Profilbild von giannadanarosa

giannadanarosa

Lesejury Star
offline

giannadanarosa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit giannadanarosa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2022

Natur und Menschlichkeit

Wo die Wölfe sind
0

Bereits aufgrund von vielen positiven Bewertungen ihres ersten Romans „Zugvögel“ bin ich auf Charlotte McConaghy aufmerksam geworden. Mit „Wo die Wölfe sind“ konnte ich die Autorin nun endlich für mich ...

Bereits aufgrund von vielen positiven Bewertungen ihres ersten Romans „Zugvögel“ bin ich auf Charlotte McConaghy aufmerksam geworden. Mit „Wo die Wölfe sind“ konnte ich die Autorin nun endlich für mich entdecken.

Inhalt (Klappentext):
„Inti Flynn kommt nach Schottland, um Wölfe in den Highlands wiederanzusiedeln. Als Wissenschaftlerin weiß sie, dass die wilden Tiere die einzige Rettung für die zerstörte Landschaft sind. Als Frau hofft sie auf einen Neuanfang. Sie ist nicht mehr die, die sie einst war, hat sich von den Menschen zurückgezogen. Denn die Wolfsbiologin besitzt die seltene Fähigkeit, Gefühle von anderen Lebewesen körperlich nachzuempfinden. Als ein Farmer tot aufgefunden wird und eine Hetzjagd auf ihre Tiere beginnt, muss sie sich ihren Ängsten stellen: Ist der Wolf oder der Mensch die Bestie in den Wäldern? Und wird sie je wieder menschliche Nähe zulassen können – oder von der Wildnis verschlungen werden, die sie retten will?“

Meine Meinung:
„Wo die Wölfe sind“ ist eine Mischung aus Thriller, Familien- und Entwicklungsroman. Aber das Buch ist ebenso eine Liebeserklärung an die Natur. Es mahnt den Klimawandel und seine verheerenden Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht an.
Charlotte McConaghy tut das sensibel und in unglaublich schöner Sprache. Ihre Beschreibungen der Umwelt und der Tiere würde ich als beinahe liebevoll bezeichnen. Der Text ist atmosphärisch und auch ein wenig ätherisch, man fühlt sich den beschriebenen Orten und auch Menschen beim Lesen sehr nah. Gleichzeitig erfährt man viele interessante Dinge - sowohl über die Psychologie der Wölfe als auch über die Psychologie von Menschen. Die Protagonistin Inti ist eine sog. „Mirror-Touch-Synästhtikerin“. Das bedeutet, sie empfindet die Gefühle anderer Lebewesen in ihrem eigenen Erleben nach. Zuvor hatte ich von diesem Zustand noch nicht gehört. Inti als Figur und die Darstellung ihres Charakters wie auch ihrer Vergangenheit haben mir sehr gut gefallen. Sie ist eine sehr spezielle Protagonistin, aber die Autorin schafft es ihre komplizierte Gefühlswelt für die Lesenden erlebbar zu machen. Das Schicksal von Inti und ihrer Schwester Aggie hat mich wirklich berührt. Charlotte McConaghy erzählt also nicht nur von der Beziehung zwischen Mensch und Natur, sondern auch von der Beziehung zwischen zwei Schwestern. Diese breite Spannweite des Romans finde ich besonders schön.
Die einzelnen Kapitel sind kurz und die ansprechende Sprache hat mich durch die Seiten getrieben.
Einzig mit der Auflösung der Haupthandlung bin ich weniger glücklich. Das Ende kommt sehr schnell und war mir in verschiedenen Aspekten zu viel.

Fazit:
Ein wirklich toller, absolut lesenswerter und vor allem sprachästhetischer Roman, der sich mit großen und wichtigen Themen beschäftigt. Kleine Abzüge in der B-Note, aber dennoch eine uneingeschränkte Empfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2022

Licht der Vergangenheit

Der Papierpalast
0

Inhalt:

Seit ihrer frühesten Kindheit verbringt Elle jeden Sommer im Papierpalast. So nennt ihre Familie das heruntergekommene Ferienquartier, das sie seit Jahren besitzen. Ein wesentlicher Bestandteil ...

