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Veröffentlicht am 29.05.2022

Leiser Krimi mit viel Lokalkolorit

Tiefes, dunkles Blau
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Das tiefe, dunkle Blau des Zürichsees ist Seepolizistin Rosa Zamprano lieber als menschliche Abgründe. Bei dem Fall, mit dem sie es in diesem ersten Zürich-Krimi der Autorin zu tun bekommt, lässt sich ...

Das tiefe, dunkle Blau des Zürichsees ist Seepolizistin Rosa Zamprano lieber als menschliche Abgründe. Bei dem Fall, mit dem sie es in diesem ersten Zürich-Krimi der Autorin zu tun bekommt, lässt sich beides aber kaum trennen. Ausgerechnet Dr. Jansen, den Rosa gerade selbst in seiner Kinderwunschklinik aufgesucht hat, wird ermordet im See gefunden. Motive und mögliche Täter gibt es so einige. War Jansen doch nicht nur Miteigentümer eines ebenso umstrittenen wie innovativen Biotech-Unternehmens, hatte anscheinend zudem Kontakte ins Rotlichtmilieu und war drauf und dran, sich von seiner Familie zu trennen.

Trotz der Themenvielfalt ist es ein ruhiger Krimi, der sich viel Zeit nimmt, Ermittlerin Rosa, ihr Umfeld sowie ihre Sorgen und Vorlieben einzuführen. Gemeinsam mit der Züricher Altstadt als Rahmen scheint sich hier der Auftakt einer neuen Serie abzuzeichnen, der ich sicher weiter folgen werde. Ich bin hier schließlich nicht nur auf einen Krimi zum Wohlfühlen gestoßen, sondern auch auf eine Story, die mich über verschiedene Themen zum Nachdenken angeregt hat.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Komplexer Überblick

Anleitung für dein Leben
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Wer sich noch wenig mit sich selbst und psychologischen Ratgebern beschäftigt hat, wird hier tatsächlich eine Fülle von Erläuterungen finden, warum wir und alle anderen Muster entwickelt haben, die uns ...

Wer sich noch wenig mit sich selbst und psychologischen Ratgebern beschäftigt hat, wird hier tatsächlich eine Fülle von Erläuterungen finden, warum wir und alle anderen Muster entwickelt haben, die uns reagieren lassen, wie wir es gewöhnlich tun, warum wir so empfinden und wie wir das vielleicht beeinflussen können.

Obwohl die Autorin wohltuenderweise vom Fach ist, schreibt sie wie eine gute Freundin, was es erleichtert, das Gelesene anzunehmen. Das Buch ist sehr komplex, was mir einerseits sehr gut gefällt. Andererseits kann so vieles wirklich nur angerissen werden und in einigen der Themen finde ich mich gar nicht wieder. Der Übungsteil bietet für mich persönlich wenig Neues, auch wenn er durchdacht aufgebaut wurde. Den plakativen Titel finde ich tatsächlich sehr hochgegriffen. Wie soll ein Buch so etwas leisten können? Dennoch für Einsteiger auf dem Gebiet sicher ein sehr informativer, gut geschriebener Überblick.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Freunde wie diese

Freunde. Für immer.
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Im Original heißt der Thriller "Friends like these". Diesen Titel finde ich eigentlich viel treffender.

Maeve, Jonathan, Keith, Stephanie und Derrick sind seit ihrer gemeinsamen Collegezeit durch ein ...

Im Original heißt der Thriller "Friends like these". Diesen Titel finde ich eigentlich viel treffender.

Maeve, Jonathan, Keith, Stephanie und Derrick sind seit ihrer gemeinsamen Collegezeit durch ein dunkles Geheimnis verbunden, dass sie nun, zehn Jahre später, ausgerechnet zur Feier von Jonathans Junggesellenabschied wieder einzuholen droht. Zwei der Freunde verschwinden spurlos, einer davon wird bis zur Unkenntlichkeit entstellt tot aufgefunden. Und auch die Ermittlerin, Detective Scutt, hat einst jemand verloren. Hat sie den Verlust nicht verwunden, oder gibt es tatsächlich mehr Verbindungen als den Ort Catskill Mountains zwischen den Fällen?

