Das Chaso geht weiter!
Da hat Denton Little sein eigenes Todesdatum unerwarteter Weise überlebt, doch von Freude kann keine Rede sein: wie sich herausstellt, hat seine leibliche Mutter ihn als Fötus mit einem Virus geimpft, ...
Da hat Denton Little sein eigenes Todesdatum unerwarteter Weise überlebt, doch von Freude kann keine Rede sein: wie sich herausstellt, hat seine leibliche Mutter ihn als Fötus mit einem Virus geimpft, der das Todesdatum auslöscht. Denton kann und soll diesen Virus weitergeben. Sie will damit ihrer Untergrundbewegung ein Druckmittel verschaffen, die Datierungspflicht aufzuheben. Sie selbst ist an ihrem geplanten Todestag abgetaucht. Denton wusste nichts davon und erlebt auf seiner Flucht vor der DIA einige haarsträubende Dinge. Nebenbei erfährt er, dass so gut wie jeder all das wusste, nur er nicht. Doch alles, was er will, ist seinen Freund Paolo zu retten, dessen Todestag ebenfalls bevorsteht. Nur klappt das alles nicht so, wie es seine Mutter geplant hatte. Eine irre Odyssee beginnt …
Nun musste ich doch ein ganzes Jahr auf die Fortsetzung warten – aber es hat sich gelohnt! Denton ist so cool und sarkastisch, wie eh und je – aber es fehlt ihm auch nicht an Selbstironie. Das macht ihn extrem sympathisch.
Lance Rubin geht in diesem Band einem Teil der Fragen nach, die mir nach dem ersten Band lange im Kopf herumschwirrten. Er hat es geschafft, diverse Sichten und Lösungen zu präsentieren, ohne dabei die jugendlichen Charaktere zu altklug oder kindisch werden zu lassen. Im Gegenteil, ich finde, es ist ihm ausgezeichnet gelungen, die Gedanken und Gefühle der 16-18jährigen einzufangen und darzustellen. Besonders V gefällt mir sehr. Sie hat eine ganz eigene Art, mit Gefühlen umzugehen, weiß das auch und steht dazu. Und Denton darf ganz hormongeplagter Junge sein, der aber dennoch versucht, alles richtig zu machen und dabei oft genug grandios – und für den Leser urkomisch - scheitert.
Lance Rubin ist sich selbst treu geblieben. Er hat auch diesmal nicht krampfhaft die Jugendsprache bemüht, sondern sie sehr gut dosiert eingesetzt. Bei den Wendungen in diesem Band kommt man – wie Denton – manchmal kaum hinterher, sich neu auszurichten und zu überlegen, wie Denton wohl jetzt am besten handelt. Einige Dusseligkeiten von Denton hätte ein Erwachsener wohl vermieden – aber dafür anderen Blödsinn angestellt.
Auch diesmal sind Familie und Freundschaft zentrale, wichtige Themen. Die Freundschaft von Denton und Paolo wird in „Tot war ich gestern“ auf eine harte Probe gestellt. Denton selbst wird mehrfach und bei ganz verschiedenen Gelegenheiten in Versuchung geführt. Dennoch schwingt Rubin nicht die Moralkeule, sondern zeigt, dass Teenager eben Teenager sind.
Vom ersten Band übernommen hat der Verlag auch die kleinen Kreuze bei den Seitenzahlen und die Särge bei den Kapitelnummern. So hat man gleich einen Wiedererkennungswert. Super! Ob es einen weiteren Band geben wird, vermag ich nicht zu prognostizieren. Einerseits ist die eigentliche Geschichte abgeschlossen und rund, andererseits ergeben sich dennoch neue Fragen und Möglichkeiten. Ich lasse mich überraschen! Auf alle Fälle würde ich sehr gerne mehr von Lance Rubin lesen.
Ich hatte an diesem Band genauso viel Freude, wie an „Bin mal kurz tot“. Auch diesmal bleiben Fragen im Hinterkopf, die nicht so schnell loslassen. Doch weniger um die Fortsetzung, als um die Zukunft und welche Möglichkeiten auf welchen Gebieten sie uns wohl bringen könnte. Vielleicht ist es nicht die anspruchsvollste Literatur für Jugendliche, aber in meinen Augen um Klassen besser, als so mancher Vampir- oder Endzeit-Roman. Ich bewerte diesen Band ebenfalls mit fünf Sternen.