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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2022

Sehr aktuell

Night Boat
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„...Chrissy schaut hinunter zum Meer. Mit einem Mal erstarrt sie. „Was ist das da unten?“ „Was meinst du?“ „Da, unter der Brücke, zum Meer hin, ist etwas Großes, etwas hell Leuchtendes im Wasser...“

Chrissy ...

„...Chrissy schaut hinunter zum Meer. Mit einem Mal erstarrt sie. „Was ist das da unten?“ „Was meinst du?“ „Da, unter der Brücke, zum Meer hin, ist etwas Großes, etwas hell Leuchtendes im Wasser...“

Chrissy und Jack sind nicht die einzigen, denen das Objekt aufgefallen ist. Sogar in Pastor Tims Kirchgemeinde wird darüber gerätselt. Die Gerüchte schießen ins Kraut. Hat die Polizei das anfangs noch als Spinnerei abgetan, ist sie nun zum Handeln gezwungen. Was macht man? Man gründet eine Task Force. Auch Pastor Tim wird dazu berufen.
Der Autor hat erneut einen spannenden Roman geschrieben. Wie gewohnt werden dabei gekonnt Glaubensinhalte integriert.
Wir schreiben das Jahr 2045. Während das Team alle Informationen über das unbekannte Objekt auswertet und auf Relevanz untersucht, werden für Jack und Chrissy wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Das ermöglicht dem jungen Paar, über ein gemeinsames Leben nachzudenken. Beide führen mit Tim intensive Gespräche.

„...Sage ihm, Glaube ist mehr als Wissen – den Glaube gibt Hoffnung. Das tut Wissen nicht...“

Als besonderes Stilmittel lässt mich der Autor ab und an am Leben von Henry teilnehmen, der das fremde Objekt steuert. Was allerdings damit transportiert wird, bleibt lange verborgen.
Während ich in den ersten Bänden Tim als ruhenden Pol kennengelernt habe, der gern über seinen Glauben spricht, zeigt sich hier, dass auch bei ihm manchmal die Emotionen überwiegen. Henry fragt ihn, wie er wieder zu innerer Ruhe finden kann. In dem Moment reagiert Tim erstaunlich unwirsch. Klar ist es der Situation geschuldet, hat mich aber doch überrascht.
Kurze Kapitel, große Schrift und klar gegliederte Absätze sorgen für einen zügigen Lesefluss. Die Spannung ergibt sich durch die schnell wechselnden Handlungsorte.
Obwohl das Buch in der nahen Zukunft spielt, klingen einige sehr aktuelle Themen an.

„...Damals haben wir gesagt, dass seien Flüchtlinge, die zu uns passen, und wir haben sie herzlich willkommen geheißen. […] Aber dann gibt es Flüchtlinge, von denen wir sagen, dass sie nicht zu uns passen, weil ihre Religion nicht passt oder weil ihre Hautfarbe nicht passt. […] Wir versündigen uns an Gottes Schöpfung, wenn wir Menschen diskriminieren...“

Am Ende wird es noch einmal heftig, bevor alle Probleme gelöst sind.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Sehr aktuell

Die Kinder sind Könige
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„...Am 10. November 2019 gegen achtzehn Uhr verschwand Mèlanie Claux` damals sechsjährige Tochter während eines Versteckspiels mit anderen Kindern der Wohnanlage...“

Was war dem vorausgegangen? Mèlanie ...

„...Am 10. November 2019 gegen achtzehn Uhr verschwand Mèlanie Claux` damals sechsjährige Tochter während eines Versteckspiels mit anderen Kindern der Wohnanlage...“

Was war dem vorausgegangen? Mèlanie hatte schon als Jugendliche davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Sie hatte sich bei entsprechenden Fernsehformaten beworben. Gelungen war es ihr nie.
Nach der Geburt ihrer Tochter Kimmy hatte sie die öffentlichen Medien, insbesondere YouTube, für sich entdeckt. Sie erkannte, wie sie damit ihre Kinder zu Stars machen könnte. Mittlerweile gehört sie zu den erfolgreichsten Youtuberinnen.
Die Autorin hat in ihrem Buch ein sehr realistischen Szenarium gestellt. Es geht um die Vermarktung von Kindern in öffentlichen Medien. Als ihre Gegenspielerin tritt die Polizistin Clara Roussel auf. Die hält sich von den sozialen Medien fern.
Die Suche nach dem Kind ist das eine, Zu den wichtigsten Szenen gehören für mich aber die, wo ich Claras Reaktion auf die Filme mit Kimmy und Sammy erlebe. Hier schwingt sehr viel Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen mit. Die Kinder werden manipuliert und instrumentalisiert. Alles ist auf Konsum ausgerichtet. Ein Satz lässt Clara nicht mehr los