Inhalt:

Seit ihrer frühesten Kindheit verbringt Elle jeden Sommer im Papierpalast. So nennt ihre Familie das heruntergekommene Ferienquartier, das sie seit Jahren besitzen. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Sommer ist Elles Kindheitsfreund Jonas. Die beiden verbindet eine innige Freundschaft, die eng an Liebe grenzt, wahrscheinlich sogar Liebe ist oder Liebe hätte sein können, hätte nicht ein schicksalhafter Sommer alles verändert.
Mittlerweile ist Elle fünfzig, Mutter von drei Kindern und seit langer Zeit verheiratet. Doch ausgerechnet in diesem Sommer, nach all den Jahren, kommt es zu einer Konfrontation, welche die Ereignisse von damals in ein neues Licht rückt. Und Elle muss sich entscheiden: Bleibt sie bei ihrer Familie oder gibt sie ihrer Sehnsucht nach Jonas endlich nach?



Meine Meinung:

„Der Papierpalast“ fühlt sich fast wie ein Epos an. Die Autorin erzählt eine ganze Biographie. Fünfzig Jahre im Leben einer Frau, selbst das Leben, bevor es Elle überhaupt gab, beleuchtet sie. Dabei werden gekonnt Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben. Einzelne Szenen aus unterschiedlichen Handlungssträngen wechseln sich miteinander ab und lassen nach und nach ein Gesamtbild entstehen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass das Buch (meistens) keine Schwarz-Weiß-Klischees bedient. Die Autorin bemüht sich deutlich spürbar ihren Figuren eine gewisse Ambivalenz mitzugeben. Selbst im abgrundtief Bösen steckt Gutes und Liebenswertes oder zumindest Bedauernswertes. Beim Stichwort „abgrundtief böse“ möchte ich übrigens warnen! „Der Papierpalast“ ist nichts für schwache Nerven. Leser*innen, die ich unsicher sind, rate ich dazu, sich um eine Triggerwarnung zu bemühen.
Wie die Rahmenhandlung bereits erahnen lässt: Auch Elle selbst ist keine grundsympathische Protagonistin. Aber im Laufe der Geschichte schafft es die Autorin, ein tiefes Grundverständnis für diese Frau zu schaffen. Ich habe sehr mit Elle gelitten und es ist mir schwer gefallen, sie am Ende des Buchs zwischen den Seiten zurückzulassen. Vielleicht ging es mir auch deswegen zu schnell. Der Text hat immens lange auf das große Finale hingearbeitet, nur um dann sehr abrupt zu enden.
Miranda Cowley Heller schreibt sehr detailreich und atmosphärisch. Ich habe die Sommer im Papierpalast beim Lesen auf der Haut gespürt. (Vielleicht gab es ungewöhnlich viele Erwähnungen von Toiletten oder Insekten, aber das stört mich nicht.)
Leider ist mir dazwischen das Gefühl für Elle und Jonas als Paar ein wenig abhanden gekommen. Ich habe den Eindruck, die Geschichte und Elles Schicksal sind so groß und so mächtig und das Buch konzentriert sich so sehr auf einen bestimmten Wendepunkt in Elles Leben, dass die Annäherung, die unschuldige zarte Liebe zu Jonas, die ich gerne gesehen hätte, um zu verstehen, was die beiden später füreinander sind und schon vor dem Wendepunkt füreinander waren, zu sehr in den Hintergrund rückt.
„Der Papierpalast“ ist eine Geschichte über das Leben, das Schicksal und was uns zu den Menschen macht, die wir sind. Vor allem und gerade dann, wenn das Schicksal wirklich schwer zu ertragen ist. Der Roman ist auch eine Geschichte über Familien und die Art und Weise wie Menschen innerhalb einer Familie sich gegenseitig formen. Ich fand es sehr interessant, wie die Autorin durch die Darstellung entscheidender Ereignisse die späteren Handlung und Verhaltensweisen ihrer Figuren indirekt erklärt.

Fazit:

„Der Papierpalast“ ist ein spannendes und intensives Buch, das tief in seine Figuren vordringt und von Leid, Leben und Schmerz erzählt. Wenn man einzelne Längen in der Handlung mit mehr Elle und Jonas ausgleichen würde, wäre es perfekt. So ist es trotzdem eine Empfehlung, die ich von Herzen aussprechen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.12.2021

Wanderlust

Offene See
0

Inhalt:
England, 1946: Der Krieg ist vorbei, Europa erwacht zu neuem Leben, mit knurrendem Magen, weil das Essen knapp ist, aber mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Blick. Hoffnung hat auch der junge ...

