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Veröffentlicht am 07.06.2023

Zweite Chancen und zweite Blicke

Das Haus der Sommerfreundinnen
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Joanna lebt nach der Scheidung zurückgezogen mit nur wenigen Kontakten. Sie stand lange genug in der Öffentlichkeit, an der Seite eines bekannten TV-Koches, der sie immer wieder betrogen hat. Der übermächtige ...

Joanna lebt nach der Scheidung zurückgezogen mit nur wenigen Kontakten. Sie stand lange genug in der Öffentlichkeit, an der Seite eines bekannten TV-Koches, der sie immer wieder betrogen hat. Der übermächtige Cliff Whitman beherrscht Joannas Leben auch noch nach ihrer Scheidung, ja sogar nach seinem Tod. Denn als ihr Ex-Mann tödlich verunfallt, wird Joanna wieder in die Medien gezerrt. Ebenso Ashley, die anfangs noch unbekannte Beifahrerin, die den Unfall überlebte. Aus erst unerklärlichen Gründen holt Joanna die verletzte und sich einsam fühlende Ashley zu sich, sie fliehen vor der Presse gemeinsam in Joannas Elternhaus, das sie vor Jahren umbauen liess, aber nie selbst darin wohnte.

Die Rückkehr nach Silver Point fällt ihr schwer, denn die letzten 20 Jahre hatte Joanna keinerlei Kontakt mehr mit ihren ehemaligen Freunden. Ein grosses Geheimnis auch hier - weshalb Joanna damals so schnell verschwand, weiss ihre damalige Freundin Meg bis heute nicht. Trotzdem macht Meg den ersten Schritt auf Joanna zu. Und nun ist es Ashley, die Joanna hilft mit der Situation umzugehen.

Die Charaktere in "Das Haus der Sommerfreundinnen" sind toll dargestellt, viele von ihnen bleiben in Erinnerung. Dass Freundschaft in Silver Point hochgehalten wird, fand ich sehr schön. Über die Verschlagenheit einiger Figuren, wenn es um Freundschaften schützen geht, musste ich oft lachen. Aber auch die sich entwickelnde Beziehung zwischen Joanna und Ashley kam glaubhaft rüber.

Für einmal gab es bis auf die Presse keine Bösewichte in der Geschichte. Nicht mal über Cliff Whitman kann man wütend sein, denn Joanna sieht trotz allem auch seine guten Seiten.

Der Schauplatz in Silver Point, ein kleines Städtchen am Meer und Joannas Haus fand ich bezaubernd, die Beschreibungen machen Lust selbst einige Nächte dort zu verbringen und bei Nate und Melanie im Café zu frühstücken.

Ich mochte sehr, wie Sarah Morgan die Geschichte entwickelt. Anfangs dachte auch ich nicht viel über die Schlagzeilen hinaus, doch sobald Joanna die Flucht plant, weiss man, dass da noch viel mehr dahinter stecken muss. Gespannt hab ich gelesen wie Überraschungen, gut gehütete Geheimnisse und tragische Lebensgeschichten bald offenbart werden.

Fazit: Ein toller Roman über zweite Chancen und zweite Blicke - nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Lesenswert!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

eine grossartige Stimme

Das Buch Ana
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Mit "Das Buch Ana" nimmt Sue Monk Kidd uns Leser*innen nach Galiläa mit. Zur Zeit als die Römer das Land regierten und Jesus lebte. Egal, ob man an Jesus der Bibel glaubt oder nicht: der historische Jesus ...

Mit "Das Buch Ana" nimmt Sue Monk Kidd uns Leser*innen nach Galiläa mit. Zur Zeit als die Römer das Land regierten und Jesus lebte. Egal, ob man an Jesus der Bibel glaubt oder nicht: der historische Jesus ist belegt, und sein Charisma muss gross gewesen sein.

