Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2022

Pride, Prejudice & Bridgerton

Wie man sich einen Lord angelt
0

Kitty Talbott ist die Älteste von fünf Töchtern und wie jeder weiß, ist es eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass eine mittellose Frau eines reichen Ehemannes bedarf. Dies trifft umso mehr auf sie zu, ...

Kitty Talbott ist die Älteste von fünf Töchtern und wie jeder weiß, ist es eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass eine mittellose Frau eines reichen Ehemannes bedarf. Dies trifft umso mehr auf sie zu, als ihre Eltern gestorben sind und ihr und ihren Schwestern nur das baufällige Haus und einen Schuldenberg hinterlassen haben. Entschlossen macht sie sich auf den Weg nach London zu Tante Dorothy, der ältesten Freundin ihrer Mutter, die ihr und ihrer Schwester Cecily behilflich sein wird, auf Bälle eingeladen zu werden. Schon bald trifft sie auf den ehrenwerten Archibald de Lacy, einen reichen Jüngling, der vielleicht nicht unbedingt der hellste, aber zumindest der liebenswürdigste junge Mann ist, den man sich schnappen kann. Wenn da nicht dessen älterer Bruder James wäre, Lord Radcliffe, der sie offensichtlich nicht ausstehen kann. Doch dann schließen sie einen Pakt, der ihnen beiden zugutekommen wird ...

Das ist eine kurzweilige, gut geschriebene Geschichte, die ab und zu sogar witzige Dialoge beinhaltet, und sich auch gut lesen lässt. Hier wird nicht auf Originalität gesetzt, sondern im Gegensatz auf Vertrautes, auf das, was die Leute durch Jane Austen verinnerlicht haben oder durch das, was sie für real aus der Bridgertonserie halten. Selbst bei den Namen wird man sich an die erwähnten Bücher erinnern. So weit, so okay. Hier kommt auch eine arge Überspitzung zum Tragen. Die Leute sind manchmal so minderbemittelt, gerade Archie, aber manchmal auch seine Mutter, das ist schon sehr übertrieben. Auch wie der Deal zwischen Kitty und Radcliffe zustande kam, war eher ... unglaubwürdig.

Insgesamt war es trotzdem eine angenehme Lektüre, sofern man nicht erwartet, dass das Regency-Rad neu erfunden wird.

Veröffentlicht am 09.06.2022

Elementarprüfungen

Prison Healer (Band 1) - Die Schattenheilerin
0

Seit ihrem 7. Lebensjahr ist Kiva eine Gefangene in Zalindov, dem grausamsten Gefängnis des Kontinents. Jetzt, zehn Jahre später, ist sie die Heilerin für alle Gefangenen und muss wie alle Insassen jeden ...

Seit ihrem 7. Lebensjahr ist Kiva eine Gefangene in Zalindov, dem grausamsten Gefängnis des Kontinents. Jetzt, zehn Jahre später, ist sie die Heilerin für alle Gefangenen und muss wie alle Insassen jeden Tag um ihr Leben und ihre Gesundheit fürchten. Als eines Tages die Rebellenkönigin schwer verletzt eingeliefert wird, steht sie vor einer gewaltigen Aufgabe: Sie muss das Leben der Frau retten und dabei ihr eigenes bei vier eigentlich unlösbaren Aufgaben einsetzten. Die Prüfungen werden den Elementen angepasst: Luft, Feuer, Wasser, Erde. Wie soll Kiva die bestehen? Und dann ist da auch noch Jaren, der neue Gefangene, der ihre Aufmerksamkeit erregt und mehr verbirgt, als auf den ersten Blick sichtbar ist.

