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Veröffentlicht am 08.05.2022

Wohin der Wind uns trägt

Das Geschenk der Adlerin
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Vier Freundinnen, ein gemeinsames Wochenende mit einer Bergtour auf dem Arlberg. Das klingt spannend. Vor allem für einen Wanderfreak wie mich. Da wäre ich gerne als fünfte Person mit dabei gewesen. Nachdem ...

Vier Freundinnen, ein gemeinsames Wochenende mit einer Bergtour auf dem Arlberg. Das klingt spannend. Vor allem für einen Wanderfreak wie mich. Da wäre ich gerne als fünfte Person mit dabei gewesen. Nachdem die Freundinnen sich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatten, flatterte überraschend bei Susanne, Katja und Linda eine Einladung von Franziska zu diesem Wochenende ins Haus. Die Lebenswege der vier Frauen war bisher sehr unterschiedlich. Haben sich ihre Träume erfüllt? Was haben sie sich zu erzählen? Der Aufstieg erweist sich besonders für Susanne als beschwerlich. Die durchtrainierte Franziska hingegen hat sportlich gesehen keine Probleme. Aber für alle vier wird diese Bergtour zu einer echten Herausforderung.

Zunächst lernen wir die vier Freundinnen kennen. Jede von ihnen trägt eine eigene Last auf den Schultern. Vom Charakter her sind die Frauen grundverschieden. Ich fragte mich, warum möchte Franziska ihre ehemaligen Freundinnen treffen, was bezweckt sie damit? Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Da können sie Menschen sehr verändern. Ob dieses tiefe Band der Freundschaft zwischen ihnen noch besteht? Oder hat der Alltag und das Leben die Freundschaft zerrieben?

Mein Lieblingscharakter war Susanne. Sie ist geerdet und eine total liebe. Linda war mir zu esoterisch unterwegs. Sie redet davon, Verantwortung zu übernehmen, Jammern und Ausreden schwächen uns. Sie sei die Schöpferin ihres Lebens. Sie sei kein Opfer der Umstände. Und doch macht ihr das Leben Angst, davon ist sie leider auch nicht frei. Katja empfand ich fast als aggressiv. Ihr Selbstoptimierungszwang ist sehr anstrengend, nicht nur für ihr Umfeld, auch für sie selbst. Und bei Franziska stieg ich lange nicht durch, was sie im Innern belastet. Ihre Geschichte machte mich dann sehr betroffen. Der Schreibstil der Autorin ist schnörkellos und leicht lesbar. Die Natur- und Landschaftsbeschreibungen versetzten mich als Leserin in die wunderschöne Welt der Alpen.

Eine gute Erkenntnis war für mich der Satz: Wir sollten viel öfter gemeinsam lachen. Und: Veränderung braucht ein starkes WARUM.

Fazit: Ein leicht lesbarer Unterhaltungsroman, um Frauenfreundschaft und Lebenswege, mit durchaus tiefgründigen Gedanken.

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Fehlersuche

Der große Fehler
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Der Schwarze Cornelius William ermordet an einem Freitag dem 13., am helllichten Tag, mit fünf Schüssen, Andrew Haswell Green vor seinem Haus. Warum musste der große, alte Mann sterben? Er hatte sich ...



Der Schwarze Cornelius William ermordet an einem Freitag dem 13., am helllichten Tag, mit fünf Schüssen, Andrew Haswell Green vor seinem Haus. Warum musste der große, alte Mann sterben? Er hatte sich beträchtliche Verdienste um die Stadtentwicklung New Yorks erworben hat ein faires öffentliches Schulsystem einführte. Ihm verdankt New York unter anderem den Central Park und die New York Public Library. Er war der Vater von Greater New York. Er vereinte die beiden Städte New York und Brooklyn. Liegt hier ein Motiv?