„...Es ist eine Welt, deren Existenz unsere Vorstellungen übersteigt...“

Gekonnt werden Verhörprotokolle in das Buch integriert. Gleichzeitig darf ich Clara beim Betrachten der Videos über die Schulter schauen. Dabei fällt auch die folgende Bemerkung:

„...Sie nutzt ihre Kinder aus, um Kohle zu machen, und ich bin nicht der Einzige, der das denkt...“

Für die Kinder gibt es keine Privatsphäre mehr. Alles wird geteilt. Mit stereotypischen Sätzen wird dem Zuschauer Liebe vermittelt. Wie weit Mèlanie davon weg ist, wird sich später in ihren Handlungen zeigen.
Was wird aus diesen Kindern? Im Buch erlebe ich es noch bei Kimmy und Sammy. Ein letztes Zitat soll die Gefahr veranschaulichen, die das Ganze birgt.

„...Irgendwann wird man sich auch mit den Kindern beschäftigen müssen, die sich so was jeden Tag anschauen. Und mit der Werbung, dir sie kilotonnenweise schlucken, ohne das jemand etwas davon mitbekommt...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Was wie eine Zukunftsversion klingt, ist heute Alltag und in der Realität angekommen.

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Veröffentlicht am 14.06.2022

Gelungene Fortsetzung

Jahre der Veränderung
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„...Ich weiß, ich weiß. Die Sache von damals. Aber das Leben geht weiter, meine Liebe. Und du willst doch nicht als alte Jungfer enden...“

Elfi wird konkret. Sie will, dass Edith wieder ausgeht und Spaß ...

„...Ich weiß, ich weiß. Die Sache von damals. Aber das Leben geht weiter, meine Liebe. Und du willst doch nicht als alte Jungfer enden...“

Elfi wird konkret. Sie will, dass Edith wieder ausgeht und Spaß hat. Doch das ist nicht so einfach.
Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung ihrer Saga geschrieben. Wir befinden uns im Jahre 1929. Die drei Freundinnen arbeiten nach wie vor als Hebammen. Edith bringt zusätzlich in einer Beratungsstelle für Frauen ein. Luise unterrichtet die Hebammen - Schülerinnen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Luise, Margot und Edith. Margot hat sich in einen Arzt verliebt. Doch der ist verheiratet. Ihre Freundinnen warnen sie. Luise verarbeitet den Tod ihres Verlobten, indem sie sich ins Berliner Nachtleben stürzt. Oft und gern ist sie dabei bei Elfi zu Gast.
Aber das Berliner Leben beginnt seine Leichtigkeit zu verlieren. Die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Auf den Straßen duellieren sich die linke und die rechte Szene nicht nur mit Worten.
Edith bekommt zu spüren, dass sie als Jüdin angefeindet wird.

„...“Stern“, wiederholt die Frau, ohne auf Ediths Äußerung, ihre Berufsbezeichnung betreffend, einzugehen. „Das ist jüdisch, oder?“ Edith bejahte verdutzt. Eine solche Frage hatte ihr bisher noch niemand gestellt. „Dann gehen Sie wieder. Holen Sie eine anständige Hebamme. Ich will von Ihnen nicht angefasst werden.“...“

Immer wieder darf ich die Hebammen in den Kreißsaal begleiten. Doch nicht jedes Kind wird mit Freude empfangen. Manches vergrößert die Not der Familie. Deshalb zeiht sich ein Thema wie ein roter Faden durch das Buch: Das Recht der Frau auf Abtreibung. Allerdings ist die Zeit für diese Forderung nicht reif. Zwar nimmt die Beratung zur Vorbeugung einer Schwangerschaft zu, aber dunkle Wolken am Horizont werden selbst diese kleine Flamme ersticken. Im Jahre 1933 werden alle Beratungsstellen geschlossen.
Besonders Edith steht oft vor schwierigen Entscheidungen.

