Giovanni Segantini
Staatenlos und ohne offizielle Vermählung lebt der Maler Giovanni Segantini mit seiner Gefährtin Luigia und den gemeinsamen vier Kindern in der Schweiz. Auf der Suche nach Freiheit verschlägt es die Familie ...
Staatenlos und ohne offizielle Vermählung lebt der Maler Giovanni Segantini mit seiner Gefährtin Luigia und den gemeinsamen vier Kindern in der Schweiz. Auf der Suche nach Freiheit verschlägt es die Familie immer weiter in die Graubündener Alpen, wo die Natur noch vollkommen ist und das besondere Licht zu neuen Techniken auf Giovannis Leinwand inspiriert. Jedoch ist es nicht leicht, Anschluss zu finden im idyllischen Maloja, das von katholischen Bauern besiedelt ist. Aus gutem Gründen hält Segantini Abstand zur Kirche und marschiert lieber mit der Magd als Modell oder gar einsam und allein in die Berge, die Kinder werden vom Hauslehrer unterrichtet. Einzig der vermögende, benachbarte Käsebauer bringt regelmäßig Kostproben vorbei und wechselt ein paar Worte mit den Zugezogenen. Als gerade dieser ermordet aufgefunden wird, gerät Segantini unter Verdacht.
Malerisch und voller stimmiger Bilder präsentiert Christine Neumeyer die Pracht der Natur in den Schweizer Alpen, luftige Höhen, lockeres Geröll und inmitten der steilen Felsen farbenfrohe Blüten, dazu der Himmel mit seinen verschiedensten Schattierungen an Blau- und Grautönen. Die Freiheit, die Lebendigkeit, die Giovanni einsaugt wie ein Lebenselixier, sind so deutlich spürbar zwischen den Zeilen, dass man immer neugieriger wird auf dessen Lebensgeschichte, die hier genauestens recherchiert zu Papier gebracht wird. Geschickt flicht die Autorin auch viele historische Momente ins Geschehen ein, so begegnen wir nicht nur Klimt als Mentor Segantinis, sondern erfahren auch einiges über technische Neuerungen wie die Elektrizität, die immer mehr Einzug hält, die Industrialisierung und nicht zuletzt die Weltausstellung in Paris.
Ruhig und mit viel Atmosphäre ist der Schreibstil zu bezeichnen, detailliert und genau sind die Figuren herausgearbeitet. Die Familie des Malers ist von Anfang an ausgezeichnet vorstellbar, vom Meister höchstpersönlich bis hin zum Hund Fingal, der gerne rund um die bunten Schmetterlinge kreist.
Auch wenn die Kriminalhandlung sich nicht in den Vordergrund drängt, so ergibt sie doch zusätzliche Informationen über den Künstler Giovanni, der stets seine Familie im Mittelpunkt sieht und zeigt seinen wahren Charakter, nämlich die Ehre der Familie zu verteidigen, egal, worum es geht.
So verbinden sich also Historie, Roman und Krimi zu einem gefälligen Ganzen. Wer gerne mehr über das Leben von Giovanni Segantini erfahren möchte und Bilder der rauen rätoromanischen Natur schätzt, sowie ein wenig Rätselraten um den Mord am Käsebauern, der ist hier goldrichtig. Mich hat „Schatten im Silsersee“ jedenfalls sehr gut unterhalten, weshalb ich dieses Buch, ebenso wie „Der Offizier der Kaiserin“ (Leseprobe am Ende) gerne weiterempfehle.
Titel Schatten im Silsersee
Autor Christine Neumeyer
ISBN 978-3-7408-1477-9
Sprache Deutsch
Ausgabe Flexibler Einband, 224 Seiten
ebenfalls erhältlich als ebook
Erscheinungsdatum 19. April 2022
Verlag Emons