Oder muss Inspekto McClusky seine Ermittlungen ganz wo anders ansetzen? Andrews Mörder Cornelius William, wollte die Adresse einer gewissen Bessie Davis. Hatte er diese Dame gekannt und was verband ihn mit ihr? Inspektor McClusky macht sich Sorgen, dass die Ermordung Greens mit dessen Lebensführung zu tun hatte. Das gäbe einen Skandal, ein großer amerikanischer Bürger und Held, der sich mit mörderischen Schwarzen und dessen Frauen abgab.

In Rückblicken, erleben wir den jungen Andrew. Er kommt aus einfachen Verhältnissen. Er erhält vom Vater keinerlei Anerkennung, so sehr er sich auch darum bemüht. In seiner Jugendzeit gierte er nach Bewegung. Das machte ihn mir schon mal sympathisch. Seine Neigung zum eigenen Geschlecht erschwert ihm das Leben. Andrew lernt den sechs Jahre älteren Samuel Tilden, einen angehenden Anwalt, der auf dem Weg zu Höherem ist kennen. Er verehrt den Gentleman, der es gewohnt ist, sich durch die wohlhabende Welt zu bewegen. Er ist ein besessener Büchersammler. Andrew spürte schon bei ihrem ersten Treffen, dass Samuel im Grunde ein einsamer Mann ist und das verband sie. Er nahm ihn als Vorbild, strebte danach zu sein, wie sein Freund. Er beobachtet Gentlemen, wie sie sich ausdrückten und gestikulierten und er ahmte sie nach. „Er strebte nach Freiheit, die man sich für Geld kaufen konnte, der Freiheit, keiner Anweisung zu folgen“, hieß es an einer Stelle.

Eine interessante Figur ist auch seine Haushälterin. Von ihr heißt es: „Sie besaß ein Auge für die kleinen Dinge.“ Seinen Freund Samuel Tilden empfand ich sehr oft als Snob, große Sympathien konnte ich für ihn nicht entwickeln. Doch diese Bessie Davis, sie hat mir echte Bewunderung abgerungen. Sie war eine erfolgreiche Schwarze. Sie wusste, was sie wollte. Auch wenn sie in einem anrüchigen Gewerbe tätig war. So hat sie ihre Chancen erkannt und genutzt.

Ich habe mich mit diesem Buch sehr schwergetan. Anfangs war ich hellauf begeistert von diesem ungewöhnlichen Schreibstil. Leider verlor sich mit der Zeit die Begeisterung und machte eine Ungeduld Platz. Mich nervte, dass ewige um den Brei herumreden, sich in Nebensächlichkeiten verlieren. Aber es gab auch humorvolle Stellen. Schmunzeln musste ich z. B. über Andrews Beschreibung der Krankheit von Frau Hingsdale. Sie selber sagt immer, sie seit 1822 an der Ehe erkrankt und leide seitdem an den Symptomen.

Einer meiner Lieblingssätze war: Eine Stimme, die Ausdruck einer lächelnden Selbstsicherheit ist, nach der manch einer sein Leben lang strebt, während sie anderen in die Wiege gelegt wurde. Oder auch: Man muss die Dinge ausprobieren, bevor man sie verwerfen kann.

Große Fehler gab es viele in Andrews Leben, wie auch in unser aller Leben. Das sein Tod hätte nicht sein müssen, war verhängnisvoll und beruhte auf einem Missverständnis. Wie es dazukam, wird nicht verraten.

Fazit: Ein faszinierender, aber doch sehr anstrengender Schreibstil.


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Veröffentlicht am 20.04.2022

Radio in seinen Anfängen

Die Radioschwestern
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„Die Radioschwestern“ bilden den Auftakt einer Trilogie, in der uns die Autorin Eva Wagendorfer in das Jahr 1927 nach Frankfurt führt. Es ist die Ära der Geburtsstunde des Rundfunks. Gesa, das Mädchen ...