Das ist mal ein wirklich gut geschriebenes Buch, das sich extrem schnell und flüssig lesen ließ. Es hatte sympathische Charaktere, obwohl ich gerade zum Schluss bei Kiva mal nur die Augen rollen wollte, weil sie sich wirklich dumm benommen hatte. Aber egal, ist ja YA, da müssen die Charaktere manchmal dämlich sein, damit Konflikte entstehen, die man sonst vermeiden könnte. Was mich viel mehr gestört hat, war die ständig wiederkehrende Unlogik. Ein Mädchen kommt mit sieben in den Knast, erhält keine Bildung oder gar Ausbildung außer ein bisschen von dem, was ihr Vater, der Heiler, ihr noch in den nächsten paar Monaten beibringen kann, bevor er stirbt. Und dann beherrscht sie heilerische Fähigkeiten wie eine Große. Selbst mit dem, was in ihr steckt, ergibt das wenig Sinn. Auch die Prüfungen, gerade die erste mit dem 10-Meter-Sprung, sind mit oder ohne Hilfe wirklich Quatsch. Aber am schlimmsten ist wirklich der "große Twist" am Schluss, der sich auf den letzten beiden Seiten ergibt. Das ist kein Twist, weil wir die Geschichte aus Sicht von Kiva erleben, und diese hätte wohl irgendwann mal in diese Richtung gedacht, also hätte man als Leser das auch wissen müssen. Ebenso die Art, wie sie Tipps gerettet hat. Als hätte man das jahrelang verborgen und geheimhalten können unter diesen Umständen. Das war wie ein Krimi, an dem zum Schluss ein Täter aus dem Hut gezaubert wird, der bisher noch nicht aufgetaucht ist. Sicherlich überraschend, aber dem Leser gegenüber unfair. Von daher bin ich weniger von dem Buch begeistert, als ich gehofft hatte, und auch nicht ganz sicher, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 19.05.2022

Mack Attack zum Ersten

Blood Destiny - Bloodfire
0

Mackenzie Smith lebt bei einem Gestaltwandlerrudel, obwohl sie selbst ein Mensch ist. Eigentlich ist das unter Strafe verboten und sollte die Bruderschaft - also quasi die Royals der Gestaltwandler - das ...

Mackenzie Smith lebt bei einem Gestaltwandlerrudel, obwohl sie selbst ein Mensch ist. Eigentlich ist das unter Strafe verboten und sollte die Bruderschaft - also quasi die Royals der Gestaltwandler - das herausfinden, droht nicht nur ihr der Tod, sondern ihrem gesamten Rudel. Als eines Tages ihr Ziehvater John ermordet wird, macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder. Dabei kommt ihr nicht nur ihr Temperament und ihr aufkochendes Blut in die Quere, sondern auch der Anführer der Bruderschaft, Lord Alpha Corrigan. Auch wenn seine Name wie eine Zahnpasta klingt, ist er doch scharfsinnig und ultrahotmännlich und sie muss aufpassen, dass er sie nicht nur enttarnt, sondern sie nicht auch ihr Herz verliert.

Helen Harper ist mir durch die amüsanten Hex Files aufgefallen und jetzt habe ich gemerkt, dass ich offensichtlich eine ganze Reihe von ihr seit Jahren auf dem E-Reader horte. Der Einstieg in diese Reihe ist auch gewohnt locker, lässig und schnell, aber man merkt auch, dass es wohl so ziemlich das Erstverlegte der Autorin ist, denn man stolpert über so einige handwerkliche Fehler. Mack ist mir nicht durchweg sympathisch und Corrigan weist starke Ähnlichkeit mit Harpers anderen ultrahotmännlichen Helden ohne Alleinstellungsmerkmale. (Oder besser, die anderen, denn er ist ja wahrscheinlich der Erste.) Trotzdem war es eine schnell zu lesende und spannende Geschichte, die zwar auch viele Klischees bedient, aber durch Harpers sympathischen Stil nicht zu nervig ist.

Veröffentlicht am 28.04.2022

Klufti, Udo und das Neuland

Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12)
0

Es ist heiß auf der Ausgrabungsstätte der Paläontologen, die erst vor kurzem einen Sensationsfund gemacht haben: Udo, der erste aufrecht gehende Menschenaffe. Großes Bamborium hat sich angekündigt, selbst ...