Inhalt:
England, 1946: Der Krieg ist vorbei, Europa erwacht zu neuem Leben, mit knurrendem Magen, weil das Essen knapp ist, aber mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Blick. Hoffnung hat auch der junge Robert, als er sich nach der Schule aufmacht, um sein Kohlearbeiterdorf zu verlassen und in der Ferne Abenteuer zu erleben. In der Ferne trifft er auf die sonderbare Dulcie.

Dulcie ist eine Frau, die viel erlebt hat, viel abgibt, und wenig von sich preisgibt. Gemeinsam mit ihr erlebt Robert einen Sommer, der das Leben von beiden verändern wird, der ihm einen Weg in die Zukunft und ihr einen Weg aus der Vergangenheit weist.

Meine Meinung:

„Romantik ist nämlich nicht gleichbedeutend mit Herzschmerz und Rosen. Romantik ist Gefühl, und Romantik ist Freiheit. Romantik ist Abenteuer und Natur und Wanderlust. Sie ist Meeresrauschen und der Regen auf deiner Zeltplane und ein Bussard hoch über einer Wiese und das morgendliche Erwachen mit der Frage, was der Tag wohl bringen mag, um dann loszuziehen und es herauszufinden.“

Ich finde, in diesem Zitat beschreibt Benjamin Myers ziemlich gut, was sein Buch für mich ist: Romantische Literatur des 21. Jahrhunderts.

„Offene See“ steckt voll von Natur und Sommer und gutem Essen und Reiseerfahrungen und Abenteuerlust und Weltschmerz und Sehnsucht.

Ich gebe zu, anfangs hatte ich Schwierigkeiten, mich in das Buch einzufinden. Ich musste mich an die Szenerie und an den Tonfall der Geschichte gewöhnen. „Wann passiert hier denn endlich mal etwas?“, habe ich gedacht, bis mir klar geworden ist, dass die ganze Zeit über etwas passiert und dass es mit dem Reisen ja auch im wahren Leben ganz ähnlich ist: Es braucht seine Zeit, ein bisschen Anlauf, ein bisschen Geduld, bis man in einen Fluss gerät. Bis man sich an das Unterwegssein gewöhnt hat.

Benjamin Myers Beschreibungen vom englischen Landleben, vom Meer und vom Sommer sind unglaublich schön und poetisch. Beinahe jeder Satz ist ein Genuss. Man merkt, dass die Worte mit großer Sorgfalt gewählt wurden. Und an dieser Stelle muss auch unbedingt die grandiose Übersetzung erwähnt werden, die es geschafft hat, die Prosa und auch die Lyrik in diesem Buch, so grandios gut ins Deutsche zu holen.

Ich finde, „Offene See“ ist ein zeitloses Buch, das man in alle Epochen übertragen kann. Die Atmosphäre ist märchenhaft, träumerisch, vielleicht auch etwas unwillkürlich. Es ist ein Buch, das man um das Lesens Willen lesen kann. Einfach, weil Lesen und Worte und Sprache so schön sind. Obwohl auf Handlungsebene tatsächlich wenig geschieht, ist am Ende doch kein Satz und kein Wort zu viel gewesen.

Das Ende hat mich außerdem im Herzen berührt. Ich bin jetzt, wo ich diese Rezension schreibe, immer noch ein wenig emotional, weil ich Robert und insbesondere Dulcie auf diesen 260 Seiten so lieb gewonnen habe, dass es mir nun schwerfällt sie in der Geschichte zurückzulassen. Aber die Geschichten, die wir lesen, bleiben ja auch auf irgendeiner Weise in unseren Atomen, nicht?

Fazit:
„Offene See“ ist ein ganz besonderes, zurecht so hoch gelobtes kleines Stück Literatur. Landliebe, zum Weinen schön. Sollte man gelesen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.12.2021

Eine Sensation in Fragmenten

Der Sprung
0

Inhalt:

Thalbach, eine Kleinstadt irgendwo in Baden-Württemberg:

Enge Gassen, Fachwerkhäuser, Idylle, Langeweile.

Eine junge Frau steht eines morgens auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses und droht ...

Inhalt:

Thalbach, eine Kleinstadt irgendwo in Baden-Württemberg:

Enge Gassen, Fachwerkhäuser, Idylle, Langeweile.