Dieses Charisma, eingebettet in die damalige Zeit, fängt die Autorin sehr gut ein. Eng entlang der neutestamentlichen Erzählung lässt sie uns aus Sicht von Ana teilhaben an dem, was hätte sein können, was vielleicht sogar auf die eine oder andere Art und Weise auch war. Sie zieht den Fokus näher ans Alltagsleben ran, erzählt vom Menschen Jesu, von seiner Familie und eben von Ana.

Ana wächst in einer jüdischen Familie auf. Ihr Vater ist Schriftgelehrter im Palast von Herodes Antipas und will seine Tochter verheiraten. Die weigert sich, den auserkorenen Mann zu ehelichen, was ihren Eltern missfällt. Ein Sohn, der den falschen Leuten folgt und jetzt auch noch eine widerspenstige Tochter! Die Lesen und Schreiben kann und dies auch täglich tun will - und Geschichten sammeln. Mit ihrem ganzen Wesen eckt Ana zuhause an. Das geht gar nicht, schliesslich ist der Vater ein Mann von hohem Rang. Ana muss sich einiges gefallen lassen, bis sie endlich auf ihrer eigenen Lebensreise angekommen ist, nur unterstützt von ihrer Tante Yaltha. Viel leichter ist ihr Leben später an Jesus Seite nicht, aber wenigstens lebt sie nun bei dem Mann, den sie liebt. Zumindest lebt sie fast mehr bei seiner Familie, denn Jesus war bekanntlich ja oft unterwegs.

Anas mögliches Leben als Ehefrau von Jesus hat Sue Monk Kidd hervorragend geschildert. Die Autorin hat die damalige Zeit perfekt eingefangen, man merkt, wie akribisch sie recherchiert haben muss. Sie gibt in ihrem Roman den Frauen eine Stimme, die unter dem Patriarchat und dem Machtgehabe einiger Herrscher leiden mussten. "Das Buch Ana" ist ein Lese-Highlight sondergleichen. Es ist toll geschrieben und hat mich als Leserin sofort abgeholt.

Aber es reichte dann doch nicht für die ganzen 5 perfekten Punkte, denn der Roman hatte Längen. Es war enorm viel los und auch wenn es eigentlich alles davon brauchte was erzählt wurde, verspürte ich trotzdem manchmal eine gewisse Langatmigkeit zwischendurch.

Ich hoffe sehr, dass durch diesen Roman, der die Ängste, Wünsche und Sehnsüchte der Charakter dermassen lebendig aufzeigt, viele Menschen weltweit einen anderen, einen näheren Zugang zum biblischen Jesus und seiner Zeit bekommen.

Fazit: Ein mitreissender und absolut fesselnder historischer Roman, eine Zeitreise mit einer grossartigen Stimme.
4.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Geschickt ausgetüftelt

Madame le Commissaire und die Villa der Frauen
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Endlich kann Thierrys umgebaute Villa ihrem neuen Zweck huldigen: es soll ein Ferienort für Frauen werden, die an anderen Orten in Frauenhäusern leben. Eine Gruppe Frauen und Kinder aus Paris, sind die ...

Endlich kann Thierrys umgebaute Villa ihrem neuen Zweck huldigen: es soll ein Ferienort für Frauen werden, die an anderen Orten in Frauenhäusern leben. Eine Gruppe Frauen und Kinder aus Paris, sind die ersten, die einige Wochen in dieser Villa in Fragolin verbringen dürfen. Nicht alle Einwohner des Dorfes sind begeistert über diese temporären Mitbürgerinnen, aber alles in allem ist es eine friedliche Zeit. Bis Manon, eine Frau aus der Villa, mit ihrem Sohn verschwindet.

Isabelle heftet sich an ihre Fersen, sucht bei Verwandten und anderswo und findet schliesslich auf der Insel Porquerolles die mittlerweile tote Frau. Doch wo ist Manons Sohn Noa?

Dieser neunte Band startet toll, ich hab die ersten Seiten im Nullkommanix gelesen - und auch durch die restlichen Seiten hab ich mit Vergnügen geblättert. Isabelle und Apollinaire sind in ihrem Element. Apollinaire besonders, denn Isabelle ist fast zu unvorsichtig unterwegs. Etwas Privates, das mit Nicolas zu tun hat, beschäftigt sie sehr.

