Schöner Liebesroman abseits vom Schema F
Wer weiß schon, wie man Liebe schreibtDie Geschichte hört sich erstmal nach dem typischen Liebesroman an. Bea muss wohl oder übel Zeit mit Tim, dem gefeierten Autor verbringen, und mit ihm auf Lesereise gehen. Natürlich mögen sie sich anfangs ...
Die Geschichte hört sich erstmal nach dem typischen Liebesroman an. Bea muss wohl oder übel Zeit mit Tim, dem gefeierten Autor verbringen, und mit ihm auf Lesereise gehen. Natürlich mögen sie sich anfangs nicht, obwohl eine gewisse körperliche Anziehung sofort da ist. Am Ende gibt es dann natürlich ein Happ End. So weit, so gut. Aber mich hat der Roman dann wirklich überraschen können, denn er weicht - zumindest ein Stück weit - vom allseits bekannten Schema F ab. Inwiefern, verrate ich jetzt natürlich nicht. "Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt" ist aber definitiv nicht übliche Chick Lit, es geht meiner Meinung nach etwas tiefer und hat mich so auch an manchen Stellen echt berühren können. Genauso toll finde ich, dass so gut wie gar kein Kitsch vorhanden ist. Die Liebesgeschichte zwischen Bea und Tim wird so zart erzählt, ist total unaufdringlich und selbst wenn mal eine klischeehafte Situation entsteht, wird diese doch noch anders gelöst, als man es erwartet hätte.
Auch das Thema Drumherum mit dem Verlagswesen fand ich unglaublich interessant, den Einblick 'hinter die Kulissen' fand ich richtig spannend. Genauso das andere große Thema im Buch, nämlich Familie.
Was mich nicht ganz überzeugen konnte, war das Ende. Eigentlich finde ich den Zeitpunkt, den Kristina Günak für das Ende wählt, sehr passend und schön, aber die ein oder andere Aktion war mir ein bisschen zu viel, ein bisschen zu gequetscht. Das hätte meiner Meinung nach nicht alles in den letzten fünf bis zehn Minuten im Buchgeschehen passieren müssen.
An den Schreibstil der Autorin musste ich mich erst einmal gewöhnen und zwar allein wegen der Tatsache, dass er oft sehr kurz angebunden wirkt. Was ich nicht schlecht finde, eher interessant und ungewöhnlich für ein Genre, in dem die meisten schöne, ausgeschmückte Sätze verwenden. Kristina Günak hingegen setzt viele Punkte und das war wirklich erstmal gewöhnungsbedürftig. Schön zu lesen war das Buch trotzdem und wie schon gesagt finde ich den Schreibstil eben weil er so anders ist nochmal interessanter. Etwas, das mich an dem Stil gestört hat, waren die Wiederholungen mancher Worte. Beispielsweise liest man wirklich dauernd von Tims grauen Augen, was mich dann irgendwann auch ziemlich genervt hat!
Bei den Charakteren bin ich ein bisschen zwiegespalten: Die beiden Hauptfiguren Bea und Tim finde ich super. Bea ist zwar einerseits der totale Fan von Liebesromanen, die allesamt Happy End und alles, was dazugehört, haben, glaubt aber für sich selbst nicht an die große Liebe. Sie kann nicht nein sagen und hilft bei allem und jedem, kann selbst aber keine Hilfe annehmen. Diese Gegensätze plus noch das ein oder andere Detail aus ihrer Vergangenheit machen sie zu einer für mich richtig tollen Protagonistin mit vielen Facetten, die ich liebgewonnen habe, auch wenn sie manchmal eine ganz schöne Ordnungswut entwickeln konnte.
Tim ist wiederum ganz anders und dann doch wieder Bea ähnlich. Er wirkt wie der große, böse Mann, dem die Meinung aller anderen egal ist und sein Ding durchzieht, aber im Laufe der Geschichte bemerkt man dann auch andere Seiten an ihm. Und selbst als diese anderen Seiten von ihm langsam ans Tageslicht kommen, fand ich diesen 'Wandel' in der Persönlichkeit nicht seltsam, wie ich es schon das ein oder andere Mal hatte, wenn ein Bad Boy auf einmal seine weiche Seite zeigt, nein, es kam mir ganz normal vor.
Tja, aber wie schon gesagt bin ich zwiegespalten und das liegt an den Nebencharakteren. Denn die Protas können noch so toll dargestellt und vielseitig beschrieben sein, die Nebencharaktere waren für mich einfach nicht greifbar. Ein paar kleine Ausnahmen gibt es, zum Beispiel Norman, den fand ich ganz unterhaltsam, aber sonst bleiben die anderen Personen sehr blass und damit auch sehr leicht in eine Schublade steckbar. Das liegt zwar auch am geringen Umfang des Buches und dass die unwichtigen Charaktere ganz einfach nicht sehr oft vorkommen, ist aber trotzdem schade.
Insgesamt ist „Wer weiß schon, wie man Liebe schriebt“ auf jeden Fall lesenswert für alle, die gerne Liebesromane lesen.