Eine junge Frau steht eines morgens auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses und droht herunterzuspringen. Eine Nachbarin ruft die Polizei und diese rückt mit Großaufgebot an. Ihr folgen die Feuerwehr, die Presse und eine Horde Schaulustige.

In „Der Sprung“ von Simone Lappert geht es in erster Linie nicht um die Frau auf dem Dach, sondern um die Leute, die zu ihr hinaufsehen. Um ihre Biographien, oder wenigstens ein paar Schnipsel davon. Oder vielleicht geht es auch doch um die Frau auf dem Dach und ihre Geschichte, die sich fragmentartig in den Leben der anderen wiederfindet.

Meine Meinung:
Ich liebe Geschichten, die aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden, deshalb wollte ich „Der Sprung“ auch schon so lange lesen. Tatsächlich ist das Buch in Wirklichkeit ganz anders, als ich es ursprünglich angenommen hatte. Besser anders.

Man könnte meinen, man hat es hier mit einer schweren, düsteren Geschichte zu tun, immerhin ist das zentrale Thema ein versuchter Suizid. Aber das stimmt nicht. In Thalbach ist es Sommer und im Text auch. Es ist eine melancholische, von Erinnerungen an vergangene Jahre geschwängerte Art von Sommer, aber auch ein heller, hoffnungsvoller Sommer. Beides trifft auch auf das Buch zu.

Die Protagonist*innen, die in der Geschichte zu Wort kommen, sind allesamt Kleinstädter, die irgendwie feststecken in dieser Idylle. Manche von ihnen stehen in enger Verbindung mit der Frau auf dem Dach, andere eher in loser. Aber sie alle beeinflussen sie oder werden von ihr beeinflusst. Vor allem aber nehmen sie die Situation auf dem Dach ganz unterschiedlich war. Diese Situation, die sich immer mehr zu einem Event für Voyeuristen entwickelt.

Ich habe darüber nachgedacht, ob eine ähnliche Szene in der Wirklichkeit entstehen könnte.

Wahrscheinlich nein und wahrscheinlich ja. Je nach dem, ob man die Menschen lassen würde. Vielleicht ist die Geschichte in Ansätzen überzeichnet, ich finde aber dennoch, dass sie eine der schlechtesten menschlichen Eigenschaften ganz eindrucksvoll darstellt.

Die Handlungstragenden sind in meinen Augen sehr spannend besetzt worden. Ich habe all ihre Schicksale gerne gelesen und obwohl jeder einzelne von ihnen nicht oft zu Wort kommt, erhält man doch in den kurzen Kapiteln einen tiefreichenden Blick auf ihre Oberflächen und in ihre Abgründe.

Inhaltlich will ich nicht zu viel verraten, nur dass sich „Der Sprung“ in eine völlig andere Richtung entwickelt hat, als ich anfangs dachte. Die Autorin hat hierfür einen Kniff angewendet, den ich unglaublich spannend und raffiniert finde. Ich glaube, letztendlich geht es in diesem Buch darum, die Kleingeistigkeit der Leute zu entlarven. Darum, wie schnell sich Schubladenstecker gerne gegenseitig in Schubladenstecken. Am Ende gibt es eben doch immer eine Geschichte hinter der Geschichte. Oder sogar viele Geschichten.

„Der Sprung“ von Simone Lappert hat übrigens nicht nur ein Ende, sondern viele Enden, weil jede der Figuren ihr eigenes bekommt. Meiner Meinung nach ist jedes einzelne davon sehr gelungen gewesen.

Fazit:
„Der Sprung“ ist ein Buch über das Leben und den Alltag. Darüber, was passiert, wenn dieses Leben, dieser Alltag, durch ein unerwartetes Ereignis aufgebrochen wird. Das, was dann passiert, davon handelt diese Geschichte. Ich fand’s wirklich klasse! Eine ganz klare und große Leseempfehlung also für dieses eigenwillige und einzigartige Buch, seine individuellen und fein konzipierten Charaktere und seine spannende Handlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2021

Zeit für's Herz

Die Zeit der Kirschen
0

Inhalt:
Aurélie und André - die Helden aus das „Lächeln der Frauen“ - sind seit einem Jahr ein Paar und die anfängliche Verliebtheit in ihrer Beziehung weicht oft dem Alltag. Während Aurélie nach wie vor ...