Während der achte Band für mich langweilig war, weil ich dort sehr schnell um den Täter wusste, war "Die Villa der Frauen" für mich viel fesselnder und interessanter. Es gibt einige Verdächtige und Apollinaire und Isabelle müssen schon ganz genau hinsehen, um den Täter am Ende zu entlarven.

Einmal mehr kommt man in den Genuss gemeinsam mit den Ermittlern die Gegend zu erkunden. Wenn ich einmal in Toulon bin, würde ich mir die idyllische Insel, die mir bisher nicht bekannt war, gerne ansehen. Ein Reiseführer mit all den Orten, an dem Madame le Commissaire bereits ermittelt hat, könnte man mittlerweile gut füllen.

Dieser Band ist einer der besseren dieser Reihe. Ich wurde einmal mehr sehr gut unterhalten, einige Details machen enorm viel Spass - Isabelles Pistole, die... nein, das verrate ich nicht. Und während man mit dem sympathischen Inselgendarm und Apollinare die Aufzeichnungen der Überwachungskameras anschaut, ist man gespannt, wer darauf zu sehen sein wird. Bis zum Schluss ist fast alles offen, das macht den Fall spannend.

Fazit: Geschickt ausgetüftelter und gelungener neunter Band!
4.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Leben lernen in wundervoller Umgebung

Das kleine Cottage in Cornwall
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Ich weiss noch, als ich Linfoots ersten übersetzten Roman, den ersten Teil der Wedding-Shop-Reihe gelesen habe: die Protagonistin nervte und die Story war sehr oberflächlich. Dennoch hab ich die Reihe ...

Ich weiss noch, als ich Linfoots ersten übersetzten Roman, den ersten Teil der Wedding-Shop-Reihe gelesen habe: die Protagonistin nervte und die Story war sehr oberflächlich. Dennoch hab ich die Reihe durchgelesen und auch ihre weiteren Cornwall-Romane gelesen - die Entwicklung der Autorin ist beachtlich. Hier in ihrem neuesten Roman, "Das kleine Cottage in Cornwall", ist so viel Tiefe mit dabei, die Linfoot luftig-weich verpackt.

Auf den ersten Seiten war ich jedoch erst noch ein wenig verwirrt. Ich wusste nicht, wie ich Edie einordnen soll, so dusselig wie sie sich benahm. Doch dann war schnell klar: Edie hatte einen Schlaganfall, genau vor 133 Tagen - weshalb auch jedes Kapitel mit dem nummerierten Tag seit Tax X überschrieben ist, dazu Edies heroische Leistung, die sie im entsprechenden Kapitel macht. Edie hat keinen Geruchsinn mehr und vergisst Wörter und Namen. Nun soll sie sich in St. Aidan bei ihrer relativ frisch verwitweten Tante Josie erholen.

Es ist eine Zweckgemeinschaft, denn Josies Cottage muss dringend renoviert werden. Das kann Edie noch - nicht mehr so ausdauernd wie früher, aber gelernt ist gelernt. Josie schleppt Edie zu Kursen wie Kalligrafie, Spass mit Stoffen und einigen anderen mehr - Edie soll so langsam wieder schreiben lernen und Josie Leute kennenlernen. Edie schämt sich für ihr Gekripsel, ihre Ausfälle und dass ein schlecht lesender Sechsjähriger besser liest als sie, obwohl ja der Schlaganfall schuld ist. Sie nimmt aber Hilfe an, sobald ihre Krankheit öffentlich wird, was in St. Aidan bekanntlich ja nicht lange dauert. Und so wird sie unterstützt, von Nachbar Barney, vom sechsjährigen Cam, den Kursleiterinnen Loella und Beth und vielen mehr. Alle helfen mit. Sowohl Josie wie auch Edie beginnen sich immer mehr wohl zu fühlen im Periwinkle Cottage. Doch nach dem Sommer soll es wieder in Edies "richtiges" Leben zurückgehen, nach Bath.