„Die Radioschwestern“ bilden den Auftakt einer Trilogie, in der uns die Autorin Eva Wagendorfer in das Jahr 1927 nach Frankfurt führt. Es ist die Ära der Geburtsstunde des Rundfunks. Gesa, das Mädchen aus gutem Haus, aus einem kleinen Dorf im Teutoburger Wald träumt davon beim Sender eine Anstellung als Hörspielsprecherin zu bekommen. Sie macht sich auf in die pulsierende Stadt Frankfurt und schafft es tatsächlich mit viel Glück beim Sender zu landen. In Inge und Margot findet sie bald Freundinnen. Inge, die Sekretärin des Intendanten, bastelt in ihrer Freizeit an ihrer Karriere als Sängerin und Margot muss sich als Cellistin im männerdominierten Rundfunkorchester einen Platz erobern. Allen drei Frauen wird es nicht leicht gemacht, sich zu behaupten. Allgemein herrschte die Meinung, Frauen sollten sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Doch die Freundinnen beschreiten mutig ihren Weg in die Unabhängigkeit. In Intendant Albert Bronnen, haben die drei jungen Frauen einen starken Fürsprecher. Er erkennt ihre Fähigkeiten und Talente.

Mir hat vor allem das Setting gefallen. Man wird als Leser*in in die Zeit der Goldenen Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts versetzt. Das Flair fühlt sich wunderbar authentisch an. Männer spielen in diesem Buch allerdings zum größten Teil eine unrühmliche Rolle. Willi, der Schriftsteller, ist der Oberhammer. Er hat Gesa nur benutzt. Spielt ihr die große Liebe vor, borgt sich Geld von Gesa, um die Miete bezahlen zu können und plötzlich hat er eine Verlobte. Schlimm, das frauenfeindliche Verhalten des Orchesterleiter Bienefeldt, der Margot unbegreiflicherweise auf den Kieker hat, und auch ihre Kollegen nehmen sich unglaubliche Frechheiten heraus. Inge, die dritte im Bunde, geht dem Aufreißertypen Carl Schäfer auf den Leim. Seite 275 beschreibt Albert Curt Schafer sehr treffend, als Egomanen und Raubtier, der seine weibliche Beute zum Amüsement benutzt und der ohne Skrupel von ihr ablässt, wenn er mit ihr fertig war. Aber auch die alternde Diva Simonetti kommt nicht gut weg, sie macht Gesa das Leben schwer.

Der Aufbau des Buches ist gut durchdacht. Besonders der Einstieg in die einzelnen Kapitel gefällt mir gut. Hier wird in Form einer Nachrichtenmeldung jeweils eine starke Frau vorgestellt, die Bemerkenswertes in ihrem Leben erreicht hat. Die eine oder andere Frau war mir bekannt, von anderen hatte ich bisher noch nichts gehört. Aber ich habe nach ihnen gegoogelt und noch näheres über sie erfahren. Der Schreibstil ist gut und flüssig lesbar. Die Story leider in bisschen vorhersehbar, dennoch konnte mich das Buch bis zum Ende fesseln.

Fazit: Ein unterhaltsamer Roman, der uns eine längst vergangene Zeit erleben lässt.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Spannung auf dem schottischen West Highland Way

Dreivierteltot
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Die 19-jährige Kim läuft mir ihrem Freund den schottischen West Highland Way, einen Fernwanderweg über mehrere Etappen. Genau das war der Grund warum ich dieses Buch haben wollte. Ich freute mich auf ...



Die 19-jährige Kim läuft mir ihrem Freund den schottischen West Highland Way, einen Fernwanderweg über mehrere Etappen. Genau das war der Grund warum ich dieses Buch haben wollte. Ich freute mich auf die Schauplätze und auf das Mitwandern. Außerdem versprach der Thriller eine spannende Handlung.