Inhalt:
Aurélie und André - die Helden aus das „Lächeln der Frauen“ - sind seit einem Jahr ein Paar und die anfängliche Verliebtheit in ihrer Beziehung weicht oft dem Alltag. Während Aurélie nach wie vor mit viel Herzblut ihr kleines französisches Bistro „Le temps de cerises“ führt, ist André mittlerweile vom Verlagslektor zum gefragten Autor avanciert. Nichtsdestotrotz hat er sich vorgenommen seiner Liebsten am Valentinstag endlich einen Heiratsantrag zu machen. Doch Andrés Pläne werden von einem unvorhergesehenen Ereignis durchkreuzt. Das „le temps de cerises“ erhält genau an eben diesem Valentinstag einen Michelin-Stern. Zumindest glaubt Aurélie das einen glückseligen Abend lang. Bis sich herausstellt, dass es sich um eine Verwechselung handelt und der Stern eigentlich einem Gourmet-Koch vom Land zugesprochen wurde, dessen Restaurant zufälligerweise den gleichen Namen trägt. Als sich später dann herausstellt, dass dieser Koch gar kein so arroganter Widerling ist, wie ursprünglich angenommen, ist das Chaos perfekt.

Meine Meinung:
Ich wäre am liebsten vor Freude in die Luft gesprungen, als ich herausgefunden habe, dass es ein neues Buch von Nicolas Barreau geben wird. Seine französischen Liebesromane gehören seit Jahren zu meinen absoluten Favoriten. Ich liebe diesen ganz besonderen Charme, dieses zart Klischeehafte, das es trotz allem schafft, nie in Kitsch abzudriften.
Bei „Die Zeit der Kirschen“ handelt es sich um einen Fortsetzungsroman, der die Geschichte aus „Das Lächeln der Frauen“, Barreaus großem Bestseller aus dem Jahr 2011, weitererzählt. Grundsätzlich bin ich bei solchen Büchern eher skeptisch. Oft funktioniert es für mich nicht, wenn Autoren erfolgreiche Geschichten weitererzählen und alte Figuren aus ihrem Happy End herausholen, um sie nochmal auf eine neue Reise zu schicken. Aber es ist ein Barreau! Da konnte ich nicht nein sagen.
Alles in allem hat es „Die Zeit der Kirschen“ auch tatsächlich geschafft, meine alte Liebe für Nicolas Barreaus Romane neu zu entfachen. Der zauberhafte Schreibstil und die liebevolle Paris-Atmosphäre sind genauso schön wie eh und je. Es fühlt sich ein wenig wie Nachhause kommen an, nach all der Zeit zu Aurélie, André und ihren Freunden zurückzukehren. Die beiden erzählen die Geschichte in abwechselnden Perspektiven. Für alle, die sich nicht mehr erinnern können, werden auf den ersten Seiten des Buchs die Ereignisse „Das Lächeln der Frauen“ noch einmal aufgefrischt, sodass die Geschichte auch gelesen werden kann, wenn der Vorgänger nicht bekannt ist. Der sich anschließende Plot ist kurzweilig und unterhaltsam. Man kennt und mag ja schon alle. Da steckt man sofort mittendrin und fiebert mit und will auf keinen Fall, dass Aurélie und André sich streiten. Das tun sie jedoch leider ziemlich oft.
Obwohl ich die Geschichte sehr mochte, gab es ab und an diese kleinen Momente, in denen mir die beiden ein wenig unsympathisch waren, zu sprunghaft, zu dramatisch, zu launisch. Bei „Das Lächeln der Frauen“ hatte ich das damals in dieser Form nicht. Dabei hat es sich allerdings nur um wenige Augenblicke gehandelt, die ich definitiv verschmerzen kann. Außerdem steht in diesem Buch nun einmal eine Beziehung im Fokus, die aufrechterhalten und gepflegt werden muss und nicht wie in den anderen Büchern des Autors das Verlieben.
Liebe ist eben manchmal harte Arbeit. Auch in der romantisch-magischen Buchwelt eines Barreau-Romans.

Fazit:
„Die Zeit der Krischen“ ist ein waschechter Barreau und ich bin heilfroh, dass es wieder einen gibt. Ich bin gespannt und warte sehnsüchtig auf jedes neue Buch, das da hoffentlich noch kommen wird. Ich werde alles, alles, alles kaufen und lesen. „Die Zeit der Kirschen“ sowie jedes weitere Buch des Autors kann ich jedem, der einen traumhaft französischen Parisroman lesen möchte, uneingeschränkt ans Herz legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere