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Veröffentlicht am 20.04.2022

Ein unvergesslicher Sommer

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Christian Hubers neuestes Werk ist ein sehr lesenswerter Coming-of-Age-Roman um zwei männliche Jugendliche, die 1999 in einer Kleinstadt in der Oberpfalz mit Pommes im Freibad, der Skatebahn, der Playstation ...

Christian Hubers neuestes Werk ist ein sehr lesenswerter Coming-of-Age-Roman um zwei männliche Jugendliche, die 1999 in einer Kleinstadt in der Oberpfalz mit Pommes im Freibad, der Skatebahn, der Playstation im örtlichen Drogeriemarkt und gelegentlichem Kiffen leben und an einem der Spätsommerferientage ein Mädchen kennenlernen, das mit einem Zirkus herumreist und irgendwie anders ist, als die Mädchen, die sie kennen.

Der Roman katapultiert die Leser zurück in den Sommer vor der Jahrtausendwende, was auch bei mir viele Erinnerungen an diese Zeit und ihre Eigenheiten wieder wachgerufen hat. Auch damals beliebte Bands und ihre Songs spielen eine Rolle und liefern so einen stimmigen Soundtrack zum Roman. Neben dem Alltag von Jugendlichen in der bayerischen Provinz, geht es um wichtige Themen, wie Freundschaft und Loyalität und die Entwicklung von Selbstwertgefühl, auch ohne, dass man perfekt sein muss. Der Schreibstil ist sehr anschaulich, sodass man sich gut in die Zeit hineinversetzen kann und zudem gut lesbar.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Mutterliebe

Das verschlossene Zimmer
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Die 17-jährige Marie ist bei ihrem katholischen Vater Dominik, einem angesehenen Krakauer Arzt, recht behütet aufgewachsen, stellt sich aber mittlerweile immer öfter die Frage, wer ihre Mutter ist und ...

Die 17-jährige Marie ist bei ihrem katholischen Vater Dominik, einem angesehenen Krakauer Arzt, recht behütet aufgewachsen, stellt sich aber mittlerweile immer öfter die Frage, wer ihre Mutter ist und was aus dieser geworden ist, warum sie verschwand, als Marie ein Kleinkind war. Ihr Vater gibt sich in dieser Hinsicht sehr verschlossen und so beginnt sie ihre Suche nach Spuren ihrer Mutter im stets verschlossenen Schlafzimmer ihres Vaters, wo sie aber auch auf keine heiße Spur stößt. Und auch, der Name des Märchens, das ihre Mutter ihr mehrmals erzählt hat, ihre einzige vage Erinnerung an sie, mag ihr nicht einfallen.

Zugleich wird die politische Lage im Frühjahr 1939 in Krakau immer angespannter, da ein Angriff Hitlers droht, und im Krankenhaus, an dem Dominik arbeitet, kommt von manchen Seiten Antisemitismus auf.

Der historische Roman spielt hauptsächlich im Krakau des Jahres 1939, wechselt aber auch manchmal in die Vergangenheit nach Lemberg, wenn es um die Geschichte von Maries Eltern geht.

Mich hat die Geschichte um Marie gefesselt, zumal der Roman bis zum Ende spannend bleibt und eine sehr überraschende Wendung bietet. Marie ist eine sehr sympathische Protagonistin, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt, wenn ihr etwas wichtig ist. Auch ihre Eltern sind beeindruckende Persönlichkeiten, wie man sie 1939 und in den Rückblenden erlebt. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und gut lesbar.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Feinsinniger Roman um eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft

Für immer und noch ein bisschen länger
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Anna, Anfang 30, deren chinesische Mutter direkt nach ihrer Geburt gestorben ist, woraufhin sie bei ihren eher gefühlskalten deutschen Großeltern aufwuchs, musste vor sechs Jahren einen weiteren heftigen ...

Anna, Anfang 30, deren chinesische Mutter direkt nach ihrer Geburt gestorben ist, woraufhin sie bei ihren eher gefühlskalten deutschen Großeltern aufwuchs, musste vor sechs Jahren einen weiteren heftigen Verlust verkraften. Ihr Verlobter Jeremias starb bei einem Verkehrsunfall. Seitdem lebt sie total zurückgezogen in der ehemals gemeinsamen Wohnung, ihr einziger Kontakt zur Außenwelt findet durch ihre Arbeit als Pianistin und Gesangslehrerin statt. Doch dann erhält sie auch noch eine Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarf und findet im teuren München keine Alternative, sodass sie schließlich mehr oder weniger aus Verzweiflung bei der WG der über 80-jährigen, ehemaligen Opernsängerin Gunilla, ihrem autistischen Sohn Michel, der stillen älteren Dame Rose und KG, einem höflichen älteren Herren, der den WG-Haushalt schmeißt, landet. Auch sie haben alle ihr Päckchen zu tragen, doch Annas Einzug bringt etwas ins Rollen, sowohl bei Anna, als auch bei ihren älteren Mitbewohner:innen.