Die abgründige Vergangenheit wird allzu bald und äußerst knäpplich offenbart, was ich ein wenig enttäuschend fand. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich, sicher auch bedingt durch die Vielzahl an Perspektiven, noch keine rechte Beziehung zu den Protagonisten aufbauen können. Leider blieben deren Konturen bis zum Ende recht vage. An dieser Stelle wäre definitiv mehr drin gewesen. Dennoch blieb die Erzählung spannend, bot einige, von mir nur zu einem Teil vorhergesehene Wendungen und hat mich gefesselt. Denn Details, die ich zunächst für etwas plump hielt, offenbarten sich immer wieder als raffiniert konstruiert, wenn sie endlich richtig gedeutet wurden. Daher würde ich von Kimberly McCreight auch weitere Thriller gern lesen.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Man muss des Winters sein

Real Easy
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"Man muss des Winters sein." Diese erste Zeile eines Wintergedichts von Wallace Stevens wurde in Detektive Holly Meylins Kindheit angesichts ihres stimmungsvollen Namens hin und wieder zitiert. Eisige ...

"Man muss des Winters sein." Diese erste Zeile eines Wintergedichts von Wallace Stevens wurde in Detektive Holly Meylins Kindheit angesichts ihres stimmungsvollen Namens hin und wieder zitiert. Eisige Schauer vermag sowohl auszulösen, was Holly in ihrer Vergangenheit erlebte, als auch ihr aktueller Fall, in dem sie mit ihrem Kollegen Victor Amador ermittelt. Zwei Stripperinnen verschwinden nach einem Unfall kurz nach dem Auftritt. Die eine wird ermordert aufgefunden. Die Zeit läuft. Können Holly und Viktor wenigstens die zweite Frau noch lebend finden?

Der Thriller wird multiperspektivisch erzählt, was ich bei manchen Büchern schon schwierig fand, hier aber für mich funktioniert hat. So erhält man eine Vielzahl intimer, manchmal verstörender Eindrücke. Es ist mir tatsächlich nicht gelungen, den Täter vor den Detectives zu ermitteln. Marie Rutkoski kannte ich bisher als Fantasy-Autorin. Es hat mich beeindruckt, wie sie hier eine weitere Facette ihres Könnens zeigt. Ich würde gern weitere Fälle von Holly und Victor lesen, aber ich fürchte, es handelt sich hier um einen Einzelband.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Uns bleibt immer noch Casablanca

So reich wie der König
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"Es musste ein heilloser Lärm in ihm herrschen, dachte Sarah - vielleicht mochte er deshalb die Stille so besonders."

Casablanca in den Neunzigern: Die 16jährige Französin Sarah und ihre haltlose Mutter ...

"Es musste ein heilloser Lärm in ihm herrschen, dachte Sarah - vielleicht mochte er deshalb die Stille so besonders."

Casablanca in den Neunzigern: Die 16jährige Französin Sarah und ihre haltlose Mutter besitzen beinahe nichts, wobei Sarah über große Schönheit und Jugend verfügt. Und die möchte sie nutzen. Raffinert lässt sie sich in die Clique um den reichen, aber eigentlich äußerst unattraktiven Driss enschleusen. Driss' Familie ist nicht nur einfach wohlhabend, vielmehr ist Driss nach Sarahs Meinung reich wie der titelgebende König von Marokko. Und nur der Reichste kommt für sie in Frage.

Sarah und Driss sind beide auf ihre Art äußerst sperrige Protagonisten, die es einem nicht leicht machen sie zu mögen. Aber sie wissen zu faszinieren und das macht für mich eine gute Lektüre aus. Obwohl sie einige Facetten zeigen, lässt die Autoren bei ihnen und in ihrer Erzählung bewusst Leerstellen und beleuchtet nur die Aspekte, auf die es ihr ankommt. Die Geschichte fliegt daher nur so dahin, schockiert mit harten Kontraste zwischen Arm und Reich, Männern und Frauen in einer muslimisch geprägten Welt, die sich mir durch die Autoren ein wenig erschlossen hat.

Kann Sarah Driss erobern oder wird sie sich in ihrer eigenen Falle fangen?

Der Roman hat mich beeindruckt und nachdenklich zurückgelassen. Auch sein Ende wurde von der Autorin gelungen durchkomponiert, konnte mich allerdings nicht völlig zufriedenstellen.

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