Es ist heiß auf der Ausgrabungsstätte der Paläontologen, die erst vor kurzem einen Sensationsfund gemacht haben: Udo, der erste aufrecht gehende Menschenaffe. Großes Bamborium hat sich angekündigt, selbst der Ministerpräsident will vorbeischauen und intelligent in die Kameras schauen. Eine Leiche als Fotobomb macht sich da natürlich nicht gut, genauso die wenig elegante Figur, die der "Präsident" Kluftinger abgibt. Die Leiche entpuppt sich als viel frischer als Udo, handelt es sich doch um den Entdecker des Menschenaffen, Doktor Brunner, der im Gegensatz zu Udo keineswegs mehr aufrecht steht. Kluftinger hat eigentlich keine Zeit für diverse Fälle, hat er doch endlich das Neuland des Internets betreten und die Social Media für sich entdeckt ...

Wenn man Kluftinger kennt, mag man gar nicht glauben, dass ein intelligentes Wesen wie Udo tatsächlich ebenfalls aus dem Allgäu stammt. Was in den ersten paar Büchern der Reihe noch für Schmunzeln und amüsiertes Kopfschütteln sorgte, also die ganzen Marotten und die völlige Unfähigkeit des Kommissars, nicht nur aufrecht zu gehen, sondern dabei auch noch vernunftbegabte Schlüsse zu ziehen, hat sich mittlerweile ganz schön ausgeleiert. Den Fall fand ich zwar wieder interessanter als die beiden Vorgänger, aber jetzt wäre es doch langsam mal ein echter Plottwist, wenn sich Kluftinger nicht als extremer Allgäudepp darstellte, sondern auch ab und zu intelligente Entscheidungen oder Überlegungen hegt, sodass er nicht immer nur über die Aufklärung seiner Fälle stolpert.

Veröffentlicht am 22.04.2022

Avatar der Stadt

Die Wächterinnen von New York
0

Städte sind lebende, atmende Wesen. Irgendwann erreichen sie einen Punkt, an dem sie sozusagen reif sind, als echte Stadt zu gelten. Zugleich ist das auch der Zeitpunkt, auf den irgendeine nicht wirklich ...

Städte sind lebende, atmende Wesen. Irgendwann erreichen sie einen Punkt, an dem sie sozusagen reif sind, als echte Stadt zu gelten. Zugleich ist das auch der Zeitpunkt, auf den irgendeine nicht wirklich erklärte Wesenheit darauf wartet, sie den schmackhaften Stadtleckerbissen einzuverleiben und Städte damit entweder ganz zu töten oder als leere Hülle zu hinterlassen. Um das zu verhindern wählt New York einen Avatar aus, der sie vertritt. Doch dieser Avatar wird bei dem ersten Kampf schwer verletzt und braucht daher Mitstreiter - die WächterInnen von New York.

Puh. Ehrlich. Ich weiß überhaupt nicht, was ich von diesem Buch denken soll. Ist es absolut genial, weil es eine völlig neue Idee ist? Oder lacht sich die Autorin über uns tot, weil wir das nur glauben sollen? Ganz egal, welche der Alternativen zutreffend ist, ich fand absolut keinen Zugang zu dem Buch. Mir war schon - obwohl interessant - die Prämisse zu suspekt, vor allem nicht so erklärt, dass ich mir darunter was vorstellen kann. Meistens hatte ich das Gefühl, das Buch entstand unter Einfluss von Drogen oder Halluzinationen oder es wäre hilfreich, selbst welche zu nehmen, um sich auf das Ganze einlassen zu können. Da mir völlig unklar ist, was dieses Buch ausdrücken wollte, ich aber im Zweifelsfalle dem Gedanken, dass es zu genial für mich war, es zu verstehen, Raum geben möchte, entscheide ich mich für eine mittlere Bewertung.