Barbara Leciejewski ist es auch mit ihrem neuesten Roman gelungen, eine sehr feinsinnige Geschichte mit etwas ungewöhnlichen Protagonist:innen und viel Tiefgang zu erzählen. Jede:r der Beteiligten hat mit Ereignissen aus der Vergangenheit nicht abschließen können und verbirgt etwas vor den anderen, anstatt offen darüber zu sprechen. Aber, beginnend mit Annas Einzug, ändert sich langsam etwas, alle werden offenener und achtsamer miteinander und helfen sich so gegenseitig ins Leben zurück, auch wenn es ein langer Prozess ist. Die Autorin hat durchweg überzeugend gestaltete und liebenswerte Charaktere erschaffen, die trotz mancher Macke nie ins Lächerliche abdriften. Der Schreibstil ist sehr gut und flüssig lesbar und der Roman fesselt, weil man nach und nach die Geschichte der verschiedenen Personen erfährt. Auch die Liebe spielt natürlich eine Rolle, aber auf eine angenehm unkitschige Art und Weise. Was mir ebenfalls gut gefallen hat, ist, dass im Gegensatz zu vielen anderen Romanen, die in letzter Zeit erschienen sind, auch Corona, in diesem Fall die Folgen des ersten Lockdowns vor allem für die Musikerin Anna, nicht komplett ausgeblendet wurde, da es zur aktuellen Zeit einfach dazu gehört und nicht bewusst ignoriert werden sollte, weil es sich um eine fiktive Geschichte handelt. Ich empfehle diesen Roman auf jeden Fall sehr gerne allen, die Gegenwartsromane mit etwas Tiefgang mögen.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Gelungener Abschluss der Trilogie um die Berliner Polizeiärztin

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein wilder Tanz
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"Das Leben, ein wilder Tanz" ist der dritte und letzte Teil einer Romanreihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs, die nebenbei auch als Gynäkologin und Kinderärztin tätig ist. Zeit der Handlung ist das Jahr ...

"Das Leben, ein wilder Tanz" ist der dritte und letzte Teil einer Romanreihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs, die nebenbei auch als Gynäkologin und Kinderärztin tätig ist. Zeit der Handlung ist das Jahr 1924, eine wilde Zeit in Berlin.

Magda und ihr Ehemann, der im Polizeidienst tätige Jurist Kuno haben es mit einem Mord an einer wohlhabenden jungen Frau zu tun, die in einem skurrilen Club ihren ausgefallenen Vorlieben nachgekommen sein soll. Bei den Ermittlungen kommen sie auch mächtigen Personen in die Quere. Zugleich haben sie die Suche nach Elkes Bruder Otto, der bei Magdas erstem Fall als Kleinkind nach dem Mord an seinen Eltern verschwunden war, weiter nicht aufgegeben.
Celia soll unterdessen, wenn es nach ihrem Mann Edgar und dessen Mutter geht, immer mehr auf ihre Rolle als Mutter und Ehefrau reduziert werden und ihre Pension und ihr Medizinstudium aufgeben.

Ich fand es wieder sehr interessant, mit Magda und den anderen Frauen, die alle in Zusammenhang mit Celias Pension Bleibtreu stehen, in die Vergangenheit zu reisen und Berlin aus deren Perspektive kennenzulernen. Das Autorenduos schreibt sehr anschaulich und fesselnd, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Als kleinen Bonus gab es zudem noch ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus einer vorangegangenen Reihe der Autor:innen. Nun finde ich es etwas schade, dass die Geschichte um Magda Fuchs und die anderen Frauen damit zu Ende ist, sie hat aber einen runden und würdigen Abschluss gefunden. Grundsätzlich würde ich empfehlen, zuerst die beiden vorangegangenen Bände zu lesen, weil man dann einfach über mehr Hintergrundinformationen verfügt und auch diese lesenswert sind.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Eine nicht alltägliche deutsch-italienische Familiengeschichte

Via Torino
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Die Handlung von Aja Leuthners Roman Via Torino spielt sich auf drei Zeitebenen in Deutschland (hauptsächlich in München) und in Italien ab. Im Mittelpunkt stehen drei Generationen einer deutsch-italienischen ...

Die Handlung von Aja Leuthners Roman Via Torino spielt sich auf drei Zeitebenen in Deutschland (hauptsächlich in München) und in Italien ab. Im Mittelpunkt stehen drei Generationen einer deutsch-italienischen Familie.

Eleonara stammt aus einer sehr konservativen deutschen Familie und schließt sich, wohl auch etwas als Aufbegehren gegen ihren strengen Vater, zusammen mit einem deutsch-italienischen Studienfreund den Studenten- und Arbeiterstreiks um das Fiat-Werk in Turin im Jahr 1969 an. In Italien erlebt sie viel Ungerechtigkeit und Gewalt, lernt aber auch einen jungen Sizilianer kennen, mit dem sie ihre Tochte Rosalia bekommt und in München großzieht. Diese bekommt später ihre uneheliche Tochter Milena, vor der sie ein großes Geheimnis aus deren Vater macht, das Milena im Jugendalter dann aber zu lüften versucht.

Die drei Frauen sind starke Protagonistinnen, alle mit einem eigenen Kopf, der Autorin ist es gelungen, dass ich mir sie sehr gut vorstellen und mich in sie hineinversetzen konnte. Ich fand es auch sehr interessant, mehr über die Aufstände in Italien Ende der 60er Jahre und die schlechten Bedingungen, die damals in der Autoindustrie dort herrschten, zu erfahren, da ich damals noch nicht geboren war und ansonsten auch noch wenig davon mitbekommen habe. Aja Leuthner hat die aufgeheizte Stimmung sehr gut eingefangen. Anfangs habe ich mir mit der Vielzahl der Personen etwas schwer getan, die Orientierung zu behalten, aber das hat sich mit der Zeit gegeben und vor Zeitsprüngen wurde immer die jeweilige Jahreszahl angegeben. Auf jeden Fall handelt es sich bei dem Roman um eine spannende Mischung aus Familiengeschichte und italienischer Zeitgeschichte.

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