Der Pärchenurlaub nach dem bestandenen Abi gestaltet sich für Kim anders als geplant. Jon verhält sich auf einmal sehr komisch. Romantisch ist anders. Er rennt immer vor ihr her, lässt sie einfach stehen und Kim, die nicht so sportlich wie ihr Freund ist, zockelt alleine hinterher. Dann erhält sie plötzlich komische WhatsApp-Nachrichten von ihrer besten Freundin Emma, mit denen sie nichts anfangen kann. Es geschehen Dinge, die sehr mysteriös sind. Kim reagiert verängstigt. Und als sie auf der einen Etappe, des West Highland Way Emma tot auf einem Stein vorfinden, ist der Alptraum komplett.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht zu lesen. Es sind kurze englische Dialoge in die Geschichte eingestreut. Die Handlung ist durchweg spannend. Die Protagonisten waren gut, jedoch sehr undurchsichtig gezeichnet. Jon und sein Verhalten waren für mich schwer greifbar, und auch Kim wurde mir mit der Zeit immer undurchsichtiger. Ungefähr ab der Hälfte des Buches hatte ich das Gefühl mit ihr stimmt was nicht. Sympathisch hingegen war mir Sky mit seinem Hund. Gut beschrieben war die Atmosphäre auf diesem Fernwanderweg. Schottland und die Landschaft begeisterten mich. Genauso stelle ich es mir vor. Leider wurde die Handlung immer chaotischer und auch vorhersehbarer, so dass ich zum Schluss die Auflösung herbeisehnte.

Fazit: Ein spannender Jugendthriller mit kleinen Schwächen, aber durchaus empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Mr. Wolphram und die Meute

Den Wölfen zum Fraß
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Patrick McGuinness legt uns mit seinem Buch "Den Wölfen zum Fraß" einen bemerkenswerten Kriminalroman der auf wahre Begebenheiten beruht vor.

Ein pensionierter Lehrer des Chapleton College, Michael ...


Patrick McGuinness legt uns mit seinem Buch "Den Wölfen zum Fraß" einen bemerkenswerten Kriminalroman der auf wahre Begebenheiten beruht vor.

Ein pensionierter Lehrer des Chapleton College, Michael Wolphram, wird festgenommen. Ihm wird der Mord an seiner jungen Nachbarin Zalie Dyrer zur Last gelegt. Er ist ein exzentrischer Einzelgänger und somit der perfekte Täter, auf den sich die Medien stürzen. Der Sonderling lebt zurückgezogen, liest Bücher und hört anspruchsvolle Musik. Ist er ein Perverser oder gar ein Pädophiler? Mit den modernen Medien hat er jedenfalls nichts am Hut und gerade das macht ihn verdächtig, die Presse beginnen ihn zu zerfleischen, zerstört seinen Ruf. Der Titel ist also durchaus treffend gewählt. Aber ist Mr. Wolphram tatsächlich der weltfremde Pensionär? Zwei Ermittler verhören ihn in Untersuchungshaft. Gary, der geradezu einer Polizeiserie aus den Siebzigern entsprungen sein könnte, der abgebrühte Zyniker und Ander, der geradlinige Uni-Absolvent mit dem Spitznamen ‚Prof.‘ Was niemand ahnt, Ander kennt Mr. Wolphram aus seiner Zeit am Chapleton College. Das ist dreißig Jahre her. Er ist entschlossen, die Wahrheit herauszufinden.

Es handelt sich hier um keinen Kriminalroman im herkömmlichen Sinne. McGuinness schürft tiefer. Und das macht den Krimi faszinierend und gleichzeitig auch sehr schwierig.
Der Autor schreibt sehr anspruchsvoll, psychologisch scharfsinnig, aber auch ausschweifend und detailreich. Ich mochte seine Überlegungen wie: Das Archiv der kleinen Vergangenheiten, all die Dinge, die aus dem Alltag direkt ins Nirgendwo gleiten. Oder: Nebel macht keine Geräusche, aber er lässt alles anders klingen. Leider wurde mir der Stil mit der Zeit definitiv zu viel, das Verlieren in Nebensächlichkeiten. Ich wollte, dass es endlich zur Sache ging. Doch dafür brauchte es Geduld.

Fazit: Kein Roman für Schnellleser. Man braucht Geduld und langen Atem, für Leser die das Aufbringen ist es ein Genuss. Ich brachte die Geduld nur bedingt auf. Deshalb einen Stern Abzug.

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