen Augen überhaupt keinen Mehrwert für das Thema, nämlich die Erebus. Und ganz ehrlich, wenn es mich interessieren würde, was für Leute Palin auf Falkland in irgendeiner Bar trifft, dann würde ich eins von seinen zahlreich veröffentlichten Reisebücher lesen. Hier empfand ich diese Einschübe als störend.

Fazit:


Ein informatives und interessantes Sachbuch rund um die Geschichte der HMS Erebus vom Stapellauf bis zum Wrack, das trotz ein paar Längen und unnötigen Einschüben zu unterhalten weiß. Palin ist ein hervorragender Geschichtenerzähler und versteht es sehr gut, trockene Historie nahbar und unterhaltsam zu erzählen.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Kein perfektes, aber ein gelungener Reihenfinale

Die Hexe und der Winterzauber
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Die Hexe und der Winterzauber ist ein Buch, auf das ich mich 2021 ganz besonders gefreut habe. Fand ich Der Bär und die Nachtigall noch gut, aber nicht überragend, konnte mich Das Mädchen und der Winterkönig ...

Die Hexe und der Winterzauber ist ein Buch, auf das ich mich 2021 ganz besonders gefreut habe. Fand ich Der Bär und die Nachtigall noch gut, aber nicht überragend, konnte mich Das Mädchen und der Winterkönig komplett überzeugen und so war ich mehr als gespannt, was das Finale der Winternacht Trilogie für mich bereithalten würde.

Rasanter Einstieg
Das Buch setzt nahezu nahtlos dort an, wo sein Vorgänger endete. Große Teile Moskaus sind den Flammen zum Opfergefallen, die Bevölkerung ist entsetzt und sucht einen Schuldigen und Priester Konstantin weiß natürlich genau, wer das sein soll: Wasilisa Petrowna. Wir starten also gleich rasant mit einem wütenden Menschenmob und auch sonst lässt uns Autorin Katherine Arden kaum Zeit, die Ereignisse zu rekapitulieren. Das führt auf der einen Seite dazu, dass man am Anfang erst wieder etwas reinkommen muss, wenn man den Vorgänger nicht direkt davor gelesen hat, auf der anderen Seite geht es gleich spannend los. Dieses Tempo wird auch in der ersten Hälfte des Buches hochgehalten und mündet dann in einen wirklich gelungenen ersten Höhepunkt. Was die zweite Hälfte angeht, komme ich gleich nochmal darauf zu sprechen, jetzt möchte ich euch erst noch erzählen, was mir an Die Hexe und der Winterzauber besonders gut gefallen hat.

Vom Wildfang zur unabhängigen Frau
Da ist an erster Stelle Wasjas Entwicklung zu nennen. Im ersten Band erleben wir sie als ungestümen Wildfang, ein mutiges und tapferes Mädchen. Band zwei lässt das Kind dann zum Teenager werden, inklusive des Dranges zur Entfaltung und der Suche nach dem eigenen Platz in der Welt, aber auch mit viel Übermut, dummen Entscheidungen und eine schwärmerische, etwas albernen Verliebtheit. Nun sind wir bei Band drei und Wasja ist wiederum an ihren Erfahrungen gewachsen. Statt wie zuvor im jugendlichen Übermut, mit dem Kopf durch die Wand rennen zu wollen, ist Wasja nun reifer, vorsichtiger und handelt überlegter. Diese Entwicklung hat mir wirklich sehr gut gefallen, gerade wenn man die Reihe als ganzes betrachtet. Wir erleben hier wie ein aufgewecktes Kind zu einer starken und unabhängigen Frau wird und das in einer Zeit, die alles daran setzt genau diese Unabhängigkeit zu verhindern. Natürlich hat Wasja auch falsche Entscheidungen getroffen, war an manchen Stellen egozentrisch und/oder leichtsinnig, aber wer war das, gerade in den Teenagerjahren nicht? Katherine Arden hat es geschafft Wasja authentisch zu machen und das ist in meinen Augen die eigentliche bewundernswerte Leistung. Nicht eine Powerfrau zu erschaffen, die sich gegen alle und jeden behauptet, sondern eine Frau, die ihren Weg erst finden musste und der man diese Entwicklung und diesem Reifungsprozess auch abnimmt.

Diese Weiterentwicklung ist auch in der Beziehung zwischen Wasja und Morosko zu beobachten. Wasja hat sich von ihrer teeniehaften Schwärmerei verabschieden und damit begegnen sich die Beiden nun mehr auf Augenhöhe. Sehr schön fand ich auch, dass diese Beziehung so ganz ohne Kitsch auskommt. Die Beiden mögen nicht das romantischste Pärchen in der Bücherwelt sein und die Entwicklung der Beziehung mag nicht jedem zusagen, ich empfand diese Beziehung aber gerade deswegen sehr erfrischend, denn nicht jeder Mensch äußerst seine Gefühle in großen Worten oder romantischen Gesten.

Zwei Bücher in einem
Kommen wir zurück zur oben bereits erwähnten zweiten Hälfte des Buches. Eigentlich kann man schon vom zweiten Teil reden, denn die Trennung des ersten und zweiten Handlungsstrangs ist schon ziemlich hart. Tatsächlich fühlt es sich an, als hätte man hier zwei Bücher in einem, wobei eins aber leider deutlich gelitten hat. Dies ist auch mein größter Kritikpunkt, denn die beiden Handlungsstränge fügen sich in meinen Augen nicht sehr harmonisch zusammen. Der Cut nach dem ersten Höhepunkt der Story ist zu streng, die Seiten danach, die den neuen Handlungsstrang erst wieder aufbauen, wirken langatmig und als dann das zweite Finale kommt, fällt dieses überraschend lahm aus. Alles in allem hatte ich bei der zweiten Hälfte oftmals das Gefühl, dass die Handlung künstlich verlängert wurde, ohne jedoch nochmal die Tiefgründigkeit und die Spannung des ersten Handlungsstranges zu erreichen. Da hätte man entweder den zweiten Handlungsstrang streichen sollen, oder diesen besser und detaillierter als vierten Band ausbauen sollen.

Fazit:


Auch wenn in diesem Finale die zweite Hälfte nicht mit der ersten mithalten kann, haben wir hier ein unterhaltsames Finale, in dem vor allen Wasjas Entwicklung und neue Reife glänzt. Alles in allem ein nicht perfekter, aber gelungener Abschluss dieser wunderbaren Reihe, die ich jedem Fan historischer Fantasy (und die die es werden wollen 😉) ans Herz legen kann.

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