„...“Du weißt, dass ich dein Tun nicht gutheißen kann“, sagte sie und sah Sonja ernst an. „Prostitution ist eine Straftat, und du bist noch sehr jung.“...“

Allerdings ist es schon ein Fortschritt, dass mancher zu ihr kommt und nach Kondomen fragt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die Einbindung der gesellschaftlichen Veränderungen geben der Geschichte ihr besonderes Flair.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Wenn dir keiner glaubt...

Schwarz Wald Nacht
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„...Jetzt stand sie da, mit ihrem alten Rucksack, der sich viel zu leicht für eine Flucht anfühlte, und den pochenden Herzen in der Brust. Sanne sagte sich in Gedanken: Ich brauche nicht mehr, mehr brauche ...

„...Jetzt stand sie da, mit ihrem alten Rucksack, der sich viel zu leicht für eine Flucht anfühlte, und den pochenden Herzen in der Brust. Sanne sagte sich in Gedanken: Ich brauche nicht mehr, mehr brauche ich nicht. Ich brauche nur Matthias, und den hole ich, wenn ich kann...“

Kurz nach ihrer Volljährigkeit flieht Sanne aus ihrem Elternhaus. Matthias ist ihr kleiner Bruder. Das Leben läuft nicht so, wie sie es sich gedacht hat. Die Polizei glaubt ihr nicht. Jetzt, nach neun Jahren, kehrt sie zurück in das Dorf ihrer Kindheit. Matthias hat sie darum gebeten, an der Beerdigung der Oma teilzunehmen. Noch ahnt Sanne nicht, wie viele der alten Wunden wieder aufgerissen werden.
Die Autorin hat einen fesselnden und teilweise schockierenden Krimi geschrieben. Dabei bezieht sich schockierend vor allem auf das Handeln der Familie und des Gesetzeshüters.
Der Schriftstil unterstützt die spannende Handlung und bringt die Düsternis mancher Szene voll zur Geltung. Gleichzeitig werden Sannes innere Verletzungen deutlich herausgearbeitet.
Auf den Weg ins Heimatdorf läuft Sanne eine Frau fast vor das Auto und verschwindet dann im Wald. In der Gaststätte informiert sie den Dorfpolizisten, der mit dem Vater am Stammtisch sitzt Die Reaktion des Vaters lautet:

„... Dein Leben muss ja ein tolles Abenteuer sein, wenn du es neun Jahre lang nicht mehr nach Hause geschafft hast. Aber keine Sorge, außer deiner Mutter und deiner Oma, Gott hab sie selig, hat dich niemand wirklich vermisst...“

Jochen, der Polizist, glaubt ihr erneut nicht. Am nächsten Tag wird die Frau gefunden – tot. Der Fall landet bei Hauptkommissarin Petra Wolf. Sanne aber misstraut der Polizei. Das kann ich ihr nicht verdenken. Das sorgt allerdings dafür, dass sie nicht immer logisch handelt. Noch ahnt sie nicht, wie tief der Fall mit ihrer Familie verbunden ist.
Die Dorfgemeinschaft hält zusammen. Jeder kennt jeden. Also kann nicht sein, was nicht sein darf. Und wer geht, ist Täter, nicht Opfer. Das lässt man Sanne deutlich spüren. Nur Jochen ahnt mittlerweile, dass er einen gravierenden Fehler gemacht hat. Ihn zu korrigieren, fehlen ihm Kraft und Mut.

„...Er kannte sie alle, die Geheimnisse und Lügen, hinter denen sich die Menschen so selbstverständlich versteckten, und musste trotzdem mit ihnen sprechen. Er betete, dass seine Geheimnisse niemals offenbar würden...“

Die Personen werden gut charakterisiert. Da ist der Vater, der im Dorf gut vernetzt ist und Deshalb das Vertrauen genießt. Die Mutter glaubt, im Leben vieles recht gemacht zu haben. Sie hat sich untergeordnet, obwohl ihr der Bauernhof gehört. Die Tochter bezichtigt sie der Lüge.
Sanne selbst hat sich ein eigenes Leben aufgebaut. Doch die alten Wunden sind nur übertüncht, nicht verheilt. Das wir an vielen Stellen deutlich. Allerdings ist ihr Überlebenswille stark gestiegen.
Ab und an kommt der Täter zu Wort.