Der Roman handelt von Freundschaft und Selbstfindung, ist berührend, witzig und herzerwärmend zugleich. Jede Figur hat ihre eigene Geschichte, doch zusammen kommen sie da durch, stehen einander bei.

Handwerklich (basteln, nähen, malen, renovieren) interessierte Leserinnen kommen auf ihre Kosten. Liebesgeschichten-Leserinnen nur zum Teil, denn Romantik findet dezent und nebenbei statt - wunderbar stimmig erzählt. Der Fokus liegt klar auf dem Thema Freundschaft und gegenseitiger Hilfe, was mir sehr gut gefallen hat.

"Das kleine Cottage in Cornwall" ist ein gut geschriebener Roman mit wundervollen Figuren, voller Wärme und Freundschaft.

Fazit: Eine sehr schöne und emotionale Geschichte mit tollen Charakteren!
4.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Hoffnungsvoll erzählt

Die Schneeflockenmelodie
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Der letztjährige Roman "Das Winterkarussell" hat mir dermassen gefallen, dass ich sofort wusste: den neuen 2021-Roman von Anna Liebig muss ich unbedingt lesen.

Anstatt des Karussell steht nun eine alte ...

Der letztjährige Roman "Das Winterkarussell" hat mir dermassen gefallen, dass ich sofort wusste: den neuen 2021-Roman von Anna Liebig muss ich unbedingt lesen.

Anstatt des Karussell steht nun eine alte Spieluhr im Mittelpunkt. Nina ist fasziniert von der Spieluhr ihrer Grossmutter - kein Wunder, denn beide haben dieselbe Leidenschaft, das Ballett, und haben ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf gemacht.

Maria (im Vergangenheitsstrang) und Nina (in der Gegenwart) sind beide an einem Zeitpunkt in ihrem Leben, an dem sie über ihre Zukunft nachdenken. Sie haben das Reisen satt, welches ihr Beruf als Ballerina mitbringt und wollen ein Zuhause, einen Zufluchtsort für sich selbst finden. Deshalb möchte Maria nicht nach New York gehen, sondern in Wiesbaden bleiben, genau wie Nina aktuell. Junge Männer treten in ihr Leben - und zeigen den beiden Frauen, dass es ausser Ballett auch anderes Schönes gibt.

Anna Liebig erzählt beide Geschichten, die von Maria und die von Nina, erzählt von der Wichtigkeit dieser Wohnung, die Nina wohl behalten, aber ihre Mutter Gabi sofort verkaufen will, weil Maria sie ja nicht mehr brauchen wird.

Diese Geschichten erzählt die Autorin absolut fesselnd und als Leserin leidet und hofft man mit den Akteuren mit, die in den Konventionen ihrer Zeit und ihrer Berufe gefangen sind.

Neben diesen sehr interessanten Lebensgeschichten lässt die Autorin auch hinter die Bühnenvorhänge blicken, zeigt ein Leben, das geprägt ist von Konkurrenzkampf und stark strukturierten Tagesabläufen, die keine Räume bieten für Freizeitspass oder gar Desserts.

Mir haben beide Erzählstränge gleich gut gefallen, und auch die weiteren Figuren fand ich ganz toll gezeichnet, etwa Ninas Nachbarn oder der Spieluhrenmacher, der bei Maria eine wichtige Rolle inne hat. Sie alle machen den Roman zu einem berührenden Leseereignis.

Anna Liebig hat erneut den richtigen Mix, bestehend aus einem tollen Plot und viel vorweihnachtlicher und winterlich verschneiter Atmosphäre, zwischen die Seiten gebracht, weswegen ich "Die Schneeflockenmelodie" ausnahmslos empfehlen kann.

Fazit: Eine wunder- und hoffnungsvolle Geschichte in zwei Zeitebenen, die mitreisst und einfach begeistert.

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