„...Er wusste, was er zu tun hatte. Eine andere Wahl hatte er nicht. Dass tat ihm nicht leid; es musste so sein, damit er in Ruhe weiterleben konnte...“

Sanne ahnt nicht, dass auch sie auf der Liste des Täters steht.
Ganz schwierig sind die Szenen, als die Mutter wieder Kontakt zu Sanne sucht. Mehrmals lässt mich die Autorin einen Blick in die Vergangenheit werfen. Dadurch kann ich Sannes tun nachvollziehen. Auch Matthias` Mahnung an Sanne bringt keine Wende.

„...Sie hat geweint, weil du sie nicht sehen willst...“

Sanne ist noch nicht so weit. Zu schmerzlich sind die Erinnerung an Unverständnis und Tatenlosigkeit.
Am Ende wird der Fall gelöst. Dann ist nichts mehr, wie es war.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Spannende Geschichte

Ein Bruder für Luca
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„….Ich hatte ein Dach über den Kopf, jeden Tag zu essen und auch sonst mangelte es mir an nichts...“

Das klingt nach einer glücklichen Kindheit. Doch die materielle Seite ist nicht alles. Der 13jährige ...

„….Ich hatte ein Dach über den Kopf, jeden Tag zu essen und auch sonst mangelte es mir an nichts...“

Das klingt nach einer glücklichen Kindheit. Doch die materielle Seite ist nicht alles. Der 13jährige Jean lebt bei seinem Vater in Frankreich. Was er vermisst, ist dessen Liebe. Dadurch nehmen die Spannungen zwischen beiden zu. Häufig ist Jean deshalb bei seinem Freund Marcel. Dort lernt er wirkliches Familienleben kennen. Nun stehen die Sommerferien vor der Tür und beide werden sich kaum sehen, da ihre Urlaubsplanungen unterschiedlich laufen. Bei Jeans Vater gibt es keine Diskussion. Er entscheidet. Manchmal aber spielt das Leben völlig anders.
Der Autor hat einen spannenden Kinder- oder Jugendroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil passt zur Zielgruppe. Das Geschehen wird von Jean erzählt.
Die Personen werden gut charakterisiert. Anfangs ist Marcel der Aktivere. Er ist schneller im Entscheiden, während Jean erst abwägt.
Später lerne ich noch den 10jährigen Luca kennen. Der wird so beschrieben:

„...Niemand musste ihm gefallen, um von ihm gemocht zu werden, und das spürten die Leute...“

Um es anders auszudrücken: Luca ist ein kleiner Sonnenschein.
Jean ist auf dem Weg zu Strand, als ihn ein Fremder anspricht. Bei seiner Rückkehr findet er diesen im Gespräch mit dem Vater. Ungesehen hört er Teile davon. Sie bringen sein bisheriges Leben ins Wanken.
Wenige Stunden später macht sich Jean mit Marcel heimlich auf den Weg, um den Fremden zu suchen. Er will die Wahrheit wissen. Für beide beginnt das Abenteuer ihres Lebens.

„...Egal, wie gut man etwas überlegte, das Leben hatte seine eigenen Regeln. Es war unmöglich, immer alles richtig zu machen...“

Das erleben beide mehrmals auf ihrer Reise. Sie treffen auf Hilfsbereitschaft, aber auch auf Gewalt. Ihre Freundschaft wird mehr als einmal gefordert.
Zwei besonderes Highlights hat der Autor an verschiedenen Stellen eingearbeitet. Zum einen hat Jean eine außergewöhnliche Gabe, von der er bisher nichts wusste. Er sieht, wenn das Leuchten im Auge erlischt. Zum anderen hat er heftige Träume, die kursiv wiedergegeben werden und Bilder des Lebens zeigen.
Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Sie ist über weite Strecken im realen Leben angesiedelt. Das bedeutet auch, dass Freude und Trauer, Missverständnisse und Versöhnung nicht ausbleiben. Jean reift in dieser Zeit.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Altersmäßig würde ich es frühestens ab 11 Jahren empfehlen.

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